Engelstunden. Iris Paxino

Engelstunden - Iris Paxino


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sind die Einblicke, die ein einzelner Mensch hier haben kann, nur winzige Mosaiksteine in einem unermesslich vielfältigen kosmischen Geschehen. Durch meine persönliche Arbeit und meinen psychologisch-therapeutischen Schwerpunkt bin ich mit der Welt des Seelischen vertraut. Entsprechend waren auch meine Fragen an die Engelwelt gestellt. So zeigte sich durch diesen Austausch vorwiegend das Engelwirken ins Menschenseelische hinein. Ganz anders hätte sicherlich ein Arzt gefragt. Der Blick auf Wirkungen des Geistigen ins Menschenleibliche hinein hätte ganz andere Facetten des Engel-Tuns beschrieben. Und wieder anders würde es etwa bei einem Landwirt sein oder bei einem Pädagogen. Die Wege, die das Ich des Menschen sucht, um Wirkungen des Geistigen zu erforschen, sind also individuell verschieden. So kann auch dieses Buch nur einzelne Aspekte der wunderbaren, lichten Engelwelt umgreifen – mehr nicht.

      Der weiße Engel kam, nach dieser ersten Februarbegegnung, erneut; von da an stets in Begleitung eines weiteren, großen, grün-goldenen Engels. Gemeinsam mit meinem Schutzengel haben mir diese beiden unerwartete Zusammenhänge aufgezeigt und mich durch viele lehrreiche und zutiefst berührende Erlebnisse geführt. Von allen Begegnungen, die ich mit der Engelwelt haben durfte, waren die Zusammenkünfte mit ihnen die für mich prägendsten. Mit ihnen konnte ich die innigsten Gespräche führen, von ihnen konnte ich am meisten lernen. So nenne ich sie ‹meine Lehrerengel› und danke ihnen für diese unaussprechlich kostbaren Geschenke mit aller Liebe meines Menschenherzens.

      ENGEL, WER SEID IHR?

      «Aber in dem Augenblicke,

       wo das Bewusstsein aufwacht

       und imaginativ wird,

       erfüllt sich diese ganze Sinneswelt,

       oder besser gesagt sogar,

       sie verwandelt sich

       in eine Welt webender Bilder.

       Diese Welt webender Bilder,

       sie zeigt sogleich

       in sich eingewoben die Welt der

       Angeloi, der Engel.»1

       Rudolf Steiner

      In der Rangordnung der himmlischen Wesen, die sich aus dem Schoße der Trinität entfalten, bilden die Engel die neunte Hierarchie. Neun Chöre in jeweils drei Gruppierungen gestalten die geistigen Entwicklungsstufen zwischen der Göttlichen Dreifaltigkeit und der Erdenwelt der Menschen. Alle Himmelschöre, aus dem göttlichen Schöpfungsprinzip geboren, zugleich aus dem Wirken der jeweils Höheren ‹herausgesetzt›, lassen unterschiedliche Prinzipien des Werdens walten. Sie vertreten unterschiedliche Stufen geistiger Bewusstheit und somit geistigen Daseins.

      Die Engelhierarchie gab es bereits vor der Schöpfung des Menschen, sie vollzog und vollzieht auch weiterhin Schritte eines eigenen Entwicklungsgangs. Die Menschheit folgt ihr in einem sie selbst charakterisierenden Reifezyklus, bei dem sie zugleich von allen höheren Hierarchien durchdrungen und getragen wird.

      In dieser überaus weisheitsvoll gewebten kosmischen Architektur sind die Engel die den Menschen am nächsten stehende Wesensordnung. Sie auf der einen Seite und die Elementarwesen auf der anderen Seite sind unsere nächsten Gefährten und Helfer. Innig mit unserer Welt verbunden sind auch die Verstorbenen und die Ungeborenen, doch diese bilden keine für sich selbst stehende Hierarchie. Sie sind Menschenwesen, nur eben in einem nicht inkarnierten Zustand; sie sind ‹wir selbst›, nur auf der ‹anderen Seite›. Wenn wir also die Menschheit in all ihren Entwicklungsstadien als eine Gesamtheit denken, so sind die unmittelbar an sie angrenzenden Hierarchien die Engel auf der geistig-himmlischen Ebene und die Elementarwesen auf der geistig-irdischen Ebene.

      Auch wenn die neun Himmelschöre eine ‹hierarchisch› gegliederte Struktur haben, so bedeutet das nicht, dass die Engel als neunte Hierarchie lediglich der darüberstehenden Stufe der Erzengel dienen. Sie sind allen Hierarchien hingegeben und haben teilweise einen unmittelbaren Bezug zu viel höheren Sphären. Es gibt beispielsweise ‹Engel des Christus›, also solche, die direkt dem Christus dienen, ‹Engel der Himmelsmutter›, ‹Engel des Vatergottes›, also Engel, die direkt einem bestimmten Aspekt der Trinität unterstehen. Durch ihr eigenes Sein repräsentieren sie einen bestimmten geistigen Zusammenhang, wirken ganz in seinem Sinne und vermitteln zwischen ihm und den anderen Seinsebenen. Wenn wir uns zum Beispiel in einem innigen Gebet an das Wesen des Christus wenden, dann erscheinen ganz unmittelbar um uns herum Engel, die dem Christus dienen. Wenn wir existenzielle Fragen in Bezug auf Leben und Tod stellen, und das in einer zutiefst aufrichtigen, demutsvollen Haltung tun, dann kann, in einem Gnadenmoment, ein Engel des Vatergottes vor uns aufleuchten. Die Hierarchien der Himmelswesen stellen demnach nicht eine rigide lineare Struktur dar, sondern bilden Welten gegenseitiger Durchdringung, die wie ein lebendiges Wasser sich in harmonischer Bewegung fließend bedingen. Ein Wesen wirkt stets durch das andere hindurch, eine Realität bildet sich durch eine andere ab, jede der anderen dienend, sich gegenseitig offenbarend und darstellend. Und so ist es auch mit den Engeln: Sie sind den höheren, sie lenkenden Hierarchien hingegeben, und zugleich dienen sie auch uns, denn auch wir sind Teil dieser Geisteswelten, die in einer weisheitsvoll abgestimmten Wechselbeziehung zueinander stehen.

      Das Sein und Wirken der Engel ist also stets eingebettet in ihren Zusammenklang mit der höheren geistigen Welt. Sie agieren aus einem inneren Licht heraus, welches kosmischer Natur ist und zugleich ihre eigene Seinssubstanz bildet. Sie selbst konstituieren gesamte Welten selbstloser, unmittelbarer Hingabe, die von geistigem Licht und von Himmelsliebe durchwoben sind. Ihre Verbundenheit mit der Erdenwelt ist Bestandteil dieser kosmischen Gesamtkomposition; zugleich stellt sie eine selbst auferlegte Hinwendung zu uns dar. Die Anteilnahme der Engel und ihr von Liebe getragenes Wirken uns gegenüber ist bedingungslos. Weisheit, Liebe und Licht sind ihre Wirkungsprinzipien und zugleich auch die realen Schöpfungssubstanzen allen Seins. So entsprechen die Engel ganz dem Strom der reinen, ewigen Wirklichkeit und umschließen uns als Menschheit in diesem mannigfaltigen, wunderbaren Schöpfungsgebilde.

      Wenn wir die Engel selbst fragen, wer sie sind, dann können wir, als Fragment, folgende Antwort vernehmen:

       «Unsere Hierarchie ist die Hierarchie des Weisheitslichtes, von Liebe durchdrungen sind unsere Wesen. Unsere Welten leuchten in allen Farben der himmlischen Harmonien. Liebe, Licht und Weisheit, im Eins-Sein des Vatergottes verbunden, bilden das Schöpfungsprinzip dieses Kosmos. Dieses Schöpfungsprinzip der Einheit entfaltet sich als Heilige Dreiheit, die sich dann selbst in manigfaltige Aspekte und Entwicklungsstufen ergießt. All diesen Stufen des Himmlischen dienen wir ganz aus unserer Wesenhaftigkeit heraus, die erhabenen Impulse der Höheren durch uns selbst euch weiter vermittelnd. Auch sind wir diejenigen, die eure Impulse den Höheren, dem Kosmos übermitteln. Vermittler sind wir also – doch nicht nur: Substanz aus unserer Substanz haben wir geopfert, damit ihr, Menschheit, zu dem gelangen könnt, was ihr ‹die Menschenwürde› nennt. Ja, eines Tages wird sie eure sein. Bis dahin jedoch pflegen wir sie euch, tropfenweise, liebend, ein. Mit ihr, durch sie gelangt ihr zu den Christus-Kräften, die eure Iche Seiner würdig werden lassen. Geschenkt wird euch vom Kosmos euer ganzes Sein, und wir vertrauen darauf, mit Christus uns vorausschreitend, dass auch ihr selbst Geschenk einst werdet: Ihr könnt die Erde, durch euch selbst erlöst, den Himmeln übergeben. So schließt sich dann ein Ring des Seins, den ihr, mit uns und allen Himmlischen, aus eurer selbst errungenen Freiheit neu gebildet habt.

       Wir sind mit euch auf diesem langen Weg des Werdens. Wir tragen euch, und segnen euch, und hören niemals auf, euch wahr und licht zu lieben. – So sei es, bis ans Ende der Zeiten.»

      Die Verbindung der Engel zu uns Menschen ist eine besondere, denn sie lassen durch sich selbst den Himmel in uns gegenwärtig sein. Sie vermitteln die Wirkungen aller Hierarchien, und zwar in spezifischer Weise für jeden einzelnen Menschen. Sie durchweben unsere Wesensglieder, stützen uns in unserer geistigen Aufrichtekraft, durch die unser Menschenwesen mit der Zeit zu seiner wahrhaftigen Würde gelangen kann. Dadurch ‹erheben› sie uns ein Stück weit und befähigen uns, nicht nur Erdenmenschen, sondern zugleich auch Himmelswesen zu sein.

      Der Blick der Engel ist stets auf das Gute gerichtet, auf das Zukunftspotenzial eines jeden von uns und auf


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