Engelstunden. Iris Paxino
und das vernimmt man ganz unmittelbar in ihrer Gegenwart. Wenn man sie selbst danach fragt, was ‹heilig› ist und warum sie ‹heilig› wirken, dann antworten sie: «Heilig bedeutet: ‹Aus der Kraft des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes›. Das ist heilig: ‹aus der Kraft der Trinität›.»
Ein Weiteres: Engel sind lichtvoller, schöner, erhabener, vielgestaltiger und in ihrer Ausstrahlung ergreifender als alle Gemälde und bildlichen Darstellungen, die wir kennen. Wenn wir uns innerlich auf sie einstimmen, sehen wir sie als innig-anmutige Lichtwesen in mannigfaltigen Ausdifferenzierungen, in unterschiedlichen Größen, in differierenden Haltungen, Merkmalen und Physiognomien. Keinesfalls sind die Engel ‹gleich›. So wie wir Menschen in der Gesamtgestalt immer als ‹Mensch› wahrgenommen werden können, so zeigen sich auch die Engel in einer erkennbaren ‹Engelgestalt›. Doch wie jeder Mensch auf Erden sein ganz eigenes, individuelles Aussehen hat, so zeigen sich Engel auch in ganz vielseitigen, ausdifferenzierten Ausdrucksgestalten.
Sie erscheinen uns, als ob sie in wunderschönen ‹Lichtschleiern› gekleidet wären, die in ganz feinen, durchscheinenden Farben leuchten. Diese ‹Schleier› sind nicht etwas ‹außerhalb› des jeweiligen Engels, sondern stellen die eigene Seelenleiblichkeit der Engel dar, sie gehören ganz unmittelbar zu ihrem Wesen dazu. Die Gewandfarben der Engel sind zugleich Ausdruck ihrer individuellen Aufgabe und ihres Wirkungsbereiches. Ein Friedensengel zum Beispiel erscheint immer weiß, oder in einem Weiß, welches ganz leicht gelb-gold durchsetzt ist. Ein solcher Engel könnte nicht rötlich erscheinen, denn das würde nicht seiner charakteristischen Natur entsprechen. Die Farbigkeit der Engel spiegelt also ihren Auftrag und ihre Bestimmung wider.
Manche Engel sind in einer einheitlichen Farbe ‹eingekleidet›. Bei den meisten kann man jedoch mehrere Farben wahrnehmen, die in sanften Verläufen ineinander übergehen. Einige Engel haben um ihr Haupt ein besonderes Leuchten, wie einen goldscheinenden Aura-Kranz andere nicht. Von den für uns gewohnten irdischen Eindrücken ist das feine, durchschimmernd-lebendige Leuchten der Regenbogenfarben das Einzige, das man mit den Farbgebungen der Engelgewänder vergleichen könnte. In der geistigen Welt gibt es jedoch in einer gleichen Farbnuance weit mehr Differenzierungen, als wir das von unserer irdischen Sinneswelt her kennen. Es gibt zum Beispiel Weißtöne, die sich in ihrer ‹Gestimmtheit› unterschiedlich anfühlen, obwohl sie alle ganz weiß ‹aussehen›. Christus dienende Engel sind in ihren Gewandfarben strahlend weiß, und die Engel der Himmelsmutter sind ebenfalls strahlend weiß, und trotzdem trägt ihre Farbigkeit eine etwas anders geartete Wirkung in sich, an welcher man sie unterscheiden kann.
Wenn Engel gleichen Aufgabenbereichen unterstehen und in Gruppen tätig sind, dann erstrahlen sie auch entsprechend in der gleichen Farbe. Durch unseren ungeübten Blick können wir dabei den Eindruck haben, dass sie sich zum Verwechseln ähnlich sind. Doch wenn wir unsere innnere Aufmerksamkeit länger darauf richten, bemerken wir, dass auch diese gruppenbildenden Engel durchaus unterschiedlich sind. Ihr Antlitz und ihre Haltung haben immer auch etwas Individuelles, und die Gewänder weisen, obwohl sie sich in den genau gleichen Nuancen zeigen, doch feine Detailunterschiede auf.
Es gibt nicht männliche und weibliche Engel, wie wir es vom Menschengeschlecht her kennen. Es gibt jedoch Engel, die überaus kraftvoll, groß, aufrecht und sehr entschieden bis streng wirken können und die wir eher als ‹männlich› bezeichnen würden. Und es gibt Engel, die in ihrer Wirkung vorwiegend eine berührende, verständniserfüllte Milde und eine sanfte, umhüllende Wärme ausströmen. Diese würden wir dann eher als ‹weiblich› bezeichnen. Engel verkörpern durch ihre Gestalt also unterschiedliche Aspekte des Geistigen, denen sie entsprechen. Diese Merkmale bilden zugleich die Grundqualitäten ihres eigenen Wirkens ab.
Auch können wir bei den Engeln feststellen, dass ihr Inneres und ihr Äußeres immer im Einklang miteinander sind. Das ist anders als bei uns Menschen, denn wir können durchaus etwas nach außen darstellen, was sich in unserem Inneren ganz anders gestaltet. Ein Mensch kann zum Beispiel überaus freundlich wirken und sprechen, dabei aber etwas Abfälliges denken, etwas Negatives empfinden, sogar etwas Böses tun. Bei den Engeln ist es nicht so. In ihrem Wesen gibt es keine Widersprüche und Diskrepanzen, keine ‹Brüche›. Rudolf Steiner beschreibt es folgendermaßen: «Der Mensch ist fähig, etwas wahrzunehmen und andere Vorstellungen in seinem Inneren zu erwecken, auch zu äußern, als sie den Wahrnehmungen entsprechen. Die Möglichkeit der Lüge besteht bei den Wesenheiten der dritten Hierarchie, wenn sie ihre Natur beibehalten, nicht. (…) Diese Wesenheiten müssen im Reich der absoluten Wahrheit leben, wenn sie sich überhaupt erleben wollen. (…) Und jede Abweichung von der Wahrhaftigkeit würde diese Wesenheiten betäuben, ihr Bewusstsein herabstimmen.»2
Wesen und Erscheinung der Engel sind also übereinstimmend und bilden zugleich eine Einheit mit ihrer Mission. Ihr unterstes Wesensglied ist ihr ätherischer Leib, der jedoch feiner gewebt ist als der menschliche. Ihr astralischer Leib ist ihr eigentlicher ‹Lebensleib›, also das, was bei uns das Lebendige unseres Ätherleibes ausmacht.
Auf die Frage nach ihrer Erscheinung und Beschaffenheit geben die Engel folgende Hinweise:
«Wir sind aus Licht gewebt.»
«Was bedeutet das?»
«Eure Substanzialität ist aus den vier Elementen gewoben, die dem Irdischen eigen sind, aus unterschiedlichen Ätherqualitäten und aus sehr ausdifferenzierten Astralsubstanzqualitäten. Bei uns ist es so, dass wir nicht einfach aus ‹Äther› sind, sondern vorwiegend aus Lichtäther, aber mit weiteren Ätherqualitäten gemischt, die unserer jeweiligen Natur und Beschaffenheit entsprechen. Das Seelische, das uns belebt und sich in unserer ‹Farbigkeit› darstellt, ist ein weit durchgeistigteres, reineres Astralisches als bei euch, es ist ein ‹höheres›, ‹geläutertes› Seelisches. Und dieses macht gar nicht unser ‹Empfinden› aus, sondern ist uns nur Lebensleib. Unser ‹Empfinden› und ‹Denken›, unser inneres Sein ist bereits geistig.
Das Seelische ist euch Innenleben, uns ist es – in einer geläuterten Qualität – Lebensleib, wie euch der Ätherleib. Du siehst einem Engel an seiner Erscheinung sofort sein ‹Seelisches› an, weil das schon sein ‹lebendiger Leib› ist. Und darin drückt sich zugleich sein Geistiges aus, weil er eins ist mit sich selbst.
Ihr seid das noch nicht, werdet es aber im Laufe eurer Entwicklung durch die Inkarnationen. Einige geistige Wesen können sich durchaus verstellen, aber wenn man sie in ihrer eigentlichen Gestalt sieht, erkennt man sofort ihre Geistigkeit, da diese eins ist mit ihrer seelischen Erscheinungsform. Bei euch Menschen spiegeln sich in den jeweiligen Inkarnationen jeweils nur bestimmte Aspekte eures Wesens in eurer Erscheinung wider. Das Geschulte, das Erlittene, das Erarbeitete sieht man einem Menschen auch an. Aber er kann sich noch sehr verbergen und verstecken, wie Luziferische auch. Das wird in einigen Jahrtausenden nicht mehr möglich sein. Euer Antlitz wird sichtbar die Außenseite eurer Innenseite werden.»
Die luziferischen Engel können also anders erscheinen, als sie sind, sie können sich verstellen, die Gestalt eines anderen Wesens annehmen, können uns etwas vormachen und uns hereinlegen. Auch die ahrimanischen Wesen können diese Eigenschaften haben, doch nur sehr bedingt, denn sie sind nicht Meister im Spiel mit dem Licht.
Ganz anders ist es bei den Engeln des wahrhaftigen Lichts. Ihr Äußeres entspricht ihrem Inneren in harmonischer Übereinstimmung, sie bilden eine völlige Einheit und stellen somit als Gesamtgestalt eine ‹verkörperte Wahrhaftigkeit› dar. Zugleich ist ihre Erscheinung nicht so unveränderlich wie unsere physische Gestalt. Sie ist wandlungsfähig und bringt dadurch unterschiedliche Ebenen des Eingebunden-Seins in ihren jeweiligen Wirkungsfeldern zum Ausdruck.
Bei Festlichkeiten des geistigen Geschehens, wie zum Beispiel in den Heiligen Nächten, erscheinen die Engel in prächtigeren, feierlicheren Gestalten, so als ob ihre Gewänder ‹fedriger›, eindrücklicher und leicht ausladender wären. Immer wieder erstaunte und bewegte mich diese Wahrnehmung.
Eines Tages schaute ich mir eine weiß-hellgräuliche Vogelfeder an, die ich im Garten gefunden hatte. Sie war vom Ansatz her bis zu ihrer Hälfte ganz flauschig und weiß; ab der Hälfte zur Spitze hin war sie ausladender