Gesundheitsförderung für Lehrpersonen und Schulleitungen. Departement Bildung, Kultur und Sport Aargau
H.-G. (2013). Schulentwicklung kompakt. Modelle, Instrumente, Perspektiven. Weinheim: Beltz.
Ruf, U. & Badr, N. (2002). Dialogischer Unterricht als pädagogisches Versuchshandeln. Instruktion und Konstruktion in einem komplexen didaktischen Arrangement. In: R. Voß (Hrsg.): Unterricht aus konstruktivistischer Sicht. Die Welten in den Köpfen der Schüler. Neuwied: Luchterhand, S. 66–84.
Sacher, W. (2009). Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bewährte und neue Wege für die Primar- und Sekundarstufe. 5. Auflage. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Schaarschmidt, U. & Fischer, A.W. (2013). Lehrergesundheit fördern – Schulen stärken. Ein Unterstützungsprogramm für Kollegium und Leitung. Weinheim: Beltz.
Schaarschmidt, U. & Kieschke, U. (Hrsg.) (2007). Gerüstet für den Schulalltag. Psychologische Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer. Weinheim: Beltz.
Schratz, M. (1998). Schulleitung als change agent: Vom Verwalten zum Gestalten von Schule. In: H. Altrichter, W. Schley, & M. Schratz (Hrsg.): Handbuch zur Schulentwicklung. Innsbruck, Wien: Studien-Verlag, S. 160–189.
Schratz, M. (2004). Schule als Organismus. Gesunde Schule braucht Schulentwicklung. Vortrag zu Schule & Gesundheit am 24.3.2004 in Frankfurt am Main.
Seitz, H. & Capaul, R. (2005). Schulführung und Schulentwicklung. Bern, Stuttgart, Wien:
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Sieland, B. (2008). Nachhaltige Gesundheitsförderung – als Entwicklungsarbeit von Lehrerinnen und Lehrern. In: G. Brägger, N. Posse & G. Israel (Hrsg.) (2008): Bildung und Gesundheit. Argumente für eine gute und gesunde Schule. Bern: hep verlag, S. 389–469.
Steiner G. (2004). Lernen – 20 Szenarien aus dem Alltag. Bern: Huber.
Storch, M. (2014). Das Zürcher Ressourcen Modell ZRM: Ressourcen aktivieren mit Motto-Zielen. In: J. Schaller & H. Schemmel (Hrsg.): Ressourcen. Ein Hand- und Lesebuch. Tübingen: dgvt, S. 247–259.
Helmut Heyse
■ Kapitel 2 Leitbilder
Kompass fürs Leben
Mit »Leitbild« bezeichnen wir Vorstellungen – eben Bilder – davon, wie wir in unseren verschiedenen beruflichen und privaten Rollen »richtig« handeln, um in Einklang mit uns selbst zu sein, von anderen akzeptiert zu werden oder bestimmte Ziele zu erreichen.
Es ist Victor Frankl zuzustimmen, wenn er sagt: »Im Gegensatz zum Tier sagt dem Menschen kein Instinkt, was er muss, und im Gegensatz zum Menschen in früheren Zeiten sagt ihm keine Tradition mehr, was er soll – und nun scheint er nicht mehr recht zu wissen, was er eigentlich will« (Frankl 2013, S. 24). Deswegen bleibt uns nicht erspart, für unsere verschiedenen Aufgaben und Rollen selbst Leitbilder zu entwickeln oder im Lauf unserer Sozialisation übernommene Leitbilder kritisch zu prüfen. Davon handelt dieses Kapitel; es möchte Sie animieren, sich mit Ihren Leitbildern auseinanderzusetzen.
2.1 Leitbilder als Orientierungshilfe
Leitbilder haben auf unseren beruflichen und privaten Alltag sowie auf unsere mittel- und langfristige Lebensperspektive prägenden Einfluss. Sie motivieren uns – bewusst oder unbewusst – zu bestimmtem Verhalten, Fühlen und Denken und halten uns von anderen Verhaltensweisen und Gedanken ab. Sie geben uns Orientierung, welche Ziele wir für uns selbst erstrebenswert finden und anstreben wollen. Sie steuern unsere Interaktionen, d. h., was wir bei anderen bewirken wollen und was sich andere uns gegenüber erlauben dürfen. Sie geben dem Einzelnen gleichsam wie Normen Entscheidungshilfe und Vergewisserung über das für ihn richtige Denken und Handeln. Wir rechtfertigen damit unser Tun und Lassen vor uns selbst und gegenüber anderen, und wir fühlen uns im Reinen, wenn wir uns leitbildgemäß verhalten. Dabei schreiben wir unseren Leitbildern unterschiedliche Grade von Verbindlichkeit zu. Es gibt solche, die unbedingt beachtet werden müssen, für die wir auch notfalls kämpfen, andere sollten nach Möglichkeit befolgt werden und wieder andere entsprechen eher dem Motto »nice to have«.
2.2 Leitbilder entscheiden über die Akzeptanz von Veränderungen
Leitbilder entscheiden auch mit, ob und wie wir uns auf Veränderungen einlassen. Ein Vorsatz, ein Bedarf oder ein Bedürfnis nach Veränderung werden mit größerer Wahrscheinlichkeit realisiert, wenn sie mit den Forderungen aus unseren Leitbildern zusammenpassen (Sieland & Heyse, 2010). So ist zu erwarten, dass z. B. Vereinbarungen in einem Kollegium, so weit wie möglich offene Unterrichtsformen zu praktizieren, vermutlich von den einzelnen Lehrpersonen zuverlässiger eingehalten werden, wenn sie selbst der Überzeugung sind, dass Schülerinnen und Schüler auch lernen, wenn sie Spielräume in Bezug auf Inhalte, Wege und Zeiten erhalten.
2.3 Leitbilder sind rollenspezifisch
In den verschiedenen Rollen im privaten und beruflichen Feld gelten unterschiedliche Leitbilder, z. B. als (Ehe-)Partner oder Partnerin, Mutter/Vater, Sohn/Tochter, Bruder/Schwester bzw. als Lehrperson, Kollegin und Kollege, Klassen-/Fachlehrerin oder -lehrer, Führungsperson, Autofahrerin, Restaurantbesucher usw. Bernhard Sieland spricht von »Rollenhaushalt« (Sieland & Heyse, 2010). Diese Leitbilder müssen keineswegs konsistent sein; sie können in den verschiedenen Rollen und Lebensräumen sogar diametral auseinanderfallen. Die liebevolle Mutter kann sich als Lehrerin ihren Schülerinnen und Schülern gegenüber durchaus abweisend und erniedrigend verhalten.
Rollenspezifische Leitbilder können einander sogar widersprechen und uns in innere und äußere Konflikte bringen. Das Bemühen z. B., die beruflichen Anforderungen möglichst perfekt zu erfüllen, kann kollidieren mit dem gleichzeitig bestehenden Leitbild vom fürsorglichen Familienvater oder dem engagierten Verbandsfunktionär.
2.4 Leitbilder entwickeln sich
Leitbilder entwickeln sich in der Regel ohne die bewusste Entscheidung einer Person, so zu sein oder zu werden wie eine andere Person. Zunächst sind sie überwiegend an den Menschen des engeren und weiteren Umfelds ausgerichtet. Die Interaktion mit den ersten Bezugspersonen lässt uns lernen, welches Verhalten, Denken, Sprechen in Familie, Schule und Freundeskreis akzeptiert wird und welches nicht, welche Lebensmaximen gelten. Werden diese Erfahrungen verinnerlicht, zur eigenen Handlungsorientierung übernommen, bekommen sie – oder aber ihr Gegenteil – Leitbildcharakter. Die Pubertät ist die Zeit, in der diese frühen Leitbilder infrage gestellt, durch andere ersetzt werden – manchmal nur vorübergehend, bis man merkt, dass sie doch nicht so schlecht waren.
Mit zunehmender Erweiterung des persönlichen Horizonts steht prinzipiell eine sehr facettenreiche Palette an Mustern zur Verfügung: religiöse, ethisch-moralische, philosophische, politische, wirtschaftliche, pädagogische Konzepte, Ideen, Theorien, Ziele, Orientierungen – oder auch »öffentliche« Personen aus Literatur, Sport, Musik, Fernsehen usw. Sich daraus einen roten Faden für den Lebensplan zu knüpfen (Keupp, 2013), ist eine Herausforderung. Frühere Generationen – vor nicht allzu langer Zeit – konnten da auf bewährte Lebensmuster zurückgreifen (siehe Zitat V. Frankl), die quasi als »Schnittmuster« für die Lebensführung (Keupp et al., 2006) dienten. Die Individualisierung einerseits und die globalen Angebote von Lebensentwürfen andererseits machen es zu einer geradezu »unternehmerischen Leistung« (Bröckling, 2007), seinen Lebensweg zu gestalten.
Allerdings halten unsere Leitbilder nicht »ewig«; sie verändern sich – z. B. in den Lebensphasen, mit unserer persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung und als Reaktion auf die Entwicklungen der Rollenpartner (Willi, 2007). Auch gesellschaftliche, ökonomische, ökologische und politische Veränderungen