Perfect Imperfections. Cardeno C.
»Du musst am Griff rütteln.« Er zog seinen Gürtel heraus und schob seine Jeans nach unten.
»Was bedeutet das?«
Okay, also vielleicht nicht genau so. Bessere Toiletten wären gut. »Lass es. Ich kümmere mich in einer Minute darum.« Nachdem er seine Jeans auf seine Kommode geworfen hatte, damit er sie am nächsten Morgen wieder tragen konnte, schnappte er sich ein Kissen vom Bett und ging zurück in den Wohnbereich.
»Okay!« Die Badezimmertür öffnete sich und Jeremy kam heraus. »War nur Pipi.«
Reg hielt inne. »Pipi?«
Jeremy nickte.
»Wie alt bist du?«
»Einunddreißig. Warum? Wie alt bist du?«
»Ich bin sechsundzwanzig und habe vor mehr als zehn Jahren aufgehört, Pipi zu sagen. Merkst du was, Alter?«
»Hä?«
»Vergiss es.« Reg schüttelte den Kopf und schaute Jeremy liebevoll an. »Du bist zu dicht, um dich an dieses Gespräch zu erinnern.« Er schob das Kissen an Jeremys Brust. »Hier. Schlaf gut.«
»Ich bin nicht dicht«, widersprach Jeremy, aber es war halbherzig. Er klang zu müde, um seinen Kommentar richtig infrage zu stellen. Er kehrte zur Couch zurück, legte sich hin und schlief, seiner gleichmäßigen Atmung nach zur urteilen, in Sekunden ein.
»Du bist ein cooler Typ, Jeremy Jameson«, sagte Reg und schaute seinen wunderschönen Gast an. »Du solltest nicht nur so tun müssen, als ob du jemanden in deinem Leben hast, der bei dir sein will.« Mit einem Seufzer drehte er sich um und machte sich bettfertig.
***
Ein paar Bier waren genug, um ihm zu helfen, gut zu schlafen, aber nicht genug, dass er unter einen Felsen kriechen und sterben wollte, anstatt aufzustehen. Da er wusste, dass Jeremy nicht so gut gelaunt sein würde, versuchte Reg am nächsten Morgen, leise zu sein, als er das Bad benutzte, seine Zähne putzte und den Kaffee machte. Er kochte nicht gern, also hatte er nicht viel Essen im Haus, aber er hatte einige Bagels in der Tiefkühltruhe und seinen standardmäßigen Vorrat an Bananen auf der Theke. Er nahm welche für Jeremy und machte sich sein übliches Proteinshake-Frühstück, wobei er die Zutaten im Mixer ließ und ihn nicht einschaltete, um seinen Hausgast nicht zu wecken.
»Urgh.«
Das erbärmliche Stöhnen von seiner Couch ließ ihn herumwirbeln.
»Fühlt sich an, als ob ich von einem Truck überrollt wurde«, wimmerte Jeremy. Oder zumindest dachte Reg, dass es das war, was er gesagt hatte. Es kam in einem fast unverständlichen Murmeln.
»Wurdest du auch.« Er füllte ein Glas mit Wasser und schüttelte ein paar Aspirin aus der Dose, die er neben dem Kaffee aufbewahrte. »Einem Biertruck.« Als er zu Jeremy ging, sagte er: »Setz dich hin.«
»Ich will nicht.« Jeremy griff nach dem Kissen und bedeckte sein Gesicht damit.
Lachend nahm Reg das Kissen und entdeckte ein wunderschönes Gesicht, auch wenn es mit Furchen durch die Couch übersät war. »Trink das.«
»Hngh.«
»Lass mich nicht deinen erbärmlichen Hintern kitzeln, um dich aufzuwecken, Superstar.«
»Wenn du mich kitzelst, pinkle ich.«
»Ich steh nicht auf so was, also setz dich auf und trink dein Wasser wie ein braver, einunddreißigjähriger Junge.«
Damit fing sich Reg einen finsteren Blick ein,
»Oho, sieh mal, wer sauer ist. Du musst deine Gliedmaßen erst mal zum Laufen bringen, wenn du mich hauen willst.« Er zeigte auf die Couch. »Setz dich.«
»Ich bin kein Hund.« Murrend setzte er sich auf und legte dann sofort seine Hand auf die Stirn und stöhnte. »Ich brauche Kaffee.«
»Wasser zuerst.« Reg nahm seine Hand, hielt sie hoch und schob das Glas hinein. »Nimm auch die Aspirin.« Er legte die Tabletten in Jeremys leere Hand. »Ich besorge dir eine Banane und einen Bagel.«
»Und danach kann ich Kaffee trinken?«, fragte Jeremy und sah unglücklich aus.
Unfähig, der schläfrigen, morgendlichen Version des bereits jetzt entzückenden Kerls zu widerstehen, tat Reg, was er seit der letzten Nacht wollte, und zerzauste seine Haare. »Ja, dann kannst du Kaffee trinken.«
Er ließ Jeremy sein Wasser trinken und nahm eine Banane und einen Bagel. Er hatte einen Schritt Richtung Couch gemacht, als Jeremy sagte: »Oh, und wegen letzter Nacht.«
Er gab sich einen innerlichen Klaps auf den Rücken, weil er kaum stammelte. Reg wusste, dass Jeremy sein Angebot zurückziehen würde. »Ja?«
»Wenn ich diesen Kater überlebe, gilt das Angebot noch.« Er rieb sich die Augen. »Was sagst du?«
Reg tauschte das leere Glas gegen die Banane aus und legte den Bagel auf den Tisch. »Du willst der Welt sagen, dass du schwul bist, damit du jemanden hast, der dich auf Tour begleiten kann?«
»Lass es nicht so verzweifelt klingen, ja?« Er schälte die Banane. »Du hast keine Ahnung, wie es ist, dein ganzes Leben von Leuten für ihren Mist benutzt zu werden.« Er seufzte. »Es ist ermüdend.«
Er kniete vor Jeremy nieder, damit sie auf Augenhöhe waren, und wies ihn darauf hin, was er für offensichtlich hielt: »Aber du würdest mich bezahlen, damit ich mitkomme. Ist das nicht dasselbe?«
»Nein.« Jeremy schüttelte den Kopf, dann stöhnte er und ließ die Banane los, um sich an die Schläfen zu fassen.
Mit einem Lachen nahm Reg die Banane und gab sie ihm zurück.
»Danke.« Jeremy räusperte sich, was noch schläfrig klang. Es war sexy. »Sag mir, warum du bereit bist, mit mir auf Tour zu gehen.«
»Äh, wenn ich Musik hören, die Welt sehen, gutes Bier trinken und herumhängen kann …« Reg hielt inne, überlegte, was fehlte, und sagte: »Warum sollte ich nicht mitkommen?«
»Siehst du? Das ist es, was ich meine.« Jeremy nahm einen Bissen von seiner Banane und sprach weiter, während er kaute. »Jeder, mit dem ich ausgegangen bin, sagte, er wolle mit auf Tour kommen, damit er bei mir sein könne. Aber weißt du was? Was sie wollen, ist, die Dinge zu tun, die sie genießen. Das Rote-Teppich-Zeug und dass sie überall sein können, aber der Rest langweilt sie, und mit mir allein zu sein, nervt sie, und dann werden sie angepisst und sauer und ich muss mich nicht damit beschäftigen, während ich arbeite. Es ist schwer genug, Nacht für Nacht auf der Bühne zu sein, okay? Wenn ich das tun muss, was ich hasse, brauche ich jemanden, der mir hilft, nicht jemanden, bei dem ich mich entschuldigen muss oder was auch immer. Und ich brauche Freizeit, wenn ich Freizeit habe.« Er nahm noch einen Bissen. »Weißt du, was ich meine?«
»Mhm.« Reg kaute auf seiner Oberlippe herum. »Ich glaube, schon.«
»Bei dir ist es anders. Du kommst nicht mit, um etwas zu erreichen. Du willst da sein. Außerdem wirst du für die Kameras lächeln, aber du wirst nicht sauer werden, wenn du nicht derjenige bist, auf den sie sich konzentrieren. Du wirst mit den Journalisten Späße machen, die übrigens dein ganzes tätowiertes Muscle-Boy-Ding lieben werden, aber du wirst nicht sauer werden, wenn sie nichts über dich schreiben.« Er grinste, die Banane war auf seinen Zähnen verschmiert. »Es ist perfekt.«
Reg nickte und überlegte, was Jeremy gesagt hatte. »Du weißt, dass ich keine Frau bin, oder?«
Jeremy musterte ihn von oben bis unten, hob die Augenbrauen und sagte: »Äh, ja.«
»Und es ist okay für dich, wenn die Welt denkt, Jeremy Jameson sei schwul, nur damit wir ein paar Bier trinken können und ich mich mit dir vor diesen nervigen Leuten zeige?«
»Sicher. Warum sollte es mich kümmern, was sie darüber denken?«
»Manche Leute kümmern sich um diese Art Zeug.«
»Ich bin Musiker,