Die Kraft, die aus der Liebe wächst!. Hermine Merkl

Die Kraft, die aus der Liebe wächst! - Hermine Merkl


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wir mit den Jahren nicht nur jünger im Geist, sondern um vieles reifer. Und ich hoffe auch weiser, denn darin liegt für mich der große Gewinn, den uns unsere Lebensjahre bescheren.

      Heute kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich die besten Eltern hatte, die ich mir nur aussuchen konnte, um genau das zu lernen, was meine Seele, und damit letztlich auch ich lernen sollte und wollte. Ohne das Dazutun meiner Eltern hätte ich vermutlich an mein Leben niemals so viele Fragen gestellt. Niemals nach dem Sinn meines Lebens und der Wahrheit hinter allem gesucht. Hätte unter Umständen ein völlig anderes Leben geführt, als mich auf den Weg zu machen, um nach den wirklichen Ursachen zu suchen, die mich in der Mitte meines Lebens in genau die Situation gebracht hatten, in der ich damals war. Inzwischen kann ich für dies alles sehr dankbar sein und schaue mit Wertschätzung sowie mit einem viel tieferen Verständnis und mit viel mehr Liebe auf meine Eltern.

      Zwar war eine gewisse Art von Liebe zu meinen Eltern schon immer da, doch gab es da auch etwas, was ich sehr, sehr lange Zeit nicht wirklich beim Namen nennen konnte, was die Liebe zu meinen Eltern, speziell zu meiner Mutter, auch betrübt hatte. Und letztlich sogar dazu führte, dass ich mich mit all den Gefühlen, die in mir waren, oft wie eine Gefangene fühlte.

      Erst heute kann meine Liebe zu ihr ungehindert und frei fließen. Dafür musste ich zunächst durch den Schmerz gehen und mir all der Dinge bewusstwerden, die unsere Liebe zueinander blockierten. Inzwischen weiß ich, dass ich in der Beziehung zu meiner Mutter keine Ausnahme bin. Bereits seit Jahrhunderten war es Generationen von Frauen und Töchtern in zunehmendem Maße nicht mehr möglich, gemeinsam den Weg ihrer Herzen in Liebe und Verbundenheit zu gehen. Diesen Frauen eine Antwort darauf zu geben, was damit im Zusammenhang stehen kann, war mein Beweggrund, dieses Buch zu schreiben, um die Erkenntnisse daraus mit ihnen zu teilen.

      Dieses Buch, dessen Erstentwurf ich in den letzten drei Monaten des Jahres 2020 schreiben durfte, war und ist für mich das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich mir in diesem Jahr dank der Gnade und Liebe Gottes selbst machen konnte. Zu jeder Zeit war Gott für mich da und half mir über jeden Moment des Zweifelns, des Verzagtseins, der Traurigkeit, des „Geburtsschmerzes“ hinweg. Dank seiner Liebe und Unterstützung konnte ich diesen Weg bis zu Ende gehen, auch wenn es manchmal ein sehr einsamer und beschwerlicher, dafür aber auch ein sehr erkenntnisreicher „Lehr-Pfad“ war.

      An so mancher Weggabelung war ich anfangs stehen geblieben und wusste mir nicht mehr zu helfen. Dann nahm er stets meine Hand und führte mich. Half mir über sehr viele meiner Ängste hinweg, sodass ich mir jedes einzelne „Geröllfeld“, auf dem sich der Ballast von Jahrzehnten hinweg aufgetürmt hatte, noch einmal genauer anschauen konnte. In all der Zeit, in der ich Stein für Stein umdrehte, um nach den wahren Ursachen meiner physischen und psychischen Situation zu sehen, waren meine himmlischen Freunde stets an meiner Seite, sodass ich mich zu keiner Zeit in der Gefahr sah, in eine der „Gletscherspalten“ zu fallen, denen ich mich von Zeit zu Zeit gegenübersah.

      Heute ist es für mich äußerst interessant zurückzublicken und zu sehen, wie alles ineinander verflochten war. Für mein erstes Buch Meine Seele will endlich fliegen. Raus aus der Ohnmacht, rein in die Schöpferkraft! brauchte ich genau neun Monate, bis ich dieses Buchprojekt unter so manchen Schmerzen vergleichbar mit denen eines natürlichen Geburtsvorgangs gebären konnte. Dass mich dieses erste Buch auf seine Art und Weise so gut auf mein zweites Buchprojekt vorbereiten sollte, war mir damals noch nicht klar.

      Erst heute weiß ich, dass ich mich erst durch die Vielfalt meiner Themen, die an der Oberfläche lagen, hindurchzuarbeiten hatte, um überhaupt einen Zugang zu den tiefer liegenden Bereichen zu bekommen. Dabei galt es jede Menge alten Ballast loszulassen, den ich bis dahin im Rucksack meines Lebens mit mir trug. Manchmal frage ich mich, wie das mein Körper überhaupt so lange Zeit aushalten konnte. Mich wundert, dass ihm die „Sicherungen“ (Nerven) nicht schon viel, viel früher durchgebrannt sind.

      Doch wäre mir dies alles bereits früher passiert, hätte ich vermutlich die Stärke noch nicht gehabt, um mich ganz und gar auf den Weg so einzulassen, wie ich dies in den letzten Jahren tat. Heute bin ich mir sicher, dass alles genauso kommen sollte, wie es war. Fürs Erste sollte ich lernen, all die Dinge im Außen loszulassen, um mich voll und ganz dem hinzugeben, was mir noch geblieben war. Nach und nach begann für mich ein völlig neues Leben, in dem ich nicht mehr länger eine Suchende im Außen war, sondern mich immer mehr auf mein Innerstes zu konzentrieren begann.

      Das, was ich im Buch über die Erziehung thematisiere, hat nur zum Teil mit mir zu tun. Das meiste davon geht auf Beobachtungen zurück, die ich im Laufe von 27 Dienstjahren als Lehrerin und Schulleiterin machen konnte. Selbstverständlich bringe ich hier keine Fallbeispiele aus der täglichen Praxis. Meine Erläuterungen beruhen viel mehr auf einer Zusammenfassung der Erkenntnisse, die ich im Laufe der Zeit aufgrund meiner Beobachtungen machen konnte. So fließen immer mehrere Einzelbeobachtungen in einer Aussage zusammen. Zudem konnte ich vieles auch dadurch lernen, besser zu verstehen, da ich mir bei den Gesprächen mit Eltern und Kind immer beide Seiten angehört hatte. So zeigte sich mir oft, was der wirkliche Auslöser für bestimmte Differenzen zwischen Eltern und Kind bzw. auch zwischen Lehrer und Kind war.

      Das Ergebnis meiner Fragen an das Leben im Hinblick auf die Liebe und unsere Beziehungen sehen Sie hier. Ich freue mich, wenn ich diese Antworten mit Ihnen teilen kann und danke Ihnen für Ihr Interesse an meinem Buch.

      Herzlichst

      Hermine Merkl

      Einleitung

      Warum ein Buch über Liebe und Erziehung?

      Meine Motivation, dieses Buch zu schreiben, war es nicht, einen Erziehungsratgeber zu schreiben, um zu sagen: „Liebe Eltern bzw. liebe Berufskollegen, macht es so oder so und Ihr habt später keine oder weniger Probleme mit den Kindern.“ Nein. Das wäre überzogen. Das erlaube ich mir nicht, weil mir bewusst ist, dass jeder von uns selbst erst in die ihm eigenen Werte von Erziehung hineinwachsen muss. Das ist mir vor allem sehr stark durch die Zusammenarbeit mit jungen Kollegen (Referendaren) bewusst geworden. In Summe wird jeder von uns (egal ob als Eltern, Erzieher oder Lehrer) so manches falsch, aber auch vieles richtig machen, um letztlich den Erziehungsstil mit genau den Variablen zu finden, der am besten zur eigenen Person passt.

      Was mir mit diesem Buch am Herzen liegt, ist, mit Ihnen darüber zu reflektieren, warum es in leider sehr vielen Fällen den Anschein hat, dass Erziehung trotz so vieler Ratgeber scheinbar so wenig gelingt. Lassen Sie mich von daher mit Ihnen gemeinsam darüber nachdenken, warum sich so viele Kinder und Jugendliche ungeliebt, unverstanden, ungerecht behandelt und insofern auch als benachteiligt sehen. Und warum immer mehr Jugendliche und Pädagogen Burnout und Depression diagnostiziert bekommen bzw. man in den Gesprächen auch bei den Eltern sehr oft eine Art von Burnout feststellen kann.

      Woher kommt das? Worin besteht die Wurzel allen Übels? Worauf lässt sich diese Überforderung zurückführen, die sich quer durch alle Bildungs- und Gesellschaftsschichten zieht? Warum leiden Kinder und junge Erwachsene heute bereits mit 14, 15, 16 Jahren an einer schweren Depression, die es ihnen nicht mehr möglich macht, mit Freunden in Kontakt zu sein, die Schule erfolgreich zu besuchen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Manche von ihnen laufen sogar Gefahr, sich in Gedanken an Suizid oder diversen anderen Selbstzerstörungsmustern zu verlieren.

      Für mich stellen sich hier immer Fragen über Fragen. Auf die eine oder andere möchte ich näher eingehen und erlaube es mir dabei, die verschiedensten Arten von Erziehung kritisch zu betrachten sowie sie auf ihre Sinnhaftigkeit hin zu prüfen.

      Mit meinen Ausführungen möchte ich weder Eltern noch Lehrern irgendwelche Verhaltensweisen als ungerechtfertigt vorwerfen. Ich möchte sie vielmehr zum Nachdenken anregen. Die Beispiele sind – bis auf den Part, in dem ich Ihnen von mir erzähle – so gewählt, dass sie real sein könnten, doch sie lassen sich niemandem zuordnen. Das einzige Anliegen, das ich habe, ist, bestimmte Erziehungs- und Beziehungsmuster aufzuzeigen, sodass es möglich wird, den Fokus einmal ganz bewusst auf das zu richten, was im Bereich von Erziehung und Beziehung alles falsch laufen kann, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg nach diesen Mustern erzogen wird.

      Dieses exemplarische Vorgehen soll ausschließlich der Reflexion


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