Die Kraft, die aus der Liebe wächst!. Hermine Merkl
Kind „herauszuformen“, was in ihm angelegt ist.
So wie beim Bildhauer kommt es auch in der Beziehung zwischen Eltern und Kind auf den Start in das Leben an. Bereits hier gilt, dass Kinder, die bewusst und mit Liebe gezeugt werden, bessere Startbedingungen haben als Kinder, deren Eltern viel zu wenig auf die Möglichkeit einer Empfängnis und Schwangerschaft vorbereitet sind. Werden Kinder zudem in Lebensumstände hineingeboren, die für Eltern wie Kind stressauslösend sind, wirkt sich auch dies auf die Erziehung aus und legt sich wie ein Schleier über die Beziehung zwischen Eltern und Kind.
Für eine gute Erziehung braucht es immer beide! Eltern und Kind. Damit das Kind als Fundament für Erziehung Vertrauen in sein Gegenüber gewinnen kann, muss der Grundstein für eine gelingende Beziehung die Liebe sein. Mit ihr steht und fällt im Grunde genommen alles. Sie ist es, die es dem Kind erst ermöglicht, sein Herz zu öffnen, Vertrauen ins Leben sowie Vertrauen in die Person des Erziehers zu haben.
Erziehung, Beziehung und Leben gelingen,
wenn wir auf die Kraft der Liebe vertrauen!
Die Natur bzw. Gott hat es schon sehr intelligent eingerichtet, dass der Geburt eines Kindes eine neunmonatige Schwangerschaft vorausgeht, denn so haben die künftigen Eltern Zeit, sich auf die Ankunft des Kindes vorzubereiten. Mit je mehr Liebe und Vorfreude sie hier gemeinsam sämtliche organisatorische Belange angehen, die an die Geburt des Kindes geknüpft sind, umso mehr zeigen sie auch hier dem Kind, wie sehr sich seine Eltern auf den kleinen Erdenbürger freuen. Egal, ob das die Wahl der Möbel, die Einrichtung des Kinderzimmers oder die Erstausstattung des Babys betrifft, ihre Liebe zum Detail, mit der sie das Ganze aussuchen, erreicht das Kind.
Wichtig ist außerdem, dass die Partner sich früh genug Gedanken über die Erziehung des Kindes machen, denn ist das Kind erst einmal da, kann im Falle eines Falles zwischen den Eltern nicht erst die Diskussion geführt werden, was jeder Einzelne von ihnen unter Erziehung versteht.
Umso wichtiger ist es, sich bereits in der Zeit der Vorbereitung auf das Kind dahingehend zu besprechen, was die gemeinsame Werte und Ziele als Familie sind. In aller Regel müssen sich hier erst beide Partner über ihre eigenen Wünsche und Erziehungsvorgaben bewusstwerden. Diese dann jeweils mit dem anderen besprechen, um letztlich gemeinsam zu einer guten Kompromisslösung zu finden. Was hier helfen kann, sind Fragen wie:
Inwiefern wird das Kind mein eigenes Leben verändern?
Wie steht es um meine Bedürfnisse im Hinblick auf das Kind und die Partnerschaft?
Inwiefern wird es unser gemeinsames Leben verändern?
Wie sehr bin ich/sind wir bereit dazu?
Welcher Kompromiss ist für mich/für uns denkbar?
Was können wir tun? Wo bedürfen wir der Hilfe anderer? (z. B. finanziell)
Welche Vorstellung habe ich von den Aufgaben eines Vaters?
Worin bestehen für mich die Aufgaben der Mutter?
Was fand ich gut an der Art und Weise, wie ich selbst erzogen wurde? Was lehne ich ab?
Wie möchte ich mein Kind erziehen?
Was sind meine Werte? Was ist mir wichtig?
Welche Wünsche und Vorstellungen haben wir von Familie?
Was ist uns als Mann und Frau wichtig auch im Hinblick auf unsere Partnerschaft?
Wo gibt es Überschneidungen? Wo Differenzen? Wie können wir diese lösen?
Ab wann ist für uns eine Betreuung außer Haus wichtig?
Was ist unsere Motivation, unser Kind schon relativ früh in die Hände anderer Betreuer (Kindertagesstätten, Tagesmutter o. Ä.) zu geben?
Welche Alternative gibt es hierzu?
Was ist für uns der beste Weg?
Sind wir uns der Konsequenzen dieser Entscheidung bewusst?
Wie können wir dennoch bestmöglich für unser Kind da sein?
Was sind unsere Prioritäten? …
Je besser sich die werdenden Eltern mit der Beantwortung dieser und ähnlicher Fragen auf die neue Lebenssituation mit Kind vorbereiten, umso weniger Diskussion wird es im Nachhinein geben, da die meisten Verbindlichkeiten durch diese vorbereitenden Gespräche bereits thematisiert sind. Auch wenn es uns nicht bewusst ist, so öffnen bereits diese gemeinsamen Absprachen dem Kind Tür und Tor, damit es sich im Kreis der Familie wirklich angenommen und wohlfühlen kann. Von Gespräch zu Gespräch wird es quasi „begrüßt“ und im gemeinsamen Leben aller in Liebe willkommen geheißen.
Neben den ganzen organisatorischen Belangen und Gesprächen kann das Kind aber auch durch regelmäßige Rituale von beiden Eltern auf das Freudigste begrüßt werden. Egal ob mit einem Entspannungsbad für Mutter und Kind, einer schönen Bauch- oder Fußmassage, mit Streicheln oder anderen Zärtlichkeiten. Eltern dürfen davon ausgehen, dass diese ganzen herzöffnenden Gesten beim Kind genauso gut ankommen, wie Entspannungsmusik oder Worte, die dem Kind signalisieren, wie wichtig es ist. Worte wie: „Ich weiß, ich kann dich noch nicht wirklich sehen, aber ich kann dich fühlen, erahnen, spüren, wahrnehmen. Mit dir bereits von Herz zu Herz in Verbindung treten. Ich freue mich auf dich. Ich werde mein Bestes geben.“ …
Das für alle Beteiligten Glücklich-Machende ist, wenn sich beide Eltern aus freiem Willen für die Hingabe und Herzöffnung ihrem Kind gegenüber entscheiden.
Die Übernahme der Aufgaben der Erziehung bedeuten für die Eltern aber auch ein Bewusstwerden darüber, dass ihre Entscheidung für ein Kind auch entsprechende Konsequenzen und Verpflichtungen für sie selbst haben wird. Dessen sollte sich jeder bereits möglichst früh bewusst werden und sein Handeln danach ausrichten bzw. auch darüber ganz offen mit dem Partner sprechen. Es ist keinem von beiden gedient, wenn der eine im romantisierenden Idealismus von einer eigenen Familie träumt, während der andere für sich eher die Schwere der Verpflichtung auf seinen Schultern abgeladen fühlt. Bevor die Entscheidung für ein Kind fällt, sollten sich beide Partner bewusst darüber sein, dass ein Kind keine „Ware“ ist, mit der man für gewisse Zeit „spielt“. Dass man sie je nach Lust und Laune dann wieder beiseitelegt, weil einem die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse wichtiger erscheint als sich für das Kind und die gemeinsame Familie verantwortlich zu fühlen.
Es muss beiden Partnern klar sein, dass die Entscheidung für ein Kind bedeutet, dass man für mindestens die nächsten 15 bis 18 Jahre die Verpflichtung eingegangen ist, sich um den jungen Erdenbürger zu kümmern und bestmöglich für ihn zu sorgen.
So gesehen liegt es auch in der Verantwortung der Eltern, sich regelmäßig und immer wieder aufs Neue in Liebe für das Kind zu entscheiden. Auch dann, wenn von Anfang an vielleicht nicht immer alles gleich so glatt und stressfrei läuft, wie man es sich vielleicht gedacht und erträumt hat.
Wie in jeder Beziehung wird es auch in der Erziehung eines jungen Menschen immer wieder einmal Konflikte geben. Das liegt einfach in der Natur der Sache. Lassen wir uns von einem solchen Sturm jedoch verunsichern und beginnen gar an uns selbst als Erzieher oder am Kind zu zweifeln, droht unser gemeinsames Schiff der Beziehung unterzugehen. Haben wir als Erwachsene jedoch unser Bestes gegeben, dürfen wir sehr wohl darauf vertrauen, dass selbst noch nach ein paar Tagen mit Sturm, Hagel und Gewitter der andere auf uns genauso liebevoll wieder zugehen wird, wie dies auch für uns wieder möglich ist, weil unsere Beziehung aus einem Fundament der Liebe besteht.
Ist der Ärger wieder verflogen und hat sich die überhitzte Luft (die Wut) geklärt, ist es dringend anzuraten, mit dem Kind in aller Ruhe ein Gespräch sowohl über die Angelegenheit selbst als auch über die Gefühle, die durch den Streit entstanden sind, zu führen, denn wie sollte ein Kind sonst jemals lernen, dass zum Leben sowohl die Liebe als auch hin und wieder einmal die Auseinandersetzung mit dem anderen dazugehört.
Wird die Situation für alle Beteiligten im positiven Sinne geklärt, haben sowohl das Kind als auch