Die Kraft, die aus der Liebe wächst!. Hermine Merkl

Die Kraft, die aus der Liebe wächst! - Hermine Merkl


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führt und dabei dennoch respektvoll, wertschätzend, liebevoll und lösungsorientiert miteinander umzugehen vermag.

      Findet zwischen Erziehern und zu Erziehendem ein solches Gespräch trotz Diskussion des Sachverhalts zudem auf gleicher Augenhöhe statt, fühlt sich das Kind wahrgenommen, gesehen und gehört. Zugleich vermittelt ihm die wertschätzende und liebevolle Gesprächsführung des anderen, dass die Sache selbst vielleicht einer Korrektur bedarf, dass die Person des Kindes aber weiterhin dennoch immer und jederzeit geliebt wird. Was das Kind damit lernt, ist, dass Erziehung zwar notwendig ist, weil sie einen bestimmten Rahmen innerhalb eines Miteinanders vorgibt, doch die Kinder spüren auch, dass die Liebe der Eltern/der Erzieher immer gewährleistet ist und somit frei von irgendwelchen Bedingungen ist.

      Eltern wie Erzieher müssen sich zudem der Tatsache bewusst sein, dass es in der Entwicklung des Kindes verschiedene Phasen gibt, die ausschlaggebend dafür sind, dass die Beziehung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind je nach Alter immer wieder einmal neue Formen annehmen muss.

      Sehr viele Eltern sind heillos damit überfordert, dass sich ihre Beziehung zu Tochter oder Sohn ab dem 12./13. Lebensjahr graduell zu verändern beginnt. Wissen dann oft nicht mehr, worin diese Veränderung begründet liegt. Nehmen jede Andersartigkeit sowie jeden Wutanfall des Kindes nur allzu persönlich, weil sie Perfektionisten sind, die alles perfekt machen wollen. Doch wird hier die Rechnung ohne das Kind gemacht, das seinen eigenen Kopf und Willen hat, und diesen auch bis zu einem gewissen Grad ausleben muss, um sich selbst zu finden und in eine gesunde Abgrenzung zur Person des Erziehers zu gehen.

      Was hier beide zu lernen haben, ist, dass ihre Liebe zueinander durch diverse Auseinandersetzungen zwar gerade einer Art von Prüfung unterzogen wird, dass jedoch beide die besten Voraussetzungen für ein weiterhin gelingendes Miteinander haben, wenn sie lernen ihre Beziehung und Liebe zueinander auf eine neue Basis zu stellen. Das soll nicht heißen, dass die ursprüngliche Liebe schwindet, sondern dass sie einfach nur einem ganz natürlichen Reifungsprozess vom Kind zum jungen Erwachsenen unterliegt. Dazu gehört auch, dass der Jugendliche das, was ist, immer wieder einmal kritisch in Frage stellt. Schließlich will er verschiedene Möglichkeiten des Handelns kennenlernen, um sich später eine eigene Meinung bilden zu können was die bessere Alternative ist. Letztendlich will er sowohl sein eigenes Verhalten als auch das des anderen mit allen Konsequenzen daraus kennenlernen, um später einmal selbstbestimmt durchs Leben gehen zu können und Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen zu können.

      War für die gesunde Entwicklung des Kindes nicht zuträglich ist, ist, wenn für die Eltern das Kind das alleinig verbindende Glied ist, das ihre Partnerschaft zusammenhält. Manche Kinder, die unter diesen Bedingungen aufwachsen, leiden sehr. Sie sehen sich mitunter häufig vielen Differenzen mit Mutter oder Vater gegenüber, die ihre persönliche Erwartungshaltung allzu sehr auf das Kind übertragen. Zum Problem wird hier, dass man in diesem Falle nicht mehr von liebevoller Hingabe an das Kind sprechen kann. Hier klingt unter Umständen oft ein ganz anderer Ton an im Sinne von: „Wie undankbar du doch bist. Ich habe dir so viel gegeben und du? Was machst du? Siehst du denn nicht, dass ich dich brauche, dass …“ – Erziehung und Beziehung können jedoch im Sinne von „Ich gebe dir und dafür erwarte ich mir von dir“ definitiv nicht gedeihen, sondern trennen das Band, das irgendwann einmal auf der Liebe zueinander begründet war.

      Dass wir als Erwachsene wie als Kind je nach Lebensalter verschiedensten Herausforderungen ausgesetzt sind und diesbezüglich mitunter auch mit gravierenden Veränderungen sowohl in gesundheitlicher als auch sozialer Art zu rechnen haben, ist nur normal. Die Frage ist: Wie gehen wir damit um? Haben wir jemals gelernt, uns je nach Situation lösungsorientiert zu verhalten, oder reagieren wir vielmehr einer alten Gewohnheit gemäß noch immer nach den alten Mustern des deprimierten, verletzten, des wütenden, des orientierungslosen, mitunter sogar des ohnmächtigen Kindes, das wir einmal waren?

      Das Leben bietet uns immer und immer wieder jede nur denkbare Gelegenheit dazu, nicht nur an Jahren, sondern auch im Hinblick auf unsere Lebenserfahrungen und entsprechenden Verhaltensweisen zu reifen. Unser Leben sieht für uns alle persönliche Entwicklung, Wachstum und individuelle Reifungsprozesse vor. Als soziale Wesen ist es uns in die Wiege gelegt, diese Entwicklungsschritte gemeinsam mit Familie, Freunden, Partner etc. zu gehen. Es liegt an uns, ob wir uns für diese gemeinsame Reise durch unser Leben füreinander als Team entscheiden, zueinander in Konkurrenzsituation gehen oder ganz allein leben. Egal, wie wir uns entscheiden, die Konsequenzen und die Verantwortung daraus hat jeder Einzelne selbst zu tragen. Gott sagte mir einmal, dass die einzige Frage, die er uns stellen wird, wenn wir unsere Lebenszeit auf der Erde beenden und wieder zu ihm nach Hause kommen, sein wird: „Wie sehr hast du geliebt?“

      1 Sehnsucht „Liebe“

      Die Sehnsucht, die mich durch mein Leben trägt, heißt LIEBE. Sehnsuchtsvoll verzehre ich mich nach ihr. Und das nicht erst als Teenager und später als erwachsene Frau. Nein, die große Sehnsucht nach der Liebe wurde mir schon in die Wiege gelegt. Bereits hier beginnt ein eigenartiges „Spiel“, das sich mir im Verlauf meines Lebens immer wieder einmal zeigte. Ganz so, als wollte die Liebe mir damit sagen: „Je mehr du dich nach mir sehnst, umso mehr entziehe ich mich dir!“ – Doch warum ist das so? – Haben wir die Liebe auf unserer Reise LEBEN nicht dazu gebucht?

      Wer mein erstes Buch gelesen hat, der weiß, dass ich in diesem Leben im Hinblick auf die Liebe bereits mit einer ersten Hürde (Herausforderung) gestartet bin, die eine Situation beschreibt, die der vieler Frühgeborenen sehr ähnlich ist. Zwar kam ich nicht als Frühchen zur Welt, doch musste ich bereits am zweiten Tag nach der Geburt für mehrere Wochen in eine andere Klinik verlegt werden und war somit für längere Zeit sowohl von meiner Mutter als auch von meinem Zwillingsbruder getrennt.

      Das Erste, was mir somit in diesem Leben widerfuhr, war für mich ein unerträgliches Gefühl von „mutterseelenallein“. Ein Gefühl des Alleinseins und Getrenntseins gepaart mit dem Schmerz um den Verlust von Sicherheit, Geborgenheit und Liebe sowie meinem ängstlichen Blick auf dieses Leben verbunden mit der Frage: „Kann ich diesem Leben denn überhaupt vertrauen?“

      „Mutterseelenallein!“ – Ein Gefühl, das sich wie ein roter Faden mal mehr, mal weniger stark durch mein Leben zieht. – Was mir blieb, waren Fragen. Fragen wie „Warum geschieht mir dies? Was soll ich daraus lernen? Habe ich mir das wirklich selbst so ausgesucht? Wollte ich das wirklich so?“ …

      Statt mit den Gefühlen von Liebe, Vertrautheit und Sicherheit in den Armen meiner Mutter zu liegen und statt der Nähe zu meinem Zwillingsbruder, mit dem ich in den letzten neun Monaten so intensiv verbunden war, war es für mich als Neugeborenes innerhalb kürzester Zeit aus mit Kuscheln und Geborgenheit. Stattdessen erlebte ich gleich für mehrere Wochen die Gefühle von Getrenntsein und Einsamkeit. Erlebte von Anfang an sehr starke Gefühle von Angst, Frustration und Panik in einer Welt, die mir ohne die Nähe und Verbundenheit mit Mama und Bruder so extrem kalt, abweisend und unfreundlich erschien.

      Unbewusst startete ich mit diesen für mich sehr einschneidenden Erfahrungen, sozusagen von Anfang an, ein Programm, das in mir im Hinblick auf Vertrautsein mit anderen und mich in der Liebe der Mutter geborgen fühlen Gedanken und Gefühle provozierte, dass ich – aus welchen Gründen auch immer – Liebe und Zuneigung scheinbar nicht verdiene. Dass ich es nicht wert bin, von der Liebe und dem Glück, das diese mit sich bringt, erfüllt zu sein. Dass ich erst lernen muss, ein besserer Mensch zu werden, um Liebe überhaupt zu verdienen. Dass das Leben schwer ist. Kein Honigschlecken, sondern Kampf, Mühsal und Plackerei …

      Aus heutiger Sicht kann ich zwar rückblickend sagen, dass mir in meinem Leben die Liebe nicht gänzlich fehlte, doch sie war mir nie wirklich so nah, als dass ich sie mir hätte erhalten können. Was stattdessen in meinem Leben präsent war, war dieses extrem starke Bedürfnis nach Liebe.

      Jedoch nicht nach körperlicher Liebe, sondern nach einer reineren Form von Liebe. Einer Liebe, die tiefer geht. Einer Liebe, die wirklich nährt. Einer Liebe, die Balsam für das Herz und die Seele ist. Die ein so starkes Fundament für die Beziehung zwischen Menschen ist, dass sie diese stärkt und trägt.

      So wurde der Motor meines Denkens und Handelns schon von klein auf diese Suche nach der wahren Liebe. Zeit


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