Neulateinische Metrik. Группа авторов

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aufweisen. Ebenso bestehen die drei genannten weiteren Gedichte Flemings, die nicht im Titel als Hyporchema bezeichnet werden, aus alternierenden, nur aus Kürzen mit abschließender anceps aufgebauten Versen: Sylva 8,39 (= Suavium 39) Fleming, PaulSylva; Sylva 9,1,2Fleming, PaulSylva Sponsus ad Sponsam und Sylva 9,1,11Fleming, PaulSylva Sponsus ad Aedones. Ein weiterer Beleg ist ein metapoetischer Hinweis Flemings in seinem Christo hodie-nascenti hyporchema Fleming, PaulSylva(663–665) auf die besondere metrische Faktur des Textes: Brevibus at ego brevia pedibus / tibi mea volo canere canimina. Puere, brevis, / brevis opera mea tibi placeat. („Aber ich will dir meine kurzen Lieder in kurzen Füßen singen. Knabe, kurzer, mein kurzes Werk mag dir gefallen.“).21

      Sich mehr oder weniger ausschließlich auf Kürzen zu beschränken, ist im Lateinischen überaus schwierig, jedenfalls schwieriger als im Griechischen, das etwa doppelt so viele kurze wie lange Vokale aufweist, während im Lateinischen die Längen in etwa demselben Verhältnis wie im Griechischen die Kürzen überwiegen.IambusIambenkürzung22 Abgesehen von der Auswahl des lexikalischen Materials begegnet Scaliger diesem Problem mit folgenden Maßnahmen: Alle Vokale vor Muta cum liquida misst er offensichtlich kurz. Auslautendes langes -e, -i oder -o oder Diphthonge verschleift er entweder mit der nächsten kurzen Silbe (1: me humero Amor; 7: quae habeo; 15: Abi, abi alio age; 31: animi hebetat; 38: quo abeat alio abhinc; 47: ago, ita ut tu agas) oder kürzt auslautendes langes -e, -i oder -o an 24 Stellen entsprechend derjenigen in antiker Dichtung zu beobachtenden Lizenz, die später als Iambenkürzungsgesetz erkannt und formuliert wurdeFleming, PaulSylva23 (1: ego, ago; 3: ibi; 4: ubi; 5: modo; 6: adeo; 7: habeo, ego; 9: video; 11: alibi; 16: ubi, leo; 22: nequeo; 23: ubi; 30: ibi, latro; 32: ero; 36: ubi; 41: blatero, sibi; 42: habe, habeo, fero; 43: religio), wobei die Kürzung des auslautenden -o außer im Dativ und Ablativ der o-Deklination in der lateinischen Dichtung der Antike tatsächlich weit verbreitet war.24 Zur Kürzung des Diphthongs in Euie (46) mag sich Scaliger wegen der häufigen Kürzung von langen Vokalen vor einem folgenden Vokal berechtigt gesehen haben, doch werden Diphthonge in diesem Fall in der antiken Dichtung normalerweise nicht gekürzt. Möglicherweise hat Fleming in Sylva 9,3,4,23 Scaligers Fehler dadurch zu korrigieren versucht, dass er – jedenfalls in der Druckfassung –25 nicht Euius, sondern Evius schreibt. Jedenfalls legt Flemings Benutzung der gleichen antik nicht belegten Epitheta barybromyus und femorigena (Sylva 9,3,4,23–24; V. 45 bei Scaliger) für Euius/Evius nahe, dass er an dieser Stelle auf Scaliger rekurriert. Dass aber Fleming das E von Evius vor einem Konsonanten v zu Recht kurz misst, kann, soweit ich sehe, antik nicht belegt werden. Auch Scaligers Kürzung des o in abeoque ist eigentlich nicht statthaft. Zwar ist die Kürzung von auslautendem o in Verbformen, wie gesagt, durchaus üblich und Scaliger mag aus der Beobachtung dieses Verfahrens eine Gesetzmäßigkeit abgeleitet haben, doch ist in der antiken Dichtung von Livius Andronicus bis Juvenal außer in quoque kein kurzes o vor -que belegt.Elision26 Der Verschleifung bzw. der Elision von langen Silben vor kurzen bedient Scaliger sich insbesondere beim Dativ bzw. Ablativ (1: humero) sowie bei MonosyllabaMonosyllabum (1: me; 7: quae; 38: quo; 47: tu), die in der antiken Metrik üblicherweise nicht gekürzt wurden.DactylusHexameter27 Allerdings ist die Elision eines langen Vokals vor einem kurzen bei den antiken Komikern zwar geläufig, in der Hexameterdichtung aber auf die Fälle beschränkt, in denen der nachfolgende kurze Vokal auch lang gemessen werden kann wie z.B. das a in acies, indem das i als Konsonant betrachtet wird, oder beide Worte eng zusammenhängen.28

      Was den Inhalt von Scaligers Gedicht angeht, ist festzustellen, dass das Ich des Textes bzw. seine Seele sich in einem ekstatischen Höhenflug befindet (1–4; 47: rapior) und das ausspricht (41: ea blatero), was es in seinem Taumel erlebt. Seine Äußerungen sind nach dem Eindruck Jacopo Morellis dunkel bzw. unverständlich (obscurus),29 nach meinem Eindruck stellenweise nahezu sinnfrei. Ich verweise insbesondere auf Vers 42: Date, dabitur. Habe, habeo. Fero, fer, dann aber auch auf die merkwürdige Apostrophe des Bacchus als „meerbeherrschender Hirte, lauttönender, schenkelgeborener Vater Euius“ (45–46). Tatsächlich ist die Geburt aus dem Schenkel des Jupiter (femorigena) ein Charakteristikum des Bacchus, Euius einer seiner Beinamen, doch die weiteren Epitheta sind üblicherweise mit anderen Göttern verknüpft, die der Überschrift zufolge nicht die Adressaten sind: Der Meerbeherrscher (pelagidomus) ist Neptun/Poseidon (z.B. Cicero, De natura deorum 71,1; Vergil, Aeneis 5,799: domitor maris), der Hirte (nomios) Apoll (Servius zu Vergils Eklogen, prooemium 1; 5,35; Georgica 3,2; 4,7; Donat, Vita Vergilii 53) und der Lauttönende (barybromius) eigentlich Jupiter/Zeus (z.B. Pindar, Olympia 8,44: βαρυγδούπου Διός). Das für ,lauttönend‘ verwendete Adjektiv barybromius ist zwar in seinem zweiten Teil bromius homophon mit dem Beinamen des Bacchus Bromius, und es ist auch ein griechisches Adjektiv βρόμιος ,tönend, laut‘ belegt (Pindar, Nemea 9,8–9: βρομίαν φόρμιγγ’), doch für das Nominalkompositum barybromius gibt es weder im Lateinischen noch im Griechischen einen antiken Beleg.

      Man mag die bösartige Vermutung äußern, die Unverständlichkeit und die unüblichen, teilweise neu gebildeten Epitheta seien dem metrischen Zwang geschuldet, ausschließlich Kürzen zu verwenden, doch wahrscheinlicher scheint mir, dass Scaliger die Ekstase abbildet und die Dunkelheit, die Sperrigkeit und nicht zuletzt die geradezu monströs wirkenden Epitheta in den Versen 18–22 des Pratinas-GedichtesPratinas-Fragment imitiertImitation. Diese These wird durch Scaligers Ad animam Fracastorij hyporchemaScaliger, Julius CaesarAd animam Fracastorii hyporchema bestätigt, einem durchaus verständlichen Text über die Aufnahme von Girolamo Fracastoros Seele in den Himmel, sowie durch seinen In Bacchum GalliambusScaliger, Julius CaesarIn Bacchum Galliambus, einen ebenso verständlichen HymnusHymnus auf die Macht des Bacchus mit einigen mythischen Elementen, der in den Ausgaben der Poemata direkt auf das Hyporchema Baccho usw. folgt.Hymnus30 Dass dieser Hymnus in GalliambenIonicusa maioreGalliambus, d.h. demjenigen Versmaß verfasst ist, das CatullCatullAttis-Gedicht für sein Attis-Gedicht (63) verwendet hat, ist insofern passend, als beide Gedichte einen ekstatischen Kult zum Gegenstand haben. GalliambenIonicusa maioreGalliambus bestehen bekanntlich aus vier Ionici a maiore und damit zwar nicht ausschließlich aus Kürzen, in der zweiten Hälfte nach der Dihärese jedoch durchaus häufig aus immerhin 7 Kürzen und einer einzigen Länge im 3. Metrum.Hymnus31 Mit dem Hyporchema Baccho usw. verbindet den In Bacchum Galliambus überdies die für einen Götter-Hymnus typische Fülle von Epitheta des angerufenen Gottes. Von diesen Epitheta – es sind nicht weniger als 48 verschiedene – ist ein Teil als Beiname des Bacchus, ein Teil in ähnlicher Form als Beiname des Bacchus (4: Thyrsiger, Bicornis, Dionysus; 5: Eleleus, Bimater; 31: Bassareus, Euius; 39: Lyus [statt: Lyaeus], Lusius; 58: Thyonieus [statt: Thyoneus], Nyctilieus [statt: Nyctelius]; 73: Eu[h]an; 90: Nys[a]eus; 91: Leneius [statt: Lenaeus], Manicus; 101: Licnites, Sabazius; 130: Liber; 131: Pericionius) und ein Teil in anderen Kontexten belegt (55: Peregrinus, Semitalis, Xenius; 73: Tauriformis [sonst Beiname des Flussgottes Aufidus, vgl. Horaz, Oden 4,14,25]; 101: Dius, Chthonius; 130: Hagnus, Orgiastes), wobei die Abweichungen von der belegten Form dem Metrum geschuldet sein dürften. Die Hauptquellen für die belegten und ähnlich belegten Epitheta sind im Bacchus-Preis im 4. Buch von Ovids Metamorphosen (11–15: Lyaeus, Bimater, Nyseus, Thyoneus, Lenaeus, Nyctelis, Eleleus, Euhan) und in den Orphischen Hymnen (45,2: Bassareus [vgl. Horaz, Oden 1,18,11]; 45,4: Manicus; 46,1: Licnites; 47,1: Pericionius; 48,1: Sabazius [vgl. Cicero, De legibus 2,37; De natura deorum 3,58]; 50, 2: Lysius; 50,3: Euius [vgl. Cicero, Pro Flacco 60; Horaz, Oden 1,18,9; 2,11,17]) zu suchen. Thyrsiger (in Verbindung mit Lyaeus und Liber) ist bei Seneca (Medea 110, Phaedra 753) belegt, Bicornis als Epitheton des Bacchus (und in Verbindung mit Bassareus) nur in einem Beispiel für ein ithyphallischesIthyphallicus Metrum in einem bei Atilius FortunatianusAtilius Fortunatianus überlieferten Stück aus einem metrischen Traktat des Gaius Caesius BassusCaesius Bassus (frg.


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