Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Группа авторов

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aber ist der Berufsbezug nur in wenigen Ansätzen vorhanden.

      3. Leistungen und Probleme des Berufsbildungssystems

      Im Unterschied zu markt- oder schuldominierten Qualifizierungssystemen (z.B. Großbritannien einerseits, Frankreich andererseits; vgl. Greinert 1999) liegen die Vorzüge des Dualen Systemsduales System in Deutschland neben der Verbindung von theorie- und praxisbezogener Ausbildung in Betrieb und Schule (Dualitätsprinzip)Dualitätsprinzip darin, dass mit der Kooperation von staatlichen Instanzen, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften bei der Ordnung der Berufsausbildung ein hohes fachliches Kompetenzpotenzial zur Verfügung steht und ein Ausgleich zwischen betrieblichen und überbetrieblichen Interessen angestrebt werden kann (Konsensprinzip)Konsensprinzip. Die Ausbildung ist nicht eingeschränkt auf enge betriebsspezifische Qualifikationsbedarfe, sondern bezogen auf arbeitsmarktrelevante berufliche Handlungskompetenzen, deren Vermittlung durch staatlich anerkannte Ausbildungsordnungen geregelt werden (Berufsprinzip). Damit ist im internationalen Vergleich ein weitgehend reibungsloser Übergang von der Berufsausbildung in die anschließende Berufstätigkeit und dementsprechend eine relativ niedrige Jugendarbeitslosigkeit verbunden (OECD 2016). Anerkannt werden im OECD-Bericht ausdrücklich auch Reformen zur Verbesserung der Möglichkeiten, auf dem Weg über die berufliche Bildung weiterführende Schulabschlüsse zu erwerben und ein Hochschulstudium aufzunehmen.

      Wie ausgeführt, findet Berufsausbildung in Deutschland nicht nur im Dualen System, sondern in beträchtlichem Umfang auch im SchulberufssystemSchulberufssystem statt. Es kompensiert nicht primär Ungleichgewichte am (betrieblichen) Ausbildungsstellenmarkt, sondern bietet für solche Berufsbereiche eine vollständige Ausbildung an, die weitgehend nur in schulisch organisierter Form durchgeführt werden kann. Duales System und Schulberufssystem ergänzen sich, womit für Deutschland ein hohes Qualifizierungspotenzial unterhalb der akademischen Ausbildung gesichert ist. Hinzu kommt, dass sowohl die betriebliche als auch die schulische Berufsausbildung Anschlüsse für Berufskarrieren über den Weg der beruflichen und schulischen Aufstiegsfortbildung bereitstellen. Die Berufsbildungspolitik der jüngsten Zeit zielt verstärkt darauf ab, GleichwertigkeitGleichwertigkeit von allgemein- und berufsbildenden Abschlüssen herzustellen und durch ein Netzwerk von Anrechnungen den Zugang zum Hochschulstudium auf den Weg der beruflichen Bildung zu erleichtern.

      Trotz internationaler Anerkennung und bemerkenswerter Leistungen ist das Berufsbildungssystem in Deutschland unter Druck geraten. Kritik greift allerdings zu kurz, wenn sie nur Mängel und Unzulänglichkeiten innerhalb des Berufsbildungssystems in den Blick nimmt. Denn zentrale Probleme entstehen nicht allein im institutionell abgezirkelten Bereich der Berufsbildung, sondern sind immer auch in deren Bezug und Konkurrenz zu anderen Bildungsinstitutionen und zu Einflussfaktoren außerhalb des Bildungssystems angelegt. So lassen der demographische Wandel und der anhaltende Akademisierungstrend die Zahl der Ausbildungsabschlüsse sinken. Gleichzeitig wachsen in Zeiten der verstärkten Digitalisierung (Industrie 4.0 bzw. Wirtschaft 4.0) in vielen Ausbildungsberufen die Leistungsanforderungen. Der AusbildungsmarktAusbildungsmarkt ist durch Widersprüche gekennzeichnet. Der Berufsbildungsbericht spricht von „Passung als zentrale Herausforderung“ (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2016: 68–72). Gab es in der Vergangenheit erhebliche Ungleichgewichte, weil der Rückgang an betrieblichen Ausbildungsplatzangeboten einherging mit einem demographisch bedingten Anstieg der Ausbildungsnachfrage, zeichnet sich seit dem letzten Jahrzehnt wegen des Rückgangs der Schulabsolventen und des erwarteten Anstiegs von Absolventen, die ein Studium aufnehmen wollen, das Risiko eines gravierenden Defizits an Ausbildungsplatzbewerbern und Ausbildungsplatzbewerberinnen ab. Dennoch wurde das Potenzial im unteren, aber teilweise auch im oberen Qualifikationsbereich nur unzureichend genutzt (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2016:121). Hauptschulabsolventen waren und sind – mehr denn je – die Modernisierungsverlierer der so genannten Bildungsexpansion.Bildungsexpansion Als Quintessens halten Baethge & Wieck (2015:5) fest, „dass Jugendlichen mit maximal HauptschulabschlussHauptschulabschluss nur noch ein begrenztes Spektrum an Berufen offen steht.“ Dem dualen Ausbildungssystem drohe, eine seiner großen Stärken einzubüßen: „Jugendlichen aus den sozial benachteiligten Schichten eine gute berufliche Perspektive zu bieten“ (ebd.).

      Kritische Beobachter machen darauf aufmerksam: Ohne grundlegende Reformen könnte das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem in eine BildungspolarisierungBildungspolarisierung hinein geraten, die den künftigen Anforderungen des Gesellschafts- und Wirtschaftssystems zuwider laufen. Als Optionen für die Weiterentwicklung der beruflichen Bildung werden u.a. genannt: Verbesserung der Finanzierungs- und Qualitätsmodalitäten beruflicher Bildung sowie kontinuierliche und nachhaltige Qualifizierung und Förderung des betrieblichen und schulischen Berufsbildungspersonals (vgl. Blaß & Himmelrath 2016). Nicht zuletzt steht das Verhältnis von beruflicher Bildung und Hochschulstudium zur Diskussion, und zwar nicht einseitig unter dem Gesichtspunkt von Durchlässigkeit und Qualifizierungsstandards auf Seiten des beruflichen Bildungssystems, sondern auch in Bezug auf Öffnung und Gestaltung des Hochschulsystems für Studium und Weiterbildung im Medium von Wissenschaft und Beruf (vgl. Kutscha 2015).

      Literatur

      Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.) (2016). Bildung in Deutschland 2016. Bielefeld: W. Bertelsmann.

      Baethge, Martin (2008). Das berufliche Bildungswesen in Deutschland am Anfang des 21. Jahrhunderts. In: Cortina, Kai S./Baumert, Jürgen/Leschinsky, Achim/Mayer, Karl Ulrich/Trommer, Luitgard (Hrsg.). Das Bildungswesen in der Bundesrepublik Deutschland. Reinbek: Rowohlt, 541–598.

      Baethge, Martin/Wieck, Markus (2015). Neue Konstellation zwischen Berufsausbildung und Hochschulstudium. Wendepunkt in der deutschen Bildungsgeschichte. In: Mitteilungen aus dem SOFI. Ausgabe 22, 2–6.

      Berufsbildungsgesetz (BBiG). Abrufbar unter: http://www.gesetze-im-internet.de/bbig_2005/BJNR093110005.html (Stand: 18/09/2018)

      Blaß, Katharina/Himmelrath, Arnim (2016). Berufsschulen auf dem Abstellgleis. Wie wir unser Ausbildungssystem retten können. Hamburg: Körber-Stiftung.

      Bolder, Axel/Dobischat, Rolf/Kutscha, Günter/Reutter, Gerhard (Hrsg.) (2012). Beruflichkeit zwischen institutionellem Wandel und biographischem Projekt. Wiesbaden: Springer VS.

      Bundesinstitut für Berufsbildung (Hrsg.) (2016). Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2016. Bielefeld: W. Bertelsmann.

      Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.) (2016). Berufsbildungsbericht 2016. Bonn: BMBF.

      Deißinger, Thomas (1998). Beruflichkeit als „organisierendes Prinzip“ der deutschen Berufsausbildung. Markt Schwaben: Eusl.

      Dummert, Sandra/Leber, Ute (2016). Betriebliche Berufsausbildung und Weiterbildung in Deutschland. Abrufbar unter: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/a2_iab-expertise_2016.pdf (Stand: 18/09/2018)

      Georg, Walter (2008). Studium und Beruf. In: Jäger, Wieland/Schützeichel, Rainer (Hrsg.). Universität und Lebenswelt. Wiesbaden: VS Verlag, 84–117.

      Greinert, Wolf-Dietrich (1999). Berufsqualifizierung und dritte Industrielle Revolution. Baden-Baden: Nomos.

      Handwerksordnung: Gesetz zur Ordnung des Handwerks (HwO). Abrufbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/hwo/BJNR014110953.html (Stand: 18/09/2018)

      Harney, Klaus (1997). Geschichte der beruflichen Bildung. In: Harney, Klaus/Krüger, Heinz-Hermann (Hrsg.). Einführung in die Geschichte der Erziehungswissenschaft und der Erziehungswirklichkeit. Opladen: Leske + Budrich, 209–245.

      Krüger, Michael (2014). Die Abschlussprüfung in der dualen Ausbildung aus Sicht der Berufsschule. Die berufsbildendende Schule 66:2, 59–62.

      Kultusministerkonferenz (2009). Hochschulzugang für beruflich qualifizierte Bewerber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 06.06.2009.


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