Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Группа авторов

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gegenüber dessen Erlebniswelt, akzeptieren die Person. Sie suchen, die Selbstbestimmung und persönliche Entwicklung des Lernenden deutlich zu fördern. Sie haben keinen Wunsch, über die Lernenden zu dominieren, Macht auszuüben oder sie in Abhängigkeit zu halten. Sie nehmen Schwierigkeiten der Lernenden ernst, berücksichtigen deren Wünsche und Bedürfnisse bzw. nehmen darauf Rücksicht, selbst dann, wenn sie diese nicht erfüllen können – es ist keine Abwertung, kein Herabblicken vorhanden. „Sprache des einfühlenden, nicht-bewertenden Verstehens der Erlebniswelt des Gegenübers (Empathie)“ Die Anliegen, Gedanken, Motive, Gefühle, die Art, wie Lernende sich und ihre Umwelt wahrnehmen, wollen verstanden werden (aktives Zuhören, Paraphrasieren, Verbalisieren emotionaler Erlebnisinhalte). Lehrende bemühen sich, aktiv und intensiv zu verstehen, welche Bedeutungen die eigenen Äußerungen und Verhaltensweisen für die Lernenden haben und wie sie sich fühlen. Sie verstehen die Schwierigkeiten der Lernenden und berücksichtigen die seelische Situation Lernender – wenn situationsangemessen: Mitteilung dazu an Lernende. „Sprache der Kongruenz, Aufrichtigkeit und Echtheit“ Aufrichtigkeit, Echtheit: Übereinstimmung von Fühlen, Denken, Äußerungen und Handlungen des Lehrenden gegenüber Lernenden, aufrichtige Äußerungen. Keine Fassadenhaftigkeit, panzerndes professionelles, routinemäßiges Gehabe. Lehrende verhalten sich natürlich, spielen keine (falsche) Rolle, geben sich so, wie sie wirklich sind und sind offen für Verbesserungswünsche und Kritik der Lernenden, und fragen auch danach.

      Übersicht 2: Kompetenzentwicklungsförderlicher Sprachgebrauch der Lehrenden (nach Maurus & Schrode 2015: 5–8)

      Das „Graswurzel“-Modell, das grundsätzliche Elemente der Lernbegleitung aufnimmt, sucht somit bereits auf der Strukturebene, Möglichkeiten für die Entwicklung sozial-kommunikativer Kompetenz zu ermöglichen und zu verankern. Diese Struktur bliebe allerdings leer und „sprachlos“, würde sie nicht belebt durch die persönliche „dialogische Haltung“ (vgl. Maurus et al. 2016:107) der Lehrenden – die ihren Ausdruck auch in ganz spezifischen, insb. „subjektivierenden“ Sprachformen findet, etwa in (nach-)fragenden, in bildhaften, assoziativen, beziehungsstiftenden u.ä.

      Der Gedanke der Kompetenzentwicklung/-reifung ermutigt aus unserer Sicht zur Orientierung an den individuellen Stärken und Ressourcen der LernendenRessourcenorientierung-StärkenorientierungRessourcenorientierung und zur Nutzung der Potenziale handlungsbestimmter, selbstorganisierter Lernprozesse in sprechenden, weil realen Kontexten. Kompetenzen entstehen durch Handeln. Sozial-kommunikative Kompetenzen entstehen in Lern- und Sprachstrukturen, welche die Herausforderung zu selbstorganisatorischem und kreativem Handeln in sich tragen – etwa dem Gedanken folgend:

      Nicht zufällig bezog sich Chomsky, der Erfinder der Sprachkompetenz, auf Humboldt. Auf das Vermögen, von den endlichen Mitteln einer Sprache selbstorganisiert und kreativ unendlichen Gebrauch zu machen (Arnold & Erpenbeck 2014:32).

      Literatur

      Arnold, Rolf (2012). Ermöglichen. Texte zur Kompetenzreifung. Baltmansweiler: Schneider Hohengehren.

      Arnold, Rolf/Erpenbeck, John (2014). Wissen ist keine Kompetenz. Baltmansweiler: Schneider Hohengehren.

      Baethge, Martin (2011). Qualifikationsentwicklung und demografischer Wandel: Herausforderungen und Reformperspektiven für das Bildungssystem. In: Icking, Maria/Heinrich-Böll-Stiftung/Heinrich Böll Stiftung Nordrhein-Westfalen (Hrsg.). Die berufliche Bildung der Zukunft. Herausforderungen und Reformansätze. Band 7 der Reihe Bildung und Kultur. Berlin: Heinrich Böll Stiftung, 9–23.

      Bauer, Hans G. (2007). Die Sprache erfahrungsgeleiteten Lernens – Erlebnispädagogische Projektionen auf den Sprachunterricht. In: Kiefer, Karl-Huber/Fischer, Johann/Jung, Matthias/Roche, Jörg (Hrsg.). Wirtschaftsdeutsch vernetzt. Neue Konzepte und Materialien. München: IUDICIUM, 189–216.

      Bauer, Hans G./Brater, Michael/Büchele, Ute/Dufter-Weiss, Angelika/Maurus, Anna/Munz, Claudia (Hrsg.) (2006). Lern(prozess)begleitung in der Ausbildung – Wie man Lernende begleiten und Lernprozesse gestalten kann. Ein Handbuch. Schriftenreihe: Beiträge zu Arbeit – Lernen – Persönlichkeitsentwicklung. Band 3. Bielefeld: Bertelsmann (wbv).

      Bauer, Hans G./Dufter-Weis, Angelika (2012). Lernbegleitung als strukturierter Prozess – Erfahrungen und Reflexionen. In: Ulmer, Philipp/Weiß, Reinhold/Zöller, Arnulf (Hrsg.). Berufliches Bildungspersonal – Forschungsfragen und Qualifizierungskonzepte. Bielefeld: Bertelsmann (wbv), 117–134.

      Brater, Michael (2013). Qualitätsentwicklung in der Berufsausbildung – „bottom up“. In: Fischer, M. (Hrsg.). Qualität in der Berufsausbildung. Anspruch und Wirklichkeit. Bielefeld: Bertelsmann (wbv), 227–260.

      Brater, Michael/Bauer, Hans G. (1992). Schlüsselqualifikationen – Der Einzug der Persönlichkeitsentwicklung in die Berufliche Bildung? In: Herzer, Hans/Dybowsky, Gisela/Bauer, Hans G. (Hrsg.). Methoden betrieblicher Weiterbildung. Ansätze zur Integration fachlicher und fachübergreifender beruflicher Bildung. Eschborn: RKW, 51–69.

      Erpenbeck, John (1996). Kompetenz und kein Ende? QUEM-Bulletin 1, 9–13.

      Erpenbeck, John/Rosenstiel, Lutz v. (Hrsg.) (2003). Handbuch Kompetenzmessung. 1. Aufl. Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

      Kirchhof, Steffen (2007). Informelles Lernen und Kompetenzentwicklung für und in beruflichen Werdegängen. Münster: Waxmann.

      Kirchhöfer, Dieter (2004). Lernkultur Kompetenzentwicklung. Begriffliche Grundlagen. Berlin: ABWF e.V.

      Lang-von Wins, Thomas/Triebel, Claas (2006). Kompetenzorientierte Laufbahnberatung. Heidelberg: Springer.

      Maurus, Anna/Schrode, Nicolas (2015). Dialogische Steuerung der Ausbildung. Graswurzel Basisworkshop 2015. Schlosshotel Steinburg, Würzburg: Vortragsmanuskript (graue Literatur).

      Maurus, Anna/Schrode, Nicolas/Brater, Michael (2016). Die Graswurzel QES. Ausbildungsprozessintegrierte Qualitätsentwicklung und -sicherung in der beruflichen Bildung. In: Schemme, Dorothea/Pfaffe, Peter (Hrsg.). Beteiligungsorientiert die Qualität in der Berufsausbildung weiterentwickeln. Ausbildung in kleinen und mittleren Betrieben. Wissenschaftliche Diskussionspapiere. Heft 167. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), 99–113.

      Rogers, Carl (2014). Entwicklung der Persönlichkeit: Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten. Stuttgart: Klett Kotta (Kindle Edition), Position 872–986.

      Schäffter, Ortfried (1998). Weiterbildung in der Transformationsgesellschaft. Berlin. Abrufbar unter: https://www.erziehungswissenschaften.hu-berlin.de/de/ebwb/team-alt/schaeffter/i11 (Stand: 18/09/2018)

      Settelmeyer, Anke (2013). Sprachlich-kommunikative Anforderungen in der beruflichen Ausbildung. Projektbeschreibung des Forschungsprojekts 2.2.304 (JFP 2013). Bonn: BIBB.

      Wittwer, Wolfgang (2015). Von der Qualifizierung zur Kompetenzentwicklung. In: Cramer, Günter/Dietl, Stefan F./Schmidt, Hermann/Wittwer, Wolfgang (Hrsg.). Ausbilder-Handbuch. 171. Aktualisierungslieferung. Köln, Deutscher Wirtschaftsdienst, 1–32.

      Die Perspektive der Angewandten SprachwissenschaftSprachwissenschaftAngewandte

      Jan Gerwinski, Christine Hrncal, Sabine Jautz, Britta Thörle & Antje Wilton

      Am Übergang von der Schule zum Beruf werden Auszubildende mit Formen fachlich, beruflich und institutionell geprägter Kommunikation konfrontiert, mit denen sie durch ihre bisherige (schulische) Ausbildung häufig nicht vertraut sind und die bestimmte Kompetenzanforderungen


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