PLATON - Gesammelte Werke. Platon
ist, müssen wir liegen lassen, die des belebten aber, welche nun die Nachstellung gegen Tiere ist, die Tiernachstellung oder die Jagd nennen.
Theaitetos: So sei es.
Fremder: Von der Jagd aber könnte man nicht eine zwiefache Art mit Recht anführen? Eine, welche auf die Gattung der Landtiere gehend in viele Arten und Namen geteilt ist, die Landjagd, die andere, ganz auf die schwimmenden Tiere gehend, die Jagd im flüssigen.
Theaitetos: Allerdings.
Fremder: Von den schwimmenden Tieren aber sehen wir ein befiedertes Geschlecht und ein im Wasser lebendes?
Theaitetos: Wie sollten wir nicht?
Fremder: Und die gesamte Jagd auf das befiederte Geschlecht heißt doch wohl die Vogeljagd?
Theaitetos: So heißt sie allerdings.
Fremder: Und die auf das im Wasser lebende insgemein die Fischerei?
Theaitetos: Ja.
Fremder: Und wie? möchten wir nicht auch diese Jagd wiederum in zwei große Teile teilen?
Theaitetos: In was für welche?
Fremder: In wiefern der eine durch Gehege allein den Fang vollbringt, der andere durch Verwundung.
Theaitetos: Wie meinst du das? und wonach trennen sich beide?
Fremder: Die einen, weil alles, was etwas um es zurückzuhalten umgibt, wohl ein Gehege heißen muß.
Theaitetos: Freilich.
Fremder: Reusen also und Schlingen und Hamen und Grundnetze und dergleichen, soll man das anders als Gehege nennen?
Theaitetos: Nicht anders.
Fremder: Netzfang also würden wir diesen Teil der Jagd nennen, oder so ungefähr.
Theaitetos: Ja.
Fremder: Der aber mit Haken und Harpunen durch Verwundung geschieht, den würden wir von jenem unterscheidend jetzt mit einem Worte die Wundfischerei nennen müssen. Oder wie, Theaitetos, könnte man sie besser benennen?
Theaitetos: Laß es sein mit dem Namen; denn auch dieser ist gut genug.
Fremder: Die nächtliche Art Wundfischerei nun, die beim Scheine des Feuers getrieben wird, heißt bei denen, die ihr obliegen, schon der Fackelfang.
Theaitetos: Freilich.
Fremder: Die aber bei Tage, mit Haken an der Spitze und mit Harpunen, heißt im allgemeinen die Hakenfischerei.
Theaitetos: So heißt sie.
Fremder: Was nun bei dieser zur Wundfischerei gehörigen Hakenfischerei von oben nach unten geschieht, das wird, weil man sich der Harpunen vornehmlich auf diese Art bedient, die Harpunfischerei genannt.
Theaitetos: So nennen sie Einige.
Fremder: Das übrige ist nun nur noch eine Art.
Theaitetos: Was für eine?
Fremder: Die durch den ganz entgegengesetzten Zug mit dem Angelhaken getrieben wird, und die Fische nicht gleichviel an welchem Teile des Leibes trifft, wie mit dem Harpun, (221) sondern allemal am Kopf und Munde, und den gefangenen dann mittelst Rute und Rohr von unten heraufzieht. Und wie sollen wir sagen, Theaitetos, daß diese müsse genannt werden?
Theaitetos: Mich dünkt, was wir uns eben vorgesetzt hatten zu finden nun wirklich vollbracht zu sein.
Fremder: Nun also sind wir, du und ich, von der Angelfischerei nicht nur über den Namen einig, sondern haben auch die Erklärung über die Sache selbst zur Genüge erlangt. Denn von der gesamten Kunst war die eine Hälfte die erwerbende, von der erwerbenden die bezwingende, von der bezwingenden die nachstellende, von der nachstellenden die jagende, von der jagenden die im flüssigen jagende, von der im flüssigen jagenden war der ganze untere Abschnitt die Fischerei, von dieser ein Teil die verwundende, von der verwundenden die Hakenfischerei, und von dieser hat uns die Art vermittelst einer von unten nach oben gezogenen und den Fisch daran hängenden Wunde den der Tat selbst nachgebildeten Namen der Angelfischerei erhalten.
Theaitetos: Auf alle Weise ist dies nun hinreichend aufgehellt.
Fremder: Wohlan denn, wollen wir nach eben diesem Muster wie hier, auch den Sophisten versuchen aufzufinden was er wohl ist?
Theaitetos: Allerdings freilich.
Fremder: Jenes war also doch die erste Frage, ob wir den Angelfischer sollten als einen Unwissenden oder als eine Kunst besitzend ansehn?
Theaitetos: Ja.
Fremder: So auch jetzt, Theaitetos, wollen wir diesen als einen Unwissenden setzen, oder auf alle Weise doch als einen wirklich klugen?
Theaitetos: Keinesweges als unwissend, denn ich verstehe was du meinst, daß auf alle Weise von der letzten Art sein muß, wer diesen Namen führt.
Fremder: Also als im Besitz einer Kunst müssen wir ihn auf alle Weise setzen.
Theaitetos: Aber was für einer wohl?
Fremder: Ist etwa gar, bei den Göttern, uns unbewußt der Mann mit dem Andern verwandt?
Theaitetos: Wer mit wem?
Fremder: Der Angelfischer mit dem Sophisten?
Theaitetos: Wie so?
Fremder: Jäger scheinen sie mir ganz bestimmt beide zu sein.
Theaitetos: In welcher Jagd der Eine? Denn von dem Andern haben wir es gesagt.
Fremder: Haben wir nicht eben die gesamte Jagd in zwei Teile geteilt, den einen für die Schwimmenden abschneidend, den andern für die Gehenden?
Theaitetos: Ja.
Fremder: Und sind von dem einen durchgegangen, was sich auf die im Wasser schwimmenden bezog, die Landjagd aber haben wir ungespaltet gelassen, und nur erwähnt sie wäre sehr vielartig?
Theaitetos: So geschah es.
Fremder: Bis hieher nun sind der Sophist und der Angelfischer von der erwerbenden Kunst aus mit einander gegangen.
(222) Theaitetos: So scheinen sie wenigstens.
Fremder: Sie trennen sich aber bei der Tiernachstellung, der eine nach dem Meere und den Strömen und Seen hin, um den dort befindlichen Tieren nachzustellen.
Theaitetos: Offenbar.
Fremder: Der andere aber aufs Land und zu ganz anderen Strömen, nämlich des Reichtums und der Jugend, daß ich so sage, üppigen Wiesen, um der hier befindlichen Geschöpfe sich zu bemächtigen.
Theaitetos: Wie meinst du das?
Fremder: Von der Landjagd gibt es zwei ganz große Teile.
Theaitetos: Welches sind sie beide?
Fremder: Die der zahmen und die der wilden.
Theaitetos: Gibt es denn eine Jagd auf zahme Tiere?
Fremder: Wenn anders der Mensch ein zahmes