Bio Kosmetik. Dr. R. A. Eckstein
Die Hautzellen ermüden, atrophieren. Die Gefäßwände verlieren ihre Elastizität, die Kapillaren selbst bleiben erweitert oder verkrampft. Es treten frühzeitig Alterungserscheinungen der Haut auf. Die ursprüngliche Hyperergie geht in eine Hypergie über, in eine Unterfunktion des Stoffwechsels, in ein Versagen der Reaktionsfähigkeit. Die Hypersensibilität jedoch als Nervosität der Haut bleibt nach wir vor bestehen. Deshalb reagiert die Haut trotz ihrer Unfähigkeit zur Regeneration überempfindlich, überreizt. Andererseits ist sie aber histologisch schlaff, welk, von vermindertem Turgor und Tonus, müde und erschöpft. Das heißt, es erscheinen verfrühte, möglicherweise nur vorübergehende Symptome von Atrophie.
Behandlungen
Wie kann die behandelnde Kosmetik im Sinne einer vorbeugenden, ästhetischen Gesundheitspflege auf die Stress-Reaktionen und die drei Stadien des Stresszustandes Einfluss nehmen?
1. Stadium
Die Behandlung der Hypersensibilität und der Hyperergie im ersten Stadium lässt sich am vorteilhaftesten mit Azulen oder Bisabolol in Kombination mit Panthenol, Glycyrrhicin, Aucubin und Hamamelin durchführen. Dieser Wirkstoffkomplex hat sich als ausgezeichnet wirksam, beruhigend, ausgleichend und normalisierend bewährt. Hinzu sollte eine entsprechende, beruhigende, ausgleichende Art des gesamten Behandlungsmodus treten, insbesondere durch eine Beruhigungsmassage, durch eine Suggestivmassage im Sinne einer Entspannung, Entlastung und Lösung der schockartigen Stress-Reaktion. Wenn die Stress-Einflüsse seelisch belastender Natur waren und sind, dann liegt hier ein ganz besonders fruchtbares Betätigungsfeld für eine psychokosmetische Behandlung.
2. Stadium
Im Stadium der Resistenz gilt es, die natürliche Regenerations- und Abwehrbereitschaft des Organismus prophylaktisch, aufbauend, tonisierend, im Sinne einer Steigerung der Abwehrkräfte zu beeinflussen. Eine fachgemäß durchgeführte biokosmetische Behandlung kann schon von sich aus in diesem Sinne kräftigend und stärkend wirken, allein durch die Tatsache, dass die Klientin während der Behandlung entspannt und möglichst gelöst in einer dialogischen Partnerschaft zu der behandelnden Kosmetikerin steht. Die psychischen Momente einer Katharsis, einer inneren Entspannung und Befreiung durch das gelöste positive Gespräch steht auch hier stark im Vordergrund zur Lösung der Stress-Situation. An Wirkstoffen kann man insbesondere Vitamin-Komplexe, Vitamin A und E oder Keimlecithin mit gutem Erfolg anwenden.
3. Stadium
Im dritten Stadium der Erschöpfung oder zumindest einer vorübergehenden Hypergie, einer verminderten Kapazität der Hautfunktionen muss man versuchen, den Stoffwechsel und das Energiegeschehen im Hautgefüge vorsichtig und behutsam anzuregen, zu beleben, zu stärken und neu in Fluss zu bringen. Der Modus der gesamten Behandlung soll hier anregend und aufbauend sein, jedoch nicht hektisch stimulierend. Denn die vorliegende Erschöpfung der Hautfunktionen ist die Folgereaktion einer vorübergehenden, nicht zu überwindenden Belastung und Irritation durch äußere Einwirkung. Auch hier haben sich Vitamin-Komplexe kosmetisch gut bewährt: Vitamin A und E, B-Vitamine sowie essenzielle Fettsäuren in Verbindung mit den beruhigenden Wirkstoffkomplexen von Azulen, Bisabolol, Panthenol, Glycyrrhicin, Aucubin und Hamamelin.
Wir sehen aus dieser Zusammenfassung über Stress-Wirkung, Stress-Reaktion und kosmetische Konsequenzen, wie sehr in den primären, noch nicht krankhaften Stadien ästhetisch negativ berührende und damit die Kosmetik betreffende Symptome in Erscheinung treten können. Konflikte, die insbesondere mit dem Selbstwertgefühl, dem Geltungsbewusstsein und der Lebenssicherheit zusammenhängen, können von der BioKosmetik als einer ästhetischen Erziehung des Menschen in bestem, positivem Sinne beeinflusst werden. Denn der Mensch wird dadurch in seiner Lebenseinstellung und Lebensbetrachtung mehr zu seiner eigenen Mitte hingeführt. Er findet seinen Mittelpunkt mehr in sich selbst, mehr in einer Sinngebung des eigenen Lebens, und wird dadurch unabhängiger, freier und unbeeinflusster gegenüber der verwirrenden Stress-Turbulenz seiner hektischen Umwelt.
Psychologischer Einfluss differenzierter Behandlungsverfahren
Wenn wir über die praktische psychologische Einflussnahme in der kosmetischen Behandlung sprechen, so meinen wir damit nicht eine Psychotherapie im Sinne einer speziellen Behandlung durch einen Psychologen, sondern eine grundlegend menschliche Angelegenheit in der Begegnung von Menschen – in der Kosmetik insbesondere die Begegnung von Frau zu Frau.
Denn wir erkennen heute die Wirklichkeit der Seele nicht nur als einen in sich geschlossenen Eigenbereich des Individuums, sondern, je länger, desto eindringlicher, als eine zwischenmenschliche Wirksphäre konkreter Begegnungssituationen im Raume eines in Partnerschaft gelebten und erlebten Daseins.
Möglichkeiten psychischer Einflussnahme
Bevor wir jedoch besondere Verfahren nennen, fragen wir uns, bei welchen Gelegenheiten sich in der Praxis überhaupt die Möglichkeit psychischer Einflussnahme auf die Klientin und damit auf den Erfolg der Behandlung bietet:
1 Die erste Begegnung als ein aus dem Unbewussten entspringender psychischer Prozess gegenseitigen Erfühlens subjektiver Sympathie oder Antipathie.
2 Die daraus sich anbahnende dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin.
3 Das gezielt formulierte und zur individuellen Differenzierung führende Gespräch als Grundlage für Anamnese und Diagnostik.
4 Die Massage als ein Mittel unmittelbarer psychosomatischer Einflussnahme.
Für die Praxis ergeben sich daraus die Fragen:
1 Worin liegt das grundlegende psychische Motiv dieser vier Behandlungsphasen?
2 Inwieweit ist deren Anwendung methodisch und systematisch zu gestalten?
Die erste Begegnung
Die erste Begegnung ist ein unbewusstes Urteilen, ein rein subjektives, gegenseitiges Sich-Erfühlen, welches nicht methodisch fassbar ist. Im Gegenteil, jede Methodik würde sogar die Unmittelbarkeit der damit verbundenen unbewussten, gegenseitigen Wertung eher stören als fördern. Erleben Sie es nicht bei jeder neuen Klientin immer wieder, dass Sie sich fragen: Wer ist dieser Mensch, der da über die Schwelle hereintritt und mir Angesicht zu Angesicht gegenübersteht? Was sucht sie? Ob ich wohl helfen kann? Die erste persönliche Begegnung ist somit immer wieder ein spannungsvoller Augenblick. Aus Hoffnungen und Zweifeln, die im Moment noch nicht ausgesprochen werden, knüpft sich bereits unbewusst ein Faden gegenseitigen Kontaktes. Es sollte ein Band persönlichen Vertrauens werden: Es stehen sich zwei Partner gegenüber: Ihre Klientin, die sich wünscht, hübscher auszusehen, um beneidet und geachtet zu werden, und Sie als erfahrene Kosmetikerin, die eine Menge Wissen und Erfahrung mitbringt. Ihre Klientin, voll Zweifel, ob ihr Wunsch erfüllbar ist, verlangt Ihren ganz persönlichen Einsatz. Ihr Einsatz, Ihre Persönlichkeit und die bewährte, wohlfundierte Wirkung der anzuwendenden Präparate sind die Basis für eine erfolgreiche Behandlung.
Individuelle Person
In der Kosmetik wird im Grunde das Personale angesprochen, die einmalige Persönlichkeit in ihrer absoluten Subjektivität. So verlagert sich grundlegend die Frage vom Was der Symptome auf das Wer, von den sachlichen Erscheinungen zur individuellen einmaligen Person.
Prozessualität des Sich-Begegnens
Die Behandlung ist nicht etwa ein einseitiger Vorgang nur von Ihnen als der behandelnden Kosmetikerin gesehen, sondern sie ist ein Prozess der Gegenseitigkeit, welcher auf der Aufgeschlossenheit, die in jedem suchenden Menschen vorhanden ist, aufbaut. Das heißt, Ihre Klientin ist nicht etwa nur passiv: Durch ihre innere Einstellung, durch ihre Bejahung oder Verneinung der Behandlung ist sie Partnerin auf dem Weg zu einem gemeinsamen Erfolg. Daraus ergibt sich für Sie und Ihre Klientin als ein lebendiger Vorgang die dialogische Partnerschaft.
Die dialogische Partnerschaft
Die dialogische Partnerschaft zwischen Ihnen und Ihrer Klientin setzt eine innermenschliche Behandlung als