Bio Kosmetik. Dr. R. A. Eckstein
unter den negativen Einflüssen der Umwelt anfängt nachzulassen, dann spürt sie ganz aus sich selbst heraus wieder den Wunsch, ihres Eigenwertgefühles wegen, zu Ihnen zur kosmetischen Behandlung zu gehen. Dann spielt Wiedererwecken und das Stärken des Eigenwertgefühles und des Selbstvertrauens die größere und – wenn auch meist unbewusst – die bestimmendere Rolle als das Geltungsbewusstsein und das bloße Streben nach Anerkennung in der Mitwelt.
Reaktionen der Umwelt
Der innere Wunsch nach einer Wiederherstellung eines gesunden und lebensnotwendigen Eigenwertgefühles steht jedoch in all den Fällen schon von vornherein im Vordergrund, bei denen die Klientin infolge ästhetisch störender Hauterscheinungen eine Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühles bewusst empfinden und erleben muss. Dabei spielen auch negative Reaktionen der Umwelt eine Rolle. Der Wunsch nach der Wiedergewinnung des eigenen Wertgefühls ist in diesen Fällen deutlich und klar ausgeprägt und wird auch bewusst genannt. Hier überwiegt das Motiv des Eigenwertgefühles weit über das bloße Geltungsbewusstsein, wenn dieses auch eine sekundäre, ergänzende Rolle bei der Motivation spielt.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch darauf hinweisen, dass das Motiv in seiner Ganzheit individuell von der persönlichen Grundstimmung und Lebenseinstellung der betreffenden Person abhängig ist. Andererseits sind auch die liebevoll verstehende oder kalt ablehnende Art und Weise der Mitwelt bestimmend für den Grad und die Intensität des Selbstwertgefühls und des Eigenwertgefühls. Auch hier besteht, wie in allen zwischenmenschlichen Beziehungen und Relationen, ein lebendig sich veränderndes Wechselspiel von Eigencharakter und Umwelterlebnis.
Motivation der Kosmetik
Daraus ergibt sich, dass das Selbstwertgefühl im zweifachen Sinne seiner Bedeutung – als Geltungsbewusstsein und als Eigenwertgefühl sowie in der Vielfalt seiner Erlebensformen – im Positiven wie im Negativen eine grundlegende Rolle für die Motivation spielt, den Weg zur kosmetischen Behandlung zu gehen. Ist es für Sie in der Praxis notwendig zu wissen, ob mehr das Geltungsbewusstsein oder mehr das Eigenwertgefühl die Klientin zu Ihnen geführt hat? Auch diese Frage ist zu bejahen. Denn mit den drei Tätigkeitsbereichen der heutigen Kosmetik beeinflussen Sie die psychische Einstellung ihrer Klientin verschiedenartig, und zwar:
1 Mit der dekorativen Kosmetik sprechen Sie ausschließlich das Geltungsbedürfnis und das Geltungsbewusstsein an.
2 In der BioKosmetik, speziell durch die beruhigend oder stimulierend durchgeführte Massage, beeinflussen Sie primär das Eigenwertgefühl, aber durch den sichtbaren Erfolg der Behandlung als deren Folge auch wiederum das Geltungsbewusstsein.
3 Mit einer psychisch fundierten Behandlungsmethodik nehmen Sie unmittelbar Einfluss auf das innere Eigenwertgefühl, auf das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen.
Untrennbar: Das Physische und Psychische
Wenn wir zusammenfassen, so sehen wir, dass sich bei der kosmetischen Behandlung in allen Behandlungsphasen das Leibliche und das Seelische nicht trennen lassen. Es wäre ein Irrtum, anzunehmen, dass ein optimaler Erfolg nur durch das eine oder nur durch das andere erreichbar wäre. Die physischen Methoden sind ebenso notwendig wie eine psychische Systematik. Sie ergänzen einander, ohne dass das eine das andere zu ersetzen vermag. Beide Methoden, beide Möglichkeiten sind notwendig, und auch ihre Wirkungen bedingen und ergänzen sich gegenseitig: Die sympathisch wirkende körperliche Erscheinung beeinflusst das Selbstwertgefühl, so wie andererseits ein gesundes Selbstvertrauen das Aussehen, den Ausdruck, die Mimik und Gestik, das ganze Verhalten eines Menschen nach außen harmonisch gestaltet und durchwirkt. Wir Menschen sind nun einmal Wesen von Leib, Seele und Geist, die nicht voneinander zu trennen sind, sondern eine untrennbare Einheit und Ganzheit darstellen. So ist die Kosmetik in ihren drei grundlegenden Behandlungsmöglichkeiten heute weit mehr als nur ein Schmücken der Erscheinung und des Menschenbildes vor sich selbst und vor den anderen. Sie ist eine grundlegende menschliche Aufgabe.
Prospektive Pädagogik
Kosmetik kann dadurch eine prospektive ästhetische Pädagogik sein. Eine vorausschauende, in die Zukunft weisende Erziehung des Menschen zu einem Verwirklichen und Empfinden von Schönheit und Wert seiner Persönlichkeit an sich selbst als Harmonie in Erscheinung und Wesen.
Hauttypus und Perspiration
Wenn wir auf dem umfassenden Gebiet der heutigen BioKosmetik danach streben, eine vollkommene Harmonie der Persönlichkeit zu formen, dann tritt immer wieder eine nicht zu vernachlässigende individuelle Eigenschaft auf: die als Eigengeruch empfundene Ausstrahlung der Perspiration.
Desodoration
Das individuelle Geruchsmoment wird von anderen Menschen oft als störend empfunden. Die übliche Vorbeugung der Geruchsbildung kennen Sie unter dem Begriff Desodorierung: Man versucht, die Tätigkeit der apokrinen Schweißdrüsen zu vermindern und die betreffenden Hautpartien zu desinfizieren, um eine bakterielle Zersetzung des Schweißes zu verhindern. Aufgrund der psychologischen Untersuchungsergebnisse über ätherische Öle ließ sich eine Behandlungsmethodik entwickeln, bei der man den jeweiligen Eigengeruch in seiner typischen Note erfasst und ihn so in eine Duftkombination einzubauen versucht, dass er sich wie eine ihrer Komponenten harmonisch einfügt und in ihr mitwirkt. Dabei beeinflussen die ätherischen Öle nicht die Sinnesempfindung allein, sondern die Stimmungen, die Einstellungen und die Reaktionslage, so dass Temperament und Duftcharakter zueinander passen müssen. Die Basis, von der wir hierzu ausgehen, ist psychisch bedingt. Sie beruht ursprünglich auf der psychischen, erogenen Effektwirkung des Eigengeruchs und der gefühlhaften Reaktion auf ihn, als Sympathie oder Antipathie. Ein altes Sprichwort sagt bereits, dass man einen Mitmenschen – aber manchmal sogar sich selbst! – riechen oder nicht riechen mag und meint damit den Ausdruck seiner Zuneigung oder seiner Abneigung. Die Geruchsnote gehört also mit zur harmonisch oder disharmonisch empfundenen Erscheinung eines Menschen. Sie ist eine untrennbare Komponente des ganzen ästhetischen Phänomens und wirkt häufig stärker als es uns bewusst wird, da sie vorwiegend das Unbewusste, das Gefühl und das Gemüt anspricht. Deshalb ist der Wunsch, sich durch eine Sphäre des Wohlgeruchs gleichsam wie mit einer Aura zu umgeben, um Zuneigung, um Sympathie zu erwecken, aus der Tiefe des Gemütes geboren. Dazu bedarf es eines naturgemäßen, gelungenen Zusammenspiels der eigenen individuellen Art mit einer zu ihr passenden, sie harmonisch abrundenden Komposition ätherischer Öle. Ausschlaggebend ist hierfür der Einklang des jeweiligen eigenen Typus mit der adäquaten Duftnote. Zur Charakterisierung der Zusammenhänge zwischen der Eigennote und der sie ergänzenden, harmonisierenden Duftkomponente können wir nicht auf die Typologie Kretschmers zurückgreifen, die sich für diagnostische Hinweise auf die Hautkonstitution bewährt hat. Die zuständige Relation für unser vorliegendes Problem beruht auf der Intensität der Haut- und Haar-Pigmentierung und dem ihr entsprechenden Eigengeruch: Grundlegend entspricht einer schwachen Pigmentation eine relativ schwache Odorierung meist säuerlichen, stechenden Geruchs. Eine starke Pigmentation ist von einer starken Odorierung, vorwiegend süßlichen, narkotischen Charakters begleitet. Dabei sind selbstverständlich, wie überall im Bereich des Lebendigen, stete Übergänge und Zwischenstufen möglich.
Haut- und Haartypus
Es besteht noch eine weitere Übereinstimmung zwischen der Haut- beziehungsweise Haarfarbe und der individuell als besonders angenehm empfundenen und persönlich bevorzugten Duftkombination: Der hellhäutige, hellhaarige Typ liebt mehr die frische, duftige, leichte Blütennote, während der dunkelhäutige, schwarzhaarige Mensch mehr zu schweren, schwülen, narkotischen Nuancen neigt.
So verbindet diese beiden Relationen von Haar- und Hauttypus als sichtbares Symptom den charakteristischen Eigengeruch mit der adäquat empfundenen Duftkombination zur gemeinsamen Individualnote. Das heißt, Haar- und Hauttyp sind in der Praxis das sichtbare Merkmal für die Beurteilung des nicht ohne weiteres feststellbaren Eigengeruches der jeweiligen Klientin. Zugleich ist er das Diagnose-Zeichen für die Wahl des individuell zu bevorzugenden spezifischen Komplexes ätherischer Öle. Genauso wie wir bei der Hautdiagnose innerhalb der einzelnen Symptomgruppen nach Unter-, Normal- und Überfunktionen