Bio Kosmetik. Dr. R. A. Eckstein

Bio Kosmetik - Dr. R. A. Eckstein


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der lebendigen Substanz. Diese unentrinnbare Funktion der Zeit nennen wir Altern. Das Ausgerichtetsein alles Lebendigen auf das Altern ist aber aus der Erfühlung der eigenen Lebensrhythmik durch eine konsequente Körper- und Gesundheitspflege hinauszuschieben. Und darin liegt einer der bedeutendsten Sinngehalte einer echten naturgemäßen und lebensverbundenen BioKosmetik.

      Biorhythmik

      Das Leben ist ein ständiger ununterbrochener Zeugungsvorgang, bei dem männliche und weibliche Faktoren aufeinander wirken. Es ist ein Zeugen und Gebären, ein zeitweiliges Bewahren, Sichdarleben (Da-Sein), Vergehen und Sichauflösen.

       Rhythmik des Kosmos

      Alle Begegnungen und Prozesse im gesamten Weltall verlaufen in Rhythmen. Dies ist eine Erkenntnis, welche schon im Altertum die Menschen intuitiv empfanden und nach der sie ihren Lebenslauf ausrichteten. In der heutigen Zeit moderner Wissenschaft hat man diese Weisheit wiederentdeckt, ihre Phänomene systematisch verfolgt und versucht, sie bildhaft, symbolhaft, geometrisch oder mathematisch zu formulieren. Überall finden wir rhythmische Vorgänge, die nebeneinander, aber auch mit- und ineinander verlaufen, sich gegenseitig überformen, einander integrierend, in gestaltender Harmonie oder zu sich selbst auflösender Disharmonie.

       Innere Zyklen

      Inmitten all dieses rhythmischen Geschehens der ihn umgebenden Welt lebt der Mensch als eine Individualwelt in sich. Auch in unserer eigenen Innenwelt spielen sich gesetzmäßig verlaufende Zyklen und Rhythmen ab, wie die zu- und abnehmende Tätigkeit der Organe des Menschen, des Verdauungstraktes, von Leber, von Galle, Pankreas, die wechselnde Dominanz der Sympathikus- und Parasympathikus-(Vagus-)Aktivität, von energie- sowie substanzverbrauchender Tätigkeit und aufbauender, regenerierender Erholung. Eigengesetzlich und individuell stehen sie dennoch in Abhängigkeit und stetem Zusammenspiel mit den uns umgebenden kosmischen Rhythmen, wie dem Rhythmus von Tag und Nacht, dem Sonnenaufgang und dem Sonnenuntergang, den Jahreszeiten und ihrer Witterung und der verschiedenen Dauer von Licht und Dunkelheit, um nur einige zu nennen. So können wir grundlegend nach ihrem Entstehen und ihrem Ablauf zwei verschiedene Einflusssphären in Bezug auf den Menschen unterscheiden:

      1 Die äußeren, externen Rhythmen des Kosmos, der uns umgebenden Welt.

      2 Die inneren, internen Zyklen unseres individuellen Eigenlebens, körperlicher, seelischer und geistiger Art.

       Periodik

      Die Periodik umfasst ein breites Spektrum der verschiedensten rhythmischen Funktionen, beginnend mit den schnellsten rhythmischen Aktionen im Nervensystem, in den Nervenzellen mit einer Frequenz von 1/1000 Sekunden. Potenzialschwankungen im Gehirn haben rhythmische Wellenfrequenzen von zwischen 1/20 bis 1/2 Sekunden. Der Rhythmus des Herzschlages beim Gesunden beträgt etwa 72 pro Minute, die Frequenz des Atemrhythmus in Ruhe normalerweise 18 pro Minute. Rhythmische Vorgänge mit Perioden-Dauern von einer bis zu zwei Stunden kennzeichnen die Funktionen der inneren Organe, und zwar ineinander übergehend, so dass innerhalb des 24-Stunden-Rhythmus sämtliche Funktionen des Körpers beteiligt sind. Alle Organe und Organsysteme haben dabei ganz bestimmte Hauptleistungszeiten (Maxima) mit unmittelbar daran anschließenden Erholungsphasen (Minima), was einen wesentlichen Einfluss auf unsere körperliche und unsere seelische Befindlichkeit ausübt:

ZeitraumLeistungsmaximum des Organs
1– 3 UhrLeber
3– 5 UhrLunge
5– 7 UhrDickdarm
7– 9 UhrMagen
9–11 UhrMilz und Pankreas
11–13 UhrHerz
13–15 UhrDünndarm
15–17 UhrBlase
17–19 UhrNieren
19–21 UhrKreislauf
21–23 Uhrallgemeine Energiegewinnung
23– 1 UhrGalle

      Den Aktivphasen folgen unmittelbar die ebenfalls etwa zwei Stunden währenden Erholungsphasen der entsprechenden Organe. In dieser Regenerationsphase sollten die Organe nicht belastet werden. Das heißt, ab 21 Uhr wäre somit der optimale Zeitpunkt des Schlafbeginns.

      Unter normalen Lebensbedingungen wirkt das Tageslicht als Zeitgeber (Aschoff), so dass dadurch eine strenge Koordination des eigenen inneren 24-Stunden-Rhythmus mit dem Tagesablauf besteht. Die Zeit des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs beeinflussen ganz wesentlich unsere innerkörperlichen Vorgänge und die Tätigkeiten der Organe. Wir können generell einen „Tagbetrieb“ mit Aktivität und Wachheit bei überwiegendem Energieverbrauch unterscheiden von einem „Nachtbetrieb“ mit Passivität und intensiver Regeneration des ganzen Körpers. Die Zeitpunkte der jeweiligen Umstellung sind Morgendämmerung, Mittag, Abenddämmerung und Mitternacht.

       Tagesphase

      Der von außen kommende Reiz des Sonnenlichtes bestimmt aktiv die Stoffwechselvorgänge der vom Sympathikus beherrschten Tagesphase: Die Reaktion tendiert zum Alkalischen (zur Alkalose), mit einem pH-Wert des Gewebes um 7,3. Der Körper ist bei einem gesteigerten Energieverbrauch, erhöhtem Eiweiß-Fett-Stoffwechsel und überwiegendem Substanzabbau auf Leistung und Aktivität eingestellt.

       Nachtphase

      Die Tagesphase geht in die vorwiegend vom Vagus (Parasympathikus) bestimmte Nachtphase über, welche durch Reize hormoneller Natur vom eigenen Organismus ausgelöst und gesteuert wird. Die Stoffwechselvorgänge verlagern sich von der Peripherie zum Körperzentrum mit zunehmender Passivität, Speicherung, Erholung und Regeneration der Körpersubstanz, bei erhöhter Körperwärme, Blutdrucksteigerung und gesteigertem Zellaufbau. Der pH-Wert des Gewebes neigt zu einem Säuregrad (zur Acidose) um 6,9 mit der Folge einer erhöhten Reizungs- und Entzündungsneigung.

       Leistungsmaxima

      Unsere körperliche, seelische und geistige Leistungsfähigkeit steigt im Rahmen dieses Tagesrhythmus am Morgen beginnend und erreicht gegen 9 Uhr Vormittag ihren Höhepunkt. Dann sinkt sie stark ab, um danach wieder leicht anzusteigen bis zu einem zweiten, etwas niedrigeren Hochpunkt gegen 18 Uhr. Danach tritt ein Abfall der Leistungsfähigkeit und ein Übergang in die Nachtphase ein, die bis gegen 3 Uhr Mitternacht ihren Tiefpunkt erreicht.

      Der Mensch im Zustand des Wachbewusstseins kann bei allen dem Bewusstsein nahen Lebensvorgängen wie zum Beispiel dem Schlaf-Wach-Rhythmus deren naturgegebenen Ablauf durchbrechen. Die tieferen, biotischen, vegetativen Rhythmen, wie zum Beispiel der Leber, der Galle, des Pankreas und anderer Organe können durch den Menschen nicht willentlich verändert werden. Die Lebensweise muss sich vielmehr auf sie einstellen, muss sie berücksichtigen, nicht umgekehrt. Jedes unrhythmische Leben wirkt daher störend auf den inneren Rhythmus und damit auf die Gesundheit. Der 24-Stunden-Organrhythmus hat in den der Kosmetik benachbarten Fachgebieten praktische Bedeutung in der Diätetik für die Wahl der Ernährungsweise und der Essenszeit und in der Bäderbehandlung für die Zeitwahl der Anwendung. Darüber hinaus wird bei der Applikation von Medikamenten zusehends der Organrhythmus berücksichtigt.

      Dem 24-stündigen Tagesrhythmus folgt ein zusammengehörender Komplex weiterer bestimmter biologischer (biotischer) Rhythmen, die von Fließ neu entdeckt, von Teltscher und Hersey weiterentwickelt und insbesondere von Früh und Groß im Detail unter dem Namen Biorhythmik ausgearbeitet wurden. Wir legen unseren Betrachtungen die psychische Erkenntnis zugrunde, dass in jedem Menschen männliche und weibliche Wesens- und Charakteranlagen vorgegeben sind. C.G. Jung nennt den weiblichen Seelenteil im Mann dessen anima, den männlichen Seelenteil der Frau deren animus. Selbstverständlich pflegen beim Mann die männlichen Wesenszüge zu überwiegen, bei der Frau die weiblichen. Sie dominieren, sie herrschen über die jeweils andere Geschlechtsseele, die gleichzeitig unterschwellig, unbewusst, rezessiv vorhanden ist. Aus diesen Darlegungen ergeben sich – nach Fließ – zunächst zwei Biorhythmen:

      1 Die männliche (M-)Periode von 23 Tagen.

      2 Die weibliche (W-)Periode von 28 Tagen.

      Jeder dieser Rhythmen verläuft in einer wellenförmig darzustellenden Auf- und Abbewegung seiner Funktionen, die man


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