Bio Kosmetik. Dr. R. A. Eckstein
Aus diesem Grund nimmt man juckende Stellen nicht mehr wahr, wenn man über die Schmerzgrenze hinaus gekratzt hat.
Haut und Nerven
Dass die Beziehungen zwischen Haut und vegetativem Nervensystem so vielseitig und intensiv sind, kann man darauf zurückführen, dass Haut und peripheres Nervensystem aus ein und demselben Keimblatt, dem Ektoderm, hervorgehen. Man hat daher stets versucht, aus der besonderen Lokalisation von Hautsymptomen auf den Zusammenhang mit neuralen Vorgängen zu schließen. So können durch Störungen von Nervenfunktionen wie etwa der Schweißdrüsen- oder Gefäßinnervation Umstimmungen der Oberflächenverhältnisse auf der Haut hervorgerufen werden, beispielsweise übermäßige Quellung, Feuchtigkeitsmangel, Hyperhidrosis oder Hyperämie. Ein weiteres Beispiel für die Beziehungen zwischen Haut und Nervensystem ist das schmetterlingsförmige Auftreten vasomotorischer Dauerrötungen, von Teleangiektasien und Rosacea (nach Blaich und Engelhardt).
Die Anatomie der Haut
Die Haut ist ein Organ, welches aus verschiedenen Geweben besteht:
1 Oberhaut oder Epidermis, als epithelialer Teil.
2 Lederhaut oder Korium, als der bindegewebige Anteil.
3 Unterhaut oder Subkutis, überwiegend aus Fettgewebe.
Den jeweils charakterisierenden Gewebeanteil hervorhebend, kann man von der epithelialen Epidermis, der bindegewebigen Kutis und der fettgewebigen Subkutis sprechen. Abbildung 4 zeigt einen Querschnitt durch die Haut.
Abbildung 4
Aufbau der Haut aus Epidermis (a), Dermis (b) und Subcutis (c) mit Fettgewebe (d) sowie den versorgenden Gefäßen. Der Bereich, in dem Epidermis und Cutis wellenförmig verzahnt sind, nennt man Stratum papillare (e).
Die Subkutis
Die Subkutis oder das Unterhautzellgewebe (subkutanes Fettgewebe) verbindet die Haut mit den unter ihr liegenden Organen. In der Hauptsache enthält die Subkutis reichlich Fettläppchen (Fettgewebe), welche von Bindegewebszügen umgeben sind.
Panniculus adiposus
Das eigentliche Fettgewebe der Subkutis fasst man unter dem Begriff Panniculus adiposus zusammen. Dieses subkutane Fettgewebe ist ein Kälteschutz für den Organismus und bestimmt als Unterpolsterung der übrigen Hautschichten maßgebend die äußere Körperform. Die Subkutis ist stark von Gefäßen und Nerven durchzogen.
Die Lederhaut
Die Lederhaut besteht in der Hauptsache aus Bindegewebe: In der oberen, feinfaserigen, maschenartigen Schicht, dem Stratum papillare, überwiegend aus kollagenen (leimgebenden) Bündeln. Sie verlaufen örtlich verschieden, meist aber senkrecht zur Hautoberfläche. Diese obere Schicht bildet, wie ihr Name Stratum papillare besagt, Papillen aus. Das sind dicht stehende, kuppelförmige Ausstülpungen, durch deren große Oberfläche die gefäßlose Epidermis mit Nährstoffen versorgt werden kann und aus denen Stoffwechselprodukte weggeführt werden können. Die einzelnen Papillen selbst enthalten in ihrem Inneren feinmaschige Kapillargefäße mit umgebenden Lymphräumen sowie Nervenfasern, und teilweise auch Nervenendorgane. Um die kollagenen Fasern vor einer Überdehnung oder einem Zerreissen zu schützen, umfasst ein zweites Fasersystem der Kutis, die elastischen Fasern, netzartig die kollagenen Bündel.
Glatte Muskelfasern
Daneben enthält die Lederhaut auch glatte Muskelfasern, die an manchen Stellen schichtweise angeordnet sind. An den Haaren befinden sich Haarbalgmuskel in Form länglicher Bündel.
Stratum reticulare
Unterhalb der papillären Schicht erstreckt sich noch eine weitere Zone der Lederhaut, das Stratum reticulare. In ihr verlaufen dickere, dicht aneinander gelagerte Bindegewebsbalken in Wellen parallel zur Hautoberfläche. Sie bildet ein ausgeprägtes, festgefügtes Gewebsnetz.
Prozesse in der Epidermis
Aufbau der Epidermis
Die äußere Schicht der gesamten Haut ist die Oberhaut oder Epidermis. Sie ist gefäßlos und besteht aus mehreren, voneinander deutlich zu unterscheidenden epithelialen Zellschichten, die in Abbildung 5 dargestellt sind. Eine Membran aus Bindegewebe, die Basalmembran, verbindet die Epidermis mit der Lederhaut, dem Corium. Wenn wir die Haut von außen mit Vitaminen, Fermenten und anderen biogenen Wirkstoffen behandeln, um sie in ihrem Erscheinungsbild zu gestalten, so ist uns das dadurch möglich, dass sich in ihr lebendige Bildungsprozesse ständiger Regeneration vollziehen. Denn wir wollen mit diesen Wirkstoffen die den Symptomen zugrunde liegenden, die sie gestaltenden physiologischen Prozesse beeinflussen. Wir betrachten daher die Epidermis in ihrem steten Vorgang des Werdens und Vergehens.
Die unterste, den Papillen der Lederhaut wellenförmig aufsitzende Schicht ist das Stratum basale, die Grundschicht, die Keimzellenschicht oder das Stratum germinativum. Hier spielt sich die erste Phase der Zellregeneration ab, welche die Epidermis ständig von neuem bildet. Die Zellen dieser Grundschicht sind zylindrisch oder kubisch mit einem eiförmigen Kern und in einer Reihe ohne Zwischenräume nebeneinander angeordnet. Den Zellkernen dieser Schicht sitzt am oberen Pol kappenförmig das Hauptpigment, Melanin, auf (Abbildung 6).
Abbildung 5
I.) Querschnitt durch die Haut. Dargestellt sind die verschiedenen Schichten der Oberhaut (Epidermis) mit Stratum basale (a), Stratum spinosum (b), Stratum granulosum (c), Stratum lucidum (d) und der Hornschicht (e). Die Übergänge zwischen den Schichten sind fließend, da die Keratinisierung kontinuierlich erfolgt. Während der Keratinisierung verlieren die Zellen ihren Kern. Die Bestandteile der denaturierten Zellkerne bilden mit anderen Komponenten den Zellkitt, der die abgestorbenen, keratinisierten Zellen fixiert.
II.) Elektronenmikroskopische Aufnahme einer Basalzelle.
III.) Elektronenmikroskopische Aufnahme der Verzahnung einer Basalzelle mit der Lederhaut. Basalzellen erscheinen in den Fotografien dunkel, die Lederhaut hell.
IV.) Elektronenmikroskopische Aufnahme der Grenze zur Verhornung am Stratum lucidum. Die Hornschicht erscheint in der Abbildung als homogene Fläche.
Abbildung 6
Eine Zelle mit Zellkern und verschiedenen Organellen. Die sternförmigen Gebilde oberhalb des Zellkerns sind Melaninanhäufungen, die den darunterliegenden Kern vor UV-Strahlung schützen.
Zellneubildung
Die Keimzellen vermehren sich durch Reduplikation (Verdoppelung der Chromosomen und Zellbestandteile) und anschließende Teilung zu Epidermiszellen, die von der Grundschicht unter verschiedenen Umwandlungen bis zur Hornschicht wandern.
Tochterzellen
Nach der Zellneubildung in der Keimzellschicht wachsen die jungen Tochterzellen, bis sie etwa die Größe ihrer Mutterzelle erreicht haben. Sie bleiben durch feine Plasmafäden miteinander verbunden. Interzellularflüssigkeit umgibt sie.
Stachelzellenschicht
Teils werden die Tochterzellen von neuen, nachkommenden Zellen geschoben, teils wandern sie selbstständig zur Hornschicht und rücken dabei auseinander, so dass die Interzellularräume erweitert werden. Die Zellen verstärken bei diesem Vorgang deutlich ihre Protoplasmaausläufer, die sich mit den Epithelfasern von der Basalmembran vereinigen. Durch diese Ausläufer werden die einzelnen Zellen stachelartig miteinander verbunden, was dazu führte, dieser Epidermisschicht den Namen Stachelzellenschicht, Stratum spinosum,