Bio Kosmetik. Dr. R. A. Eckstein

Bio Kosmetik - Dr. R. A. Eckstein


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einer Warmfront verbleibt das Blut auch während des Essens in größeren Mengen in der Peripherie. Gehirn und Haut sind und bleiben gut durchblutet, der Turgor der Haut bleibt erhöht, sie selbst ist glatt und elastisch, rosig und gut durchblutet. Der Blutdruck ist durch Erweiterung der Gefäße gesenkt. Finger und Füße sind manchmal angeschwollen. Eine Kaltfront stört das Blutverteilungs-Gleichgewicht im umgekehrten Sinne: Die Blutversorgung der Peripherie wird gehemmt und vermindert. Die Gesichtsfarbe bleibt blass, der Turgor bleibt vermindert, die Haut erscheint faltiger, welker, atrophischer als im Normalzustand. Subjektiv hat man ein Kältegefühl durch die Verengung, ja sogar oft durch die vorliegende Verkrampfung der peripheren Gefäße. Der Blutdruck wird dadurch erhöht. Man spricht von einer allgemeinen Krampfbereitschaft der Gefäße und der Muskeln sowie von einer Agglutinationstendenz des Plasma in den Geweben.

      Zur Bionomie allgemein

       Statik der Symptome

      Wenn wir die Haut mit ihren Erscheinungen betrachten und auf dieser Grundlage die Diagnose stellen, so fragen wir uns stets: Woher kommen sie und wie sind sie entstanden? Zugleich mit dem Gedanken: Wie kann man ihre Ursachen beeinflussen? Das heißt, die Symptome nur zu benennen und zu beschreiben genügt nicht. Man muss ihre Ursachen ergründen sowie die Erscheinungen und ihre Phänomene als das Ergebnis von lebendigen Prozessen und Wirkungen erfassen. Die scheinbar ruhenden, statischen Symptome werden in die bewegten, dynamischen Vorgänge ihres Werdens und Entstehens aufgelöst.

       Dynamik der Prozesse

      Ich möchte dazu Carl Gustav Carus zitieren, der anlässlich des I. Kongresses der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte sinngemäß folgendes sagte: „Es ist klar, dass zweierlei der Wissenschaft obliegt: Einerseits ein umfassendes, exaktes Beobachten der Natur, wie sie sich unseren Sinnen, unserer Erfahrung darstellt. Andererseits wird gefordert, dass wir uns nach der anderen, der inneren Seite unserer Existenz hinwenden. Das heißt, dass wir mit der Vernunft nach einer Erforschung der Gesetze streben, welche sich zu den Erscheinungen der Natur entfalten.“

       Kausalkette

      Diese zweifache Art der Naturbetrachtung und der Naturerkenntnis kommt daher, dass wir Menschen bei unserer Eigenart sinnenhaften Empfindenmüssens stets von den für uns wahrnehmbaren Erscheinungen ausgehen müssen. Anhand derer können wir versuchen, Schritt für Schritt, die Phänomene aus ihren Ursachen abzuleiten. Wir müssen uns von Erscheinung zu Erscheinung zurücktasten, um eine lückenlose Kette der Ursachen zu finden und aneinander zu reihen. Der Weg unserer menschlichen Erkenntnismöglichkeit führt also notwendigerweise von den sinnenhaften äußeren Erscheinungen zu deren inneren Ursachen. Die Natur geht aber in ihrer Entwicklung und Entfaltung genau den umgekehrten Weg. Eine Ursache treibt die nächste aus sich hervor, immer von innen nach außen schaffend und wirkend. Die Phänomene, die unserer menschlichen Sinnesempfindung als erstes begegnen, sind in Wirklichkeit die letzten Ergebnisse des Wirkens der Natur und des Lebens.

       Genetische Wirkfolge

      Aus der befruchteten Eizelle wird der Zellverband, aus ihm durch Differenziation die einzelnen Organe und damit schließlich unter vielfacher Umwandlung und Umformung der Organismus, der Körper als Erscheinung.

       Finalbehandlung

      Wenn wir die sich ständig abspielenden lebendigen Vorgänge in der Praxis beeinflussen wollen, dann wählen wir in der Diagnose den Weg von den Erscheinungen zu ihren Ursachen. Wir steuern aber andererseits durch unsere Behandlung und durch die von uns ausgewählten Wirkstoffe ein Geschehen, mit dem bewussten Ziel, die Gesundung der Haut in Schönheit und Harmonie durch Behandlung der Ursachen zu erreichen.

       Bionomie

      Durch diese prozessuale Betrachtung des lebendigen Geschehens ist es verständlich und notwendig, die Gesetze der Lebensvorgänge zu erfassen, die Gesetzmäßigkeiten organischen Sichvollziehens des Werdens, des Seins und des Vergehens zu finden. Die Erkenntnis der Grundprinzipien und Gesetze des Lebens heißt Bionomie. So ist Bionomie mehr als Biologie, welche lediglich die Lebensformen, die Lebenserscheinungen und die Lebensvorgänge beschreibt. Denn die Bionomie will die Lebensgesetze und die Gesetzmäßigkeiten beim Ablauf lebensgebundener Geschehnisse in ihrer konsequenten Prozessualität wesenhaft erfassen und schöpferisch nachgestalten.

      Grundlegende bionome Prozesse

       Aufbauphase – Abbauphase

      In allem biologischen und physiologischen Geschehen greifen prinzipiell zwei Prozessphasen ineinander:

      1 Der Aufbau, bei welchem aus der Nahrung Eiweißstoffe, Fette, Kohlehydrate, Mineralstoffe und Wasser als Körpersubstanz zu Zellen, Zellgewebe, Gefäßen, Organen, dem gesamten Organismus aufgebaut werden (Assimilation).

      2 Der Abbau, bei welchem die Nahrungsstoffe und auch bereits abgelagerte Körpersubstanz abgebaut und verbraucht werden (Dissimilation).

      Dabei wird aus den Substanzen Energie in Form von Muskelkraft, Körperwärme oder auf andere Weise frei. Aufbau und Abbau bedingen einander und ergänzen sich gegenseitig. Denn aus dem Substanzabbau wird die Energie frei, welche notwendig ist, um Materie neu aufzunehmen, aufzubauen und die Organe funktionstüchtig zu erhalten. Andererseits bestünde ohne assimilierte Substanz keine Möglichkeit, Energie im Körper freizusetzen. Aufbau und Abbau verlaufen jedoch nicht gleichmäßig, sondern in Intervallen, in einer Rhythmik gegenseitig wechselnder Intensität. So ist beispielsweise während des Schlafes der aufbauende, substanzgebende Stoffwechsel stärker ausgeprägt, während des Tages und der Arbeit hingegen überwiegt der substanzabbauende Prozess der Dissimilation.

       Physiologisches Gleichgewicht

      Wenn diese beiden Prozessphasen miteinander in einem ausgewogenen Gleichgewicht verlaufen, dann ist der Organismus innerlich gesund und in seiner Erscheinung harmonisch. Man spricht von einem dynamischen Prinzip des physiologischen Gleichgewichtes, welches man auf das Vermögen des Organismus zur Sensibilität und Reagibilität zurückführen kann. Das heißt, auf die Fähigkeit, Reize zu empfinden und auf diese Empfindungen entsprechend zu reagieren. Dieses Reaktionsverhalten nennt man auch System physiologischer (neuraler) Rückkoppelung. Der Ablauf der physiologischen Prozesse hat den Aufbau und die Gestaltung des Körpers und seiner Organe zum Ergebnis. Aus der Diagnose der äußeren Erscheinungen ist es daher möglich, auf die Art der physiologischen Prozesse zurückzuschließen, welche den Körper und die Organe gebildet haben. Grundsätzlich kann man dabei folgende drei Stadien des Energie- und Stoffwechselzustandes unterscheiden:

      1 Die Normalfunktion oder Normergie. Die aufbauenden und die abbauenden Prozesse im Organismus sind miteinander in einem optimalen gegenseitigen Gleichgewicht. Ihr Ergebnis ist der gesunde Organismus, ist die gesunde, normale Haut.

      2 Die Unterfunktion oder Hypergie. Die Energie- und Stoffwechselprozesse verlaufen entweder allgemein oder partiell innerhalb einzelner, bestimmter Funktionen und Faktoren vermindert, geschwächt. Alle Erscheinungen, die man auf physiologische Unterfunktionen zurückführt, kann man unter dem Begriff der Atrophie zusammenfassen.

      3 Die Überfunktion oder Hyperergie. Physiologische Prozesse sind über das durchschnittliche Maß gesteigert, wie beispielsweise eine vermehrte Produktion an Hauttalg, eine übermäßige, verfrühte Verhornung, eine extreme Reizempfindung oder -reaktion.

      Wenn man diese einfache schematische Einteilung möglicher Stoffwechselstadien der Diagnose zugrunde legt, lassen sich die folgenden physiologisch bedingten Hautbilder ableiten:

      1 Normergie hat das Erscheinungsbild der normalen Haut zur Folge.

      2 Hypergie führt zur atrophierenden, alternden, reiferen Haut.

      3 Hyperergie verursacht physiologisch den seborrhoischen Zustand (Status seborrhoicus) und in Folge einer gesteigerten Reizreaktion eine Überempfindlichkeit sowie eine erhöhte Disposition zu Irritationen der Haut.

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