Der Bote. Hans-Joachim Rech
- schauen sie die Hafenuhr - gleich ist es acht Uhr und das Thermometer zeigt fünfundzwanzig Grad - das ist mehr als in anderen Jahren zuvor, viel mehr. Der Klimawandel ist nun nicht mehr zu leugnen, und die Eismassen weltweit schmelzen in rasantem Tempo. Es soll schon Fahrzeughersteller geben, die bereits Schwimmautos auf Vorrat produzieren. Gab es schon beim Militär, bin mit so einer Kiste gefahren - und geschwommen. Hat richtig Spaß gemacht…“
Georgi Schukow - Sarah Rosenstrauch - Bergerdamm sei auf der Hut
„Herr von Bergerdamm - ihre Bordkarte bitte - Frau Rosenstrauch - ihre Bordkarte bitte - Monsieur Panteneau - votre carte d‘accès à Bord - s‘il vors plait - Mister Ishizuzi - your bording card please - Miss Cavendish - your boarding card please - Ladies and Gentleman - come in please - we are in last time…!“ rief die Dame an der Zuwegung in den Eisbrecher, wo uns nur noch wenige Stufen vor der offenen Schotttür in den Aufzugsbereich trennten, wo es dann hinauf ging in die Kabinendecks. Schau an - Monsieur Hulot hat es tatsächlich geschafft der reizenden Valeria Dernikowa eine andere Kabine abzuschwatzen, so ein Filou. Ein kurzer Blick auf meine Bordkarte genügte, um meinem Individualbedürfnis nach Ruhe und Geborgenheit auf Zeit meine Einzelfahrerkabine zu belassen. So ein Schlagbohrerschnarchen hat doch an und ab seine Vorteile. Und meine Gesprächspartnerin Rosenstrauch - wo beliebte sie zu residieren? Bevor ich unanständigerweise nach Sarah‘s Kabinennummer fragen konnte, sprudelte es , wenn auch verhalten leise aus dem prallen Lippenpaar der Sarah Rosenstrauch hervor.
„Das nenne ich einen Service - meine Kabinenwünsche wurden rundum berücksichtigt. Erstes Oberdeck, Backbord außen, Doppelbett und Einzelbelegung - wie kundenfreundlich und das auf einem Eisbrecher. Da muss ich den Genossen ein großes Lob aussprechen“ … lachte die Gouda Gesandte aus Texel,“ und sie Maxilein - schlafen sie auch allein, ältere Menschen neigen dazu, was ja durchaus seine Vorteile hat…“
„Mag schon sein - wenn man dabei gesund bleibt…“
„Beim alleine schlafen…“
„Beim älter werden - wir sind da - der Aufzug wartet - bitte schön Fräulein Rosenstrauch…“
„Danke - aber das Fräulein war einmal, ich hatte schon mit fünfzehn Sex. Reine
Neugier - er war doppelt so alt, und hinterher sah er aus wie achtzig…“ kam es erneut lachend aus dem Rosenstrauch Mund.
„Heute ist wirklich mein Glückstag - erst retten sie mich vor dem Ertrinken, dann bewahren sie mich vor hormonellen Abenteuern und einem möglichen Herzinfarkt - haben sie ihr Praktikum beim Roten Kreuz absolviert…?“
„Nur die Mundtherapie - blasen bei gestandenen Herren, das hatte stets durchschlagenden Erfolg… „Olala Monsieur Panteneau hat da wohl Blut geleckt - dem knallen gleich die Bremsen durch, so scharf ist der auf die englische Prinzessin“… grinste Sarah Rosenstrauch mit einem Blick auf das mehr als angeregte Gespräch zwischen Bernard Panteneau und Gilian Cavendish aus Wales, Meeresbiologin und Vulkanologin für Lebensformen der Tiefseethermik vom Scientology Institute of Volcano unknown Living Forms in the Deep Sea.
„Sie sehen mich überrascht Sarah - wirklich - ihre Urteilskraft in Sachen sexueller Kontaktaufnahme ist beeindruckend wenngleich ich Ihnen dahin gehend beipflichten möchte, dass sich unser französischer Kollege mächtig ins Zeug legt - hat wohl geklappt mit der Einzelkabine…“
„Ach - Monsieur Hunderttausend Volt hat sturmfreie Bude - da tun sich ja ungeahnte Möglichkeiten auf - und Sie Maxilein - wie steht es bei Ihnen - mit der Kabine möchte ich sagen - auch sturmfrei…?“
„Solist Sarah - und das möchte ich auch bleiben während meiner Zeit an Bord und darüber hinaus - mir steht derzeit nicht der Sinn nach intimen Lustbarkeiten oder sexueller Transformation….“
„Eine klare Ansage - aber Vorsätze können sich ändern - und zwar ziemlich rasch. Wir kennen weder den Tag noch die Stunde - Carpe Diem - Maximilian - so, da wären wir… Oberdeck. Bitte nach ihnen Max. Ach - darf ich ihre Kabinennummer von ihnen erfahren, ich möchte nicht den Decksteward fragen, das ist nicht meine Art…“ lächelte mich Sarah Rosenstrauch verführerisch an, während die Kolleginnen und Kollegen durch den erleuchteten Gang des Oberdecks Eins von den Deckstewards zu ihren Kabinen geführt wurden. Ich blickte Sarah Rosenstrauch einen Moment intensiv in ihre tiefblauen klaren Augen, die so kalt und klar waren wie das Eis frischer Gletscherbrüche; es waren die Augen eines Mannes, dem ich vor Jahrzehnten in Alaska begegnete, und der zu einem anderen Zeitpunkt als Teilnehmer einer Tauchfahrt zur Titanic abstieg, gesponsert von der Atomgaz in Murmansk, während ich mit Randy Ballin, ebenfalls unterwegs war zum berühmtesten Wrack der christlichen Seefahrt. Ich war mir in diesem Augenblick Tausendprozentig sicher, dass diese Person vor mir jener Yoshua Rosenstrauch war, den die Geheimdienste der Welt ganz oben auf ihrer Cleaner Liste hatten, eine nasse Aktion - eine Liquidierung.
„Per Aspera ad Astra - Yoshua“ antwortete ich verhalten auf Sarahs Frage, wobei ich mich in die andere Richtung des Ganges im Oberdeck bewegte, um zu meiner Kabine zu gelangen von der ich hoffte, dass mir die attraktive Valeria Dernikowa Schützenhilfe leistete, als sie diesem mitteilungsfreudigen Franzosen um des Friedens und vor allem der harten Währung Willen dieses Zugeständnis machte und nur deshalb, weil ich schnarche wie ein Rhinozeros - unter uns, ich habe noch niemals ein Rhinozeros schnarchen gehört.
„Fortes Fortuna adiuvat - Maxilein“ klang es fast so rein wie Silberschellen durch den mit Bildern der Helden der ehemaligen Sowjetunion, der Marschälle, der Generalsekretäre und Präsidenten, den Helden des Großen Vaterländischen Krieges und nicht zu vergessen - den Helden der Arbeit drapiert war wie die Halle einer Fotogalerie. <<Den Mutigen winkt das Glück>>. Hüte dich Yoshua Rosenstrauch alias Sarah Rosenstrauch oder wer immer du wirklich bist, wir Journalisten kleben an dir wie Kletten in der Wolle eines Schafes. Fand Rosenstrauch in Brewster Ferry nicht das was er suchte? Er war doch der Geburtshelfer des Virus H1N1, als er im Gefrierschrank Nordamerikas in jener kleinen Siedlung die Leichen der Pandemie von 1918 bis 1920 ausgrub, in best erhaltenem Zustand vorfand und sezierte. Er entnahm Teile der Lungen, der Milz, die Herzen und Hirne, welche er bestens gekühlt und konserviert nach… ja wohin brachte er die pathologischen Proben wirklich? Was hat er in den Laboren der USA, in Israel, in England und Frankreich tatsächlich gemacht. War er auch in den Staaten der GUS - Kollegen bestätigten auf Nachfrage diese Vermutung und machten sogar präzise Angaben über den Forschungsstandortes der Labore in Russland, wo Rosenstrauch seinerzeit tätig war - Tscheljabinsk im Ural. Er deckte sich damals mit Proben der Verstorbenen ein wie der Küchenchef eines Fünf Sterne Hotels auf dem Wochenmarkt mit Delikatessen. Da war für alle namhaften Labore etwas dabei, aber nur drei waren weltweit tatsächlich in der Lage, an diesen entnommenen Organen tatsächlich medizinische und vor allem Forschungsrelevante Untersuchungen vorzunehmen. Irgendwie kamen aber auch die renommierten Einrichtungen nicht so richtig zu Potte, was durch die SARS Pandemie zu Beginn der 2000er Jahre bewiesen wurde. Nach der Rückkehr von H1N1 auf die virologische High Dangerous Bühne stieg das Covid 19 zum bis dahin absoluten Star eines Pandemieherrschers auf, aber das würde erst zum Jahreswechsel 2019 - 2020 der Menschheit bewusst werden, wenn sich im österreichischen Ischgl während feucht-fröhlicher Schiferien Hunderte oder sogar Tausende Urlauber mit diesem aus Asien (China) eingeschleppten Virus infizierten und diesen wiederum durch die Heimreise der Erkrankten über Europa, die westliche Welt und Teile Asiens und Afrikas verbreiteten. Die Suche nach einem oder mehreren geeigneten Impfstoffen lief auf Hochtouren, jedes Labor, jede Nation wollte die erste sein, die im Kampf gegen den Immun- und Erstickungstod durch Covid 19 die berühmte Nase vorne hat und somit beide Hände im internationalen Währungstopf, der mit Hunderten Milliarden, wenn nicht sogar Billionen Dollar und Euro zum Überquellen gefüllt war. Aber das würde erst in ein paar Jahren geschehen, jetzt ging es darum Lokis Castle und den Black and White Smokern in der arktischen Tiefsee einen Besuch abzustatten und tüchtig Forschungsmaterial einzusammeln sowie zahlreiche Experimente durchzuführen. Doch bei Gott, was hofften sie alle dort unten zu finden? Den Stein der Weisen - die Antworten auf die dringende und drängende Frage, welche die gesamte Menschheit bis in das Mark ihres Daseins durchwühlt? Ich musste vorsichtig sein, sehr vorsichtig, das wurde mir mit jedem Wimpernschlag