Mit Elfriede durch die Hölle. Katharina Tiwald
Lungenzug abbekam. Alex* schlug mir freundschaftlich auf den Rücken und vor, das mit dem Rauchen besser zu üben.
Ich freute mich so, ihn* zu sehen, dass mein »So a Schas, der depperte Geschlechterkriag« fast gerührt klang. Mir war schon klar, warum man mir Alex* geschickt hatte. Alex* als Mitte. Alex* als Mensch. Irgendwann, hat er* mir damals erzählt, hat er* beschlossen, sich die durch Medikamenten-Input gewachsenen Brüste wieder entfernen zu lassen. Vor ein paar Jahren hat er* vor Gericht die dritte Option durchgesetzt: nicht nur die fade, langweilige, offensichtlich zu Gewalt animierende Trennung der Geschlechter in Er und Sie, die zu jeder Menge Zuschreibungen und Ansprüchen führt, zu allerhand zerschellten, zerdepperten Träumen – sondern eben auch was anderes. Das es auch gibt auf der Welt, zusammengefasst im Wörtchen »divers«. Gott* sei Dank.
Wir redeten über den Hund, über die Welt, über das Leben. Tranken Bier aus einer Flasche, hübsch hygienisch durch zwei verschiedenfarbige, geringelte, gescheckte Strohhalme. Und schauten dem Armageddon zu, das sich vor unseren Augen abspielte.
Ok, das ist nicht echt, dachte ich, als einer zustach. Nein, das kann nicht sein, dachte ich, als eine Frau blutspuckend zu Boden ging. Drüben, in der Prozession auf der Männerseite, sah ich einen jaulend auf allen vieren auf dem Boden kriechen, er zog eine Blutspur hinter sich her – während sein rücksichtsvoller Mitmarschierer so etwas wie eine Wurst in einem Plastiksäckchen über seinem Kopf in die Höhe hielt wie eine Trophäe. Nur eben eine wabbelige, knittrige Trophäe.
»Des is der Typ, dem die Lorena Bobbitt domols den Penis obg’schnittn hot in Amerika«, sagte Alex*, »waaßt no?«
»I kann mi«, sagte ich leise, »daran erinnern, dass er Pornos draht hot. Nochher. Sonst nix.«
»Na jo. Er hot sie vergewoitigt. Dauernd. In der Ehe. A Oaschloch holt.«
Noch so ein Typ kam um die Ecke des Towers, Blut um Blut um Blut, er zog eine Spur hinter sich her aus dem offenen Hosentürl, wo ein eigenes Horror-Standbild zu sehen war.
»Des«, Alex* deutete mit dem Kinn, »der is aus Pakistan. Der hod wo einbrochn. Und is auf a junge Frau losgangen. Die hot eahm den Schwanz und die Hodn obg’schnittn … I sog dir wos. Es is echt ned lustig, de Mann-Frau-Gschicht.«
Sprach’s und schlürfte.
Ich bin ja nicht gut im Anschauen derber Kinofilme mit der Zurschaustellung von Körperzerstörungen – schon gar nicht, wenn die Illusion, von der mir Alex* ernst versicherte, dass es eine war, so echt schien, dass ich mich hätte hineinstellen können in den Zug um den Tower, einstimmen können in das Kreischen. Messer hätte wetzen können und Messerstiche abkriegen. Mir wurde flau, als hätte jemand in meinem Magen Butter geschlagen.
»Du«, sagte ich, »i mog mir des nimmer anschauen. Mogst du noch an Sprung mitgehn zruck? I bin nämlich mit der, äh, mit der Jelinek do.«
»I waaß«, sagte Alex* und grinste, »i sog gern wieder amoi Hallo zur Jelinek.«
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