Welt der Schwerter. E. S. Schmidt

Welt der Schwerter - E. S. Schmidt


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      E. S. Schmidt

      Welt der Schwerter

      Band 1

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      High Fantasy

      Inhaltsverzeichnis

      1 Welt der Schwerter

      2 Kapitel 1

      3 Kapitel 2

      4 Kapitel 3

      5 Kapitel 4

      6 Kapitel 5

      7 Kapitel 6

      8 Kapitel 7

      9 Kapitel 8

      10 Kapitel 9

      11 Danksagung

      12 Karte

      13 Impressum

      Orientierungsmarken

      1 Inhaltsverzeichnis

      Kapitel 1

      Nun also wurde mir die Salbung zuteil, und ich zittere. Ist es Ehre oder Bürde, Vorrecht oder Fluch?

      – 14. Akh’Eldash, 1. Eintrag, Vers 3

      Selbst sein Husten war der eines Tyrannen: gewaltig, derb und von despotischer Lautstärke. Speichel sprühte von Ruothgars Lippen, und sein Gesicht rötete sich vor Anstrengung.

      Siluren senkte den Blick. Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren stand er im königlichen Gemach. Vermisst hatte er diese Audienzen nicht, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er auch die Begegnungen beim gemeinsamen Mahl vermieden. Hoffentlich gesundete Ruothgar bald und ging wieder auf die Jagd oder brach aus irgendeinem Anlass in die Provinz auf.

      Der Hustenanfall verebbte, und Ruothgar sank keuchend zurück. Jetzt erst trat Siluren in den Geruch nach altem Schweiß und dem Nachttopf unter dem Bett. Er verneigte sich. »Du hast mich rufen lassen, Vater.«

      »Ja. Dich und Coridan.«

      Es ging also nicht um etwas, das er getan oder versäumt hatte, sonst hätte Ruothgar mit der Zurechtweisung nicht auf Coridan gewartet.

      Kanzler Panald trat hinter den Samtvorhängen vor, den Blick gesenkt und die Hände vor dem Bauch gefaltet.

      »Warum ist er hier?«

      »Der Kanzler muss über die wichtigen Dinge im Schloss Bescheid wissen.« Ruothgar wedelte mit einem leeren Glas, und sein Mundschenk füllte es neu. Blauer Felarer. Der schwere Rote war Ruothgars Gesundheit sicher nicht zuträglich, aber kein Wort Silurens würde den König je von eigenen Wünschen oder Plänen abrücken lassen.

      »Ist Cor denn im Schloss?«

      Ruothgar schnaubte. »Er hat Besseres zu tun, als in der Stube zu hocken und seine Nase in Papier zu stecken.«

      Siluren reagierte schon lange nicht mehr auf diese Sticheleien. Hoffentlich konnte er bald zu seiner Lektüre von Shin Fus Werk zurückkehren. Vermutlich war seine Übersetzung das einzige Exemplar östlich der erstarrten Riesen. Welch wunderbarer Schatz! Schon die ersten klugen Worte dieser Abhandlung über den Krieg hatten ihn in ihren Bann gezogen, vor mehr als siebenhundert Jahren niedergeschrieben und noch immer so wahr. Nun lag das Buch auf Silurens Bett wie eine wartende Geliebte, während er hier Zeit vertat.

      Siluren trat an eines der Fenster. Unten kehrten Diener den Neuschnee von den Wegen. Wie sehr er sich nach dem Frühling sehnte! Früher hatte Ruothgar ihn stundenlang in der Kälte exerzieren lassen, damit er sie zu lieben lernte – umsonst. Siluren hasste sie ebenso wie die Trostlosigkeit der Landschaft und den Mangel an frischem Obst und Gemüse.

      Ein Reiter galoppierte heran, und obgleich die Bleiglasfenster die Sicht verzerrten, wusste Siluren, wer der Mann war. Schon der Ulphan, auf dem er ritt, war etwas Besonderes. Ulphane hatten von ihren Vorfahren, den Wisenten, eine gewisse Schwerfälligkeit geerbt, doch einem Züchter in den Seelanden war eine elegantere, schnellere Erblinie mit rotbraunem Fell gelungen. Nur eine Handvoll Männer in Galathräa besaßen einen solchen Kupfer-Ulphan, und nur einer von ihnen pflegte diese Kostbarkeit mit so halsbrecherischer Kühnheit über den gefrorenen Boden zu jagen. Das Tier schlitterte, als der Reiter es auf die Hinterhand zwang, und war kaum zum Stehen gekommen, als er aus dem Sattel sprang. Ehe ein Diener die Zügel übernommen hatte, verschwand er aus Silurens Blickfeld.

      Siluren wandte sich um. »Cor wird gleich hier sein.«

      Ruothgar hatte derweil das nächste Glas Wein geleert. »Gut.«

      Schweigen senkte sich erneut über den Raum. Ruothgar starrte auf den Schädel eines wilden Wisents, der ihm gegenüber die Wand zierte. Die vier Hörner, jedes so lang und dick wie ein Männerbein, machten deutlich, wie mächtig das Tier zu Lebzeiten gewesen sein musste. Ruothgar hatte es mit dem Bogen erlegt, als er gerade einmal zehn Jahre alt gewesen war.

      Ungezählte Male hatte Siluren diese Geschichte gehört, stets gefolgt von einem Vortrag darüber, was von einem zukünftigen König erwartet wurde. Heute genügte Ruothgars Blick dorthin, um all das in Erinnerung zu rufen, dazu jede enttäuschte Erwartung, jeden bitteren Vorwurf und vor allem jenen Höhepunkt des Versagens: den unseligen Karindenbock.

      Energische Schritte näherten sich, dann klopfte es. Auf einen Wink des Königs öffnete der Türdiener, und klirrenden Schritts trat Coridan ein. Er roch nach Ulphan, nach Kälte und Schnee und hatte sich nicht einmal die Zeit genommen, seinen wolfspelzverbrämten Mantel abzulegen. Vor Ruothgars Bett sank er auf ein Knie und neigte den Kopf. »Majestät.«

      Coridans Haltung drückte eine tief empfundene Ehrerbietung aus, um die Siluren ihn beneidete. Wie gerne hätte er seinem Vater und König solchen Respekt entgegengebracht.

      »Steh auf, Sohn.« Ruothgar hielt Coridan die Hand hin. Der küsste den königlichen Siegelring, trat einen Schritt zurück und nickte Siluren zu, der den Gruß auf die gleiche verhaltene Art erwiderte.

      Ruothgar stemmte sich hoch, und der Diener beeilte sich, ihm Kissen in den Rücken zu schieben. Schließlich saß der König aufrecht und betrachtete seine Söhne, die kaum unterschiedlicher hätten sein können. Zwar hatten beide Ruothgars breite Schultern und den edlen Wuchs geerbt, doch während Siluren die weichen Züge und das blonde Haar seiner Mutter besaß, war Coridan kantig und schwarzhaarig. Selbst frisch rasiert lag ein Bartschatten auf seinem Kinn. Siluren war zwar größer, Coridan dafür breiter und muskulöser.

      Doch so stattlich sie beide auch waren, Siluren wusste, dass das Strahlen in den Augen des Königs nicht ihm galt. Coridan, dessen Mut ein Jahr zuvor die Schlacht von Carondim gewendet hatte, war ganz nach dem Herzen des Vaters geraten. Er wäre der ideale Thronfolger gewesen. Doch seine Mutter war eine einfache Magd, und so stand ihm der Thron nicht zu.

      Diese Tatsache bedauerten sie wohl alle drei.

      »Seit Monaten«, begann Ruothgar, »liegt mir Panald in den Ohren, dass ich endlich meine Nachfolge regeln soll, und ich denke, er hat recht.«

      »Es ist nur ein Schnupfen«, sagte Cor. »In ein paar Tagen bist du wieder auf den Beinen.«

      Im ersten Moment war Siluren geneigt, ihm zuzustimmen. Er konnte sich den Doppelthron nicht ohne Ruothgar vorstellen. Der König hatte über vierzig Jahre alt werden müssen, bis sein Vater nach der Akh’Eldash geschickt hatte, und er würde seine Macht so schnell nicht wieder hergeben. Das hatte er Siluren oft genug unter die Nase gerieben.

      Doch es war erschreckend, wie schnell Ruothgar in den letzten Wochen gealtert war. Jahre der Unmäßigkeit im Arbeiten wie im Feiern forderten ihren Preis. Selbst die unwillige Handbewegung, die er jetzt machte, wirkte ungewohnt fahrig.

      »Ich habe den Schwirrer heute fliegen lassen. Die Tempelschwestern werden die Zeremonie vollziehen und die Akh’Eldash salben. Sobald sie hier ist, heiratet ihr.« Er musterte Siluren scharf, erwartete wohl Widerspruch. Doch Siluren hatte immer gewusst, dass es eines Tages geschehen würde. Er hatte nur gehofft, dass ihm die Ehe mit einer Unbekannten und die Bürde


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