Das Leben des Giacomo Casanova und seine frivolen erotischen Abenteuer - Teil 1. Giacomo Casanova

Das Leben des Giacomo Casanova und seine frivolen erotischen Abenteuer - Teil 1 - Giacomo Casanova


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mich eben davon überzeugt.“

      „Wieso denn?“

      „Ich habe meine Zimmertür mit zwei kreuzweis gelegten Besen versperrt; wer hinein wollte, musste das Kreuz zerstören. Als aber die Magd sie sah, ist sie umgekehrt und durch die andere Tür hineingegangen. Es ist doch klar: wenn sie keine Hexe wäre, hätte sie das Besenkreuz fortgeräumt.“

      „Das ist gar nicht so klar, liebe Mutter. Lasst doch mal die Frau hereinkommen.“

      „Warum“, fragte der Abbate die Magd, sobald sie erschien, „bist du heute Morgen nicht durch die gewöhnliche Tür ins Zimmer gekommen?“

      „Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen.“

      „Hast du nicht vor der Tür das Andreaskreuz gesehen?“

      „Was ist das für ‘n Kreuz?“

      „Es nützt dir nichts, dass du die Dumme spielst!“ rief die Mutter.

      „Wo hast du vorigen Donnerstag geschlafen?“

      „Bei meiner Nichte. Sie hat ein Kind gekriegt.“

      „Das ist nicht wahr. Zum Sabbat bist du gewesen, denn du bist 'ne Hexe, und du hast meine Tochter behext!“

      Entrüstet spuckt das arme Weib ihr ins Gesicht; die Mutter ergreift in ihrer Wut einen Stock, um sie durchzuprügeln; der Abbate will seine Mutter zurückhalten, aber er muss der Magd nacheilen, die schon die Treppe hinunterläuft und schreit und flucht, um die Nachbarschaft zu alarmieren. Er holt sie ein, und es gelingt ihm endlich, sie zu beschwichtigen, indem er ihr ein bisschen Geld gibt.

      Nach diesem ebenso komischen wie ärgerlichen Auftritt legte der Abbate seinen priesterlichen Ornat an, um seine Schwester zu beschwören und festzustellen, ob sie wirklich den Teufel im Leibe hätte.

      Die Neuheit all dieser Mysterien erregte meine ganze Aufmerksamkeit; die ganze Gesellschaft schien mir verrückt oder blödsinnig dumm zu sein; denn ich musste lachen, wenn ich mir bloß vorstellte, dass in Bettinas Leib Teufel sein sollten. Als wir an ihr Bett traten, schien sie keine Luft kriegen zu können, und von den Beschwörungen ihres Bruders wurde es mit ihrer Atemnot nicht besser. Darüber kam der Doktor Olivo zu; er fragte den Doktor, ob er dabei sein dürfte. Dieser antwortete: ja; wenn er den Glauben hätte. Olivo antwortete, sein Glaube beschränke sich auf die Wunder des Evangeliums, und entfernte sich.

      Als kurz darauf der Doktor wieder auf sein Zimmer gegangen war und ich mich mit Bettina allein befand, flüsterte ich ihr ins Ohr: „Fassen Sie Mut; werden Sie gesund und verlassen Sie sich auf meine Verschwiegenheit.“ Sie drehte den Kopf nach der anderen Seite, ohne mir zu antworten; aber der ganze Tag verging ohne Krämpfe. Ich glaubte sie geheilt zu haben; den nächsten Tag jedoch stieg das Fieber ihr ins Gehirn, und sie sprach in ihrem Delirium griechische und lateinische Worte ohne Zusammenhang. Nun zweifelte man nicht mehr, dass sie wirklich vom Teufel besessen sei. Die Mutter ging aus und kam nach einer Stunde mit dem berühmtesten Teufelsaustreiber von Padua zurück. Dies war ein sehr hässlicher Kapuziner, genannt Bruder Prospero da Bovolenta.

      Sobald Bettina den Teufelsbeschwörer erblickte, sagte sie ihm laut lachend die fürchterlichsten Beleidigungen; darüber freuten sich alle Anwesenden, denn nur der Teufel konnte so frech sein, einen Kapuziner dermaßen zu behandeln. Dieser aber, als er sich Dummkopf, Eindringling, Stinkbock schimpfen hörte, schlug mit einem großen Kruzifix auf Bettina los; er sagte aber, er schlage den Teufel. Er hörte erst auf, als er sah, dass sie den Nachttopf ergriffen hatte und ihm diesen an den Kopf werfen wollte.

      „Wenn der, der dich mit Worten verletzt hat“, so rief sie, „der Teufel ist, so schlage ihn mit deinen Worten, du Esel! Aber wenn ich es bin, so merke dir, du Flegel, dass du mich zu respektieren hast. Mach, dass du fort kommst.“

      Ich sah den Doktor Gozzi rot werden. Der Kapuziner aber blieb unentwegt, in seiner Glaubensrüstung vom Kopf zum Fuß gepanzert; er las einen furchtbaren Bannfluch herunter und forderte zum Schluss den bösen Geist auf, ihm seinen Namen zu sagen.

      „Ich heiße Bettina.“

      „Nein! Denn das ist der Name eines getauften Mädchens!“

      „Du glaubst also, ein Teufel müsse einen männlichen Namen haben? Erfahre, du unwissender Kapuziner, ein Teufel ist ein Engel, der kein Geschlecht haben kann. Da du aber glaubst, dass der, der aus meinem Munde zu dir spricht, ein Teufel sei, so versprich mir die Wahrheit zu antworten, und ich verspreche dir, mich deinen Beschwörungen zu fügen.“

      „Ja, ich verspreche es dir.“

      „Sage mir also: Glaubst du gelehrter zu sein als ich?“

      „Nein, aber ich halte mich für stärker namens der Allerheiligsten Dreieinigkeit und kraft meiner geheiligten Priesterwürde.“

      „Wenn du stärker bist, so verhindere mich doch, dir die Wahrheit über dich zu sagen: Du bist eitel auf deinen Bart; du kämmst ihn täglich zehnmal, und es würde dir nicht einfallen, die Hälfte davon abzuschneiden, wenn du mich dadurch aus diesem Leibe austreiben könntest. Schneide ihn ab, und ich schwöre dir, ich werde ausfahren.“

      „Vater der Lüge, ich werde deine Strafen verdoppeln!“

      „Tu's nur!“

      Bei diesen Worten brach Bettina in ein solches Gelächter aus, dass ich unwillkürlich ebenfalls lachen musste. Darauf wandte der Kapuziner sich zum Doktor und sagte ihm, ich hätte keinen Glauben und müsse hinausgehen. Dies tat ich, indem ich ihm sagte, er habe richtig geraten. Ich war noch nicht draußen, als der Mönch, der Bettina seine Hand zum Kusse reichte, das Vergnügen hatte, sie darauf spucken zu sehen.

      Unbegreifliches, talentvolles Mädchen! Sie führte den Kapuziner ab, und kein Mensch wunderte sich darüber, denn alle ihre Antworten wurden dem Teufel zugeschrieben. Ich begriff nicht, was sie damit beabsichtigen konnte.

      Der Kapuziner speiste mit uns und brachte während des Essens eine Masse Dummheiten vor. Nach der Mahlzeit ging er wieder in Bettinas Kammer, um ihr seinen Segen zu geben; aber sobald sie ihn erblickte, nahm sie ein großes Glas mit einem schwarzen Mischmasch, den der Apotheker ihr geschickt hatte, und warf es ihm an den Kopf. Cordiani, der dicht neben ihm stand, bekam ein gutes Teil davon ab, was mir ungeheuer viel Vergnügen machte. Bettina hatte recht, dass sie sich die Gelegenheit zunutze machte, denn alles wurde dem armen Teufel auf Rechnung geschrieben. Jedenfalls wenig befriedigt, sagte Vater Prospero beim Abschied zum Doktor, das Mädchen sei ohne Zweifel besessen, aber er müsse einen anderen Teufelsbanner suchen, denn ihm habe Gott nicht die Gnade erweisen wollen, sie von dem bösen Geist zu befreien.

      Als er fort war, verbrachte Bettina sechs Stunden vollkommen ruhig und überraschte uns alle, als sie am Abend kam und sich mit uns zu Tisch setzte; sie versicherte ihren Eltern, sie befinde sich wohl, und sprach mit ihrem Bruder. Hierauf wandte sie sich an mich und sagte, der Ball solle morgen stattfinden, und sie werde in der Frühe zu mir kommen und mich als Mädchen frisieren. Ich dankte ihr und erwiderte, sie sei sehr krank gewesen und müsse sich schonen. Bald ging sie zu Bett; wir aber blieben noch bei Tische sitzen und sprachen von nichts anderem, als von ihr.

      Als ich wieder auf meinem Zimmer war und mich zu Bett legen wollte, fand ich in meiner Nachtmütze einen Zettel mit folgenden Worten:

      „Entweder kommen Sie als Mädchen verkleidet mit mir auf den Ball oder Sie sollen etwas sehen, worüber Sie weinen werden.“

      Ich wartete, bis der Doktor eingeschlafen war, und schrieb dann meine Antwort an sie nieder:

      »Ich werde nicht auf den Ball gehen, denn ich bin fest entschlossen, jede Gelegenheit zu vermeiden, wobei ich mit Ihnen allein sein könnte. Sie drohen mir, ich solle etwas Furchtbares sehen; ich traue Ihnen wohl zu, dass Sie Ihr Wort halten werden; aber ich bitte Sie: Schonen Sie meines Herzens, denn ich liebe Sie, wie wenn Sie meine Schwester wären. Ich habe Ihnen verziehen, liebe Bettina, und ich will alles vergessen. Anbei ein Brief, den Sie gewiss mit Freuden wieder in Ihren Händen sehen werden. Sie sehen, welcher Gefahr Sie sich ausgesetzt haben, indem Sie ihn in Ihrer Tasche auf dem Bett liegen ließen. Dass ich ihn Ihnen zurückgebe, muss Sie von meiner Freundschaft


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