Die Rache der Hitmons. Lewis Cowley

Die Rache der Hitmons - Lewis Cowley


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Also nannte er es Tintu.

      Schon am nächsten Tag bekam er Besuch von seinem Freund Frank. Der wollte eigentlich nur sehen, was aus der neuen Schlange geworden war.

      "Sie entwickelt sich prächtig." berichtete Dr. Kiviat. "Und ich habe festgestellt, dass sie Gedanken lesen kann."

      "Wie hast du das denn festgestellt?" fragte Frank.

      Kiviat berichtete und vergaß dabei nicht den Verdienst der Schlange ins hellste Licht zu setzen. Als er geendigt hatte, fügte er hinzu:

      "Es ist also ganz klar, dass die Schlange ein besonderes Wesen sein muss. Gibst du das zu?"

      "Na, ich weiß nicht." meinte Frank. "Ich glaube immer noch daran, dass die Schlange gefährlich ist. Die Sache mit dem Gedankenlesen, mag sie stimmen oder nicht, wird nur ein Anfang sein. Was meinst du, wie groß die Schlange werden kann? Hast du darüber schon einmal nachgedacht?"

      "Eigentlich nicht." gestand Kiviat. "Cubi ist fast so groß wie ein normaler Tiger, aber das will nichts heißen. Schließlich ist er schon zwei Monate alt."

      "Dann musst du damit rechnen, dass er noch größer wird." befürchtete Frank. "Und bei der Schlange ist es sicher auch nicht anders. Wer weiß, wie groß sie wird. Übrigens, wie heißt sie eigentlich?"

      "Tintu." erklärte Kiviat. "Und sie wird nicht meine letzte Schöpfung sein. Ich werde weitermachen."

      "Überleg dir das gut, John." warnte Frank. "Cubi ist doch schon so aggressiv. Willst du das Schicksal weiterhin herausfordern?"

      "Es wird schon nichts passieren, ich weiß es." beruhigte ihn Kiviat. "Ich werde die Tiere schon im Zaum halten."

      "Das schaffst du doch jetzt schon nicht." unkte Frank. "Was ist, wenn das so weitergeht und du die Kontrolle über die Tiere verlierst?"

      "Das wird schon nicht passieren." beruhigte ihn Kiviat.

      "Das hast du vorhin schon gesagt." sagte Frank. "Ich aber bin da skeptisch. Und ich möchte wetten, dass du das mit den Tieren nicht unter einen Hut kriegst. Was für Tiere willst du denn noch schaffen?"

      "Das weiß ich noch nicht." gestand Kiviat. "Aber ich bin mir sicher, dass es noch mehr werden."

      "Aber du kennst doch niemanden, der ein Haustier hat." widersprach Frank.

      "Im Gegenteil." sagte Kiviat. "Ich kenne viele, die ein Haustier haben. Und ich werde noch mehr schaffen."

      Die Zeit verging und die Hitmons wurden immer mehr. Inzwischen hatte Kiviat einen harmlosen Pflanzenfresser namens Krauti und auch ein sternähnliches Hitmons erschaffen, das er Kuti nannte. Auch ein großes, stierähnliches Hitmon namens Crusu war dabei.

      Nun wagte sich Professor Kiviat an ein neues Experiment. Wie bei allen Vorgängern war er auch hier nicht zuversichtlich, ob es ihm gelingen würde, denn er versuchte es jetzt mit einem Kraken.

      Auch hier hatte er sich ein solches Tier geborgt, denn jetzt wollte er zum ersten Mal nicht nur ein Männchen sondern auch ein Weibchen schaffen. Warum es ihm gerade erst jetzt eingefallen war, wusste er nicht, aber das konnte er vielleicht nachholen.

      Während er die Daten für das neue Hitmon eintrug, machte er eine sensationelle Entdeckung: Die anderen Hitmons waren zweigeschlechtlich und konnten sowohl Männchen als auch Weibchen sein. An einer Stelle seiner Datei entdeckte er ein XY-Chromosom, das sich in ein YY-Chromosom verwandelte und später wieder zurück.

      Dr. Kiviat entdeckte, dass die Wesen auch gebären konnten. Hoffentlich würde das Ganze nicht außer Kontrolle geraten. Dass er gerade schildkrötenartige Hitmons erschaffen hatte, die er Bratokas nannte, machte das Problem nicht leichter, denn er entdeckte, dass sie Wasser werfen konnten.

      Dr. Kiviat achtete darauf, dass die Sache nicht außer Kontrolle geraten sollte, denn die Hitmons vermehrten sich tatsächlich im Lauf der Zeit. Zwar ging das sehr langsam, aber dennoch war es soweit.

      Dennoch ließ er das neueste Experiment mit dem Kraken nicht aus den Augen. Er machte sich abermals an die Arbeit. Dabei stellte er fest, dass sich die anderen Hitmons in die Haare gerieten. Es fiel ihm nicht leicht, den Streit zu beenden, doch die Hitmons gehorchten ihm letzten Endes. Doch würde es immer so weitergehen?

      Als das neue Experiment mit dem Kraken fertig war, wuchs das Wesen im Glas heran. Doch dann entdeckte Dr. Kiviat, dass es sich um zwei Krakenwesen handelte. Wie war das denn passiert?

      Kaum jemand konnte sich vorstellen, was sich nun in dem Professor abspielte. Jetzt erinnerte er sich, dass er in der DNA-Kette das XY-Chromosom verändert hatte. Ob das der Grund war. Er wusste es nicht. Tatsache war nur, dass jetzt in dem Glas zwei Kraken heranwuchsen.

      Dr. Kiviat war von dem Ergebnis so beeindruckt, dass er das Erschaffen von Tieren bleiben lassen wollte.

      „Das ist Sache Gottes.“ sagte er. Nun machte er nichts mehr, sondern kümmerte sich um seine Schöpfungen.

      Aber nicht mehr lange. Kiviat hatte alles im Stillstand gehabt, bis er den Versuch unternahm, aus einem Hamster ein Hitmon zu machen. Er konnte bis dahin nicht ahnen, dass dies sein größter Erfolg werden sollte.

      Wieder wurde das Experiment erfolgreich, doch auch dieses Hitmon wollte nicht sprechen lernen. Bisher war nur Cubi des Sprechens fähig. Außerdem hatte Kiviat noch etwas entdeckt: auch das neue Hitmon konnte, wie Tintu, Gedanken lesen. Warum ihm das noch einmal gelungen war, wusste er nicht. Hatte er in der DNA-Kette etwas übersehen?

      Sprechen lernten die Hitmons, abgesehen von Cubi, zunächst nicht, denn der Professor nahm sich kaum Zeit für seine Schöpfungen, weil er mit den Züchtungen ständig beschäftigt war. Er war so besessen von dieser Idee, dass er oft in seinem Labor einschlief. Als alleinlebender Mann konnte er sich das auch erlauben zu entscheiden, ob er heimkam oder nicht, denn meist vergaß er nicht nur seinen Magen, sondern auch die Zeit.

      Noch etwas fand der Professor heraus: Hitmons brauchten Teenager, die sie trainieren. Dadurch könnte ein Hitmon mächtig werden. Doch welches unter den unzähligen Hitmons könnte es werden? Der Professor hatte inzwischen vieles über seine Hitmons herausgefunden.

      Da war nicht nur Cubi. Das Hitmon, das einst aus einem Tiger entstand, konnte nicht nur fauchen, sondern auch blitzschnell töten. Cubi ernährte sich von Fleisch aller Arten. Es ernährte sich wahrscheinlich sogar von anderen Hitmons. Nichts konnte ihm entkommen, denn Cubi konnte sogar schweben und von der Luft blitzschnell zuschlagen.

      Und da war auch noch Krauti. Das harmlos wirkende Geschöpf, das sich von Pflanzen ernährte, aber stark kämpfen konnte. Es war sehr widerstandsfähig.

      Das einzige Hitmon, das keinen Feind hatte, war Tintu. Das schlangenartige Hitmon, inzwischen größer als eine Anakonda und mit ungeheuren Kräften ausgestattet, brauchte keine andere Kreatur zu fürchten, denn seine Zähne konnten die stärksten Knochen zermalmen. Kein Wunder, warum sich viele Hitmons unter einem Panzer versteckten oder andere Fähigkeiten entwickelten.

      Doch das allerberühmteste Hitmon war Rauruk, das hamsterartige Geschöpf. Seine beste Fähigkeit war es, Gedanken anderer Hitmons zu analysieren. Nur bei Tintu hatte es noch keinen Erfolg gehabt. Allerdings hatte es sogar lesen gelernt.

      Da gab es noch Bratokas. Sie sahen wie Schildkröten aus und konnten Wasser spucken, allerdings nicht aus dem Mund, sondern aus den Händen.

      Doch es gab auch Probleme: Die Hitmons kamen, zunächst erst, gar nicht miteinander aus. Immer wieder gab es Streitigkeiten unter ihnen. Dr. Kiviat konnte keine Einigung zwischen ihnen erzielen, denn er starb plötzlich an einem Herzinfarkt. Sein Freund Frank fand ihn zufällig.

      Damit war die große Zuchtserie zu Ende. Niemand hatte die Fähigkeit des Professors und so konnten auch keine neuen Hitmons mehr entstehen. Eine sehr bedauerliche Sache, denn jetzt ging nichts mehr weiter.

      Das Hitmon Rauruk war schlau. Es kannte Dr. Tracy, der sich ebenfalls mit Hitmons beschäftigte. Vielleicht konnte er weitere Züchtungen machen. Rauruk, das gerade sprechen gelernt hatte, suchte sofort den Forscher auf.

      „Was willst du denn?“


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