Die Rache der Hitmons. Lewis Cowley
dann gehen wir einfach hin.“ meinte Clifford. „Vielleicht finden wir es dann raus.“
Keine halbe Stunde später waren alle mit Rauruk bei Dr. Tracy angekommen.
„Gut, dass ihr kommt.“ grüßte der Professor. „Es ist am besten, wenn Zeugen dabei sind. Der fremde Junge ist gerade im Nebenraum und Rauruk tut ganz aufgeregt.“
„Das sehe ich.“ bestätigte Calvin. „Der rennt ja wie ein kleiner Tiger hin und her.“
„Ob er neugierig auf den fremden Jungen ist?“ wollte Maggie wissen.
„Das werden wir ja feststellen.“ sagte Dr. Tracy. „Es ist doch klar, dass ich hier ein Experiment vorhabe, und das kann nur einmal geschehen. Denn, egal, wie es ausgeht, wir müssen es mit ansehen. Und deshalb brauche ich Zeugen.“
Eine kleine Pause erfolgte, dann sagte Clifford:
„Also gut, Doktor.“
„Soll ich die Tür aufmachen?“
„Ja.“ kam es gleichzeitig aus den Mündern der Freunde.
Langsam und mit gemessen Schritten ging Dr. Tracy zur Tür und öffnete sie. Ein etwa neunjähriger Junge ging durch die Tür und schaute die anderen an. Doch ehe er etwas sagen konnte, sauste Rauruk auf ihn zu. Der schrie auf. Schon hatte Rauruk den Jungen umgeworfen und ihn mit Bissen übersät.
„Rauruk hör auf!“ schrie Maggie.
Doch das Hitmon dachte nicht daran. Der fremde Junge schrie, aber Rauruk machte weiter.
„Du sollst aufhören, Rauruk!“ schrie Maggie weiter.
Und schwupp…war das Hitmon weg.
Der fremde Junge stand langsam auf. Er blutete an verschiedenen Stellen.
„Das ist Tom Bailey.“ stellte Professor Tracy vor.
„Bist du eigentlich schon 10 Jahre alt?“ fragte Maggie.
„Nein.“ sagte der fremde Junge. „Ich bin erst 9.“
„Dann kannst du auch noch nicht ein Hitmon trainieren.“ sagte Maggie.
„Warte, ich mach das schon.“ meinte Tom Bailey.
„Er sollte ärztlich untersucht und behandelt werden.“ sagte Maggie.
„Das kann ich übernehmen.“ kam es von Dr. Tracy zurück.
KAPITEL 2: HEUTE KEIN RAKETENSTART
Die Zeit verging. Inzwischen hatten wir das Jahr 2013. Die Welt der Hitmons und ihrer Trainer hatte sich um einiges geändert. Die Trainer waren etwas älter geworden und auch Tom Bailey, der beste aller Hitmons-Trainer, wirkte für sein Alter von 10 Jahren sehr reif. Über 400 Hitmons gab es inzwischen. 42 von ihnen hatte Tom bereits ausgebildet, doch sein kleines Rauruk, das berühmteste aller Hitmons, blieb in jeder Hinsicht seine Nr. 1. Außerdem stand die große Coya-Liga der Hitmons-Trainer bevor und Tom hatte die Absicht, zu siegen.
Die Coya-Liga fand alljährlich in einem Stadion statt, das vor Jahren aufgegeben worden war. Es fanden dort keine sportlichen Aktivitäten mehr statt. Doch für die Coya-Liga war es noch gut.
Die Coya-Liga war ein Wettbewerb zwischen Hitmons und ihren Trainern. Die Regeln waren einfach: Wer den gegenwärtigen Coya-Meister bezwingen konnte, wurde der nächste.
Im vergangenen Jahr hatte ein gewisser Paul gewonnen. Er war ein kräftig gebauter junger Mann. Doch das spielte hier keine Rolle, denn es galt ja, dass die Hitmons gegeneinander kämpfen sollten. Tom hatte sich vorgenommen, zu gewinnen.
Seit seiner ersten Begegnung mit Rauruk war Tom nie wieder von ihm angegriffen worden. Rauruk war zwar immer noch temperamentvoll, doch jetzt beschützte er den Jungen und half ihm, wo er konnte. Im vergangenen Jahr hatte Rauruk in der Coya-Liga verloren, das wollte er diesmal besser machen. Nun ertönte es aus den Lautsprechern:
„Sämtliche Teilnehmer bitte zur Arenaleitung. Es müssen sämtliche Hitmons und ihre Trainer erst registriert und angemeldet werden.“
Tom ging mit seiner ganzen Truppe zum Meldestelle. Dabei entdeckte er Paul. Der war also wieder dabei. Kein Wunder: Schließlich war er jetzt der Arenaleiter und wollte seinen Titel verteidigen. Doch Tom nahm sich vor, dieses Jahr zu siegen.
Als Tom an der Reihe war, sagte er:
„Ich heiße Tom Bailey. Ich war letztes Jahr schon hier. Vielleicht haben Sie noch die Unterlagen von damals. Ich habe jetzt viele Hitmons, die ich anmelden will.“
„Dann nenne sie mir.“ bestimmte der Mann.
Tom zählte all seine Hitmons auf und sagte dann:
„Heuer will ich gewinnen.“
„Na, da hast du dir aber etwas vorgenommen, Junge.“ sagte der Mann der Meldestelle. „Dann wollen wir mal sehen, ob du das auch schaffst. Die größte Anzahl an Hitmons hast du ja bereits.“
Tom setzte sich wieder an seinen Platz. Dabei erinnerte er sich an eine Szene am Friedhof.
Es war an einem Freitag auf einem Friedhof der Stadt Lansdale bei Philadelphia, in der Tom und seine Mutter lebten. Tom hatte gerade das Grab seiner Zwillingsschwester Kelly besucht. Sie war vor einigen Jahren dem mächtigen und schwerreichen Martin Gordon zum Opfer gefallen. Tom hatte damals Rache geschworen, doch er wusste nicht, wie er es anstellen sollte. Er war nur ein Junge, und Gordon´s Unterschlupf glich einer Festung, die nicht zu nehmen war. Geschützt von etwa 80 Mann sowie höchsten technischen Vorrichtungen war an ihn nicht heranzukommen, doch Tom wollte sein Ziel erreichen, egal wie.
Seine Freunde, der Casanova Calvin, die freche Maggie und der stille Clifford waren bei der Beerdigung zugegen. Neben Tom stand Rauruk, das kaum von seiner Seite wich.
Obwohl Rauruk völlig unscheinbar aussah, war es doch im Lauf der Jahre das Mächtigste aller Hitmons geworden. Seine schon erwähnte Fähigkeit war es, mit anderen Hitmons telepatischen Kontakt aufnehmen zu können. Dadurch konnte es alle anderen Hitmons so beeinflussen, dass sie ihm folgten. Doch es war auch sehr temperamentvoll und konnte mit seinen messerscharfen Zähnen sogar Knochen zermalmen, und das bekamen nicht nur seine Gegner, sondern auch sein Trainer Tom selbst schon zu spüren. Seitdem waren Bisse für ihn nichts mehr Besonderes. Sein Körper war bereits voller Narben. Eine Folge ihrer ersten Begegnung, nur sein Gesicht blieb bislang unversehrt.
Allerdings gab es ein Hitmon, das auf Rauruk´s telepathischen Fähigkeiten bisher nicht reagierte. Das riesige, schlangenähnliche Wesen mit dem Namen Tintu, größer als eine Anakonda und zugleich das Gefährlichste aller Hitmons, denn es war nicht nur schier unverwundbar, sondern besaß Zähne, gegen die selbst Rauruk nicht ankam und die Fähigkeit, sogar Bäume zu zerdrücken, machten Tintu gefährlich wie kein anderes Hitmon.
Tintu konnte übrigens längere Zeit nicht per Mund sprechen. Auch seine Fähigkeit war Telepathie. Da es damit aber besser vertraut war, als Rauruk, hatte es sich auch gegen dessen Gedanken besser erwehren können. Doch Rauruk war nicht das Hitmon, das leicht aufgab. Mittlerweile waren auch seine Sprachkenntnisse besser geworden.
Jetzt war es mit Tom bei der Beerdigung und wagte nicht die geringste Bewegung.
Obwohl Tom´s Freunde seine Schwester Kelly nicht mehr gekannt hatten, wirkten sie bedrückt. Auch der sonst so willensstarke Tom sah gebrochen aus. Selbst Rauruk, das sonst immer fröhlich war, blieb heute ungewöhnlich still.
Nachdem die Freunde den Friedhof verlassen hatten, fragte Maggie:
„Du bist doch sicher morgen in der Arena, Tom.“
Dieser blickte auf. In seinen bisher traurigen und ausdruckslosen Augen stieg wieder der unerschrockene Siegesglanz, den seine Freunde an ihm liebten.
„Klar!“ erwiderte er mit fester Stimme. „Ich werde sicher gewinnen, denn keiner hat so viele Hitmons wie ich. Außerdem habe ich sie auch bestens ausgebildet.“
„Hoffentlich