Die Rache der Hitmons. Lewis Cowley

Die Rache der Hitmons - Lewis Cowley


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      Am nächsten Tag war es soweit: In der Hitmons-Arena ging es ab wie auf einem Basar. Die Zuschauerplätze waren voll belegt und einige Trainer hatten sich mit ihren Hitmons fertig gemacht. Es galt zu erfahren, wer die meisten Hitmons hatte und auch der beste Trainer war. An die 40 Trainer und etwa 250 Hitmons waren heute anwesend.

      Tom saß ganz vorne auf der Tribüne. Neben ihm Calvin, Clifford und Maggie, die den kleinen Kuti fast immer in ihren Armen hielt. Kuti sah aus wie eine Mischung aus Igel und Stern. Knallrot mit riesigen Augen, einer fast formlosen Nase und einem frechen kleinen Mund.

      Jetzt erinnerte sich Maggie, wie sie Kuti kennen gelernt hatte. Sie hatte einen Spaziergang im Wald unternommen und sah bald darauf, wie ein sternförmiges Wesen, das zwischen zwei Baumteilen eingeklemmt war, mächtig um Hilfe schrie.

      „Kuuti, Kuuti!“ schrie es. Maggie verstand schnell, was das Hitmon sagen wollte. Sie griff nach einem dicken Ast, der gerade auf dem Boden lag, und sagte:

      „Ich werde dich befreien.“

      Mit der ganzen Kraft ihres Körpers drückte sie mit Hilfe des dicken Astes die Baumteile auseinander. Schon sprang Kuti in ihre Arme. Maggie nahm das kleine Hitmon auf und fragte:

      „Na, geht´s dir jetzt besser?“

      Ein leises Grunzen ließ das Hitmon von sich hören und schmiegte sich in Maggies Armen. Das Mädchen konnte damals noch nicht ahnen, dass das Hitmon nun ihre fast ständige Begleitung war. Egal, wo sie hinging, Kuti blieb an ihrer Seite. Maggie wusste noch nicht, was das Hitmon gerne essen würde, aber sehr bald hatte sie festgestellt, dass es gerne Blätter fraß.

      Auch jetzt bei der Coya-Liga, die als die Größte und Schwerste galt, saß Kuti in Maggies Armen.

      Erwartungsvoll und seines Sieges sicher verfolgte Tom die ganze Zeremonie.

      Tom hatte nicht viel Zeit, denn er musste noch gegen Martin Gordon kämpfen. Gordon war jener schwerreiche Geschäftsmann und hatte die Absicht, sich die Welt untertan zu machen. Seine neueste Methode hätte die ganze Erde erschüttern können, wenn man davon erfahren hätte. Professor Tracy, der sowohl ein genialer Physiker als auch ein Hitmons-Experte war, hatte Tom kürzlich beauftragt, Gordons Lager zu durchforsten. Obwohl Tom andere Sorgen hatte, machte er sich daran und entdeckte einige Einzelheiten, die er Professor Tracy mitteilen wollte.

      Wie Tom erfahren hatte, ließ Gordon vier französische Wasserstoffbomben bauen, mit denen er alle Weltmächte erpressen und danach selbst an die Macht geraten wollte. Doch Tom und Rauruk sollte es gelingen, diesen Plan zu vereiteln. Eben erinnerte sich Tom an die einzelnen Geschehnisse:

      Er und Rauruk waren erst eine Woche zuvor bei Professor Tracy, dem Hitmons-Wissenschaftler. Tom erzählte ihm von seinem neuesten Wissen.

      „Und du bist sicher, dass es Wasserstoffbomben sind?“ fragte der Professor.

      „Es sind welche.“ gab Tom erregt zur Antwort. „Und ich weiß auch, dass sie nächste Woche starten sollen und wohin. Eine fliegt nach England, eine nach Russland, und die anderen sollen irgendwo in Amerika einschlagen. Das ist alles, was ich herausgefunden habe.“

      „Dann brauche ich noch die Ziele der anderen beiden Raketen und auch ihre Zielkursvektoren.“ sagte Tracy. „Aber die von allen vieren. Nur so kann ich den Code entziffern und die Raketen in den Weltraum leiten, wo sie keinen Schaden anrichten können. Das heißt, ihr müsst der Stadion zwei Besuche abstatten und das wird nicht leicht sein.“

      „Aber sie haben doch Hunde.“ rief Rauruk. „Die riechen uns.“

      Professor Tracy grinste. „Nicht unbedingt.“ Er ging zu einem Schrank und öffnete die Glastür. Daraus entnahm er eine Flasche mit einer grünen Flüssigkeit.

      „Diese Flasche enthält ein Extrakt aus bestimmten Pflanzen.“ erklärte der Professor. „Wenn man es trinkt, gibt der Körper einen starken Pflanzengeruch aus, der den des Körpers überdecken kann. Leider muss ich dazu sagen, dass es nur Hitmons trinken können. Für Menschen ist es giftig, aber nicht schlimm, es ruft nur Durchfall hervor, aber das kriege ich auch noch in den Griff. Rauruk muss also allein in die Zentrale und die Daten holen.“

      Tom schaute sein Hitmons eindringlich an.

      „Glaubst du, du schaffst das?“ fragte er.

      Rauruk hüpfte vor Vergnügen und rief:

      „Huki, Huki! Klar kann ich das! Wann muss ich denn das trinken, und wie lange wirkt es?“

      „Trinken musst du es mindestens eine Stunde vor deinem Einsatz, Rauruk.“ erklärte Professor Tracy. „Und die Wirkung hält etwa 12 Stunden an. Zumindest haben das die Tests ergeben. Aber zuerst muss dieses Extrakt an dir getestet werden, dann weiß ich Genaueres. Bist du bereit?“

      „Huki!“ rief das kleine Hitmon.

      Zwei Tage nach dem Test waren Tom und Rauruk in der Nähe der Zentrale angekommen. Rauruk hatte das Extrakt bereits zu sich genommen und schlich sich mit seinem Trainer fast an Gordon`s Festung.

      „Es geht los, Rauruk!“ sagte Tom leise.

      „Huki!“ meldete sich das süße Stimmchen des braunen Hitmons. Rauruk war das einzige Hitmon, das auch lesen und schreiben konnte. Er trug einen Zettel und einen Schreiber bei sich und sauste heimlich, still und leise durch die verschiedenen Räume. Man konnte verschiedene Stimmen hören. Rauruk schlich sich unter den Computerschränken direkt zu seinem Ziel. Es verging eine fast endlose Zeit, bis es die einigen hundert Meter durch Schleichen, Spähen und Warten überwunden hatte. Doch dann hatte es endlich eine Luftschleuse erreicht und schlüpfte hinein. In der Abschusszentrale angekommen schwang es sich zu den einzelnen Raketen. Unbemerkt erreichte es die Klapptür zu den Codes. Schnell notierte es sich die Nummer der Rakete und auch die Zielkursvektoren. Danach schlüpfte es zu den anderen Raketen und wiederholte seine Aktionen. Lautlos schlich es sich von der Zentrale weg. Niemand hatte sein Auftauchen bemerkt. Ebenso lautlos sauste es zu Tom. Dieser hatte sein Hitmon bereits erwartet.

      „Hast du die Daten?“ fragte er Rauruk.

      „Huki, Huki.“ flüsterte sein Freund und übergab Tom den Zettel. Der las ab:

      „Rakete 1: 47-11-23-17. Rakete 2: 42-18-55-12. Rakete 3: 29-63-55-19. Rakete 4: 29-63-59-11.“

      Er sah auf und sagte leise:

      „Wir müssen sofort zu Dr. Tracy.“

      So schnell sie konnten, liefen sie zum Hitmons-Professor. Der empfing sie schon sehnsüchtig.

      „Nun, wie war´s? Habt Ihr etwas erreicht?“

      „Das kann man wohl sagen!“ keuchte Tom. „Rauruk hat die Zielkursvektoren.“

      „Da!“ rief das kleine Hitmon und überreichte Tracy den Zettel. Der Professor las alles ab. Dann wandte er sich zu einer Tür und rief:

      „Miss Howard!“

      Gleich darauf erschien eine bildschöne, rothaarige junge Frau in Kleidung einer Krankenschwester. Früher arbeitete sie in einem Krankenhaus für Hitmons, doch später hatte sie sich bei Professor Tracy beworben, um sich wissenschaftlich fortzubilden. Tom rief voller Freude aus:

      „Schwester Julie Howard, das glaube ich nicht!“

      „Huki, Huki!“ entfuhr es Rauruk.

      „Hallo, Tom!“ begrüßte Julie ihn. „Kleine Überraschung, was?“

      „Kann man wohl sagen.“ gab Tom verblüfft von sich. „Wie kommen Sie denn hierher?“

      „Ich habe vor einem halben Jahr bei dem Krankenhaus aufgehört, um mich weiterzubilden. Und da war doch Dr. Tracy der Beste.“ An diesen gewandt fragte sie:

      „Sie haben mich gerufen, Professor?“

      „Allerdings.“ sagte Dr. Tracy und reichte Julie den Zettel. „Können Sie diese Koordinaten entziffern?“

      Schwester Howard entnahm dem Wissenschaftler das Schriftstück


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