Segelfahrterinnerungen 1850-70 - Richard Wossidlo befragte ehemalige Seeleute. Richard Wossidlo - 1859-1939
was vielleicht auf die Puddings, das untere Ende der Wanten, gemünzt ist. Ik fohrte as Jung up de Bark „KAP HOORN“. Dor schickte mi ok mal in ’n Haben de Stüermann ut, ik süll ’ne Puddingform halen. Oewer ik wier to klook: Ik smeet den Sack mit Steen in ’t Water un vertellte den Stüermann: Ik heff Unglück hatt, dicht an de Dock is mi de Sack in ’t Water follen! Weitere Phantasiegegenstände entsprechend Plattingschier und Botterquast waren Klüverledder, Rosthubel, Kompasssloetel und Balastthermometer. De Heizers up de Dampers schicken de Kahlentrimrners na ’n annern Damper hen, se soelen de Noten haleni to ’n Kätelafblasen.
De jung würd ok utschickt, ’ne Buddel vull Brammwien to halen, wenn Schäpen in ’n Haben legen, wo wi bekannt mit wieren. Dee göten Water in de Buddel. Denn kreeg he von uns noch ’n Moors vull to: Wat, du bringst uns Water?!
Wasser, aber in größeren Mengen, spielte auch bei anderen Neckereien eine Rolle. To den Jung würd seggt: Wi willn di mal verstäken. Denn würd he in ’n Sack stäken, un wenn dat Deckspölen denn losgüng, würd he nattgaten. – Een von uns Madrosen säd mal to den Jung, he wull ihrer dreemal oewer de Mers klattern, as de Jung eenmal ünner dat Spill dörchkrupen künn. De Jung leet sik ok anführen: Dor stünn ’n anner Madroos mit ’n Emmer Water praat un gööt em natt.
Bedenklicher war die Fopperei mit der Persenning, einem geteerten Segeltuchlaken, das über die Schiffsluken gedeckt wird, um Schutz gegen eindringendes Wasser zu bieten. Wenn Luken dicht maakt warden, ward jo ’ne Persenning upleggt, dee mööt ’n bäten utreckt waren. Denn ward to den Jung seggt: Jung, kumm her, perr de Persenning mal ut! He mööt sik dor in ’t Mittel upstellen. Denn faten vier Mann de Ecken an, denn ward he springen laten – up un daal fiert. Dat is nich schön; se laten de Persenning dorbi fallen, so dat de Jung mit ’n Moors up Deck daalstuukt ward. Dat wier keen Spaß, dat wier ’ne Roheit, dat hebben se mit mi ok maakt.
Beim Passieren des Äquators, seemännisch: der Lien oder Sünnenlien, wurde mit dem neugierigen Jungen allerlei Spaß getrieben. De Jung ward bi ’n Äquator na baben schickt, he sall de Lien oewer de Toppen smiten – damit das Schiff darunter hindurchfahren könne. Dat hebben se ok maakt, wenn de Lien passiert würd. Denn würd ’n Hoor in den Kiker schaben un denn to den Jung seggt: Hest de Lien all sehn? – Nee. – Na, denn kiek hier rin, hier kannst de Lien sehn! – Twee grote Wienbuddel würden tosaambunnen as Kiker, unnen vör den Bodden ward ’ne fine Snuur dörchtreckt. Denn ward to den Jung seggt: Hier, kannst de Sünnenlien bekiken!
Lagen zwei Segelschiffe auf gleichem Kurs, sah jeder Schiffer seinen Ehrgeiz darin, das Schiff des anderen zu überholen. Und es gab dann Neckereien, bei denen auch der Schiffsjunge beteiligt war. Wenn ’n anner Schipp den Wind rumer hett un mihr Fohrt sägelt, ward to den Jung seggt: Smiet em ’n stuwen Bessen vör de Boog, dat he nich so väl Fohrt sägelt! – Wenn wi en anner Sägelschipp vörbisägeln deden, säd uns Schipper to den Jung: Jung, wies em mal de Tamp von de Schoot! Denn müsst de Jung dat anner Schipp ’n End henhollen.
Ich nenne noch einige Foppereien. Wenn es regnete, wurde zum Jungen gesagt: Jung, stieg na baben, stopp de Löcker to! De Kaptain säd mal to mi, as wi Bornholm passieren deden un dat Schipp up- un daaljumpt: Gah hen mit de Handspaak, sasst Bornholm fasthollen! – Jung, haal de Brook up, kümmt ’ne düster Wulk up! – Kasper, röög di, is ’n Billerballer in de Luft!
Dem Jungen wurde auch vorgeredet, man würde bald eine Postboje passieren, in die er Briefe für seine Eltern stecken könne. Auf einer Reise auf dem Indischen Ozean nahmen sich die älteren Mannschaften Papier vor und schrieben scheinbar eifrig. Die Frage des Schiffsjungen, was sie machten, blieb nicht aus; sie erklärten ihm, sie schrieben Briefe nach Hause, und diese sollten in die bald in Sicht kommende Postboje gesteckt werden, die von dem nächsten nach Deutschland fahrenden Dampfer geleert würde. Sofort schrieb auch der Junge seinen Brief und hielt von abends zehn bis morgens sechs Uhr Ausschau nach der Postboje.
Wenn de Jung toierst rutkeem in den Ozean, würd to em seggt: Pass up, nu kümmt de Klabatersmann! – Se hebben den Jung rutschickt; een Madroos hett tuten müsst, denn is em seggt worden, dat wier de fleegen Hollanner – so hebben se em grugen maakt.
Hören wir nun noch von den alten Hänselbräuchen, die mit dem Jungen geübt wurden. An bestimmten Stellen musste der Neuling, der zum ersten Mal die Reise machte, sich in die Gemeinschaft der Schiffsbesatzung einkaufen. Manche Eltern gaben dem Jungen zu diesem Zweck eine oder mehrere Flaschen Rum mit auf die Fahrt. Sonst musste der Junge ein Papier unterschreiben, dass er sich verpflichte, im nächsten Hafen für die Mannschaft eine Flasche auszugeben.
Bi Dragör in de Droogden stünnen früher twee Witt Leitbaken as Seemarken bi ’t Insägeln, de een wier ’n bäten lütter as de anner (hüüt liggen dor Füertunnen). Dee würden nennt de Drago’sch Schult un sien Soehn. Wenn en Jung dor to ’n iersten Mal passieren ded, säd een von de Madrosen so biwäglang: Jung, kiek eens, wat hest du uppe Mütz! Denn nehm jo de Jung de Mütz af. So, säd de Madroos, nu hest du den Dragoischen Schulten goden Dag seggt. – Ik heff bäden müsst:
Dit is des Drago’sch Schult,
un dit is sien Fru.
Lin wer sien Fru will kennen lihren,
Dee mööt den Drago’schen Schulten ihren.
Goden Dag ok!
Weck nennten de beiden Baken ok den Groten Christopher un den Lütten Christopher. Ik heff bi Dragö seggen müsst:
Ich grüße dir, Ron di buffei, mit deine neunundneunzigjährige Jungfrau und rufe dreimal Hurra!
Ein anderer Hänselplatz war Kullen. Vör den Kollschen Zägenbuck – so würd de Felsen nennt – heff ik dreemal de Mütz afnähmen un Hurra ropen müsst. – Koll is ’n Hänselplatz. Ik heff seggen müsst:
Koll is holl, Koll is rund, Koll nimmt den Buddel vör de Mund.
Donn müsst ik de Buddel Rum hergäben, dee ’k in de Hand hadd. – Bi Hog-Kullen sitt ’ne Fru mit ’n Spinnrad uppe Klipp un spinnt. De Madrosen säden mi, dee müsst erlöst warden; dorüm müsste jeder, dee dor toierst passieren ded, Geld to ’n Verdrinken utgäben.
Beim Einhänseln ging es manchmal sogar feierlich zu. Ik heff up ’t Anker swören müsst, as ik hänselt hadd. Ik müsst dree Fingern hochhollen – grad as de Rekruten bi ’n Fahneneid – un swören, dat ik mien Tiet uthollen wull up dat Schipp un de Seefohrt tru bliben.
Im Allgemeinen aber überwog doch die Spielform des Brauches. Wenn ’n Jung to ’n iersten Mal Kaap Huurn passieren ded, würd he in ’n Sack stäken un de Sack tobunnen. Denn würd he vör dat Spill leggt un mit in End dörchtreckt unner dat Spill. De Madrosen stürmen denn all dor un göten em ümrner de Emmer vull Water so roewer. So würd he döfft. De Jung glööwt jo denn, de Düwel oder Neptun hadd dat daan. Wer sich sträubte, dem Hänselbrauch zu willfahren, musste mit empfindlichen Abreibungen rechnen. Up de hollandschen Schäpen, dee na de Oostinns fohren deden, wier dat so Mod: Wenn een sik strüwen ded un nich inhänseln wull, würd em ’n End unner dat Lief stäken; denn würd he vierkantig oewer Buurd smäten un nich ihrer wedder ruphaalt, bet he ja seggen ded. So hören wir auch nur einmal von einer offenbar erfolgreichen Weigerung des Jungen: Ik heff nich hänselt, dor wier ik to steensch to.
Unter den Dingen, die dem Jungen das Leben schwer machten, spielte oft die Seekrankheit die größte Rolle. Allerdings hatte und hat nicht jeder unter ihr zu leiden. Manche alten Seebären haben mir mit Stolz erzählt, dass sie niemals in ihrem Leben seekrank gewesen seien: Dag un Nacht künn ik fräten, oewer seekrank bün ’k nich worden. – Ik bün nie seeduun wäst. Je duller de See güng, je lustiger wier mi ’t to Moot. Wenn de Bräkers oewerballern deden, stünn ik vörn un reep hurra! – As ik toierst utfohren ded, säd en oll Madroos to mi, Bornholm kreeg ik doch nich to sehn; he meente, denn wier ik seekrank, wenn wi dat passieren deden. Dor säd de Schipper: Räd em man nich to Hohn – un ik bün nich krank worden. – En Madroos wull mi bangmaken. He säd to mi: Nu kümmt bald Rassmus langssiet mit de leddern Boot, dee will sinen Kunterbüüt von di halen un namäten, wat du äten hest. Oewer he würd ihrer krank as ik un müsst all de Plummen un Klüüt wedder hergäben un de fetten