Anna und Jadwiga. T. D. Amrein

Anna und Jadwiga - T. D. Amrein


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wo sie wohnte. Dazu müsste er jedoch in seinem Wagen hinter ihr Stellung beziehen. Nee, zu kompliziert. Er verwarf den Gedanken.

      Aber warten wollte er trotzdem. Manchmal täuschte man sich völlig bei diesen alten Schachteln. Unglaublich, wie lange manche von denen zu Feiern vermochten, ohne umzufallen.

      ***

      Der junge Kommissar Volker Ehring war auf die Gönnerfahrt abkommandiert, um für die Sicherheit der Gäste zu sorgen. Selbstverständlich erwartete niemand in der Behörde, dass eine Gefahr drohte. Jedoch fühlten sich die Gönner äußerst geschmeichelt, wenn ein hoher Beamter sich persönlich um sie kümmerte. Solches brachte viel mehr an Goodwill ein, als jede öffentliche Veranstaltung, die in diese Richtung zu wirken versuchte. Und die Kosten waren kaum der Rede wert.

      Er durfte natürlich nicht mitfeiern und sich am Buffet bedienen. Er hatte mit ernster Miene irgendwo zu stehen und zu beobachten. Alle Räume inspiziert hatte er gleich zu Beginn, bevor die Passagiere an Bord gelassen wurden.

      Volker nutzte die Zeit, um in Ruhe über einen ihm zugeteilten, alten Fall nachzudenken. Obwohl der offiziell Priorität genoss, wurde Volker laufend mit anderen dringenden Aufgaben betreut. Der Typ vom BKA war weit weg. Außerdem dürfte der so viele Fälle zu betreuen haben, dass er bestimmt nicht besonders scharf auf Neuigkeiten war. Soweit die Meinung von Volkers Chef. Der musste sich ja schließlich nicht irgendwelche fiktiven Aktionen aus den Fingern saugen, um an der Lagebesprechung nicht als völliger Idiot dazustehen. Klar hatte auch Volker nicht damit gerechnet, dass dieser Kommissar Krüger extra herkommen würde, um eine Lagebesprechnung zu veranstalten. Wenn Volker könnte, wie er wollte, hätte er sich gerne intensiver mit der Sache befasst. Aber solange der Eigentümer der herrenlosen Uhr nicht ausfindig gemacht war, ließ sich eigentlich nicht viel tun. Außer, man versuchte erst mal, stattdessen die Einbrecher zu fassen. Ob sich die jedoch stets bei jedem erbeuteten Stück die Adresse des Besitzers gemerkt hatten …

      Volker schüttelte kaum sichtbar den Kopf. Natürlich nicht. Jedoch schien es seltsam, dass ausgerechnet eines der teuersten Stücke im Wagen liegengeblieben war. Stammte es wirklich aus dem Raubzug dieses Wochenendes? Einbrüche hatten an diesen Tagen stattgefunden. Sogar mehrere. Bloß, diese Uhr wurde nirgends vermisst. Rein statistisch, kein Wunder. Volker kannte keinen einzigen Einbruch dieser Art, bei dem das Fehlen aller Stücke sofort angezeigt worden war. Meistens erinnerten sich die Leute erst, wenn man die Beute rasch auftreiben und vorzeigen konnte. Wer wusste schon genau, was alles in einem ganzen Haus in Schubladen und Schmuckdosen herumlag? Vielleicht war ein Familienmitglied dement geworden oder sogar verstorben? Jedoch eine goldene Rolex, mit Diamanten besetzt? Weniger als zehn Jahre alt. Die sollte keinem in einer Familie aufgefallen sein? Der Hersteller hatte mitgeteilt, dass der Kauf damals als Geschenk deklariert worden sei. Deshalb existierten keine Daten über den Kunden. Im Fall einer Reparatur oder Garantieansprüchen würde die Seriennummer ausreichen. Diskretion gehörte in dieser Branche zum Geschäft. Da half weder Zwang noch ein Gerichtsbeschluss.

      Volker schaffte es nicht, zu einem neuen Ansatz zu gelangen. Er konnte sich überdies nicht wirklich konzentrieren. Ab und an wurde er angesprochen oder jemand nickte ihm gönnerhaft zu. Er konnte sich auf keinen Fall leisten, sowas zu übersehen. Wer würde ihm andernfalls zutrauen, dass er die Lage jederzeit souverän im Griff hatte.

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