Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas. Frater LYSIR
Folgenden eine kurze Übersicht über die verschiedenen Religionen geben, sodass man begreift, dass der Begriff „Voodoo“ (oder eben auch Vodun, Voudou, Wodu bzw. Wudu) mehr ist, als eine spirituelle Philosophie oder magische Praxis. Voodoo ist auch mehr als EINE Religion, denn auch die Religionen Santería (Palo Monte), Candomblé, Umbanda, Macumba, Batuque, Catimbó, Mayombe, María Lionza und Rastafari besitzen sehr ähnliche Strukturen! So werden diese Religionen in alphabetischer Reihenfolge nun vorgestellt, sodass niemand auf die Idee kommen kann, dass es hier hierarchische Einteilungen gibt. OK, die Santería-Religion wird in diesem Buch, wie auch Voodoo, deutlich spezieller und auch tiefgreifender behandelt, denn letztlich bezieht sich dieses Buch primär auf Santería und Voodoo, sodass es hier einige Kapitel bzw. viele Kapitel gibt, die auf diese Religionen UND deren magischen Wirkweisen und Systeme eingehen.
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Batuque
Die erste Religion, die in dieser alphabetischen Reihenfolge betrachtet werden soll, ist die Religion des Batuque. Hierbei handelt es sich um einen Begriff, der in Brasilien existiert, hier als Religion definiert wird, jedoch klar und deutlich afrikanische Wurzeln besitzt. Auf der einen Seite ist es eine individuelle Religion, auf der anderen Seite ist es aber auch wiederum ein Sammelbegriff für verschiedene religiöse Ansichten, Ausführungen, Dramaturgien, Ideen und Phänomene, die man als „afrobrasilianische Kultur“ deklarieren kann. Im Süden Brasiliens ist diese Religion verbreitet, wobei sich die afrikanische Herkunft primär auf Angola und auf den Kongo bezieht, was bedeutet, dass diese afrikanischen Ursprünge „ein gutes Stück“ von der „Voodoo-Heimat“ (Nigeria, Benin, Togo und Ghana) entfernt ist. Der zentrale Bestandteil dieser Religion sind die Musik, der Tanz und der körperliche Ausdruck, dass Musik und Bewegung den Geist befreien Hierbei geht es aber auch um den Mythos von Schöpfung und Tradition, wobei hier verschiedene Pole gesetzt werden, die einen echten Paradigmenwechsel ermöglichen, sodass durch die Tänze und durch die Bewegungen eine religiöse Körperdramaturgie präsentiert wird, die als Rituale verstanden werden müssen, sodass zwischen Körper und Geist einer Einheit etabliert wird. In der Religion „Batuque“ wird jedoch nicht der Vergangenheit nachgetrauert, sodass es eine sehr lebendige Religion ist, die mit der Zeit geht. Großartige traditionelle Tänze, die seit vielen Jahren unverändert sind, gibt es hier nicht. Es geht eher darum, dass durch ein poetisches Weben Körper und Geist als Einheit verstanden werden. Durch den Tanz, gerade dann, wenn zwei Individuen zusammen agieren, wird ein energetischer Ausgleich geschaffen, sodass hier auch bewusst rituelle Handlungen ausgeführt werden, die man im magischen Kontext als „Sympathie-Magie“ betiteln kann, da durch den energetischen Ausgleich, welcher sich im Akt des Tanzes vollzieht, eine Energieübermittlung stattfindet, so wie es auch in Ritualen der Fall ist. Ob es hier nun Heilungsrituale sind (wobei man dann reflektieren muss, ob die Person, die geheilt werden soll, überhaupt noch tanzen kann), Liebesrituale, Schutzrituale oder Rituale, die Glück und Zufriedenheit versprechen, ist hierbei sekundär. Fakt ist, dass durch den Tanz und durch die energetische Ekstase, die hierbei erlebt wird, die Religion lebt und praktiziert wird. Da die Musik stark mit Trommelrhythmen unterstützt wird, kann man hier natürlich auch wieder eine Verbindung zum Voodoo sehen und finden.
Dies gilt aber auch für den Tanz, denn der Tanz kann im Einzelnen ausgeführt werden, aber auch zu zweit oder in ganzen Gruppen, sodass hier natürlich durch die Choreografie noch einmal ein besonderer, energetischer, magischer und religiöser Effekt ersonnen wird. Hierbei wird auch eine Bewegung ersonnen, die an ein gleichschenkliges Kreuz erinnert, oder auch an eine Kreuzung, sodass in diesem Kontext Zukunft und Vergangenheit zusammenlaufen, geistliches und weltliches, physisches und psychisches. Durch den Tanz werden Energien herbeigerufen, es werden Verbindungen aufgebaut, sodass in diesem Kontext auch Invokationen stattfinden, wobei man hier gleichzeitig reflektieren muss, dass der katholische Glaube dennoch im Vordergrund steht, sodass es hier nicht um eine Geisteranrufung geht. Es geht vielmehr darum, dass zum Beispiel hier die heiligen Essenzen von verschiedenen Heiligen Namen/Menschen/Gegebenheiten induziert und dargestellt werden. So werden zum Beispiel die beiden Heiligen „Cosmas und Damian“ oder auch der „heilige Benedikt“ mit dem Tanz verbunden, sodass hier eine starke Hingabe zum heiligen, göttlichen Geist etabliert wird. Batuque ist eine Religion der Begegnung, da man sich im Tanz begegnen kann, aber auch auf den jeweiligen Festivitäten, sodass auch hier „Rituale der Begegnung“ im physischen, aber auch im psychischen Sinne zelebriert werden. Hierbei ist die Anzahl von 40 Tagen auch wieder als heilige Zahl zu verstehen, da es in diesem Kontext einen regelrechten „40-tägigen Festzyklus“ gibt, sodass hier eine echte Festtour gemacht wird, sodass verschiedene Ortschaften „besucht/bearbeitet“ werden, wodurch die Religion sehr aktiv, sehr beliebt und vor allen Dingen zelebrierbar ist. Doch manchmal wird der religiöse Tanz des Batuque einfach nur als Tanz gesehen, ohne dass von den anwesenden Menschen verstanden wird, dass hier eine eigenständige Religion zelebriert wird. Dies mag unter anderem daran liegen, dass der katholische Glaube sehr stark vorhanden ist, und dass die Geistigkeit, die Körperlichkeit, die Ekstase, die durch Rhythmen der Trommeln erzeugt werden, nicht wirklich zum klassischen Katholizismus gehören. Durch die ekstatischen Tänze, durch das energetische Gebaren, durch die geistigen Verbindungen zwischen den Menschen und zwischen den jeweiligen Daseinsebenen entstehen regelrechte „Dimensionsrisse“ sodass hier die Quintessenz des Diesseits mit der Quintessenz des Jenseits eine Verbindung erschaffen kann, sodass die Religion Batuque einen sehr engen und fixen Kontakt zu anderen Ebenen pflegt.
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Candomblé
Die nächste Religion, die in der alphabetischen Reihenfolge benannt wird, ist die Religion „Candomblé“. Auch hierbei handelt es sich um eine Religion, die in Brasilien zelebriert wird, die aber natürlich auch wieder ihre Wurzeln in Afrika hat. Die Wurzeln des Candomblé kann man heutzutage in Westafrika finden, speziell in den Regionen Nigeria und Benin. So ist hier also Voodoo allgegenwärtig, auch wenn es heutzutage nicht eins zu eins verglichen wird. Doch in der Religion des Candomblé ist der Austausch mit den Göttern absolut essenziell. Dieser Austausch wird auch wieder durch ekstatische Tänze, wilde Trommelrhythmen und ein freies energetisches agieren im rhythmischen Tanz praktiziert. Da es hier also aktiv auch um eine Verehrung von anderen Göttern geht, wird die Religion Candomblé von der katholischen Kirche sehr kritisch gesehen. Man könnte auch sagen, dass Candomblé von der katholischen Kirche diskriminiert wird, da hier auch aktive Prozessionen stattfinden, die die religiösen Handlungen des Candomblé verhöhnen. Primär geht es darum, dass die Götter des Candomblé einfach nur als Fantasiegebilde, als böse Geister oder, wenn man es eben streng katholisch auslegen möchte, als Dämonen deklariert werden. In diesem Kontext wäre es der katholischen Kirche sicherlich lieber, wenn die Menschen, die Candomblé praktizieren schwarze Gewänder tragen würden, und nicht, wie‘s Tradition ist, schneeweiße Gewänder. Die Farbe Weiß steht in Zusammenhang der Religion Candomblé als eine Farbe der Verbindung. Die Verbindung gilt unter den Menschen, die Verbindung gilt aber auch zu den Göttern, wobei man hier sagen kann, dass die Religion des Candomblé primär 16 Hauptgottheiten zählt. Bei 16 Hauptgottheiten ist es logisch, dass die katholische Kirche hier eine „Vielgötterrei“ sieht, welche natürlich verboten ist. Gut, von offizieller Seite der katholischen Kirche heißt es dann natürlich, dass mittlerweile die Religionsfreiheit akzeptiert wird, sodass hier selbstverständlich keine Diskriminierungen mehr forciert werden. Wenn man jedoch mit Angehörigen der Religion spricht, ist es nicht wirklich überraschend, dass in Brasilien die Anhänger des