Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas. Frater LYSIR

Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas - Frater LYSIR


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ausgeführt wird. Doch stimmt das? Nun, die Praxis spricht hier eine ganz andere Sprache. Natürlich sind Gruppenrituale sehr effektiv, doch es kommt hier auf eine wahrlich homogene Gruppe an, sodass alle den gleichen Stand besitzen, den gleichen Stand in Bezug auf die energetischen Fähigkeiten, auf Selbstreflexion, auf Wissen, auf Weisheit und auch auf eine kosmisch-gnostische Gewissheit. Sollte dies nicht der Fall sein, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein solches Gruppenritual, das mit einer inhomogenen Belegschaft ausgestattet ist, eher zum Scheitern verurteilt ist, als ein Soloritual, welches fokussiert ausgeführt wird. Bei einem Gruppenritual muss man immer reflektieren, dass das schwächste Glied der Kette letztlich das Zünglein an der Waage ist. Im religiösen Sinne ist dies nicht so, denn hier wird versucht, dass die schwachen Menschen, die die Religion als Unterstützung, als Krücke, als Beistand oder auch als Hilfestellung begreifen, forciert werden, sodass diese tiefer in die Religion eindringen können und vor allem eindringen wollen. So erhält eine Religion schnell den Status einer „essenziellen Bezugsperson“ (wobei hier einzelne religiöse Vertreter diese Bezugsperson wortwörtlich darstellen können), sodass in diesem Kontext andere Bezugspersonen, die der Mensch in seinem sozialen Umfeld besitzt, wie Eltern, Freunde, Lehrer etc., abgelöst werden. Dies kann für einzelne Menschen förderlich sein, doch in Bezug auf die Selbstevolution, auf die selbst Vergöttlichung, auf die Selbstbestimmtheit, ist dies kontraproduktiv. Gerade in Bezug auf die Selbstreflexion, und auf die Reflexion des Daseins, bieten Religionen meist nur undurchsichtige Schablonen an, sodass hier mehr Fragen auftauchen, anstatt das Fragen klar und deutlich beantwortet werden. Wer kennt nicht den Werbeslogan „Gottes Wege sind unergründlich“ oder eben das Credo der „göttlichen Unfehlbarkeit“? Natürlich hat jeder Mensch Erwartungen, Wünsche, Zuversichten, Hoffnungen, Sehnsüchte und Intentionen. Eine Religion kann diese essenziellen Wegpunkte zur Selbstevolution schmälern, verbergen, ersticken, aber auch forcieren. Wenn man sich hier jetzt jedoch die verschiedenen religiösen Praktiken, bzw. Religionen, anschaut, dann ist der Machtfaktor von gewissen Menschen immer ein sehr wichtiges Kriterium. Es geht um Ansehen, es geht um Respekt, es geht um Verehrung.

      Manchmal geht es auch um Kulthandlungen, sodass auch irgendwelche Gelüste befriedigt werden, wobei die Lust auf Macht hier einen sehr großen springenden Punkt darstellt. Doch das große Problem einer Religion ist stets, dass es hier keine klare Definition geben kann. In einer Religion ist alles möglich, genauso, wie in einer Religion alles unmöglich sein kann. Verschiedene Praktiken finden immer verschiedene Wege. Gebete, Rituale, Zeremonien, Initiationen, es sind alles Ausdrucksformen von verschiedenen religiösen Praktiken, die man dann aber auch wieder im magischen Kontext finden und anwenden kann. Wenn man davon ausgehen will, dass die Religion Hand in Hand mit der Magie laufen könnte, dann wäre die Transzendenz definitiv ein gemeinsames Ziel. Doch in diesem Kontext kann man auch sagen, dass die Anhäufung und die Nutzung von Macht in der Religion und auch in der Magie stets zu finden ist. Auch die Selbsterkenntnis und das Verstehen der Schöpfung sind Punkte, die man im religiösen und auch im magischen Zusammenhang ohne weiteres finden kann. Selbst eine Verehrung der geistigen Welt, wobei man hier auch „energetische Welt“ oder auch „feinstoffliche Welt“ sagen kann, ist im religiösen und magischen Kontext sehr oft vorhanden. Das „sehr oft“ bedeutet aber nicht „immer“, und genau dieser Unterschied ist wichtig. So können die Magie und auch die Religion wahrlich eine erlebnishafte Begegnung mit den kosmischen Wirkprinzipien des Seins darstellen, sodass man versteht, was hinter den Schleiern der Existenz für Energien existieren. Hierdurch wird dann natürlich auch das eigene Handeln bestimmt werden, sodass man zwangsläufig in eine Transzendenz hineingeführt wird. Daher kann man, in der Theorie zumindest, die Religion als Teil der Magie verstehen, als eine Art Sprungbrett, um in die Magie einzutauchen, wenn man begreift, versteht, ergründet und nachfühlt, dass man selbst sein eigener Herr, seine eigene Herrin ist, dass man sich verwirklichen kann, dass man gleichgestellt mit allen kosmischen Entitäten agieren kann, da letztendlich alle individuellen Einheiten aus einer Quelle kommen. Doch leider ist die Religion meistens nur ein Kulturmuster, sodass hier eine Ordnung in ein menschliches Chaos gebracht wird, um Einfluss, Macht, Stärke, Beeinflussung, Geltung, Befehlsgewalt und Führerschaft zu rechtfertigen, sodass man sein eigenes Leben leichter leben kann. Gilt dies für alle Religionen? Nein, definitiv nicht. Denn wenn man sich daran erinnert, dass die Religionen auch als energetische Grundgedanken existieren können, ohne die Beeinflussung eines menschlichen Egos, sind die Religionen mit der Magie gigantisch eng verwoben. Doch sobald das menschliche Ego sich einmischt, verlieren Religion und auch Magie einen immens wichtigen Teil, der den jeweiligen praktizierenden zur Selbstevolution fehlen kann, es sei denn, im Vorfeld findet eine Selbstbefreiung statt.

       Doch wie sieht dies im Bereich des Voodoo aus? Wie verhält es sich mit den Religionen Santería (Palo Monte), Candomblé, Umbanda, Macumba, Batuque, Catimbó, Mayombe, María Lionza und Rastafari? Wie verhält es sich mit all diesen Religionen, die sich AUS dem afrikanischen Raum AUCH in den karibischen und den südamerikanischen Raum erweitert haben? Auf diese Frage kann es keine klare Antwort geben, da jede Religion individuell ist, durch die einzelnen Mitglieder lebt, verändert wird und sich daher nicht in starre Definitionsparameter einengen lässt. Doch jeder kann sich selbst ein Bild verschaffen, wenn man zumindest rudimentär versteht, wie diese einzelnen Religionen konzipiert sind. Aber, woher kommen diese ganzen Religionen eigentlich?

      Nun, Religion ist etwas Individuelles, Religion ist etwas, was jeder Mensch für sich im Einzelnen praktizieren kann, ohne eine große Rücksicht auf andere Strukturen, Muster oder Vorstellungen nehmen zu müssen. Doch meistens werden Religionen stets nach Strukturen, Mustern und Vorstellungen gelebt. Dies gilt auch für Voodoo und für all die anderen Religionen dieser kulturellen Regionen, wie eben Santería (Palo Monte), Candomblé, Umbanda, Macumba, Batuque, Catimbó, Mayombe, María Lionza und Rastafari!

       Wenn man sich jetzt in Afrika umschaut, muss man klar und deutlich sagen, dass die Wiege dieser Religion in Westafrika liegt, wobei es falsch wäre, hier ein Land speziell zu betiteln. Zwar wird in der Literatur sehr gerne Benin als Wiege tituliert, doch wenn man davon ausgeht, dass die Religion des Voodoo sehr alt und gleichzeitig auch sehr jung bzw. neu ist – wo du passt sich stets den Gegebenheiten an – dann sollte man nicht wo du auf ein einzelnes Land oder auch auf eine Volksgruppe eingrenzen. So kann man also neben dem Land Benin auch die Länder Togo, Nigeria, Ghana, Elfenbeinküste und auch Liberia nennen. Gut, man könnte auch viele weitere afrikanische Länder benennen, denn wie gesagt, wo du es nicht so stark begrenzt. Dies gilt auch für das Volk der Yorùbá/Yoruba! Das Volk der wer? Der Yorùbá! Es ist ein Volksstamm, der im Grunde relativ neu ist, gerade einmal 200 Jahre alt, der sich aus verschiedenen Ethnien, Gruppierungen, Glaubensrichtungen und auch Philosophien zusammengesetzt hat. So, so, 200 Jahre?! WIRKLICH? Ja und Nein, denn die Sprache und auch kulturell-religiöse Formen, sind in etwa 2400 Jahre alt. Deswegen gilt, auch wenn die Yorùbá weltgeschichtlich auf der einen Seite noch in den Kinderschuhen stecken, haben sie einen großen Einfluss im religiösen Sinne gehabt, sodass es nicht verwunderlich ist, dass Voodoo sehr gerne mit den Yorùbá zusammengebracht wird.

       Nun, die Yorùbá und ihre Religion kann man als eine der primären Hauptquellen für die zeitgemäßen, gegenwärtigen und auch modernen Sichtweisen der afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen sehen, sodass hier Voodoo natürlich benannt werden muss. So wie es im Voodoo unendlich viele Abstufungen, Individualitäten, Möglichkeiten und Blickwinkel gibt, so gilt dies natürlich auch für die Yorùbá, was man an verschiedenen Sprachgruppen, sozialen Strukturen und auch religiösen Mustern sehen kann. Denn auch wenn die AKTUELLE Ethnien hier der Yorùbá gerade einmal 200 Jahre alt sind, ist die Sprache deutlich älter, wie auch die religiösen Kulte, die sich auf die Hauptstadt Ifé bzw. Ile-Ifé beziehen, wo es um Schöpfungsmythen geht, sodass göttliche Wesen zu den Menschen kamen und hier eine Form der kulturellen Evolution brachten. Es wird davon ausgegangen, dass dies in etwa 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung, also 400 v.Chr. stattgefunden haben soll, sodass man auch hier erneut sehen kann, dass die kulturelle Geschichte sehr alt ist. Wichtig ist in diesem Kontext auch, dass die kulturelle Geschichte sehr eng mit unterschiedlichen Ritualen verzahnt ist, sodass es hier um religiöse, kulturelle, soziale aber auch politische Rituale geht, welche durch Tanz, durch ekstatisches Trommeln, durch dramaturgische Masken und auch durch Beschwörungen bzw. Invokationen und Evokationen begleitet werden. Zwar ist das ganze Konstrukt sehr hierarchisch aufgebaut, sodass es um eine Monarchie geht, aber auch um Großfamilien,


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