Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 1 Afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen, das Santería-System & Orishas. Frater LYSIR
Prinzip eines klassischen „Schutzengels“ oder auch eines „spirituellen Führers“, eines Guides, in der Religion Candomblé bekannt. Meist wird hier von den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas ausgegangen, sodass man von sogenannten „Orixá-Paten“ sprechen kann, welche bei der Geburt von einem Priester (hier wird die Fachvokabel Babalorixá verwendet) bestimmt wird, bzw. übermittelt wird. In diesem Kontext werden manchmal andere Menschen als Gefäße der Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas verwendet, sodass in den Candomblé-Ritualen erneut Initiationen, Invokationen und magische Energiearbeiten stattfinden, wobei es manchmal aber auch so ist, dass hier „andere Dinge“ als Gefäße der Geister dienen, wie zum Beispiel besondere Bäume, an denen die Gläubigen sich versammeln und ihre Anbetung da bringen. Doch da die Christianisierung sich auch auf die Religion Candomblé bezieht, da gerade Candomblé sehr flexibel und ambivalent ist, ist es mittlerweile als normal zu betrachten, dass in den Tempeln auch Kreuze und Jesusdarstellungen zu finden sind. So werden zum Beispiel auch die Geister, die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas sehr oft mit den klassischen Heiligen der christlichen Kirche verbunden bzw. gleichgesetzt, etwas was man auch wieder in Europa im Mittelalter fand, wo die jeweiligen Götter und Göttinnen der verschiedenen Panthea (egal, ob es nun um die Britischen Inseln, Westeuropa [was in der Literatur meistens als „die Kelten“ tituliert wird, wobei es hier sich eigentlich um eine Bezeichnung handelt, die von den Christen und auch von den Römern, von den Eroberern ersonnen wurden], Mitteleuropa, Osteuropa und Nordeuropa [auch hier wird gerne der Begriff „Germanen“ verwendet, der jedoch auch falsch ist, da es hierbei nicht DIE Germanen gab, sondern es waren alles Stammeskulturen, die auch untereinander große Unterschiede und Differenzen aufwiesen]) einfach durch die Heiligen der Kirche ersetzt wurden. Doch mehr über die Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas im eigenständigen Kapitel, welches die Bezeichnung „Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, Irúnmólè, Ajogún und die Vielfalt der Energien“ trägt.
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Catimbó
Eine weitere Religion, die man im Zusammenhang mit den afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen benennen muss, ist die Religion Catimbó. Wenn man diese Vokabel wortwörtlich übersetzen will, dann erhält man die Bedeutung „Grasdampf“ oder auch „Buschrauch“, was darauf schließen lässt, dass hier offensichtlich irgendetwas geraucht wird, oder bewusst verbrannt wird. Nun, beides ist letztlich richtig, wobei es hier eigentlich wirklich um einen Genuss geht, sodass hier keine weiten Flächen entflammt werden. Auch diese Religion findet man heute in Brasilien, weil sie primär im Nordosten vorkommt. Die Menschen, die diese Religion praktizieren werden als „Catimbozeiro“ bezeichnet, wobei auch die Religion selbst nicht unter einem einzigen Begriff bekannt ist. Manchmal werden statt der Begrifflichkeit „Catimbó“ auch die Vokabeln "Catimbó-Jurema", Jurema-Sagrada" oder auch nur „Jurema“ verwendet. Dies liegt daran, dass Jurema eine Pflanze ist, eine Mimose (ganz genau Mimosa tenuiflora bzw. Mimosa hostilis) die eben in Brasilien vorkommt. Es ist ein Baumgewächs, welches für alle erdenklichen Verwendungsziele benutzt wird. Hierbei werden schmerzstillende Verfahren verwendet, aber auch bei Husten und Bronchitis wird die Pflanze eingenommen, wobei sie auch bei verschiedenen Geschwüren (genauer gesagt bei Ulzerationen) eine Verwendung findet. Doch die Pflanze besitzt auch einen geringen Teil der psychoaktiven Substanz DMT (N,N-Dimethyltryptamin), sodass auch hier durch klargestellt wird, dass diese Pflanze, im getrockneten Zustand dann natürlich, geraucht wird, um Rauschzustände zu bewirken, wodurch in diesem Kontext natürlich auch religiöse Visionen denkbar sind. So findet man also in der Religion Catimbó eine gezielte Anwendung dieser Pflanze, wodurch die Übersetzung mit „Buschrauch“ oder auch „Grasdampf“ logisch wird. Wichtig ist hierbei jedoch, dass diese Religion bei den indigenen Völkern schon existierte, sodass man hier zwar Verbindungen zum Voodoo finden kann, wobei man gleichzeitig aber sagen muss, dass die Religion Catimbó nicht durch den Sklavenhandel aus Afrika exportiert wurde. Verschiedene Ureinwohner, die „Tupi“ (die primär an der Küste lebten) oder auch die „Tapuia“ (die primär im Landesinneren lebten), wurden von den europäischen Eroberern bedrängt, wobei hier eben auch festgestellt wurde, dass in religiösen Zeremonien bestimmte Pflanzen geraucht und geräuchert werden. Wie immer, wenn verschiedene Religionen aufeinanderstoßen, kann es zu einem Konflikt kommen, wobei die Religion Catimbó relativ schnell Einflüsse des Katholizismus aufnahm. Catimbó beinhaltet unheimlich viele schamanische Praktiken, was für die jeweiligen Gebiete im Norden Brasiliens nicht wirklich überraschend ist.
Auch hier findet man dann natürlich wieder Verbindungen zum Voodoo, wobei bei den schamanischen Praktiken im Catimbó auch die verschiedenen Geister des Landes, des Waldes, der Pflanzen und der Tiere angerufen wurden, sodass man mit diesen in eine enge Interaktion ging. So wurde hier ein sehr enger transzendentaler und auch transpersonaler Kontakt zur Natur gepflegt, was aus der Perspektive der christlichen Eroberer natürlich seltsam war – oder man könnte auch wieder „heidnisch“ sagen.
Die Verbindung von Catimbó und der katholischen Religion diente natürlich auch als Schutz, denn selbstverständlich wurde ein gewaltsamer Kolonialisierungsprozess vollzogen, sodass die religiöse Verschmelzung auch eine politische Entscheidung war. Die primäre Verschmelzung der Religionen geschah bereits im 16. Jahrhundert, sodass auch hier weitere „religiöse Strömungen“ betitelt wurden. In diesem Kontext wird unter anderem von „Linien“ oder auch „Familien“ gesprochen, wobei dann hier die entsprechenden Fachvokabeln „Sertão-Familien“ bzw. „Katimbós“, „Terreiros“, „Caatinga“, „Santidades“ zu betiteln sind, die man alle als hybride katholisch-indigene Religionen bzw. schamanische Manifestationen bzw. spirituelle Maximen deklarieren kann. Mit der Zeit, wobei hier primär der Sklavenhandel gemeint ist, tauchten dann natürlich auch Ströme aus Afrika auf, die in diesem Kontext auch zum Teil adaptiert wurden. In diesem Kontext ist es aber wichtig, dass man versteht, dass es sich hierbei um eine eigenständige Religion handelt, die eben keine ähnliche Geschichte wie “Umbanda“ bzw. „Candomblé“ besitzt. Natürlich findet man auch hier entsprechende Thematiken, sodass man selbstverständlich spirituelle, magische und auch religiöse Praktiken verknüpfen kann. Wie in allen Religionen, in denen die Natur eng mit einbezogen wird, so wie auch die Geister von Tieren, Pflanzen und Orten, so existierten natürlich auch im Catimbó sehr klare Parallelen zu anderen afro-brasilianisch-karibisch-amerikanischen Religionen. So ist die Trance ein sehr wichtiges Medium, wobei hier nicht unbedingt fixe, dogmatische, religiöse Strukturen eingehalten werden, um mit den jeweiligen Geistern in Kontakt zu treten. Natürlich gibt es auch hier „den Schamanen“, „die weise Frau“ oder „den magischen Menschen“, doch es wird hier kein großes Tamtam gemacht, sodass auch die „normalen Mitglieder“ Trancereisen machen, ohne eine spezielle Berufung zu „hören“. Die Trance wird meist dadurch induziert, dass entsprechende Pflanzen verwendet werden, wobei es hier nicht nur um das Rauchen oder um Räucherungen geht, sondern auch um entsprechende Tränke. Hierbei werden auch wieder religiöse Tänze, Gesänge und Rhythmen verwendet, um die Trance zu forcieren.
Die Geister der Natur werden auch einfach als „Master / Mestres / Mestras / Meister“ betitelt, sodass in diesem Kontext manchmal die Religion auch als „Cult to the Lords Masters“ beschrieben wird. Wie immer, wenn es darum geht, mit Naturenergien zu arbeiten, wird die Dualität und auch die Polarität der Natur berücksichtigt, sodass man hier sagen kann, dass es gute und auch böse Geister gibt, bzw. Energien, die den Menschen mögen und diesen fördern, so wie es auch Energien gibt die den Menschen verachten und ihm Schaden zufügen wollen. Auch in Bezug zu den Toten besitzt die Religion Catimbó Verbindungen zu anderen afro-karibisch-amerikanischen Religionen, was wiederum bedeutet, dass man sich zwar gerne mit seinen Ahnen unterhält, dass man diese ehrt,