Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR
Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale
bzw. den „Gwobonanj“ gibt, der direkt nach dem physischen Tod die Fleischfülle, den Körper verlässt, um dann zum Schöpfungsprinzip zurückzukehren, um hier entsprechend weitere Anweisungen zu erhalten, und dann eben noch den zweiten Teil der Seele, den „kleineren Engel“, der die Bezeichnung „Ti-bon-ange“ bzw. „Ibonanj“ trägt. Hier ist das eigentliche Ego, was für die Persönlichkeit, den Charakter aber auch für die Willenskraft des Menschen verantwortlich ist, betitelt. Dieses Fragment bleibt noch bis zu drei Tagen im Körper des verstorbenen Menschen, und verlässt dann die physische Hülle nach Ablauf dieser Spanne, um sich wieder mit dem großen Engel zu vereinen. Hier existiert aber die Überzeugung, dass man innerhalb dieser drei Tage, den Menschen zurückholen kann, sodass man hier den klassischen Zombie erschafft. Dies wird dadurch erreicht, dass der „Ti-bon-ange“ bzw. „Ibonanj“, der „kleinere Engel“ von einem Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. einer Caplata eingefangen wird, eingefangen in eine Flasche, in ein tönernes Gefäß. Diese Flasche, dieses Gefäß kann dann, wie eine Urne, im eigenen Heim aufbewahrt werden. Gut, hier muss man wieder das haitianische Voodoo thematisieren, wie auch das Voodoo im Süden der USA. In den Breiten des afrikanischen Voodoos sehen die Totenkulte doch wieder etwas anders aus, auch wenn hier ebenfalls die Angst existiert, dass der kleinere Engel, dass der „Ti-bon-ange“ bzw. „Ibonanj“, gefangen werden kann. Doch selbstverständlich liegt auch hier eine Assoziation nahe, die man auf den Islam münzen kann und natürlich auf die Dschinns. Der klassische Geist in der Flasche, der Geist in der Wunderlampe, die gefangene Energie, die von den Menschen versklavt wird. Ob Dschinn oder Seele, man benötigt ein Gefäß. Dass man, wenn man einen Dschinn fängt, hier eine feinstoffliche Entität besitzt, die man, wenn es eine wahre Gefangenschaft ist, einmalig nur befreien kann, um dann schleunigst das Weite zu suchen, dann sieht es aber auch anders aus, wenn der Dschinn hier in eine Art Arbeitsverhältnis gesetzt wird, und durch Blut bezahlt wird. Und die Seele des Verstorbenen, der kleinere Engel? Was macht man mit der Flasche? Man könnte letztlich die Familie erpressen, ja, kann man machen, sodass man einfach sagt, dass man hier den kleinen Engel, den Ti-bon-ange bzw. Ibonanj des Mannes, der Frau, der Eltern, des Sohnes oder von wem auch immer gefangen hat, dass man diesen erst dann frei lässt, wenn man eine gewisse Summe bekommt. Kann klappen, kann aber auch so enden, dass man zusammengeschlagen oder auch getötet wird. Gut, in der Magie ist letztlich jeder Gedanke möglich, sodass man hier auch im energetischen Kontext die Seele versklaven kann. Doch man könnte sich viel effektiver ein Psychogon oder auch ein Egregor erschaffen, der in diesem Kontext auch wieder in einem Arbeitsverhältnis steht. Was will man mit der Seele eines verstorbenen Menschen?
Soll diese etwas bewachen, soll diese etwas anlocken, soll diese im energetischen Bereich, auf der Astralebene arbeiten, also da, wo Gedanken alles erschaffen können? Oder ist es einfach nur ein Instrument der Macht? Egobeweihräucherung, da man es geschafft hat, eine Seele zu fangen? Hierauf gibt die Religion keine Antwort. Es wird nur gesagt, dass der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. die Caplata die entsprechende Macht besitzt, und dass man diesen Charakteren alles zutrauen kann. Und hier spaltet sich wieder die Magie von der Religion, denn wenn man dies aus einem magischen Blickwinkel betrachtet, werden die eigenen höheren Anteile, das eigene höhere Selbst, alle Hebel in Bewegung setzen, um eben nicht in einem versklavten Verhältnis zu existieren. Auf der anderen Seite sind heute immens viele Menschen versklavt, und das Herrschaftsprinzip ist der Kapitalismus und der unendliche Konsum. Und hier hat das höhere Selbst kaum eine Chance einen Befreiungsschlag zu initiieren. Und dass hier die Religion Voodoo nun einfach davon ausgeht, dass man dann eine versklavte Seele als Diener besitzt, der dann einem sein Leben lang zu Diensten steht, als energetischer Wächter, als energetische Putze, als energetischer Organisator, ist einfach eine religiöse Sicht, über die man nicht diskutieren kann. Wie gesagt, magisch gesehen sind Psychogone oder auch Egregoren deutlich effektiver. Etwas spannender wird es, wenn man die Seele eben auch als energetische Währung begreift, und diese an andere, feinstoffliche Entitäten schlichtweg verkauft. Auch sind hier die Vodun / Loas / Iwas zu nennen, denn wenn man eine solche Seele hat, dann kann man diese auch in einem Ritual einem entsprechenden Prinzip opfern. Und ob Baron Samedi oder Maman Brigitte wirklich abgeneigt sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.
So muss man sich erst einmal damit zufriedengeben, dass Voodoo eine Naturreligion ist, den Animismus vertritt, sodass letztlich alles beseelt ist, und dass hier der religiöse Glaube im Alltag fest verwurzelt ist. Materielle Zombies gibt es, die durch Vergiftungen erschaffen werden, feinstoffliche Zombies gibt es, die durch Rituale erschaffen werden. Über Glauben braucht man nicht diskutieren, denn jede Religion hat ihre Knackpunkte. Doch es ist natürlich ein interessanter Ansatz, wenn gesagt wird, dass die Christen in die Kirche gehen, um etwas über Gott zu erfahren, während die Voodoosi/Voodonsi in ihrem Hounfour tanzen, um selbst Gott zu werden/zu sein. Dies zeigt auch wieder, dass die Religion Voodoo daran interessiert ist, dass die Menschen ihr Leben so gut wie es geht leben, sodass es hier eben NICHT primär um religiöse Glaubensvorstellung geht, die mit Peitsche und Machete verbreitet werden, sondern viel eher um die Erkenntnis, was es für Möglichkeiten in der eigenen Lebensführung gibt, welche Philosophie für das eigene Leben sinnig ist, welche ethischen Normen und Blickwinkel und wie man den anderen Ebenen, den Vodun / Loas / Iwas, genauso wie den eigenen Verstorbenen, den Ahnen, den Egungun nahe sein kann. Es geht hier also um eine Lebensmaxime, die darauf aus ist, dass die Familie über alles gesetzt wird.
Wenn z. B. Bruder A zwei Kinder hat, doch sehr arm ist, Bruder B hingegen alleine lebt und reich (wie man das auch immer definieren mag) ist, dann „muss“ Bruder B den Bruder A unterstützen. Sollte Bruder B sich weigern, ist es vollkommen legitim, dass Bruder A zu einem Houngan/Oungan, zur Mambo, zum Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, zur Caplata oder auch zum Bokonon geht und hier eine „magische Bestrafung“ fordert. Gut, dies würde definitiv keine Zombiefizierung sein, und auch keine Seelenextraktion, aber vielleicht ein kleines Geschwür, ein Denkzettel, Durchfall, Hämorrhoiden?! In der Voodoo-Religion wäre es legitim. Da die Voodoo-Religion aber die Familie immens schätzt und schützt, würde so etwas eigentlich nicht passieren. Natürlich sind die magischen Vertreter, die Priester, hier also primär der Houngan/Oungan und die Mambo auch Ansprechpartner, wenn es um Erziehungstipps geht. Diese werden im Übrigen meist auf Grundlage von verschiedenen mündlichen Überlieferungen gegeben, die in Liedern und Folklore thematisiert werden. Das würde im christlichen Kontext bedeuten, dass der Priester von nebenan mit den Songs „Kumbaya my Lord“, „Ave Maria“ und „Ihr Kinderlein kommet“ durch die Dörfer und Kindergärten zieht, und den Eltern erst einmal schwer wichtig ein Liedchen vorsingt, sodass die Kinder hier eine christliche Erziehung genießen. Gut, interessante und auch irgendwie lustige Vorstellung, doch man muss hierbei bedenken, dass auch die Voodoo-Priester die Macht der Rechtsprechung besitzen, egal ob dies von offizieller Seite anerkannt wird oder nicht. Im religiösen Sinne ist dies einfach so. Ein Houngan / Oungan, eine Mambo, ein Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, eine Caplata oder auch ein Bokonon haben hier deutliche Möglichkeiten, als „Exekutive“, als ausführende Gewalt, als „Judikative“, als rechtsprechende Gewalt, als „Kontemplative“, als umsetzende Gewalt und in Teilen auch als „Legislative“, als gesetzgebende Gewalt zu agieren. Und schon sind wir wieder bei der Thematik einer bewussten, gezielten und moralisch angeordneten Zombiefizierung. Die Voodoo-Priester kennen sich nun einmal mit den Pflanzen aus. Sie erfüllen die Rolle von geistigen Führern, genauso wie sie die Rolle von Psychologen, Ärzten, Wahrsagern, Musikern, Apothekern und Therapeuten erfüllen. Hinzu kommt noch die Rolle als Ritualleiter und somit auch als Vermittler zwischen den verschiedenen Ebenen, sodass hier eben die Vodun / Loas / Iwas kontaktiert werden, eingeladen werden, genauso wie die Ahnen, die Egunguns.
Und auch wenn sie energetisch sehr gute Kontakte haben, müssen einige Umsetzungen eben auch real vollzogen werden. Kräuterextrakte, Kräutermischungen, ein entsprechender Sud, eine „magische Schutzimpfung“, ein Exorzismus, der aber auch wieder durch die Einnahme von Kräutern unterstützt wird, dies alles zeigt, dass das phytomagische Wissen, genauso wie das reale pharmazeutische und botanische Wissen definitiv vorhanden ist, und auch genutzt wird.
Tja, und wenn man sich die pharmazeutischen Wirkweisen von Pflanzen anschaut, wenn man sich die verschiedenen Inhaltsstoffe anschaut, wenn man versteht, wie diese biochemisch wirken, wie diese physiologisch wirken und was hierfür Effekte, Kaskaden, Nebenwirkungen und natürlich auch