Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 5 Zombies, Voodoo-, Hoodoo- und Santería-Exorzismen und Kurzrituale. Frater LYSIR

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nämlich die Früchte des Mancanilla-Baum (Hippomane mancinella), die man dann verwenden kann. Auch hier ist das besagte Physostigmin enthalten, und das der Mancanilla-Baum in der Karibik, aber auch in Westafrika vorkommt, zeigt wiederum, dass es hier ausreichend Pflanzen gibt, die die entsprechenden Gifte besitzen, sodass der jeweilige Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, oder die Caplata, definitiv nicht auf „ein einziges Rezept“ für sein Zombiepulver angewiesen ist, da die jeweiligen primären Wirkstoffe, in einigen Pflanzen vorhanden sind. Ob man jetzt die Kalabarbohne nimmt, oder die Äpfel des Mancanilla-Baumes, oder auch Teile eines der unzähligen Gewächse irgendeines Schlangenkrauts nimmt, obliegt dem Hersteller des Zombiepulvers. Zum Schluss wieder eine Abbildung der Kalabarbohne, Bärlapps bzw. des Schlangenkrauts, des Mancanilla-Baum, und der Formel des Physostigmin:

      Grafik 144 Grafik 158

      Grafik 8 Grafik 13

      Die dritte Pflanze, Albizia lebbeck, die im Zombiepulver eine Verwendung finden soll, finden kann, ist eine Art von Albizia, die in den tropischen und subtropischen Regionen vorkommen kann. Es geht hier letztlich wieder um eine Gattung, die zwischen 100 und 150 Arten umfasst, sodass auch hier wieder in Benin, Togo, Ghana und Nigeria, genauso wie auf Haiti, entsprechende Ableger existieren. Die Bestandteile in den verschiedenen Arten umfassen eine gigantische therapeutische Breite. So können hier äußerliche Anwendungen stattfinden für Furunkel und Geschwüre, einige Bestandteile sind giftig, können aber auch wieder bei Schlangenbissen angewendet werden, als entsprechendes Antidot, manche Bestandteile werden bei Magen-Darm Problemen eingesetzt, wieder andere sind krampflösend, die nächsten sind aber auch wieder verkrampfend, und wieder einige gehen auch auf die Zellteilung, da sie Zellgifte sind, ähnlich wie die Bestandteile der Indolalkaloide, sodass also auch hier eine breite Vergiftung denkbar ist, was bedeutet, dass auch hier wieder das Nervensystem des Opfers nachhaltig geschädigt werden kann, genauso wie die mentalen und kognitiven Fähigkeiten.

Grafik 152

      Doch es gibt auch noch weitere Pflanzen, bzw. Nüsse und Bohnen, die im klassischen Zombiepulver eine Verwendung finden sollen! Doch bei allen Pflanzen muss man immer daran denken, dass die Quelle primär der Ethnobotaniker Edmund Wade Davis ist, der nach seinem Expeditionen für das Zombiepulver auch den Spitznamen „Indianer Jones der Ethnobiologie“ von einigen Kollegen erhalten hat. So findet auch noch die Muskatnuss einen Weg ins Zombiepulver, genauso wie die Ackerbohne. Eigentlich zwei sehr bekannte Bestandteile einer jeden Küche, sodass man hier erst einmal nichts Besonderes finden kann. Zumindest auf den ersten Blick nicht. Wenn man sich dann die Muskatnuss etwas genauer anschaut, dann erfährt man, dass hier der Stoff Myristicin enthalten ist, was auf der einen Seite ein Pestizid ist, welches bei Insekten aber auch bei Spinnentieren, speziell er bei Milben und bei Zecken, eingesetzt wird, aber auch hierbei eine neurotoxische Wirkung besitzt. Gut diese ist natürlich sehr gering, und man muss schon wirklich hohe Dosen, bzw. konzentrierte Dosen hier zu sich nehmen. Doch die Muskatnuss, bzw. der Inhaltsstoff, hat psychotrope Wirkungen, sodass entsprechende Halluzinationen möglich sind. Es besitzt gleichzeitig kanzerogene und gentoxische Eigenschaften, was bedeutet das auf der einen Seite Schäden an der DNA möglich sind, genauso das hier Zellwucherungen entstehen, und man Krebs bekommt. Nebenbei sei erwähnt, dass Myristicin aber auch im Dill, in Liebstöckel und auch in Petersilie vorhanden ist, wobei es hier primär um die ätherischen Öle dieser Gewürzpflanzen geht. Das bedeutet, um wirklich hier Myristicin herauszubekommen, muss man doch einige Klimmzüge machen. Doch man muss nicht unbedingt eine Extraktion bewerkstelligen, denn man kann in etwa sagen, dass 3-4 ganze Muskatnüsse bereits für Erwachsene lebensgefährlich sein können. Im Normalfall wird man nicht 3-4 Muskatnüsse essen, da man diese eben als Gewürz verwendet, und somit reibt. Wenn man aber in diesem Kontext 6-7 Muskatnüsse reibt, und dieses Pulver mit dem Zombibasispulver vermengt, wird man auf jeden Fall ausreichend Myristicin in seiner Pulvermischung haben. Es geht hierbei natürlich nicht um die tödliche Dosis, nein, es geht hier um die psychedelische Wirkung. Hier einmal eine Abbildung der Muskatnuss und die Formel des Myristicin:

      Grafik 14 Grafik 21

      Doch was nützt eine psychedelische Wirkung, wenn diese nicht wirklich dort ankommt, wo sie ankommen soll, also im Zentralnervensystem, im ZNS. Die verschiedenen Stoffe, die verschiedenen Gifte, die verschiedenen Substanzen die sich im Zombiepulver befinden, gelangen auf der einen Seite ins ZNS, auf der anderen Seite jedoch nicht zu 100 %. Die sogenannte Blut-Hirn-Schranke ist hier eine natürliche Schutzbarriere, die verhindert, dass eine äußere Schadenseinwirkung das Gehirn letztlich erreicht. Ob dies Gifte oder Parasiten sind, ist in diesem Kontext irrelevant, da die Blut-Hirn-Schranke einfach ein eigener Schutzmechanismus ist, der hervorragend funktioniert. Doch wie gesagt, einige Stoffe können die Blut-Hirn-Schranke überwinden, und einige Stoffe können auch wieder andere Stoffe huckepack nehmen, sodass man hier von einem Carrier spricht. Dies ist in den pharmazeutischen Breiten sehr nützlich, denn man will ja einige Medikamente direkt ins ZNS geben, und es ist nicht immer schön, wenn man hier so genannte „intrathekale Applikationen“ vollzieht, oder Medikamente „intra Omaya“ gibt, sodass diese eben direkt ins zentrale Nervensystem gehen. So werden hier also sogenannte Transportproteine, Carrierproteine verwendet, die eben Substrate durch entsprechende Membranstrukturen transportieren. Natürlich gibt es hier nicht DAS Carrierprotein, welches alle denkbaren Substanzen aufnehmen bzw. umschließen kann. Es muss stets substanzspezifisch verwendet werden, sodass hier geschaut wird, wie das eigentliche Wirkstoffmolekül aussieht, um dann ein entsprechendes Transportprotein zu kreieren. Einige Wirkstoffmoleküle benötigen keine Transportproteine, da sie die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. So zählt zum Beispiel das Physostigmin zu den Stoffen, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Überraschenderweise wird dies in der Voodoo-Religion nicht so gemacht. Hier werden sich nicht irgendwelche molekularen Strukturen angeschaut, um dann das Zombiepulver entsprechend zu verändern. Und dennoch wurde es – unbewusst oder bewusst – vollzogen. Und hier kommt die Ackerbohne ins Spiel.

      Die Ackerbohne, die auch unter den Namen Dicke Bohne, Favabohne / Fababohne , Feldbohne, große Bohne, Pferdebohne, Puffbohne, Saubohne, Säubohne, Schweinsbohne oder auch Viehbohne bekannt ist, gehört wieder zu den Schmetterlingsblütler, bzw. wenn man es dann eben auf die Gattung münzen will, zu den Vicia. Und dies ist auch schon die Besonderheit, denn dadurch, dass die Ackerbohne den Stoff Phytohämagglutinin enthält, kann sie nur gekocht verzehrt werden, da bei einem rohen Verzehr, wieder Gesundheitsschädigungen auftreten können. Viel interessanter ist aber, dass diese Bohne auf einen Gendefekt wirken kann, und zwar den sogenannten G6PD-Mangel, der zum Favismus führen kann, was hier zu einer Blutarmut führen kann, zusammen mit Fieber, Schüttelfrost, extremen Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, sodass hier auch eine körperliche Schwäche eintritt, und gegebenenfalls auch ein Schock.

      In Europa sind noch nicht einmal ein Prozent der Menschen von diesem Gendefekt betroffen. Wenn es aber um die Bevölkerung in den Malariagebieten geht, wozu eben auch Haiti und die Länder Togo, Benin, Ghana und Nigeria zählen, sieht es schon anders aus. Hier ist ein deutlich höherer Prozentsatz von diesem Gendefekt betroffen, was wiederum bedeutet, dass die Ackerbohne hier die beschriebenen Krankheitszustände bewirken kann. Schon das Einatmen des Blütenstaubs kann dazu führen, sodass die in Europa beliebte „dicke Bohne“ in der Karibik und auch in weiten Teilen Afrika sehr gefährlich sein kann. Doch dies ist gar nicht das Spannende, denn die Ackerbohne besitzt sehr besondere Begleitstoffe. Zu nennen ist hier einmal der Stoff L-Dopa (Levodopa) und einmal die Gruppe der Lektine. Vorab aber einmal eine Zeichnung der Ackerbohne und des Stoffes L-Dopa:

      Grafik 15 Скачать книгу