Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk

Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks - Michael Schenk


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Schurklinge.«

      Nedeam griff in die andere Tragetasche und zog das alte Schurmesser

      hervor. »Und diese könntet Ihr gleich neu schärfen.« Er sah Guntram

      treuherzig an. »Da ich Euch bei Eurem Weibe so beistand.«

      Guntram begann erneut zu lachen. »Ich hoffe, junger Freund, Ihr werdet

      nicht zu oft zu mir kommen. Sonst wird meine Großzügigkeit mich noch in

      den Ruin treiben.« Er winkte Nedeam zu. »Dann kommt, junger Freund. So

      sei es.«

      Nedeam befestigte Stirnflecks Zügel an einem der eisernen Ringe, die ein

      Stück seitlich in die Hauswand eingelassen waren, wo Lärm und Funkenflug

      der Schmiede die Tiere nicht belästigen konnten. Neugierig sah er zu, wie

      Guntram den großen Blasebalg aus vernähten Tierhäuten betätigte und frische

      Luft in das Feuer der Esse trieb. Der alte Schmied hielt das von Nedeam

      mitgebrachte Schurmesser in die Flammen, dicht über die Glut, und wartete,

      bis sich das Metall erhitzte.

      »Eine gute Klinge«, sprach Guntram mehr zu sich selbst. »Oft benutzt und

      noch immer scharf. Aber die Schneide ist ein wenig dünn geworden.« Er

      drehte das Schurmesser mit seiner langen Zange. »Ich werde die Schneide ein

      wenig breit hämmern und dann nachschleifen. Keine große Sache, mein

      junger Freund. Wie war noch Euer Name?«

      »Nedeam.«

      Guntram stieß ein leises Grunzen aus, zog kurz darauf die Zange wieder

      zurück und legte das glühende Eisen des Schurmessers über seinen Amboss.

      Mit nur wenigen Schlägen schlug er die schmale Schneide in eine breitere

      Form und hämmerte sie neu, während Nedeam in den Hintergrund der

      Schmiede blickte und dort die Konturen von Harnischen und Helmen

      wahrnahm. Er ging nach hinten und zog einen Harnisch mit dem Wappen der

      Hochmark hervor. Der Harnisch glänzte nicht mehr und wirkte stumpf. An

      etlichen Stellen konnte Nedeam außerdem Rost erkennen.

      Guntram sah zu ihm hinüber. »Keine Sorge, junger Freund. Es ist die Luft

      bei uns. Die Luftfeuchtigkeit setzt dem Metall zu, aber werden die Rüstungen

      erst einmal benötigt, werden sie auch bald wieder wie neu aussehen, und dann

      werden sie ebenso schimmern wie unsere Klingen, die dem Feind den Tod

      bringen werden.« Der alte Schmied seufzte. »Sollte es je wieder dazu

      kommen.«

      Nedeam blickte auf eine Anzahl von Streitäxten, deren Klingen noch nicht

      gestielt waren. »Ihr habt einst gekämpft, oder? Ich meine, gegen richtige

      Orks.«

      »O ja.« Guntram sah kurz auf, lächelte und hämmerte dann wieder auf das

      Eisen ein. »Es ist schon viele Jahre her. Damals gab es noch die großen

      Horden des Dunklen Turms, die Legionen des Schwarzen Lords. Ah, Ihr

      hättet sehen sollen, wie wir ihnen den Tod brachten. Schneller Ritt und …«

      »… und scharfer Tod«, ergänzte Nedeam.

      Guntram blickte ihn forschend an. »Und scharfer Tod, ja. Habt Ihr von

      Eurem Vater, nicht wahr? Ist ein guter Pferdelord, der Balwin. Wie sein

      Vater. Ah, Ihr hättet Euren Großvater reiten sehen sollen. Er brachte wirklich

      den scharfen Tod. Egal ob mit dem Bogen oder der Lanze.«

      »Wie sind die Orks?«, erkundigte sich Nedeam neugierig. Er trat wieder an

      den Schmied heran und musterte die zahlreichen Narben, die an Guntrams

      nacktem Oberkörper zu sehen waren. »Ich habe noch nie einen gesehen.«

      »Dann seid froh, junger Freund. Wahrscheinlich werdet Ihr auch niemals

      mehr einen zu Gesicht bekommen. Denn wir sind über ihre Horden

      hinweggeritten und haben sie in den Boden gestampft.« Guntram stieß das

      alte Schurmesser in eine Tonne mit Öl, um es zu härten. Während das Metall

      abkühlte, schienen die Gedanken des Schmieds in die Vergangenheit zu

      gleiten, und ein merkwürdig grimmiges Lächeln zeigte sich auf seinem

      Gesicht. »Man darf die Orks nicht unterschätzen, junger Freund. Einzeln sind

      sie gar nicht so gefährlich, aber ihre Anzahl macht es. Sie überschwemmen

      die Schlachtfelder in Massen, sodass man kaum ein Pferd zwischen sie

      drängen kann. Orks.« Guntram spie aus. »Da gibt es die Rundohren. Das sind

      große und kräftige Bestien, die keine Furcht kennen und vorwärtsdrängen.

      Mit mächtigen Rüstungen und großen Schlagschwertern, Spießen und

      dergleichen. Manche tragen auch gestohlene Rüstungen und Waffen

      erschlagener Gegner, die sie zusätzlich mit ihrem eigenen Mist verzieren.

      Aber diese Rundohren sind Hohlköpfe. Sie haben wenig Hirn. Schlimmer

      sind da die kleineren Spitzohren. Das sind hinterlistige kleine Bastarde. Ein

      bisschen feige, aber gut mit dem Bogen. Man muss es einfach auf sich

      zukommen lassen, wenn man gegen sie reitet, und ihre Pfeile hinnehmen.

      Aber wenn man erst mal zwischen ihnen ist …« Guntram grinste verzerrt. »Es

      ist ihre Anzahl, die sie gefährlich macht.«

      Der Schmied zog das alte Schurmesser aus dem Öl, nickte zufrieden und

      ging damit zum Schleifstein hinüber, wo er das Pedal trat und die Schneide

      über den rotierenden Stein zog. Funken begannen zu sprühen.

      »Nun, Ihr werdet dergleichen wohl niemals zu Gesicht bekommen, junger

      Freund.« Der Schmied lachte. »Habe ich Euch schon erzählt, wie ich einmal

      eine Elfenklinge schmiedete?«

      »Eine Elfenklinge?« Nedeam riss die Augen auf.

      »O ja«, erwiderte Guntram mit sichtlichem Stolz. »Das war vor vielen

      Jahren und kurz vor einer der Schlachten, in denen Elfen und Menschen noch

      gemeinsam kämpften. Damals war ich ein junger Schmied und noch voller

      Kraft, nicht so schwächlich wie heute. Der Schmied der Elfen war getötet

      worden, und einige ihrer Waffen mussten ausgebessert werden. Das hat zwar

      einer der Ihren gemacht, aber er ließ mich dabei helfen, eine der beschädigten

      Klingen neu zu schmieden und zu härten.« Guntram seufzte. »Ich habe guten

      Stahl,


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