Die Pferdelords 07 - Das vergangene Reich von Jalanne. Michael Schenk
gewünscht hätte.
»Mein Atem sei deine Wärme und dein Leben«, erwiderte er.
Jalan löste ihre Hände. »So ist der Name Llarana-olud-Deshay nun
vergangen. Möge das Leben Llaranyas und Nedeams von Glück begleitet
sein.«
Der Älteste trat zurück, und der Bräutigam sah seine Braut ein wenig
verwirrt an, als ringsum Hochrufe erschallten. Die anwesenden
Schwertmänner, die üblicherweise ihre Zustimmung zeigten, indem sie mit
den Klingen rhythmisch auf den Boden stießen, stampften in Ermangelung
der Waffen mit bloßen Füßen auf. Dann strömten die ersten Gratulanten auf
die Vermählten zu.
Tasmund sah den kleinen Herrn Olruk irritiert an. »Das war alles?«
»Braucht es mehr?«, raunte ihm Elodarion zu. »Unser langes Leben hat
uns nicht dazu verführt, Zeit zu verschwenden. Was ist natürlicher als eine
Verbindung zwischen Mann und Frau? Sie lieben einander, und Jalan hat die
Zustimmung gegeben. Nun bricht die Zeit der Freude an.«
Tasmund nickte erleichtert. »Schön, dann kann ich mich ja wieder
anziehen.«
Olruk grinste verschmitzt. »Ihr Pferdelords solltet Euch wirklich die Zierde
eines Zwergenmannes wachsen lassen. Unser Bart ist dicht und lang, ich
brauchte nicht einmal ein Lendentuch, denn jeder Blick verfing sich in der
Pracht meiner Bartzöpfe.«
Während Nedeam und Llaranya die Glückwünsche der Anwesenden
entgegennahmen und diese sich beeilten, sich wieder würdig zu bekleiden,
hasteten Bedienstete durch die Halle und begannen alles für die Feier
herzurichten. In all dem Geschiebe und Gedränge waren die beiden
Vermählten bald die Einzigen, die noch nicht dazu gekommen waren, sich
anzuziehen. Tasmund, den dies verlegen machte, eilte zu ihnen hinüber und
hüllte sie in die Umhänge zweier Schwertmänner.
Jalan-olud-Deshay beobachtete dies und sprach den ergrauten Berater
Larwyns an. »Ein gutes Symbol habt Ihr da gewählt, Hoher Herr Tasmund.
Obwohl ihnen die elfischen Umhänge ebenso gut stünden.« Er trat zu den
Brautleuten. »Ich weiß um eure aufrechten Gefühle und darum, dass ihr
füreinander da sein werdet. Das macht es mir leichter, zu den Neuen Ufern
aufzubrechen und euch zurückzulassen. Doch wir werden immer miteinander
verbunden sein. Solange unser Blut fließt und unser Atem wärmt.«
Schließlich gelang es Nedeam und Llaranya, sich aus der Menge zu
befreien und ihre Festgewänder anzulegen. Abseits des Trubels fanden sie
endlich die Gelegenheit zu jenem Kuss, nach dem sie sich so lange gesehnt
hatten. Es war der verheißungsvolle Auftakt zu dem, was im Verlauf der
Nacht folgen würde. Doch bevor die beiden sich ihrer Zweisamkeit hingeben
konnten, galt es, den Abend mit den Gästen zu verbringen.
Gesang und Tanz und das Gewirr zahlreicher Stimmen füllten die Halle bis
in die Nacht hinein. Das üppige Mahl wurde mit Wasser, Gerstensaft und
Wein hinuntergespült, und auch das Blor der Zwerge kreiste, wie Tasmund es
befürchtet hatte, reichlich. Immerhin hatte der Vorgänger Nedeams ein paar
hartgesottene Schwertmänner gefunden, die unverzagt ihren Dienst versahen.
Im Gegensatz zu den Menschen blieben die Zwerge halbwegs nüchtern, da sie
das Blor gewohnt waren. Zumindest konnten sie sich noch auf den Beinen
halten, auch wenn die steinernen Bodenplatten ein Eigenleben zu entwickeln
schienen. Nur den Elfen konnte offenbar kein alkoholisches Getränk etwas
anhaben. Ihre Gruppe hatte sich ein wenig zurückgezogen und betrachtete das
bunte Treiben aus der Distanz.
Als Nedeam und Llaranya zur Treppe hinübergingen, die ins Obergeschoss
führte, grinste Dorkemunt ihnen trunken zu. Er hatte einen Arm um seinen
Freund Olruk gelegt und nagte genüsslich an einer Bratenkeule. Nedeam sah
das verständige Lächeln seiner Mutter Meowyn, die neben ihrem Gemahl
Tasmund saß, und spürte dann den sanften Zug von Llaranyas Hand. So
folgte er ihr die Stufen hinauf. Die Stufen jener Treppe, auf der Garodem vor
rund drei Jahren zu Tode gestürzt war. Doch in Gegenwart seiner Gemahlin
verdrängte er die wehmütigen Gedanken, die er hier sonst oft empfand.
Oben, auf dem Podest vor der massiven Tür, die ins Amtszimmer des
Pferdefürsten führte, stand ein Ehrenposten auf Wache. Nedeam blinzelte
überrascht, als er den Mann erkannte. »Kormund?«
Der alte Scharführer nahm Haltung an, obwohl ihn dabei sicherlich die
Narbe der alten Brustwunde schmerzte. »Scharführer Kormund auf
Ehrenwache«, meldete er förmlich. Dann zwinkerte er Nedeam und Llaranya
zu. »Dies ist ein besonderer Tag, Erster Schwertmann, und es ist eine
besondere Nacht.« Sein Lächeln galt der Elfin, die es sanft erwiderte. »Nichts
wird Euch heute stören. Nur die Besten sind auf Wache. Die Allerbesten.
Tasmund, Dorkemunt und ich haben sie handverlesen.« Er grinste. »Und der
Bursche auf dem Signalturm trägt Polster unter den Stiefeln. So werdet Ihr
ihn nicht hören, wenn er auf der Plattform herumpoltert. Möge Euch beiden
für Euer Leben alles Glück beschieden sein.«
Kormund pochte kurz an die Tür, bevor er sie öffnete.
Das junge Paar trat an ihm vorbei in den Amtsraum, wo die Hohe Dame
Larwyn an einem der Fenster stand und versonnen in die Nacht hinausblickte.
Sie wandte sich den beiden zu und legte ihnen die Hände auf die Schultern,
wobei sie die Elfin ansah. »Ihr seid nun eine Frau des Pferdevolkes, Llaranya,
auch wenn Ihr immer Eurem elfischen Hause verbunden bleibt. Seid gewiss,
dass Ihr mir und allen Menschen der Mark willkommen seid.«
Die Herrin der Hochmark zog die junge Elfin kurz an sich und trat dann
zurück. »Alles ist bereitet. Niemand wird Eure Ruhe stören. Genießt diese
unvergänglichen Momente.«
Larwyn wandte