Raban und Röiven Rückkehr dunkler Zauberer. Norbert Wibben

Raban und Röiven Rückkehr dunkler Zauberer - Norbert Wibben


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Das sind ja gute Neuigkeiten«, erwidert der Junge. »Obwohl das ja absehbar war, so sehr hast du Zoe umflattert.«

      »Wie, umflattert? Willst du mich etwa auslachen?«

      »Nein, mein Freund, das will ich wirklich nicht. Ich freue mich mit dir, will sagen, mit euch. Denn Zoe hat sicher auch ihren Anteil dabei, oder?«

      »Ja klar. Genau genommen hat sie im Moment den größten Anteil. Das erste Ei war gerade gelegt, als ich es dir gemeldet habe. Jetzt sind es bereits drei!«

      »Wie geht es Zoe? Läuft alles normal?«

      »Zoe scheint es soweit gut zu gehen. Ich denke, es ist alles normal. Für mich ist es ja das erste Mal, dass ich dabei bin. Natürlich abgesehen von dem einen Mal, als ich ins Nest gelegt worden bin. – So, jetzt liegt ein viertes Ei im Nest und Zoe sieht glücklich aus. Ich finde, sie macht das super!«

      »Röiven, ich gratuliere euch. – Wie lange dauert es jetzt, bis eure Kinder schlüpfen werden. Drei Wochen?«

      »Also, soweit ich das von Elfrun weiß, dauert es etwa 20 Tage. Das variiert um einen Tag mehr oder weniger.«

      »Das freut mich, dann erblicken sie etwa zu meinem Geburtstag das Licht der Welt, ich meine, dann schlüpfen sie.«

      »Genau, dann schlüpfen sie. Ihre Augen sind noch einige Zeit geschlossen, ihre Schnäbel aber nicht. Dann beginnt für Zoe und mich eine arbeitsreiche Zeit. Wir müssen unaufhörlich Nahrung beschaffen, bis unsere Kinder endlich selbstständig sein werden.«

      »Grüße Zoe von mir. Ich muss mich jetzt für die Schule fertig machen. Vielleicht kann ich dich ja heute Nachmittag besuchen?«

      »Gerne, obwohl ich dann sicher nicht viel Zeit haben werde. Aber du kannst dann gerne einen Blick ins Nest werfen.« Die letzten Worte klingen voller Stolz. Es ist offensichtlich: Röiven wird gerne Vater!

      In den kommenden Tagen besucht Raban seinen Freund wie zuvor. Jetzt hat der Rabe etwas mehr Zeit, sich mit dem Jungen zu unterhalten. Er wechselt sich mit Zoe beim Brüten ab. Erneut entstehen Bilder der Ereignisse aus dem vergangenen Sommer vor ihren Augen, wenn sie davon sprechen.

      »Hast du eigentlich die liebreizende Ilea einmal wiedergesehen? Sie vielleicht sogar besucht?«, wird Raban unerwartet von dem Vogel gefragt.

      »Was willst du damit andeuten?«, erwidert Raban aufgebracht. »Ilea ist nicht… nun, also… du bist blöd!«

      »Wirst du schon wieder rot?«, keckert der Rabe, um dann ernst fortzufahren. »Ich wollte dich nur etwas necken. Entschuldige, wenn ich dich damit irgendwie verletzt haben sollte.«

      »Äh, ich werde nicht rot. Nein, es ist schon gut. Und ja, ich habe sie seit den Ereignissen einmal besucht.«

      Raban lächelt, als das Bild des Mädchens in seiner Erinnerung erscheint. Sie streicht das mittelblonde Haar hinter die Ohren und strahlt ihn an. Er mag sie und wollte sie wissen lassen, dass der damalige Auftrag, Baran zu stoppen, erledigt worden sei. Ilea hatte ihm den Armreif eines Auserwählten geschenkt, den sie von ihrer Großmutter bekommen hatte. Der Armreif verstärkte seine Zauberkräfte, wodurch er in der Lage war, schwierige Zauber leichter auszuführen. Vermutlich verdankte er ihr dadurch sogar sein Leben.

      »Ich habe ihr von Barans Ende berichtet«, ist alles, was der Junge dem Raben erläutert. Das Bild Ileas steht noch lange vor seinen Augen, auch als er abends im Bett liegt.

      »Vielleicht sollte ich sie wieder einmal besuchen«, überlegt Raban noch, bevor er lächelnd einschläft.

      »Raban, etwas Schreckliches ist passiert!«, wird der Junge von der krächzenden Stimme seines Freundes geweckt. Er richtet sich erschrocken auf und reibt sich die Augen.

      »Was gibt es, Röiven? Werdet ihr angegriffen?«, sendet er sofort zurück, während seine Ohren bereits die Ankunft seines Freundes im Zimmer registrieren. Er lässt seine Hände sinken und erblickt auch wirklich den Kolkraben, der auf dem Tischchen neben seinem Bett hin und her schreitet. Der Vogel scheint sehr aufgeregt zu sein, so unruhig stakst er herum.

      »Was ist los, mein Freund? Zoe geht es doch hoffentlich gut?«

      »Ja, Zoe wärmt die Eier. Aber ich habe gerade eine geistige Verbindung zu meiner Großmutter gehabt. Sie berichtete mir, dass Solveig gestorben ist. Sie war dabei sehr aufgeregt und konnte keine Einzelheiten berichten. Meine Fragen, wie oder warum die Oberste der Elfen gestorben sei, konnte sie nicht beantworten, da unsere Verbindung plötzlich abbrach. Ich kann meine Großmutter nicht erreichen, sie reagiert einfach nicht. Ich befürchte, etwas Schlimmes ist passiert!«

      »Jetzt bleibe ruhig. Das Solveig gestorben ist, war doch zu erwarten. Sie war schon sehr alt. Was beunruhigt dich denn derart, dass du nicht einmal stillstehen kannst?«

      Raban hat Recht. Der große schwarze Vogel wandert in der kurzen Zeit mehrfach auf dem Tischchen hin und her. Einmal musste er sich sogar durch ein schnelles Flügelschlagen davor retten, hinunterzustürzen, als er über den Rand hinaus kommt.

      »Ja, also. Großmutter weckte mich, wobei mir ihre Stimme gehetzt oder keuchend vorkam: »Solveig ist tot«, war ihre kurze Nachricht. Da sie mich gerade geweckt hatte, benötigte ich einen kurzen Moment, um ihre Nachricht richtig zu verstehen. Ich fragte sie also, ob ich richtig gehört hätte, worauf sie erwiderte: »Solveig … ist … tot.« Das klang fast so, als ob sie einem schwachsinnigen Küken etwas erklären müsste. In den Zwischenräumen der drei Worte meinte ich ein Keuchen zu vernehmen, so, als hätte sich Großmutter körperlich stark anstrengen müssen.«

      »Und da hast du sie gefragt, wie und warum Solveig gestorben ist?«, ergänzt Raban seinen Freund.

      »Genau. Ich bekam als Antwort noch ein komisches Geräusch übertragen. Es hörte sich nach einem Röcheln an. Danach war es still, grausam still!«

      »Vielleicht muss sich Elfrun auf etwas anderes konzentrieren, weshalb sie die Verbindung zu dir blockiert. Der Grund ihrer Kontaktaufnahme ist ja erfüllt. Du weißt jetzt, dass Solveig gestorben ist. – Versuche doch erneut, einen Kontakt mit ihr herzustellen«, fordert Raban den aufgeregten Vogel auf.

      »Ja. Gute Idee. Das mache ich.« Der Kolkrabe bleibt sofort stehen und klappt seine Augendeckel zu.

      »Vermutlich kann er sich so besser konzentrieren«, denkt der Junge, als er auch schon Röiven krächzen hört:

      »Das klappt aber nur, wenn du mir nicht dazwischen funkst. Also versuche jetzt möglichst nicht zu denken!«

      Raban versucht, sich auf Nichts zu konzentrieren, was gar nicht so einfach ist. Er hatte doch glatt für einen Moment vergessen, dass der Rabe und er sich durch Gedanken verständigen können.

      Es dauert nicht lange, dann öffnet Röiven seine Augen, während er schon wieder hin und her stakst.

      »Ich bekomme keinen Kontakt zu Großmutter. Da ist bestimmt etwas passiert. Vielleicht …? Gibt es doch noch Dubharan? Wenn diese dunklen Magier im geheimen Wald eingedrungen sind, können sie Solveig getötet haben. Dann ist Großmutter sicher auch schon ermordet worden. – Ja, das ist es. Sie ist TOT!« Abrupt bleibt der Kolkrabe stehen und lässt traurig seinen Kopf hängen. Zwei dicke Tränen laufen über seinen Schnabel und tropfen von dessen Spitze herunter.

      »Röiven«, versucht Raban seinen Freund zu beruhigen, während er ihm vorsichtig über den Rücken streicht. »Das muss nicht passiert sein. Soweit wir wissen, gibt es keine Dubharan mehr. Baran war im letzten Jahr der einzige dunkle Magier, der Fithich und Elfen bedrohte. Aber der ist zu Stein geworden. Und Baran hatte seine Zauberkräfte von einem Fithich, deinem Vetter Grimur erhalten. Andere Zauber gibt es doch nicht mehr. Na ja, außer mir, will ich sagen.«

      Der Rabe legt seinen Kopf schräg und schaut den Jungen nachdenklich an.

      »Glaubst


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