Lykanta. Oliver Speier
sein Angebot einzugehen, doch dann wurde mir klar wie lächerlich das wirken würde. Vor nicht ganz zwei Stunden war ich noch splitternackt vor ihr herum gehüpft. So schüttelte ich etwas nervös den Kopf. " Kein Problem ", würgte ich etwas heiser hervor.
Wie sich sogleich zeigte, war es ganz praktisch, dass Katana dageblieben war. Es war mir unmöglich meine Verschlüsse auf dem Rücken zu erreichen. Als sie meine vergeblichen Versuche bemerkte, trat sie einfach hinter mich und öffnete das Bustier.
Als es von meinen Brüsten glitt, beschleunigte sich mein Puls deutlich. In letzter Zeit sprang ich ständig halbnackt vor fremden Leuten herum. Der Doc trat zu mir und sein Verhalten gab mir das Gefühl, alles wäre ganz normal. Er ließ mich mehrmals tief Luft holen und horchte mich dabei mit einem Stethoskop ab, danach tastete er den Brustkorb ab. Als er die Stelle zwischen meinen Rippen berührte, an welcher der Kerl sein Knie aufgesetzt hatte, zuckte ich nur schmerzhaft zusammen, doch beim Untersuchen der Rippen konnte ich ein schmerzhaftes Aufkeuchen nicht unterdrücken.
Als er seine Untersuchung beendet hatte, blickte er mir, was ich ihm hoch anrechnete, in die Augen und meinte zufrieden. " Die Lunge scheint soweit in Ordnung, so wie ich das sehe, sind ein bis zwei Rippen gebrochen, ich werde das mit Bandagen fixieren. " Er deutete hinter sich. " Katana, bring doch bitte welche aus der zweiten Schublade vom linken Schrank. "
Während Katana die Sachen holte, begutachtete er meine übrigen Verletzungen. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck beendete er seine Untersuchung. " Der Rest besteht aus kleineren Schürfwunden und Prellungen, nichts schlimmes, einzig die Prellung an ihrer Schulter ist etwas heftiger ausgefallen, was immer dies auch verursacht hat. "
" Das war der Schrank ", antwortete ich ohne Nachzudenken. Fragend blickte er mich an und ich sah mich gezwungen den Satz zu erklären. " Ja, ich, also der Typ hat mich, als wir gekämpft haben, in den Wohnzimmerschrank geworfen und " Er hob abwehrend den Arm. " Verschont mich mit Details, ich will gar nicht wissen was ihr alles treibt! "
Peinlich berührt verstummte ich. Kati, welche eben mit den Bandagen zu uns trat, blickte ihn jedoch frech grinsend an. " Ach komm schon Doc, schließlich brauchst du doch Arbeit und so bekommst du ständig hübsche Jungs und Mädels zu Gesicht, die sich vor dir nackig machen! "
Der Doc verdrehte die Augen, konnte ein Lächeln jedoch nicht unterdrücken. Als er zu mir blickte wurde er jedoch sogleich wieder ernst. " Ich werde den Bruch jetzt fixieren, sie schauen, dass sie sich in den nächsten zwei Tagen schonen und nicht viel bewegen, am besten sie bleiben im Bett. "
So wie ich mich fühlte, hatte ich nicht vor seinen Anweisungen zu widersprechen. Die nächsten fünf Minuten verliefen schweigend. Mein Oberkörper wurde mit mehreren Lagen fest bandagiert, gegen Ende verschwand sogar mein Busen darunter. Als ich Aufstehen durfte, fühlte ich mich wie in einer Rüstung, der Schmerz war aber um einiges geringer.
Katana blickte mich zufrieden an. " Na, das wird schon wieder, dein Bustier lassen wir erst mal weg. " Sie hielt mir den Mantel hin und ich schlüpfte etwas ungelenk hinein. Der Doc räumte derweil die Sachen weg. Als ich eben dabei war den letzten Knopf zu schließen, trat er mit einem Becher zu uns.
" Ich hab ihnen ein Schmerzmittel aufgelöst, damit können sie ruhiger schlafen. Achten sie jedoch darauf , auf dem Rücken zu liegen. " Mit diesen Worten reichte er mir den Becher. Erst als ich ihn in der Hand hielt, bemerkte ich, dass er mit Blut gefüllt war.
Klasse, da war sie also, meine Premiere in Sachen Blut trinken. Die beiden schienen mein Zögern bemerkt zu haben, denn beide lachten auf. " Komm schon du Feigling, das bringt dich nicht um! ", meinte Katana und stupste mich an, auch der Doc nickte mir aufmunternd zu. Vorsichtig setzte ich den Becher an die Lippen, holte noch einmal tief Luft und nahm einen kleinen Schluck.
Das Blut war kühl als es über meine Zunge floss. Keine Ahnung was ich erwartet hatte, aber mir wurde weder schlecht, noch erzeugte der Geschmack Ekel in mir. Es war eher so, als wenn ich nach einem extrem heißen Tag, durstig ein kühles Glas Wasser trinken würde. Ehe ich es recht mitbekam, hatte ich den Becher geleert. Erstaunt setzte ich ihn ab.
Die zwei schienen meine Reaktion recht lustig zu finden, denn sie grinsten mich beide an. " Nicht übel, oder? ", feixte Katana, als sie mir den Becher abnahm. Kurz hoffte ich es würde noch einen zweiten geben, doch zu meinem Bedauern wurde er in den Abfall geworfen. " So, dann wünsche ich euch beiden noch eine ruhige erholsame Nacht. " Mit diesen Worten setzte sich der Doc an seinen PC und tippte wohl meine Krankenakte ein. Seine abrupte Verabschiedung überraschte mich etwas, doch Katana schien sich daran nicht zu stören. Sie schnappte mich und zog mich mit nach draußen.
Als wir auf dem Flur standen, deutete sie den Gang entlang. " Dem folgst du bis zu seinem Ende, dort biegst du links ab, sobald du zur Treppe kommst, gehst du ein Stockwerk nach oben, dort wieder links dem Gang folgen und du kommst zu den Unterkünften. "
Unsicher blickte ich den Gang entlang und danach zu ihr. " Kommst du nicht mit? "
Sie schüttelte den Kopf. " Ich muss zuerst das Auto abliefern und danach wohl Meldung über den Vorfall machen. Das wird etwas dauern. Geh du ruhig schon mal vor. Wenn alles erledigt ist, bring ich dir deine Tasche aufs Zimmer. "
Gegen diese Argumente hatte ich wenig vorzubringen. Nach einer kurzen Verabschiedung humpelte ich los. Meine Befürchtung ich würde den Weg nicht finden war grundlos. Nach wenigen Minuten bog ich in den Flur mit meinem Zimmer ein. Dabei wäre ich fast über Stefan gestolpert, der vor meiner Tür auf dem Boden saß.
Bei meinem Anblick sprang er auf und machte einen Schritt auf mich zu. Scheinbar wollte er mich zur Begrüßung umarmen, überlegte es sich dann jedoch anders. Unsicher blieb er vor mir stehen und blickte mich schockiert an. " Scheiße, das sieht aber übel aus! ", kam es entsetzt über seine Lippen. " Als sich die Nachricht verbreitet hat, dass du einen Zusammenstoß mit einem Werwolf hattest, hab ich schon das Schlimmste befürchtet. " Müde zuckte ich mit den Schultern und kramte meinen Schlüssel hervor, den mir Katana zugesteckt hatte. Ich hielt ihn in seine Richtung und seufzte. " Wärst du so nett und öffnest mir die Tür? Mir tut jeder Knochen weh. "
Er schnappte sich den Schlüsselbund und fummelte an der Tür herum. Als sie aufschwang, zog er den Schlüssel ab, trat einen Schritt zur Seite und reichte ihn mir. An seiner Haltung bemerkte ich, dass er noch was auf dem Herzen hatte. Ich war zwar fix und alle, aber da er mir bis jetzt so geholfen hatte, brachte ich es nicht übers Herz ihn wegzuschicken. Ich deutete in die Wohnung. " Na komm halt mit rein. "
Freude, gemischt mit Überraschung blitzte in seinem Gesicht auf und er huschte hinter mir in die Wohnung. Hier sah es noch genauso trostlos aus wie ich es in Erinnerung hatte, was mir momentan jedoch vollkommen egal war. Müde blieb ich vor meinem Bett stehen und fing an die Knöpfe des Mantels zu öffnen. Als er aufklaffte, wurde mir erst wieder bewusst, dass ich ja nur den Verband darunter trug. Kurz stockte ich, doch dann sagte ich mir, dass ja alles gut verpackt war. Ich ließ den Mantel von der Schulter gleiten und hängte ihn an den Stuhl. Hinter mir war es mucksmäuschenstill im Zimmer. Als ich mich umdrehte, stand Stefan stocksteif mitten im Raum und starrte mich an. Um die peinliche Stille zu überbrücken, plapperte ich einfach los. " Sieht schlimmer aus als es ist, der Doc meinte das ist in ein bis zwei Tagen überstanden. Ich soll mich nur schonen und im Bett bleiben. "
Ein schüchternes " Oh ", war alles, was er von sich gab, sonst zeigte er keine Reaktion, wobei, wenn ich das richtig deutete, zeigte ein Teil von ihm eine kaum zu übersehende Reaktion! Keine Ahnung ob er meinen Blick bemerkte, plötzlich jedoch kam Bewegung in ihn. Er drehte sich zur Tür und rief beim hinausrennen. " Leg dich hin, ich hole dir ein paar Dinge! "
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Ich nutzte die Zeit und schlüpfte hektisch aus den Schuhen und der Hose. Da ich ja keinen Schlüpfer anhatte, kroch ich so schnell ich konnte unter die Bettdecke. Erst als ich diese über mich zog, wurde ich etwas ruhiger und sank erleichtert ins Kissen.
Erschöpft ließ ich den Tag Revue passieren. Meine Wohnung besucht, einen Werwolf getötet, zum ersten Mal Blut getrunken und in meinem derangierten Zustand auch noch einen Mann aufgegeilt. Bei der Erinnerung an die Beule in Stefans Hose, musste ich kichern. Die Strafe folgte prompt. Aufstöhnend fasste ich an meine Seite, Lachen war zur Zeit keine gute