Lykanta. Oliver Speier

Lykanta - Oliver Speier


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an der Tür unterbrochen. Ich kontrollierte ob alles von der Decke verhüllt war, ehe ich " Herein! " rief. Fast zögernd betrat Stefan das Zimmer, er hatte eine Weinflasche, Gläser und Knabberzeug im Arm. Nachdem er alles auf das Nachtkästchen gestellte hatte, meinte er entschuldigend. " Was anderes hatte ich gerade nicht und die Restaurants haben schon zu. " Dabei vermied er es in meine Richtung zu blicken, sondern fixierte die Wand neben meinem Kopf.

      Etwas belustigt meinte ich. " Du darfst mich ruhig anschauen, wenn du mit mir redest. "

      Vampire sind soweit ich das bis jetzt mitbekommen habe recht blass und man merkt schnell wenn sie rot werden. Den Farbton welches sein Gesicht bei meinen Worten annahm, konnte man getrost als purpurrot bezeichnen.

      Er keuchte erschrocken auf. " Entschuldige, ich wollte nicht unhöflich sein, ich bin es nur nicht gewohnt mit Leuten zu sprechen, da ich die meiste Zeit alleine bin. " Er blickte mich nervös an und wirkte dabei recht hippelig. Ich lächelte ihn beruhigend an und klopfte auf die Bettkante. " Na komm her du Zappelphilipp, setz dich zu mir und schenk uns was von deinem Wein ein. " Er schien recht schockiert von meinem Vorschlag, sich so nahe zu mir zu setzen und ich rechnete schon damit er würde kneifen. Er verblüffte uns wohl beide, als er meiner Aufforderung zögernd nach kam. Dabei wirkte er, als würde er beim geringsten Anzeichen von Gefahr aufspringen. Nervös griff er nach der Flasche und schenkte uns Wein ein.

      Im Allgemeinen nervt es mich, wenn Männer zu nahe an mich heran kommen. Ich hatte dann ständig das Gefühl, sie sehen mich nur als nette Fickgelegenheit die man mal schnell eroberte und viele verhielten sich auch so. Stefan hingegen wirkte, als habe er Angst vor mir. Ich hätte wetten können, wenn ich versuchte ihn zu küssen, würde er schreiend weglaufen.

      Ob er wohl schwul war? Mhh, wenn ich an seine Reaktion beim Ablegen meines Mantels dachte, wohl eher nicht. Was würde er wohl sagen wenn er wüsste, dass ich praktisch nackt unter der Decke lag? Als er mir mein Glas reichte, blickte er mich fragend an. " Wieso grinst du? " Ich nahm das Glas entgegen und mir wollte einfach keine Ausrede einfallen, also machte ich was schlaue Frauen in solchen Situationen immer machen. Ich stellte eine Gegenfrage. " So, leg los, was wolltest du mich fragen? "

      Meine List klappte, er schluckte aufgeregt und drehte sein Glas nervös in den Händen. Mehrmals setzte er zum Sprechen an, fand scheinbar aber nicht die passenden Worte. Irgendwann platzte er jedoch mit seiner Frage heraus. " Wie sind Werwölfe so? "

      Zuerst begriff ich gar nicht so recht, wie er die Frage meinte, doch dann dämmerte es mir um was es ihm ging. Verblüfft starrte ich ihn an. " Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass du in deiner ganzen Zeit als Vampir noch keinen Werwolf gesehen hast? "

      Die Frage war ihm sichtlich peinlich und er leerte sein Glas in einem Zug, ehe er aufstand und nervös durchs Zimmer tigerte. Als er zu erzählen anfing, unterstrichen seine Hände mit wilden Gesten seine Worte.

      10 Alte Geschichten (Stefan)

      Meine Geschichte beginnt vor zwölf Jahren. Wobei sie eher gesagt, mit meinem Bruder begann. Er war zu dieser Zeit vierundzwanzig und hatte ständig Streit mit meinen Eltern. Nicht das diese besonders streng waren, doch sein Lebenswandel war mehr als fraglich.

      Er war jede Nacht unterwegs und hing mit falschen Freunden ab. Wenn er eine Arbeitsstelle länger als einen Monat hatte, kam das schon einem kleinen Wunder gleich. Meine Eltern versuchten ständig auf ihn einzuwirken, mal durch gutes Zureden, mal mit Drohungen, doch nichts fruchtete. Im Gegenteil, er trieb es immer extremer und die Streitereien wurden immer heftiger. Auch meine Versuche, zwischen ihm und meinen Eltern zu vermitteln, scheiterten kläglich.

      Ich hatte zu diesem Zeitpunkt mein Abitur beendet und mich an der Uni für Kunst eingeschrieben. Meine Eltern fanden es zwar keine gute Idee in diese Richtung zu studieren, doch da ich im Unterschied zu meinem Bruder ein problemloses Kind war, akzeptierten sie meine Wahl und hielten meinem Bruder immer vor, was er für einen vernünftigen und strebsamen Bruder habe.

      Man sollte ja meinen, mein Bruder wäre dadurch neidisch und wütend auf mich gewesen, doch genau das Gegenteil war der Fall. Wie meine Eltern, war er mächtig stolz auf mich und oft steckte er mir Geld zu. Mir war nie ganz geheuer woher er es hatte und als ich ihn einmal fragte, warum er sein Geld an mich weitergab, lachte er nur und meinte, wenn ich später mal berühmt und erfolgreich wäre, würde er sich bei mir so richtig Kohle leihen. Tja und dann, ja dann kam der Punkt, an dem sich sein Verhalten total veränderte.

      Er blieb tagelang verschwunden, wenn, tauchte er nur nachts auf. Seine alten Freunde waren verschwunden und er sah gesünder aus, als seit Monaten. Hatten meine Eltern zuerst Hoffnung, alles würde sich zum Guten wenden, wurden sie schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Bei Fragen blockte er total ab und auf Kritik reagierte er richtig aggressiv. Einmal zerbrach er bei einem Streit sogar eine Bierflasche die er in der Hand hielt. Sie zerbarst einfach zwischen seinen Fingern.

      Als meine Mutter seine blutende Hand sah, wollte sie den Arzt rufen. Er jedoch schnappte sich nur ein Geschirrtuch, wickelte es um seine Hand, marschierte unter dem Protest meiner Eltern zu seinem Motorrad und brauste davon.

      Einige Zeit später passte er mich auf dem Nachhauseweg ab, er versuchte mir zu erklären, dass er die Besuche bei uns vorerst einstellen würde. Auf meine bohrenden Fragen warum und wieso, antwortete er ausweichend.

      Er erzählte mir in wirren Sätzen, das es einen Jahrhunderte alten Streit zwischen zwei uralten Mächten gäbe und er ab jetzt eine wichtige Rolle darin spielen würde. Ich hatte Angst er habe sich mit der Mafia oder Kriminellen eingelassen und warf ihm das auch an den Kopf. Er brach in schallendes Gelächter aus und versicherte mir, mit solchen Sachen nichts am Hut zu haben. Danach verabschiedete er sich und fuhr davon.

      Ich beschloss meinen Eltern nicht die ganze Wahrheit zu sagen, sondern erzählte nur, er habe einen Job im Ausland angenommen und würde mehrere Monate nicht zu Besuch kommen. Doch es sollte alles ganz anders kommen, am besten ich erzähle es dir wie ich es erlebt habe.

      Einige Tage später erwachte ich mitten in der Nacht von lautem Gepolter. Ich hörte meine Mutter entsetzt aufschreien und mein Vater brüllte etwas unverständliches herum. Dazwischen meinte ich immer wieder die Stimme meines Bruders zu hören. So schnell ich konnte, streifte ich meine Kleidung über und eilte die Treppe hinunter. Ich hatte erwartet meinen Bruder im Streit mit meinem Vater vorzufinden, doch als ich in die Küche stürmte, stockte mir der Atem.

      Mein Bruder lag blutüberströmt am Boden. Seine Kleidung hing nur noch in Fetzen an ihm und überall auf seinem Körper zeigten sich tiefe Biss- und Krallenspuren. Es sah so aus, als wäre ein Rudel Hunde über ihn hergefallen. Bei seinem Anblick musste ich würgen, denn einige Verletzungen schienen bis auf die Knochen zu gehen. Vater versuchte mit unserem Erste-Hilfe-Kasten die Wunden zu verbinden, doch mir war sofort klar, dass mein Bruder dringend ins Krankenhaus musste. Mein Vater brüllte uns immerzu an, wir sollten den Notarzt rufen, während mein Bruder der kaum noch bei Bewusstsein war, dies lautstark ablehnte. Dies ging sogar so weit, dass er, als meine Mutter zum Telefon griff, aufsprang, es ihr aus der Hand riss und mit voller Wucht auf den Boden schmetterte, wo es in tausend Einzelteile zerbarst.

      Wir blickten ihn alle schockiert an. Diese Aktion hatte ihn die letzte Kraft gekostet. Unsicher taumelte er nach hinten gegen das Küchenschränkchen und sackte dort nach unten, dabei hinterließ er blutige Schlieren auf ihm.

      Mein Vater erholte sich als erster von dem Geschehen, er befahl mir zum Telefonhäuschen zu rennen und einen Krankenwagen zu rufen. Zur damaligen Zeit gab es noch nicht so viele Handys wie heute, zumindest wir hatten keins.

      So schnappte ich meine Schuhe und stürmte aus dem Haus. Beim Verlassen unseres Grundstücks meinte ich kurz eine Bewegung im Garten bemerkt zu haben, doch ich achtete nicht weiter darauf. Ich rannte so schnell ich konnte die Straße hinunter. Der Fernsprecher lag gute fünfhundert Meter entfernt und ich war völlig außer Atem bis ich ihn erreichte.

      Als ich die Tür aufriss, hätte ich am liebsten laut aufgeschrien. Die Zelle war total verdreckt. Irgend jemand hatte den Hörer samt Kabel herausgerissen und achtlos auf den Boden geworfen. Tränen der Hilflosigkeit stiegen mir in


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