Lykanta. Oliver Speier

Lykanta - Oliver Speier


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Mund geöffnet und wollte mich wohl schimpfen, doch was immer sie sagen wollte, blieb bei meinem Anblick ungesagt. Sie zückte eins dieser kleinen Samurai-Schwerter aus ihrer Jacke und drängte an mir vorbei in die Wohnung.

      8 Profis

      Als sie das Wohnzimmer erreichte, bremste sie beim Anblick der Leiche abrupt ab. Ihr Blick glitt hastig durch den Raum. Erst als sie überzeugt war, dass keine unmittelbare Gefahr bestand, entspannte sie sich etwas und blickte in meine Richtung. " Tür zu! ", zischte sie.

      Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mit halbnacktem Oberkörper und Messern an der noch immer weit geöffneten Eingangstür stand. Die wenigsten Nebenmieter würden wohl bei diesem Anblick mit einem freundlichen Nicken an mir vorbeilaufen. Hastig schloss ich sie und hinkte zurück ins Wohnzimmer. Das Adrenalin verlor so langsam seine Wirkung und mein ganzer Körper fing an zu schmerzen.

      Katana tippte mit der Fußspitze gegen die Leiche. " Könntest du mir sagen, wer das ist? Hoffentlich nicht dein Freund, oder der Hausmeister? " Ich schluckte ehe ich antwortete. " Keine Ahnung wer das ist, ähh war, kaum hatte ich ihn in der Wohnung, hat er sich in einen Werwolf verwandelt und wollte mich umbringen! " Plötzlich wurde mir etwas bewusst, besorgt flüsterte ich. " Er ist Polizist! Katana ich hab einen Polizisten getötet, was mach ich jetzt? " Die Messer entglitten meinen kraftlosen Fingern und fielen scheppernd zu Boden. In jedem Buch und Krimi wurde gezeigt, dass Polizistenmörder auf der Fahndungsliste ganz oben standen. Alleine bei dem Gedanken daran, drehte sich mir der Magen um.

      Katana schien darüber weit weniger besorgt zu sein. Sie rollte den Kerl mit ihrem Fuß auf den Rücken, was durch das Besteck nicht ganz gelang. Jetzt konnte man auch erkennen, was das gurgelnde Geräusch bei ihm verursacht hatte. Sein Hals war halb durchtrennt, Adern, Knorpel und Dinge, die ich gar nicht näher betrachten wollte, hingen heraus.

      Erstaunt blickte mich Katana an. " Nur damit ich das richtig verstanden habe, er wollte dich umbringen? "

      Ich nickte. " Genau und vergewaltigen! " Sie deutete auf seinen blutigen Schritt und ich erklärte schnell. " Da hab ich ihn gebissen! " Ihr Blick wanderte hoch zu seinem Gesicht. " Was ist denn mit seinem Auge passiert? "

      Fahrig erwiderte ich. " Äh, ich hab ihn mit einem meiner Absätze erwischt, als er sich zu mir runter gebeugt hat. "

      Sie begutachtete meine High Heels und fing frech zu Grinsen an. " Tja, das gibt dem Begriff Mörderabsatz eine völlig neue Bedeutung. " Sie drehte sich erneut zu der Leiche und meinte. " War das bevor, oder nachdem du ihm die Kehle durchgeschnitten hast? ", irritiert deutete sie nebenbei auf das Silberbesteck. " Und was soll eigentlich der Besteckwald in seinem Rücken? "

      Genervt blickte ich sie an. " Kati, ich finde deinen Sinn für Humor gerade gar nicht witzig, aber um deine Fragen zu beantworten. Den Hals hat er sich wohl beim Sturz ins Aquarium aufgeschlitzt und das Besteck hab ich in meiner Panik einfach in seinen Rücken gerammt, weil es aus Silber ist und das soll ja bei Werwölfen tödlich wirken! "

      Ihr Blick wurde weicher, als sie auf mich zukam, um mich zu meiner Überraschung tröstend in die Arme zu nehmen." Sorry Lyk, ich vergesse ständig wie neu das alles hier für dich ist. " Aufmunternd schaute sie mir ins Gesicht. " So leid es mir auch tut, dies wird nicht dein letzter Kampf oder Toter sein, den du gesehen hast. Solche Dinge werden ab jetzt Bestandteil deiner neuen Existenz. Entweder du passt dich schnellstens daran an, oder du wirst davon überrollt und stirbst. " Ich schaute sie mit großen Augen an und sie klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter. " Sterben wäre bei einem so hübschen Jungvampir wie dir jedoch eine richtige Verschwendung, also werden wir dafür sorgen, dass du kämpfen lernst. "

      Ich fühlte mich in ihren Armen tröstlich geborgen und hätte noch ewig so stehen können, doch sie schob mich sanft von sich und blickte mich ernst an. " Hat er gesagt, ob er alleine war? "

      Ich versuchte mich daran zu erinnern, was der Typ alles gesagt hatte. " Puh, ich glaube er hat erwähnt, dass keiner außer ihm geglaubt hat, ich würde nochmals in den Park zurück kehren. "

      Aufmunternd lächelte sie mich an. " Jetzt hoffen wir einfach mal das Beste und kümmern uns um die dringlichen Probleme. Hast du ein großes Laken oder einen Duschvorhang? "

      Ihr Wunsch kam mir total irrational vor und ich schaute sie verstört an. Sie deutete auf die Leiche. " Damit wir den Kerl in deine Badewanne schaffen können. Du hast doch eine? "

      Ich nickte verdattert, konnte mir eine Frage jedoch nicht verkneifen. " Wieso tragen wir ihn nicht einfach so rüber? " Sie schüttelte den Kopf. " Was glaubst du, was er dir in seinem Zustand für eine Sauerei machen würde! "Da hatte sie auch wiederum Recht, ich drehte mich um und humpelte Richtung Schlafzimmer. Scheiße, so langsam tat mir jeder Knochen im Leib weh. Als ich im Flur stand, rief sie mir hinterher. " Ach Lyk, bring Handtücher mit, damit wir das ganze Wasser und Blut aufwischen können, nicht dass dein Untermieter noch Blutflecken an die Decke bekommt! "

      Erschrocken blickte ich zum Boden und bog ins Bad ab, dort schnappte ich mir sämtliche Handtücher die ich fand. Sogar meine schönen Orangenen die ich nur zu Dekorationszwecken liegen hatte. Als ich damit ins Wohnzimmer kam, warf Katana sie auf die nassen Stellen. " Wenn du noch mehr hast wäre es nicht schlecht. Ich nickte und humpelte ins Schlafzimmer. Jetzt machte es sich bezahlt, dass ich bei schönen Badetüchern selten vorbeigehen konnte, ohne eins zu kaufen. Ich stapelte soviel ich tragen konnte aufeinander und überlegte dabei, welche Bettwäsche ich für den Kerl nehmen sollte. Letztendlich entschied ich mich für die Satinwäsche. Erstens war sie furchtbar kalt, zweitens blieb man immer mit Hautverletzungen daran hängen und drittens gab es schon jahrelang niemand mehr, den ich mit ihr verführen konnte.

      Als ich diesmal schwer beladen ins Wohnzimmer kam, unterbrach Katana ihre Arbeit und blickte mich mit großen Augen an. " Sag mal, hast du eben ein Wäschegeschäft überfallen, oder hast du beruflich mit Handtüchern zu tun? "

      Röte schoss mir ins Gesicht und peinlich berührt, stammelte ich etwas von Schnäppchen und Weihnachtsgeschenken. Als ich ihr die Satin-Laken gab, erwartete ich schon die nächste ironische Bemerkung, doch sie legte sie nur neben dem Kerl auf den Boden und rollte ihn darauf. Mein Besteck hatte sie ihm aus dem Rücken gezogen und auf den Tisch gelegt. Sie ließ mich eine Seite des Lakens nehmen und gemeinsam schleppten wir ihn ins Bad. Trotz meiner neuen Kräfte hatte ich mit dem Gewicht zu kämpfen, was jedoch zum großen Teil an meinen Verletzungen lag. Als wir bei der Wanne angelangt waren, übernahm Katana das Hineinwuchten der Leiche. Ich stand gebeugt daneben und hielt mir die Seite. Als sie meine Haltung bemerkte, zog sie die Reste meines Kostüms zur Seite. Unter meiner linken Brust hatte sich ein faustgroßer Bluterguss gebildet und alles drum herum war dick angeschwollen.

      Sie drückte leicht dagegen und ich keuchte schmerzerfüllt auf. " Autsch Lyk, da sind glaub ich Rippen gebrochen, wir werden nachher wohl beim Doc vorbeischauen müssen. " Nun wollte sie auch noch die anderen Verletzungen in Augenschein nehmen. " Zeig mal dein Gesicht." , sie hob mein Kinn an und begutachtete mich aus der Nähe. Dabei tastete sie es vorsichtig ab." Sieht auch übel aus, aber im Großen und Ganzen ist noch alles heil. "

      Ein Blick zum Spiegel ließ mich an ihrer Aussage stark zweifeln, meine linke Gesichtshälfte sah aus, als hätte ich einem der Klitschko Brüder als Sparringspartner gedient. Meine Haare hingen mir wirr ins Gesicht, seufzend strich ich sie nach hinten. Seit Vampire in mein Leben getreten waren, bekam ich ständig von allen Seiten Prügel.

      Katana deutete zur Dusche. " Am Besten du springst kurz drunter und machst dich frisch, ich besorge uns in der Zwischenzeit Verstärkung und wische die Sauerei im Wohnzimmer auf. Beim hinausgehen zückte sie ihr Handy und tippte eine Nummer ein. Ich überlegte, ob ich dem Ratschlag folgen sollte, als ich in meinen Haaren jedoch blutig weiße Reste von einem Auge entdeckte, beeilte ich mich, ihrem Rat zu folgen. In Windeseile riss ich mir die Klamotten vom Leib und wischte mich damit notdürftig sauber. Zu retten waren sie sowieso nicht mehr und so warf ich sie über den Typen im Bad, um ihn nicht anschauen zu müssen. Ich schlüpfte in die Dusche und spülte mich mehrmals mit Duschgel gründlich ab, was mit den ganzen Verletzungen recht unangenehm und schmerzhaft war.

      Während ich an mir herum schrubbte,


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