Lykanta. Oliver Speier

Lykanta - Oliver Speier


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sie einen Blick zu dem Block, der acht Stockwerke in die Höhe ragte und meinte trocken. " Teuer, aber hässlich. " Danach blickte sie sich um und kontrollierte erneut die Umgebung. " Ok, solange ich den Kofferraum umbaue, holst du deine Sachen aus der Wohnung. Zehn Minuten, nicht länger. "

      Ich stieg aus und eilte zur Eingangstür. Auf dem Weg dorthin musste ich mich beherrschen, um nicht ständig über meine Schulter zu blicken und nach verdächtigen Personen Ausschau zu halten. Erst als sich die Tür im Treppenhaus hinter mir schloss, wurde ich etwas ruhiger. Als ich mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr, kam mir die ganze Situation unwirklich vor. Ein kurzes zähnefletschen vor dem Fahrstuhlspiegel belehrte mich jedoch eines besseren. Meine fast herausgewachsenen Fangzähne und einige Zahnlücken ließen keinen Zweifel an meiner neuen Existenz.

      Als ich meine Wohnungstür öffnete, lag ein leicht fauliger Geruch in der Luft. Die Reste im Mülleimer hatten wohl zu gären begonnen. Ich eilte ins Wohnzimmer mit der offenen Küche, dabei kam ich an meinem Aquarium vorbei, welches als Raumteiler fungierte. Schuldbewusst hielt ich an und kippte reichlich Futter ins Becken, zusätzlich holte ich noch einen dieser Futterblöcke aus dem Schrank die man geben konnte wenn man eine Woche in den Urlaub ging. Ich hatte keine Ahnung wie lange es dauern würde, ehe ich meine Wohnung wieder betreten durfte, hoffte jedoch, das Futter würde solange reichen. Danach eilte ich zur Küche und leerte alle verderblichen Lebensmittel in den Mülleimer. Diesen stellte ich im Wohnzimmer vor dem Aquarium ab um ihn nachher mit runter zu nehmen. Durch das Aufräumen und Füttern der Fische hatte ich schon die Hälfte meiner Zeit verbummelt. Hektisch rannte ich ins Schlafzimmer und wechselte erst mal meine Kleider. Meine Wahl fiel auf einen Business Dress. Kaum hatte ich ihn angezogen, fühlte ich mich gleich viel wohler. Anschließend schnappte ich mir eine Reisetasche und begann eilig Unterwäsche und allerhand Klamotten hineinzuwerfen. Die Tasche füllte sich viel zu schnell, um Platz zu sparen, sah ich mich gezwungen die Schuhe gleich hier anzuziehen. Ich entschied mich für meine neuen schwarzen High Heels. Für die hatte ich zwei Filialen meiner Lieblingsschuhkette abklappern müssen um sie zu bekommen, da würde ich jetzt wohl kaum so blöd sein und sie zurücklassen. Während ich noch das restliche Bargeld, sowie die Papiere, welche gefehlt hatten in die Tasche legte, klingelte es an der Wohnungstür.

      Erschrocken zuckte ich zusammen, doch ein Blick zur Uhr entspannte mich. Ich hatte meine Zeit schon um fünf Minuten überzogen, das würde Katana sein.

      Ich lief zur Tür und öffnete sie hastig, wobei ich mir in Gedanken schon eine Entschuldigung zurecht legte. Als ich in den Flur blickte, hielt ich überrascht inne. Vor mir stand nicht etwa Katana, sondern ein unbekannter Mann, der mich misstrauisch anblickte.

      Er trug verwaschene Jeans und ein schwarzes Hemd, darüber eine braune Jacke, die wohl schon bessere Zeiten erlebt hatte. Eine qualmende Zigarette hing aus seinem Mund. Irgend etwas an dem Typ störte mich, er sah, wie seine Jacke etwas ungepflegt aus und ein leicht muffiger Geruch lag in der Luft. Am liebsten hätte ich die Tür gleich wieder ins Schloss geworfen, doch meine gute Erziehung siegte. " Ja bitte? "

      Als ich die Frage stellte, achtete ich darauf, die Lippen nicht zu weit zu öffnen, um meine Fangzähne zu verbergen.

      Hastig nahm er die Zigarette aus dem Mund, wobei er den letzten Zug in meine Richtung blies. " Eleonora Schmidt? "

      Ich wedelte den Rauch aus dem Gesicht und giftete ihn wütend an. " Ja, bin ich und zu ihrer Information, sie dürfen hier im Treppenhaus nicht rauchen. "

      Mit einem selbstgefälligen Grinsen meinte er schnippisch. " Tja, dann komm ich wohl besser rein. " Ehe ich reagieren konnte, war er schon an mir vorbei in die Wohnung getreten. Jetzt wurde ich richtig wütend. " He, was fällt ihnen ein? Wenn sie nicht sofort meine Wohnung verlassen, rufe ich die Polizei! " Der Satz war sehr bestimmt über meine Lippen gekommen und um ihn noch zu unterstreichen, zeigte ich mit gestrecktem Arm Richtung Flur.

      Der Kerl ließ sich durch mein Auftreten nicht aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, er drehte sich gemütlich zu mir um und griff dabei in seine Jackentasche. " Nicht nötig hübsche Frau, die Polizei ist schon da! ", mit diesen Worten zückte er einen Ausweis und hielt ihn mir unter die Nase. Von diesem blickte mir ein um Längen gepflegteres Gesicht meines Gegenübers entgegen. " Hauptkommissar Predrac zu ihren Diensten. ", kam seine süffisante Antwort hinter dem Ausweis hervor. " Ich hätte da einige Fragen an sie! "

      Ich war von der ganzen Situation total überrumpelt und meine Wut zerplatze wie eine Seifenblase, um nackter Angst Platz zu machen. Ich ließ meinen Arm sinken und stammelte ängstlich. " Polizei? Aber was, wieso? " Sein ohnehin zufriedenes Grinsen wurde noch breiter. Er steckte seinen Ausweis weg und holte dafür mein iPhone aus der Tasche. Das es meins war, konnte ich sofort an der pinken Kautschukhülle erkennen.

      Er hob es mit zwei Fingerspitzen hoch, dabei bemerkte ich angeekelt seine viel zu langen Fingernägel. " Kommt ihnen das bekannt vor? " Ich nickte betreten und er fixierte mich mit einem stechenden Blick. " Die Frage ist nun " und hier wurden seine Worte um einiges lauter. " Was hat dieses Handy mitten im Stadtpark, zwischen Patronenhülsen und jeder Menge Blut zu suchen? "

      Die Frage erwischte mich eiskalt, mir rutschte das Herz in die Hose und Adrenalin rauschte durch meinen Körper. Um Zeit zu gewinnen schloss ich die Tür und deutete ins Wohnzimmer. " Kommen sie doch erst mal rein und setzen sie sich. " Ich wollte ins Wohnzimmer laufen, doch als ich an ihm vorbeikam, schnappte er meinen Arm und drängte mich gegen die Wand. " Hier geblieben! ", kam es wütend über seine Lippen. Ich war total überrumpelt von seiner Grobheit und blickte ihn schockiert an. Als er mir jetzt so nah war, stieg mir erneut dieser muffige Geruch in die Nase, was einen leichten Würgereiz verursachte.

      Er beugte sich vor und sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich konnte unzählige Bartstoppeln erkennen, welche es fast gänzlich bedeckten. " Hey Schlampe, ich hab dir eine Frage gestellt und erwarte auch eine Antwort darauf! "

      So erschrocken ich durch seine Reaktion auch gewesen war, als er mich Schlampe nannte, wurde auch ich wütend. Mit einer Kraft die ich vor wenigen Tagen noch nicht besessen hatte, stemmte ich meine Arme zwischen uns und schleuderte ihn geradezu auf die gegenüberliegende Flurseite. Mit voller Wucht knallte er gegen die Wand. Dadurch löste sich mein Blumenbild in dem schönen weißen Hochglanzrahmen auf einer Seite vom Nagel und baumelte gefährlich hin und her. Während ich taumelnd einen Schritt von ihm weg trat, schrie ich ihn laut an. " Du Arschloch, was glaubst du dir eigentlich erlauben zu können! Dich melde ich bei deinem Vorgesetzten, dann bekommst du ein Disziplinarverfahren an den Hals! "

      Mit einem lauten Lachen ließ er mein Handy auf den Boden fallen und riss sich die Jacke vom Leib. " Das wollen wir doch erst mal sehen, wer hier den Ärger bekommt, du kleine Vampirschlampe! " Die Worte kamen halb knurrend aus seinem Mund und sein Gesicht begann sich zu verändern. " Werwolf! ", schrie alles in mir. Panisch wollte ich mich umdrehen und zur Eingangstür rennen. Vielleicht hätte ich es auch geschafft, doch meine ach so tollen Stilettos machten mir einen Strich durch die Rechnung. Beim Umdrehen knickte ich seitlich weg und stolperte gegen die Wand, noch ehe ich mich aufrichten konnte, packten mich zwei Pranken an meiner Kostümjacke. Erschrocken schrie ich auf, als ich mit brutaler Kraft nach hinten gerissen und durch die Luft ins Wohnzimmer geschleudert wurde.

      Ich krachte mit voller Wucht in die Lehne eines Polstersitzes und von dort auf den Boden. Schmerz durchzuckte mich, doch ehe ich mich aufrichten konnte, war der Kerl schon bei mir. Als ich aufblickte, sah ich gerade noch seine Faust auf mich zuzucken, ehe mich diese mit voller Wucht seitlich am Kopf traf. Ich wurde nach hinten geschleudert und fühlte wie Zähne in meinem Mund splitterten. Benommen blieb ich liegen, ich sah nur noch Sternchen und ein weiterer Schlag ins Gesicht, raubte mir fast die Besinnung. Ich spürte es kaum als ich hochgerissen wurde, dafür umso mehr, als ich kurz darauf in meinen Wohnzimmerschrank einschlug und diesen dabei zerstörte. Bretter wurden splitternd aus ihrer Verankerung gerissen, eine der Glastüren explodierte förmlich als mein Schuh hinein knallte und all mein liebevoll gesammelter Krimskrams durch die Luft wirbelte. Mir wurde durch den Aufprall die Luft aus der Lunge gepresst und ein stechender Schmerz fuhr meine Wirbelsäule empor. Als ich zu Boden fiel, zerstörte ich auf meinem Weg nach unten weitere Bretter und Schubladen. Unsanft kam ich zwischen Deko, Glassplittern und Holzteilen zum Liegen, dabei hatte ich das Gefühl, sämtliche Knochen in meinem


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