Lykanta. Oliver Speier

Lykanta - Oliver Speier


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rollte ich so zusammen, dass die nassen Sachen innen lagen und legte sie, nach einem prüfenden Blick, vor die Badezimmertür. Beim Schließen der Tür bemerkte ich den Schlüssel und drehte ihn herum. Zwar glaubte ich nicht, das Stefan zu der Sorte Mann gehörte, der ins Bad kam, während ich nackt war, aber sicher war sicher.

      Ich schlüpfte in die Dusche und drehte den Mischer auf. Die nächste angenehme Überraschung ließ nicht lange auf sich warten. Das Wasser war sofort warm und was noch wichtiger war, es kam mit Druck aus der Leitung.

      Es regt mich jedes mal auf, wenn Duschen nur kraftlos vor sich hinplätschern. Haare waschen wird mit solchen Teilen zur Qual. So jedoch, stellte ich mich unter den Strahl und ließ das Wasser einige Minuten kraftvoll auf mich prasseln, ehe ich damit begann, mich so gut es ohne Seife ging, zu reinigen. Ich hätte ewig so stehen bleiben können, doch ich gab mir einen Ruck und drehte das Wasser ab.

      Als ich aus der Dusche kam, war das Bad in dichten Nebel getaucht. Nackt wie ich war, eilte ich zur Tür und horchte daran. Da ich nichts hörte, drehte ich den Schlüssel und öffnete sie einen Spalt.

      Sogleich bemerkte ich, das Stefan schon dagewesen sein musste. Meine dreckigen Klamotten waren verschwunden, dafür lag ein Handtuch, Bademantel und ein Duschgel neben der Tür.

      Ich schnappte mir das Zeug und legte Handtuch samt Bademantel aufs Waschbecken. Danach stieg ich mit dem Duschgel nochmal unter die Dusche. Als ich eine knappe Viertelstunde später aus ihr heraustrat, fühlte ich mich endlich richtig sauber.

      Ich rubbelte mich trocken und schlüpfte in den Bademantel, welcher der Größe und Farbe nach wohl sein eigener war, was mich jedoch nicht weiter störte. Zuletzt wickelte ich mir das Handtuch um die Haare, wobei ich das Haarband welches sich in meiner Handtasche befand sehnlichst vermisste.

      Da ich keine Schuhe hatte, tapste ich barfuß zurück ins Wohn- und Schlafzimmer. Als ich dort frische Bettwäsche liegen sah, hatte ich Stefan endgültig ins Herz geschlossen. Ich bezog das Bett, danach setzte ich mich darauf und überlegte wie es jetzt weitergehen sollte. Dabei betastete ich mit der Zunge meine Zähne. Mein Mund fühlte sich mittlerweile schon recht wund an und der untere rechte Eckzahn wackelte deutlich.

      Mir fielen Cassandras Worte ein und da ich sowieso nichts zu tun hatte, beschloss ich gleich mal zu testen was es mit meiner neuen Sehkraft so auf sich hatte. Ich stand auf und begab mich zum Lichtschalter neben der Tür. Als das Licht erlosch, war ich zuerst recht enttäuscht, ich konnte kaum etwas erkennen. Ich wollte den Schalter eben wieder umlegen, da änderte sich meine Wahrnehmung schlagartig. Zwar konnte ich alles nur in Schwarz und Grautönen erkennen, dafür aber so deutlich, dass ich wohl problemlos eine Zeitung hätte lesen können. Im Bereich des Fensters meinte ich sogar leichte Farbnuancen auszumachen.

      Ich verbrachte einige Minuten damit, wie ein kleines Kind, das Licht an und auszuschalten, nur um immer wieder aufs neue über den Effekt zu staunen, wenn sich meine Augen auf diese Nachtsicht umstellten. Neugierig wie gut diese Sicht wirklich war, begab ich mich ins Bad und schloss die Tür hinter mir um auch das letzte Licht, welches durch das Fenster gedrungen war auszublenden.

      Ich vermochte ein "Boah" nicht zu unterdrücken. Hier konnte ich zwar nur noch grobe Umrisse meiner Umgebung erkennen, hatte jedoch keine Probleme mich zurechtzufinden. So langsam fand ich es gar nicht mal übel, ein Vampir zu sein.

      Ich tapste noch einige Zeit durch die dunkle Wohnung, doch schließlich verlor auch dies seinen Reiz. Schließlich marschierte ich zurück ins Bad und schaltete das Licht ein. Nachdem sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, betrachtete ich mich im Spiegel.

      Ich sah etwas blass aus und mein Gesicht hatte sichtbare Prellungen. Cassandras Biss am Hals war noch deutlich zu sehen, ansonsten deutete jedoch nichts darauf hin, dass ich nun ein Vampir war. Schließlich bemerkte ich doch noch einen Unterschied. Meine Augenfarbe hatte sich verändert, früher hatte ich einen Mischmasch aus grau, blau und grün. Jetzt jedoch blickten mir stahlgraue Augen entgegen, was mir um ehrlich zu sein, durchaus gefiel. Zuletzt öffnete ich meinen Mund und betrachtete die Zahnlücke. Sie sah noch schlimmer aus als ich befürchtet hatte und der untere Eckzahn hing in einem unmöglichen Winkel im Mund. Kurz entschlossen griff ich nach ihm und zog daran. Schneller als gedacht hielt ich ihn zwischen meinen Fingern. Leicht geschockt betrachtete ich ihn kurz, um ihn danach auf die Ablage zu legen. Mein anderer Zahn lag noch im Auto, ich würde morgen nach ihm fragen. Irgendwie wollte ich sie nicht einfach wegwerfen, nachdem sie so viele Jahre ein Teil von mir gewesen waren.

      Aufseufzend löschte ich das Licht und ging ins Wohnzimmer. Zuhause hatte ich im Bett immer Jogginghose, Socken und ein langes Shirt an, nun jedoch würde ich nackt schlafen müssen, was mich doch störte. Nachdem ich den Stuhl neben das Bett gestellt hatte, legte ich den Bademantel darauf und schlüpfte unter die Decke. Zwar rechnete ich fest damit, lange Zeit nicht einschlafen zu können, doch der Schlaf kam schneller als gedacht.

      5 Kantine des Grauens

      Ich stand in unserer Firmenkantine und alle um mich herum tuschelten miteinander, wobei sie ab und an in meine Richtung deuteten. Als ich an mir herunterblickte, wurde mir auch sofort klar, warum.

      Meine Kleidung hing zerrissen und dreckig an mir. Einer meiner Schuhe fehlte und mitten auf meinem Rock, zeigte sich ein riesiger nasser Fleck. Ich wollte ihn mit meinen Händen bedecken, doch plötzlich hielt ich in diesen ein großes Tablett, auf dem unzählige Pistolen lagen.

      Das Getuschel wurde lauter und ich suchte hektisch nach einem Platz, um das Tablett abzustellen. Wie von Zauberhand waren jedoch alle Tische besetzt.

      Während ich mich noch suchend umblickte, erklang hinter mir ein Rufen. " Sie hat eine Pistole, sie hat eine Pistole! "

      Ich wirbelte erschrocken zu dem Rufer herum. Vor mir stand Matthias mit seinen zwei Gefolgsleuten, Bertram und Albrecht, welche begeistert in sein Geschrei mit einstimmten. Dabei waren deutlich ihre Fangzähne zu sehen, was jedoch niemanden im Saal zu stören schien. Statt dessen stimmten alle in ihr Rufen ein und bald schon dröhnte es laut durch den Raum. " Pistole, sie hat eine Pistole! "

      Ich wollte laut rufen, dass die Pistolen ja nur auf dem Tablett lagen, doch dieses war verschwunden und ich hielt tatsächlich eine Pistole in der Hand. Schockiert versuchte ich sie fallen zu lassen, sie klebte jedoch wie festgewachsen an mir. Als ich wild herumfuchtelte, um sie loszuwerden, gerieten die Leute um mich herum in Panik und warfen sich unter die Tische. Bertram hingegen lachte brüllend auf.

      Ich wirbelte zu ihm herum und zischte wütend. " Was ist daran bitte so lustig du Arschloch! "

      Sein Lachen verstummte und er starrte mich wütend an. Mit tiefer Stimme knurrte er. " Wer Pistolen in die Kantine mitbringt, wird gefressen! "

      Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erklang lautes Knurren und Fauchen hinter meinem Rücken. Als ich mich umdrehte, um zu sehen woher die Geräusche kamen, stockte mir der Atem.

      Sämtliche Leute waren verschwunden und an ihrer Stelle standen Werwölfe. Sie kamen langsam auf mich zu und streckten ihre Krallenhände in meine Richtung.

      Mit einem Aufkeuchen taumelte ich vor ihnen zurück, direkt in pelzige Arme hinein. Ich kreischte auf, riss mich los und drehte mich schockiert um, sogar Matthias und seine Begleiter hatten sich in Werwölfe verwandelt und schnappten nach mir.

      Aufschreiend rannte ich auf den Ausgang zu, doch das Ganze, war ein einziger Kampf. Ich kam kaum vom Fleck und der Schuh hatte einen ewig hohen Absatz, was mein Rennen in ein Humpeln verwandelte. Ständig spürte ich, wie Hände nach mir grapschten und drohten, mich zu Boden zu reisen.

      Als ich den Ausgang erreichte, stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass ich nicht etwa im Flur, sondern auf der Damentoilette gelandet war. Es gab keine weitere Türe, als diejenige, durch die ich eben in den Raum gestürzt war. An ein Umdrehen war nicht zu denken, denn die pelzige Meute quoll eben durch sie herein. In Ermangelung eines Fluchtweges, stürzte ich zur nächsten Toilette und warf die Tür hinter mir zu.

      Als ich den Riegel umlegen wollte, stellte ich mit Grauen fest, dass dieser abgebrochen war. Panisch stemmte ich mich mit dem Rücken gegen die


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