Hoffnungsschimmer. Heidi Dahlsen

Hoffnungsschimmer - Heidi Dahlsen


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nicht hätten und meine Mutti und Onkel Heinrich, dann würden die Kleinen sicher verlottern, mit der Zeit.“

      „Nein, das glaube ich nicht, soweit würdet ihr es nicht kommen lassen.“ Sie stupst Christine freundschaftlich an. „Außerdem bin ich ja auch noch da.“

      „Ich weiß. Wenn ich darüber nachdenke, muss ich Olli recht geben. Auch ich hätte gern ein Baby mit ihm. Das wäre schön … aber …“

      „Was … aber?“, fragt Lydia nach.

      Christine seufzt. „Mein Gynäkologe meint, dass das nicht so einfach ist. Immerhin bin ich schon fast vierzig Jahre alt und die Schwangerschaft mit Daniel vor sieben Jahren war voller Komplikationen. Das Risiko wäre ziemlich hoch. Und nun bin ich traurig, weil ich Olli enttäuschen muss.“

      „Hmmm“, macht Lydia. „Bei Jutta hat es doch auch geklappt und zwar ziemlich schnell.“ Sie grinsen sich an, als ihnen Juttas Verzweiflung, nachdem sie von ihrer ungeplanten Schwangerschaft erfuhr, in den Sinn kommt. Markus ist der perfekte Vater, nur musste Jutta das erst mal klar werden.

      „Das Leben ist kompliziert“, stellt Lydia fest.

      „Wem sagst du das?“ Christine schimmern Tränen in den Augen. Schnell wischt sie sie weg. „Wenn ich nur wüsste, was ich machen soll. Lasse ich mich in einer Klinik gründlich untersuchen? Oder lasse ich es einfach darauf ankommen? Das kommt mir alles nicht richtig vor. Sage ich Olli auf den Kopf zu, dass es nichts wird?! Ich will ihn doch nicht enttäuschen.“

      „Sag ihm einfach, wie es ist. Eins kann ich dir versichern, er wird dich keiner Gefahr aussetzen und seinen Wunsch ganz schnell in der Kategorie `unerfüllte Wünsche´ abspeichern. Du kennst ihn doch. Genießt euer Leben mit den Rackern, die ihr schon habt.“

      „Es wird uns nichts anderes übrig bleiben. Du hast recht. Heute Abend werde ich alles ausführlich mit ihm besprechen.“

      Christine bestaunt die vielen Seiten, die verstreut auf dem Tisch liegen. „Hier sieht es so aus, als würdest du kreativ und fleißig sein.“

      „Ja, ich arbeite an meinem neuen Buch.“

      „Klasse, das freut mich. Eine weitere Familienchronik?“

      „Nein. Noch ist nur Chaos in meinem Kopf.“ Lydia schüttelt den Kopf. „Meine Verlegerin meinte, dass aus einer Serie nichts wird und sie möchte auch meinen Erlebnisbericht aus der Psychiatrie nicht, denn sie kann sich nicht vorstellen, dass so etwas jemand lesen will. Sie hat wohl ziemlich viele Anfragen von neuen Autoren, die natürlich auch neue Ideen und somit neuen Wind in den Verlag bringen, sodass ich mich anstrengen muss, um mitzuhalten. Möchtest du nicht doch einen Kaffee?“

      „Ja, gerne. Jetzt habe ich Appetit darauf.“

      Lydia geht in die Küche und Christine nimmt sich das Manuskript, das vor ihr auf dem Tisch liegt und beginnt zu lesen.

      „Wow, das ist gut“, sagt sie, als Lydia mit zwei Tassen dampfendem Kaffee zu ihr kommt.

      „Oh nein, das ist noch lange nicht für deine Augen bestimmt.“ Lydia will ihr die Zettel aus der Hand nehmen.

      „Das ist gut“, antwortet Christine. „Lass mich doch mal in Ruhe lesen, ich verrate es auch niemandem. Großes Beste-Freundinnen-Ehrenwort.“

      „Darum geht es nicht.“

      „Ähhh … worum dann?“

      Christine blickt sie etwas irritiert an.

      „Ach, ich weiß doch auch nicht.“ Lydia seufzt und wird rot.

      Christine grinst. „Bist du etwa verliebt? In wen?“

      Lydia schaut auf ihre Schuhspitzen, als hätte sie dort etwas sehr Interessantes entdeckt.

      „Das ist doch wunderbar, das muss dir überhaupt nicht peinlich sein.“

      „Ich weiß, alt genug bin ich ja. Aber … es ist nicht so einfach.“

      „Man hat’s nicht leicht mit der Liebe. Wem sagst du das?“ Sie grinsen sich an. „Nun sag schon, kenne ich ihn?“

      Lydia überlegt angestrengt, welche plausible Erklärung sie ihrer Freundin geben könnte, damit sie aufhört nachzuhaken.

      Christine wartet geduldig. Schon bald hebt sie ihre Augenbrauen und fordert Lydia auf, endlich zu berichten.

      „Als ihr letztens keine Zeit hattet, mit Bertram zum Kinderarzt zu fahren, da war ich doch mit ihm dort, weil ihr Bedenken hattet, dass sein Ausschlag an den Händen ansteckend sein könnte.“

      „Ja, ich erinnere mich … und da saß ein junger Papa mit im Wartezimmer und der …?“

      „Nein.“

      „Oh, wer dann? Erzähle endlich, sonst platze ich.“

      „Na ja.“ Lydia versucht es mit Ablenkung. „Jedenfalls hatte es sich zum Glück herausgestellt, dass die Entzündung nicht ansteckend war.“

      „Da waren wir auch erleichtert. Ich bin immer wieder erstaunt, auf welche Ideen die Jungs kommen und wie sie unsere Erziehungsmaßnahmen falsch verstehen und auf ihre eigene Art umsetzen. Wir haben sie über Hygiene aufgeklärt und gesagt, wie wichtig es ist, sich immer gründlich die Hände zu waschen. Wer denkt dann daran, dass sie mit der Seife spielen und es übertreiben?! Kein Wunder, dass Bertram Ausschlag bekommen hat. Ich dachte erst, es wäre Krätze und gab mir die Schuld daran.“ Lydia nickt und schweigt. „Ach, Mensch, Lydia. Nun lenke doch nicht ab und erzähle die Neuigkeiten.“

      „Es ist mir peinlich.“

      „Liebe ist schön, nicht peinlich.“

      „Ja, sollte sie sein, aber manchmal ist es nur peinlich.“

      „Wieso? Hast du dich vor ihm blamiert? Äh, ich weiß immer noch nicht, wer es ist.“

      „Nein, ich habe mich noch nicht blamiert, es ist nur … er weiß nichts davon.“

      „Dann sag es ihm.“

      „Ha, ha, das ist eine blöde Idee. Ich kann doch nicht zu einem Fremden sagen: `Sorry, ich habe mich in Sie verliebt. Meinen Sie, dass Sie es auch hinbekommen, sich in mich zu verlieben?´“

      „Nein, so natürlich nicht. Vielleicht solltest du deine Wortwahl überdenken. Du bist doch Autorin. Versuch doch einfach, dir zwei Protagonisten auszudenken, die dann alles erleben. Mensch, Lydia, das ist die Idee, dann kannst du mehrere Varianten durchspielen und bei der sich die junge Frau am wenigsten blamiert, die nimmst du.“

      „Ha, ha, du Schelm. Ich fühle mich schon elend genug, da brauche ich deine Späße nicht.“

      „Das war kein Spaß. Mit etwas Fantasie bekommen wir das hin. Los, komm, spitz die Feder und schreib auf.“

      „Und was?“

      Christine zeigt auf das Manuskript. „Der Anfang ist gut. Das wäre ein toller Songtext.“

      Sie beginnt zu summen.

      „Und dann stelle ich mich nachts unter sein Fenster und singe?!“, meint Lydia.

      „Wie du willst. Der Umsetzung sind keine Grenzen gesetzt.“

      Christine singt nun laut: „`Ich denke immerzu an dich, weiß nicht warum ... Meine Gedanken drehen sich im Kreis, ich weiß nicht warum … Ich liebe dich …´ Na ja, eigentlich weißt du schon warum, oder?“

      „Das ist doch nur ein Entwurf, einfach hin gekritzelt.“

      „Lass mal, die spontane Inspiration ist oft die beste. Komm, wir machen jetzt etwas daraus.“

      „Nein, Christine, darüber muss ich erst noch lange nachdenken. Und überhaupt …“ Sie schüttelt den Kopf. „Ich sage es ihm nicht, niemals. Das wäre peinlich.“

      „Ist er verheiratet?“

      „Das weiß ich nicht.“

      Als


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