Hoffnungsschimmer. Heidi Dahlsen

Hoffnungsschimmer - Heidi Dahlsen


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ein, die sich unter seinen Erläuterungen nicht viel vorstellen kann.

      „Markus ist jedenfalls begeistert. Er stärkt mir den Rücken und ist auch einverstanden, dass wir die anfänglichen finanziellen Verluste gemeinsam tragen und mit dem, was er erarbeitet, ausgleichen. Das mag für dich verwirrend klingen.“

      „Ja, schon. Ich habe Vertrauen zu euch und weiß, dass deine Ideen Gold wert sind. Ich unterstütze dich, so gut ich kann.“

      „Super, dann lass mich mal abhängen und bring mir später das Abendessen. Wenn jemand nach mir fragt, dann sag, dass ich hart arbeite und nicht gestört werden möchte.“ Er strahlt sie an.

      Sie lacht laut. „Das könnte dir so passen. Erst mal möchte ich noch etwas Genaueres erfahren.“

      „Betriebsgeheimnisse“, flüstert er und schaut sie schelmisch an.

      „Meine Betriebsgeheimnisse erfährst du immer zuerst“, antwortet sie gespielt enttäuscht.

      „Du bist ja auch bald mein angetrautes Weib und da versteht sich das von selbst. Klar, dass ich dich berate oder soll ich dich etwa orientierungslos ins Unglück rennen lassen?“

      Christine greift instinktiv zu ihrer Kette, die Olli ihr Weihnachten geschenkt hatte. Die beiden Eheringe scheinen genau so ungeduldig wie sie beide auf den Tag ihrer Bestimmung zu warten. Seitdem klimpern sie leise bei jeder Bewegung und blitzen im Sonnenlicht.

      „Nur noch vier Wochen“, sagt Olli, „dann bin ich geschieden. Ich hoffe, dass Sybille kein Theater mehr macht. Notfalls gebe ich ihr in allem, was sie mir vorwirft, recht. Hauptsache, ich bin endlich frei.“

      „Ich fiebere ja auch schon dem Tag entgegen“, sagt sie. „Aber nun sag mir doch bitte, welche neue Idee du in deiner Agentur umsetzen willst.“

      „Ja klar, also …“

      „Hausaufgaben habe ich gemacht“, unterbricht ihn Daniel, der mit leuchtenden Augen zu ihnen kommt. Die Vorfreude auf einen gemeinsamen Nachmittag mit Olli kann er nicht verbergen. „Und von Tilly soll ich euch ausrichten, dass Bertram und Richard nicht geschlafen haben, weil du gesagt hast, wir spielen jetzt Fußball. Die kommen auch gleich. Ich hole schon mal den Ball.“

      Olli schaut Christine amüsiert an.

      Sie seufzt. „Immer wieder das gleiche. Wenn es spannend wird, spielst du mit den Jungs Fußball.“

      „Ich erzähle dir später alles. Ich lade dich zu einem romantischen Abend ein mit Lagerfeuer und Rotwein und dann … dann erzähle ich dir alles. Versprochen.“

      „Ja, wenn nicht schon wieder etwas dazwischen kommt. Ich werde Lydia fragen, ob sie daran teilnehmen möchte. Sie würde die Kinder gern mal wieder sehen.“

      „Okay, frag sie. Erst machen wir alle ein tolles Lagerfeuer und die Romantik verschieben wir, bis wir dann endlich allein sind. Also … auch wie immer.“

      Er grinst und Christine seufzt.

      „Das Neuste von Lydia habe ich dir noch gar nicht verraten. Sie ist verliebt, nur weiß ich noch gar nicht in wen, denn ich musste bei ihr überstürzt aufbrechen, sonst wäre ich zu spät in die Kita gekommen. Sie meinte, es wäre unser Kinderarzt, bei dem sie mit Bertram war, wegen des Ausschlags an seinen Händen. Der Arzt wird es sicher nicht sein, denn der ist bereits über sechzig.“

      „Da saß bestimmt ein junger Papa mit im Wartezimmer“, meint Olli. „Lydia will es nur spannend machen.“

      „Nein, dazu ist es ihr viel zu ernst. Und außerdem, spannend macht es hier immer nur einer und der sitzt gerade neben mir. Ich hatte auch vermutet, dass es ein Papa sei, aber sie meinte, dass der Arzt umwerfend wäre.“

      „Vielleicht hat sie einen Vaterkomplex.“

      „Quatsch. Lass mal, das bekomme ich schon noch raus.“

      Drei lachende Jungen stürmen aus dem Haus in Richtung Wiese. Olli muss zusehen, dass er hinterherkommt.

      Tilly setzt sich zu ihrer Mama. „Alles in Ordnung?“

      Christine nickt. „Ich glaube schon. Wenn mich meine Vorahnung nicht täuscht, dann kommen große Dinge auf uns zu, aber dieses Mal nur angenehme. Andere lasse ich nicht mehr zu.“

      „Ich hoffe es für uns alle“, sagt Tilly. „Ich lege mich jetzt etwas hin. Ich bin sehr müde.“

      „Ja, mach das. Ruh dich aus. Die Pferde laufen nicht weg. Ich genieße jetzt das Alleinsein in unserem Garten. Auch würde ich gern nur das Vogelgezwitscher genießen, aber Jungs können eben nur mit Geschrei Fußball spielen. Lassen wir sie, sie mussten lange genug ihren Papa entbehren und auf Spielvergnügen mit ihm verzichten.“

      5.

      Am nächsten Morgen erwachen Jutta und Markus gleichzeitig durch ein Gepolter im Treppenhaus, dem sogleich ein Aufschrei folgt.

      „Bleib liegen“, fordert er Jutta auf, „ich sehe nach.“

      „Es ist nichts passiert“, sagt Janek, der ihm eilig entgegenkommt. „Jenny wollte nur schneller die Treppe runter als Albert und somit kam er ins Straucheln.“

      „Albert?“, fragt Markus erstaunt. Er geht in die Küche und schaut Jenny missmutig an.

      „Oh sorry … es ist nicht …“, stottert Albert, der hochrot anläuft.

      „Du musst nichts erklären“, unterbricht ihn Jenny wütend. „Ich bin alt genug.“

      „Jenny, du bist fünfzehn und noch lange nicht alt genug, um …“

      „Um was???“

      „Nein, nein, Herr Siebert. Ich habe in Janeks Zimmer geschlafen. Wirklich“, beteuert Albert.

      „Kann ich bestätigen“, wirft Janek ein.

      „Dann bin ich beruhigt“, erwidert Markus. „Lasst euch das Frühstück gut schmecken und viel Spaß in der Schule.“

      „Danke“, sagen die Jungs gleichzeitig.

      Jenny blitzt Markus genervt an. „Ironie lässt grüßen. Hat dir früher die Schule Spaß gemacht?“

      „Na ja, wenn ich zurückblicke … es war eine schöne Zeit. Oma und Opa kommen heute aus dem Urlaub zurück.“ Markus hofft, dass Jenny sich darüber freut.

      Sie versucht ihm durch das Aufsetzen einer gleichgültigen Miene zu vermitteln, dass ihr das schnurzpiepegal sei.

      Er geht zurück ins Schlafzimmer und legt sich noch etwas zu Jutta. „Lass uns drei noch etwas kuscheln.“ Er legt eine Hand auf ihren Bauch und genießt die Bewegungen des Babys. „Ich glaube, da hat jemand ausgeschlafen.“

      „Was war im Treppenhaus los?“, fragt Jutta.

      „Nichts, Jenny ist nur gestolpert. Alles in Ordnung. Weißt du was, ich würde dir vorschlagen, dass du heute liegen bleibst, bis meine Eltern wieder da sind. Das Baby braucht ebenfalls dringend Ruhe.“

      „Ja, das mache ich. Ich bin noch so müde.“

      „Dann lasse ich euch jetzt schlafen.“ Er streichelt das Baby, das mit einem kräftigen Tritt antwortet. Danach gibt er Jutta einen Kuss und macht sich fertig, um ins Büro zu fahren. „Ruf an, wenn du mich brauchst.“

      „Ja, mache ich“, murmelt sie und ist schon wieder eingeschlafen.

      Er macht sich einen starken Kaffee, bäckt Brötchen auf und geht zum Briefkasten, um die Zeitung zu holen.

      Bevor er die Haustür schließen will, sieht er seine Eltern kommen. Erstaunt geht er ihnen entgegen.

      „Wo kommt ihr denn zu dieser Zeit schon her? Seid ihr aus dem Bett gefallen.“

      Seine Mutter springt aus dem Auto, kaum dass es angehalten hat. „Gut, dass ich dich sehe. Hallo, mein Junge.“ Sie umarmt ihren


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