Hoffnungsschimmer. Heidi Dahlsen

Hoffnungsschimmer - Heidi Dahlsen


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klar. Das mache ich und nachher schaue ich nach Jutta.“

      Markus‘ Vater hat unterdessen die Koffer in die Wohnung gebracht und winkt seinem Sohn nur zu. Er sieht ziemlich erschöpft aus. „Ich hau mich noch mal aufs Ohr. Deine Mutter ist jetzt mit der Wäsche beschäftigt, bevor sie mich weiter antreiben kann. Es war kaum Erholung möglich in unserem Urlaub. Das nächste Mal soll sie mit euch fahren. Da gehe ich lieber in Einzelhaft, da habe ich wenigstens meine Ruhe.“

      „Tut mir leid. Ich bin dann im Büro, falls etwas ist, ruft an.“

      „Machen wir“, antwortet seine Mutter. „Ich bin so froh, dass ich wieder da bin.“

      Markus schüttelt lachend den Kopf und widmet sich seinem Frühstück.

      Am Nachmittag kommt Jenny aus der Schule gestürmt. Oma Anni hatte ihr eine SMS geschickt und ihre Rückkehr angekündigt.

      „Bloß gut, dass ihr wieder da seid“, stürmt sie in die Wohnung und fällt Oma Anni um den Hals. „Wo ist Opa Wolfgang?“

      „Pssst, mach nicht so laut. Er schläft immer noch tief und fest.“

      „War der Urlaub nicht erholsam genug?“, fragt Jenny verwundert.

      Oma Anni winkt ab. „Ach, Männer.“

      „Wem sagst du das?“, antwortet Jenny und verdreht die Augen.

      „Komm, wir setzen uns in den Garten und dann erzählst du mir alles, was ich verpasst habe, ja?“

      Jenny ist hocherfreut und lässt sich das nicht zweimal sagen. „Ich bin jetzt mit Albert zusammen. Er ist zwei Jahre älter als ich und einfach nur cool. Den müsstest du mal sehen, der lässt sich auch nichts sagen von seinen Eltern.“ Jenny strahlt. „Oma Unzufrieden hat sogar schon angerufen und sich bei Mama beschwert.“

      „Du sollst sie nicht immer so nennen“, wird sie von Oma Anni ermahnt. „Damit änderst du sie nicht, im Gegenteil, sie wird noch unzufriedener.“

      „Ja, ja, ist ja schon gut. Jedenfalls schämt sie sich mal wieder für mich, aber es war ja nichts anderes zu erwarten. Für sie zählt nur die Hülle eines Menschen, die inneren Werte will sie erst gar nicht kennenlernen. Aber das ist gut so, somit bleibt uns ihre Anwesenheit weiterhin erspart.“

      „Jenny, so solltest du über deine Oma nicht reden. Sie kennt es eben nicht anders. Du erwartest Verständnis, bringst aber für sie keins auf.“

      Jenny überlegt kurz. „Sie mag mich nicht, warum soll ich sie dann mögen?“

      Oma Anni seufzt. „Ich glaube, ich werde wieder mal mit ihr reden müssen.“

      Jenny winkt ab. „Das hast du doch schon versucht, da ist alle Mühe vergebens. Sie will, dass ich heuchle, aber da kann sie lange warten.“

      „Ich habe gehört, dass deine Mama gestern schon Wehen hatte.“

      „Was? Davon weiß ich nichts.“ Jenny überlegt. „Ach ja, gestern hatte ich Albert mit nach Hause gebracht, da hat sie sich aufgeregt und Oma hatte angerufen. Wie geht es ihr jetzt? Ist sie im Krankenhaus?“ Etwas Besorgnis macht sich bei ihr breit. Sie schaut sich um.

      „Nein, sie hat heute lange geschlafen. Geh lieber erst mal rüber und begrüße sie, dann können wir alle drei ja weiterplaudern.“

      „Okay.“

      Noch bevor Jenny sich erheben kann, kommt Jutta zu ihnen.

      „Hallo Jenny, du bist ja schon da.“

      „Ja, ich wollte Oma Anni nur kurz begrüßen und jetzt wollte ich gerade zu dir kommen.“

      Jutta setzt sich auf einen Liegestuhl und legt die Füße hoch.

      „Wie geht es dir?“, fragt Oma Anni.

      „Ganz gut, die Füße sind geschwollen und das Baby ist ziemlich munter.“ Sie legt ihre Hände auf den Bauch und lächelt.

      „Jenny, erzähl uns doch, was es in der Schule Neues gibt“, sagt Oma Anni und hofft, dass Jutta nun auch etwas von ihrer Tochter erfährt.

      „Ich bin froh, dass die Ferien beginnen.“

      „Und wie wird das Zeugnis?“, fragt Oma Anni. Jutta spitzt ihre Ohren.

      „Och, mal sehen, lass dich überraschen“, gibt Jenny bewusst eine ausweichende Antwort. „Wir sollen uns einen Praktikumsplatz suchen.“

      „Und?“

      „Ich brauche mich gar nicht erst bewerben.“

      „Warum denn nicht?“

      Jenny wird wütend. „Das ist sinnlos.“

      „Aber warum denn?“, fragt Oma Anni nach. „Nun lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Du weißt doch, dass du mit uns über alles sprechen kannst.“ Jenny staucht mit dem Fuß ans Tischbein. Oma Anni schaut sie fragend an. „Wo würdest du denn gern ein Praktikum machen?“

      „Beim Tierarzt.“

      „Und?“

      „Ich sage doch, dass das sinnlos ist.“

      „Nimmt er keine Praktikanten? Oder warum sollte das sinnlos sein?“

      „Weil Tilly sich dort wohl schon beworben hat. Und da habe ich keine Chancen.“

      „Woher willst du das wissen?“, fragt Jutta. Sie erntet jedoch nur einen vernichtenden Blick, sodass sie sich abwendet und fest vornimmt, lieber nichts mehr zu fragen, sondern dem Gespräch als stiller Beobachter zu lauschen. Sie ist froh, dass wenigstens ihre Schwiegermutter einen Draht zu ihrer Tochter gefunden hat. Unterdessen erweist sie sich als Jennys Vertraute.

      „Weil Tilly auf dem Gymnasium ist und da hat sie sicher Vorrang.“

      „Ach …“ Oma Anni winkt ab. „Mach deine Bewerbung fertig. Dann zeigst du mir sie und wir schicken sie einfach ab oder noch besser, wir bringen die persönlich hin.“

      „Außerdem, kennt der Tierarzt Tilly viel länger als mich. Sie durfte ihm schon öfter assistieren. Ich habe ihn bisher nur zweimal auf dem Reiterhof gesehen.“

      „Jenny, das hat doch alles gar nichts zu sagen. Komm, wir versuchen es einfach. Wie viel Zeit hast du denn noch?“ Jenny schaut nach unten und druckst rum. „Oh, so knapp.“ Oma Anni lacht und stupst sie aufmunternd an. „Jetzt aber los! In zwei Stunden bist du sicherlich damit fertig und dann lassen wir uns von Opa Wolfgang in die Praxis kutschieren. Es wäre doch gelacht, wenn wir den heißbegehrten Platz für dich nicht ergattern.“

      Jenny springt dankbar auf und schnappt sich ihren Schulrucksack.

      Oma Anni lächelt ihr hinterher. „Jenny hat mir so gefehlt“, sagt sie und ergänzt, „und ihr auch. Jutta, nun erzähl doch mal. Wisst ihr schon ob es ein Mädchen oder Junge wird? Ich möchte doch ausgiebig shoppen gehen und mein jüngstes Enkelchen einkleiden.“

      Jutta schüttelt den Kopf. „Leider nicht. Es liegt so ungünstig. Letztens haben wir es beim Ultraschall dreimal versucht, ich bin rumgelaufen, aber es hat nichts geholfen. Es ist nur der Po zu sehen und der ist neutral.“

      „Und habt ihr euch schon auf Namen geeinigt?“

      „Nein, auch noch nicht. Wir wollen, dass Janek und Jenny ein Mitspracherecht haben, es hat sich aber noch nicht ergeben, dass wir alle an einem Tisch sitzen und darüber diskutieren. Wir würden uns freuen, wenn ihr ebenfalls Vorschläge macht. Immerhin soll euch der Name auch gefallen.“

      Oma Anni lächelt überglücklich. „Das ist lieb von euch. Ich habe da schon den einen oder anderen, der mir gefällt. Aber die nenne ich euch erst, wenn ihr eure bekanntgegeben habt. Was meinst du, wollen wir morgen shoppen gehen? Aber nur, wenn es dir gut geht. Wir können ja all die notwendigen Dinge kaufen, bei denen es auf die Farbe nicht ankommt.“

      „Ja, gern. Ich kann es ja auch kaum erwarten.“

      „Wo


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