Das Mysterium der Wölfe. Anna Brocks

Das Mysterium der Wölfe - Anna Brocks


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einem Lächeln im Gesicht gebe ich ihm eine Antwort: „Ja, ich bin dabei. Wir haben wohl beide noch eine Rechnung mit ihm offen, warum also nicht zusammenarbeiten? So kriegen wir ihn bestimmt.“ Ich bin zwar eine Schattenwölfin, das ändert aber nichts daran, dass ich einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit habe. Außerdem hätte ich den Kerl ohnehin nicht ungestraft davonkommen lassen. Ich werde mich also vorerst mit dem weißen Wolf verbünden.

      Dieser ist sichtlich erfreut: „Vielen Dank. Ich weiß deine Hilfe sehr zu schätzen.“

      Sofort frage ich nach: „Und wie geht es weiter? Wo sollen wir anfangen?“

      Der Wolf lacht: „Immer mit der Ruhe, wir haben Zeit. Ich habe mehrere Jahre auf eine Möglichkeit gewartet, da sind ein paar Tage mehr oder weniger auch nicht schlimm. Ruh dich erst mal aus. Du musst deine Wunden versorgen, ehe wir irgendetwas unternehmen können.“ Er steht auf und geht in Richtung Tür. „Ich werde auf die Jagd gehen. Diese Nacht bleiben wir auf jeden Fall noch hier. Wenn ich zurück bin, halte ich Wache. Du ruhst dich in der Zwischenzeit aus, dunkle Wölfin.“

      Freundlich korrigiere ich ihn: „Jessica. Nenn mich einfach Jessica.“

      Auch er grinst mich an: „Blake.“ Und so geht er aus dem Zimmer und verschließt die Tür hinter sich.

      Der gestrige Tag brachte nicht mehr allzu viele Überraschungen mit sich. Blake hat mir noch zwei große Hasen gebracht, die ich am Abend verspeist habe. Dann hielt er die ganze Nacht Wache. Dieser Umstand und die Tatsache, dass ich schon seit langem nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen habe, bescherten mir eine ruhige und erholsame Nacht. Noch hat er sich nicht bei mir im Zimmer blicken lassen, obwohl die Sonne bereits aufgegangen ist. Also bleibe ich noch ein wenig im Bett liegen und schone mich vorerst noch. Meine Wunden sind schon sehr gut verheilt. Die Salben haben den ohnehin schon schnellen Selbstheilungsprozess noch zusätzlich unterstützt. Jetzt habe ich nur noch ein paar Schrammen, also nicht der Rede wert.

      Plötzlich klopft jemand: „Komm rein!“ Die Tür öffnet sich langsam. Blake steckt den Kopf durch den Spalt und schaut vorsichtig in meine Richtung. Ich muss schmunzeln. „Keine Sorge, diesmal bin ich angezogen.“

      Nun grinst auch er und betritt das Zimmer: „Hast du gut geschlafen?“ Er setzt sich wieder auf den Stuhl, der an der Wand steht.

      Ich stimme nickend zu: „Ja, wie ein Stein. Es ist lange her, dass ich in einem Bett in einem geschlossenen Raum geschlafen habe.“

      „Warst du zuvor die ganze Zeit allein in der Wildnis unterwegs?“ Mit der Frage habe ich nun fast schon gerechnet. „Du musst doch auch im Rudel geboren sein, oder etwa nicht?“

      Etwas zögernd gebe ich ihm eine Antwort: „Na ja, meine Vergangenheit ist ziemlich kompliziert. Sagen wir mal so, ich habe schon einiges erlebt und vieles gesehen, weshalb ich mich entschieden habe, vorerst Zeit allein zu verbringen.“

      Blake verschränkt die Arme: „Das glaube ich gleich. Du hast es bestimmt nicht immer einfach gehabt. Ihr Schattenwölfe habt schließlich keinen allzu guten Ruf.“

      Nun bin ich überrascht: „Du weißt, was ich bin? Wie ist das möglich?“

      Er zuckt mit den Schultern: „Wieso sollte ich es nicht wissen? Deine Erscheinung ist nicht gerade unauffällig, wenn ich das mal so sagen darf. Ich habe schon viel von diesen Wölfen gehört. Die alten Sagen kennt doch jeder.“ Verwirrt schaue ich ihn an. „Stimmt etwas nicht?“

      Ich schüttle den Kopf: „Nein, nicht direkt. Mich irritiert nur, dass du es weißt und mich trotzdem so behandelst. Du hast mich gerettet und auch jetzt bist du nett zu mir. Außerdem hast du keine Angst vor mir.“

      Mit spöttischer Stimme fragt er nach: „Sollte ich das etwa haben?“ Dann wird er wieder ernst. „Ich beurteile keinen nach seiner Herkunft. Egal, was du in der Vergangenheit getan hast, mich betrifft es nicht und somit habe ich auch keinen Grund, mich dir gegenüber in irgendeiner Weise anders zu verhalten. Du wirkst sehr freundlich auf mich und kämpfst mit mir für dieselbe Sache. Mehr brauche ich gar nicht zu wissen.“ Ihm ist also völlig gleichgültig, welche Geheimnisse meine Vergangenheit birgt. Das finde ich gut. Es kommt selten vor, dass ich jemandem begegne, der mich nicht nach meiner Herkunft beurteilt.

      Also lächle ich: „Vielen Dank. Es ist schön zu wissen, dass es noch Personen gibt, die so denken. Glaub mir, Wölfe von deiner Sorte gibt es heutzutage kaum mehr.“ Ich beginne, Blake zu mögen. Seit längerem habe ich nun wieder das Gefühl, einen Freund gefunden zu haben. Das lässt mich an die anderen denken. Ich habe es bisher eigentlich vermieden, die Erinnerungen an sie in meine Gedanken zu lassen. Sie sind einfach viel zu schmerzhaft. Ich muss mir wohl oder übel eingestehen, dass ich sie gerade vermisse. Sehr sogar.

      „Du wirkst so nachdenklich, Jessica.“ Blake reißt mich aus meinen Gedanken. „Alles in Ordnung mit dir?“

      Ihn musternd antworte ich: „Nein, es ist nichts. Du erinnerst mich nur an einen guten Freund. Es gibt vieles, das ihr gemeinsam habt.“ Ich weiß noch genau, was ich gefühlt habe, als ich diesen weißen Wolf sah, der zu meiner Rettung eilte. Im ersten Moment war ich schockiert und dachte, dass es tatsächlich Jake wäre. Als ich ihn aber dann genauer ansah und seine Stimme hörte, war ich enttäuscht. Ein Teil von mir scheint Jake noch so sehr zu mögen, wie ich es immer tat. Dieser Teil ist aber verschwindend klein.

      Plötzlich steht Blake auf: „Wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Die Sonne ist schon seit längerem aufgegangen. Es wird Zeit.“ Zeit? Wofür denn? Wir haben doch noch nicht einmal ansatzweise einen Plan, wie wir Leader erledigen sollen.

      Also spreche ich meine Einwände aus: „Moment mal, warte ein wenig. Wo sollen wir denn hingehen? Wir sollten uns zuerst eine Strategie zurechtlegen, findest du nicht?“

      „Schon längst passiert.“ Blake ist mir wohl ein paar Schritte voraus. „Ich habe mich gleich nach Sonnenaufgang in der Stadt umgesehen. Es gibt keine Spur mehr von dem Rudel. Sie sind weitergezogen.“

      Sofort springe ich auf: „Wie meinst du das? Dann sollten wir die Verfolgung aufnehmen, und zwar schnell!“

      Blake bleibt gelassen: „Immer mit der Ruhe. Wie gesagt, ich war zuvor schon unterwegs und habe ihre Fährte sehr schnell gefunden. Es dürfte also nicht allzu schwer sein, sie zu verfolgen.“ Stimmt eigentlich. Ein so großes Rudel ausfindig zu machen, dürfte nicht schwer sein.

      Also werde auch ich wieder ein wenig ruhiger: „Gut, aber dennoch sollten wir nicht allzu viel Zeit vergeuden. Wenn es regnet, haben wir ein Problem, denn dann wird die Fährte nur noch schwer zu verfolgen sein.“

      In der Hinsicht stimmt er mir zu: „Du hast recht, aber wir müssen vorsichtig sein. Sie sind vermutlich noch wachsamer als sonst, immerhin hast du ihnen große Angst gemacht.“ Meine Mundwinkel gehen nach oben. Ich finde es gut, dass diese Feiglinge Respekt vor mir haben. „Unsere Aktion sollte im Verborgenen geschehen. Erst wenn sie sich sicher sind, dass ihnen niemand folgt, werden sie sich wieder an einem Ort niederlassen.“

      „Und dann schlagen wir zu.“ Mir gefällt der Plan, auch wenn er etwas Geduld erfordern wird. „Wir werden vermutlich noch einige Zeit warten müssen, bis wir eine gute Chance bekommen, um Leader zu erwischen.“

      Blake nickt: „Da bin ich voll und ganz deiner Meinung. Ich habe lange genug auf so eine Gelegenheit gewartet. Wir dürfen uns nicht durch unüberlegte Handlungen verraten. Wenn wir auffliegen, werden wir einer direkten Auseinandersetzung mit dem gesamten Rudel nicht aus dem Weg gehen können und selbst ich weiß nicht genau, mit wie vielen Wölfen wir es dann zu tun bekommen.“

      Ich bewege mich Richtung Tür: „Genug geredet. Lass uns die Verfolgung aufnehmen, Blake!“ Es ist ein merkwürdiges Gefühl, wieder im Team zu arbeiten. Die Verantwortung hierbei ist viel größer. Ich könnte es mir vermutlich nicht verzeihen, wenn ich die Aktion vermassle und somit auch Blakes Chance, sein Versprechen einzuhalten. Vorsicht ist geboten. Die nächsten Tage werden eine Geduldsprobe.

      Es ist mittlerweile drei Tage her, dass wir die Stadt verlassen haben. Das Rudel hat noch nicht


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