Wallenstein. Friedrich Schiller

Wallenstein - Friedrich Schiller


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JÄGER.

      Ihr sitzt hier warm. Wir, in Feindes Land,

      Mußten derweil uns schlecht bequemen.

      TROMPETER.

      Man sollts euch nicht ansehn, ihr seid galant.

      WACHTMEISTER.

      Ja, ja, im Saalkreis und auch in Meißen

      Hört man euch Herrn nicht besonders preisen.

      ZWEITER JÄGER.

      Seid mir doch still. Was will das heißen?

      Der Kroat es ganz anders trieb,

      Uns nur die Nachles übrigblieb.

      TROMPETER.

      Ihr habt da einen saubern Spitzen

      Am Kragen, und wie euch die Hosen sitzen!

      Die feine Wäsche, der Federhut!

      Was das alles für Wirkung tut!

      Daß doch den Burschen das Glück soll scheinen,

      Und so was kommt nie an unsereinen!

      WACHTMEISTER.

      Dafür sind wir des Friedländers Regiment,

      Man muß uns ehren und respektieren.

      ERSTER JÄGER.

      Das ist für uns andre kein Kompliment,

      Wir ebensogut seinen Namen führen.

      WACHTMEISTER.

      Ja, ihr gehört auch so zur ganzen Masse.

      ERSTER JÄGER.

      Ihr seid wohl von einer besondern Rasse?

      Der ganze Unterschied ist in den Röcken,

      Und ich ganz gern mag in meinem stecken.

      WACHTMEISTER.

      Herr Jäger, ich muß Euch nur bedauern,

      Ihr lebt so draußen bei den Bauern;

      Der feine Griff und der rechte Ton,

      Das lernt sich nur um des Feldherrn Person.

      ERSTER JÄGER.

      Sie bekam Euch übel, die Lektion.

      Wie er räuspert und wie er spuckt,

      Das habt Ihr ihm glücklich abgeguckt;

      Aber sein Schenie, ich meine sein Geist,

      Sich nicht auf der Wachparade weist.

      ZWEITER JÄGER.

      Wetter auch! wo Ihr nach uns fragt,

      Wir heißen des Friedländers wilde Jagd,

      Und machen dem Namen keine Schande –

      Ziehen frech durch Feindes und Freundes Lande,

      Querfeldein durch die Saat, durch das gelbe Korn –

      Sie kennen das Holkische Jägerhorn! –

      In einem Augenblick fern und nah,

      Schnell wie die Sündflut, so sind wir da –

      Wie die Feuerflamme bei dunkler Nacht

      In die Häuser fähret, wenn niemand wacht –

      Da hilft keine Gegenwehr, keine Flucht,

      Keine Ordnung gilt mehr und keine Zucht. –

      Es sträubt sich – der Krieg hat kein Erbarmen –

      Das Mägdlein in unsern sennigten Armen –

      Fragt nach, ich sags nicht um zu prahlen;

      In Bayreuth, im Voigtland, in Westfalen,

      Wo wir nur durchgekommen sind –

      Erzählen Kinder und Kindeskind

      Nach hundert und aber hundert Jahren

      Von dem Holk noch und seinen Scharen.

      WACHTMEISTER.

      Nun da sieht mans! Der Saus und Braus

      Macht denn der den Soldaten aus?

      Das Tempo macht ihn, der Sinn und Schick,

      Der Begriff, die Bedeutung, der feine Blick.

      ERSTER JÄGER.

      Die Freiheit macht ihn! Mit Euren Fratzen!

      Daß ich mit Euch soll darüber schwatzen. –

      Lief ich darum aus der Schul und der Lehre,

      Daß ich die Fron und die Galeere,

      Die Schreibstub und ihre engen Wände

      In dem Feldlager wiederfände? –

      Flott will ich leben und müßig gehn,

      Alle Tage was Neues sehn,

      Mich dem Augenblick frisch vertrauen,

      Nicht zurück, auch nicht vorwärts schauen –

      Drum hab ich meine Haut dem Kaiser verhandelt,

      Daß keine Sorg mich mehr anwandelt.

      Führt mich ins Feuer frisch hinein,

      Über den reißenden, tiefen Rhein,

      Der dritte Mann soll verloren sein;

      Werde mich nicht lang sperren und zieren. –

      Sonst muß man mich aber, ich bitte sehr,

      Mit nichts weiter inkommodieren.

      WACHTMEISTER.

      Nu, nu, verlangt Ihr sonst nichts mehr?

      Das ließ sich unter dem Wams da finden.

      ERSTER JÄGER.

      Was war das nicht für ein Placken und Schinden

      Bei Gustav dem Schweden, dem Leuteplager!

      Der machte eine Kirch aus seinem Lager,

      Ließ Betstunde halten, des Morgens, gleich

      Bei der Reveille, und beim Zapfenstreich.

      Und wurden wir manchmal ein wenig munter,

      Er kanzelt' uns selbst wohl vom Gaul herunter.

      WACHTMEISTER.

      Ja, es war ein gottesfürchtiger Herr.

      ERSTER JÄGER.

      Dirnen, die ließ er gar nicht passieren,

      Mußten sie gleich zur Kirche führen.

      Da lief ich, konnts nicht ertragen mehr.

      WACHTMEISTER.

      Jetzt gehts dort auch wohl anders her.

      ERSTER JÄGER.

      So ritt ich hinüber zu den Ligisten,

      Sie täten sich just gegen Magdeburg rüsten.

      Ja, das war schon ein ander Ding!

      Alles da lustiger, loser ging,

      Soff und Spiel und Mädels die Menge!

      Wahrhaftig, der Spaß war nicht gering,

      Denn der Tilly verstand sich aufs Kommandieren.

      Dem eigenen Körper war er strenge;

      Dem Soldaten ließ er vieles passieren,

      Und gings nur nicht aus seiner Kassen,

      Sein


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