Wallenstein. Friedrich Schiller
das Glück blieb ihm nicht stet, –
Seit der Leipziger Fatalität
Wollt es eben nirgends mehr flecken,
Alles bei uns geriet ins Stecken;
Wo wir erschienen und pochten an,
Ward nicht gegrüßt noch aufgetan.
Wir mußten uns drücken von Ort zu Ort,
Der alte Respekt war eben fort. –
Da nahm ich Handgeld von den Sachsen,
Meinte, da müßte mein Glück recht wachsen.
WACHTMEISTER.
Nun! da kamt Ihr ja eben recht
Zur böhmischen Beute.
ERSTER JÄGER.
Es ging mir schlecht.
Sollten da strenge Mannszucht halten,
Durften nicht recht als Feinde walten,
Mußten des Kaisers Schlösser bewachen,
Viel Umständ und Komplimente machen,
Führten den Krieg, als wärs nur Scherz,
Hatten für die Sach nur ein halbes Herz,
Wolltens mit niemand ganz verderben,
Kurz, da war wenig Ehr zu erwerben,
Und ich wär bald für Ungeduld
Wieder heimgelaufen zum Schreibepult,
Wenn nicht eben auf allen Straßen
Der Friedländer hätte werben lassen.
WACHTMEISTER.
Und wie lang denkt Ihrs hier auszuhalten?
ERSTER JÄGER.
Spaßt nur! solange der tut walten,
Denk ich Euch, mein Seel! an kein Entlaufen.
Kanus der Soldat wo besser kaufen? –
Da geht alles nach Kriegessitt,
Hat alles 'nen großen Schnitt.
Und der Geist, der im ganzen Korps tut leben,
Reißet gewaltig, wie Windesweben,
Auch den untersten Reiter mit.
Da tret ich auf mit beherztem Schritt,
Darf über den Bürger kühn wegschreiten,
Wie der Feldherr über der Fürsten Haupt.
Es ist hier wie in den alten Zeiten,
Wo die Klinge noch alles tät bedeuten,
Da gibts nur ein Vergehn und Verbrechen:
Der Ordre fürwitzig widersprechen!
Was nicht verboten ist, ist erlaubt;
Da fragt niemand, was einer glaubt.
Es gibt nur zwei Ding überhaupt,
Was zur Armee gehört und nicht,
Und nur der Fahne bin ich verpflicht.
WACHTMEISTER.
Jetzt gefallt Ihr mir, Jäger! Ihr sprecht
Wie ein Friedländischer Reitersknecht.
ERSTER JÄGER.
Der führt 's Kommando nicht wie ein Amt,
Wie eine Gewalt, die vom Kaiser stammt!
Es ist ihm nicht um des Kaisers Dienst,
Was bracht er dem Kaiser für Gewinst?
Was hat er mit seiner großen Macht
Zu des Landes Schirm und Schutz vollbracht?
Ein Reich von Soldaten wollt er gründen,
Die Welt anstecken und entzünden,
Sich alles vermessen und unterwinden –
TROMPETER.
Still! Wer wird solche Worte wagen!
ERSTER JÄGER.
Was ich denke, das darf ich sagen.
Das Wort ist frei, sagt da General.
WACHTMEISTER.
So sagt er, ich hörts wohl einigemal,
Ich stand dabei. »Das Wort ist frei,
Die Tat ist stumm, der Gehorsam blind«,
Dies urkundlich seine Worte sind.
ERSTER JÄGER.
Obs just seine Worte sind, weiß ich nicht;
Aber die Sach ist so, wie er spricht.
ZWEITER JÄGER.
Ihm schlägt das Kriegsglück nimmer um,
Wie's wohl bei andern pflegt zu geschehen.
Der Tilly überlebte seinen Ruhm.
Doch unter des Friedländers Kriegspanieren
Da bin ich gewiß zu victorisieren.
Er bannet das Glück, es muß ihm stehen.
Wer unter seinem Zeichen tut fechten,
Der steht unter besondern Mächten.
Denn das weiß ja die ganze Welt,
Daß der Friedländer einen Teufel
Aus der Hölle im Solde hält.
WACHTMEISTER.
Ja, daß er fest ist, das ist kein Zweifel.
Denn in der blutgen Affär bei Lützen
Ritt er euch unter des Feuers Blitzen
Auf und nieder mit kühlem Blut.
Durchlöchert von Kugeln war sein Hut,
Durch den Stiefel und Koller fuhren
Die Ballen, man sah die deutlichen Spuren,
Konnt ihm keine die Haut nur ritzen,
Weil ihn die höllische Salbe tät schützen.
ERSTER JÄGER.
Was wollt Ihr da für Wunder bringen!
Er trägt ein Koller von Elendshaut,
Das keine Kugel kann durchdringen.
WACHTMEISTER.
Nein, es ist die Salbe von Hexenkraut,
Unter Zaubersprüchen gekocht und gebraut.
TROMPETER.
Es geht nicht zu mit rechten Dingen!
WACHTMEISTER.
Sie sagen, er les auch in den Sternen
Die künftigen Dinge, die nahen und fernen;
Ich weiß aber besser, wie's damit ist.
Ein graues Männlein pflegt bei nächtlicher Frist
Durch verschlossene Türen zu ihm einzugehen,
Die Schildwachen habens oft angeschrien,
Und immer was Großes ist drauf geschehen,
Wenn je das graue Röcklein kam und erschien.
ZWEITER JÄGER.
Ja, er hat sich dem Teufel übergeben,
Drum