Wallenstein. Friedrich Schiller
In einer Stunde seh ich ihn hangen!
WACHTMEISTER.
Böses Gewerbe bringt bösen Lohn.
ERSTER ARKEBUSIER zum andern.
Das kommt von der Desperation.
Denn seht! erst tut man sie ruinieren,
Das heißt sie zum Stehlen selbst verführen.
TROMPETER.
Was? was? Ihr redt ihm das Wort noch gar?
Dem Hunde! tut Euch der Teufel plagen?
ERSTER ARKEBUSIER.
Der Bauer ist auch ein Mensch – so zu sagen,
ERSTER JÄGER zum Trompeter.
Laß sie gehen! sind Tiefenbacher.
Gevatter Schneider und Handschuhmacher!
Lagen in Garnison zu Brieg,
Wissen viel, was der Brauch ist im Krieg.
Eilfter Auftritt
Vorige. Kürassiere.
ERSTER KÜRASSIER.
Friede! Was gibts mit dem Bauer da?
ERSTER SCHARFSCHÜTZ.
's ist ein Schelm, hat im Spiel betrogen!
ERSTER KÜRASSIER.
Hat er dich betrogen etwa?
ERSTER SCHARFSCHÜTZ.
Ja, und hat mich rein ausgezogen.
ERSTER KÜRASSIER.
Wie? du bist ein Friedländischer Mann,
Kannst dich so wegwerfen und blamieren,
Mit einem Bauer dein Glück probieren?
Der laufe, was er laufen kann.
Bauer entwischt, die andern treten zusammen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Der macht kurze Arbeit, ist resolut,
Das ist mit solchem Volke gut.
Was ists für einer? Es ist kein Böhm.
MARKETENDERIN.
's ist ein Wallon! Respekt vor dem!
Von des Pappenheims Kürassieren.
ERSTER DRAGONER tritt dazu.
Der Piccolomini, der junge, tut sie jetzt führen,
Den haben sie sich aus eigner Macht
Zum Oberst gesetzt in der Lützner Schlacht,
Als der Pappenheim umgekommen.
ERSTER ARKEBUSIER.
Haben sie sich so was rausgenommen?
ERSTER DRAGONER.
Dies Regiment hat was voraus,
Es war immer voran bei jedem Strauß.
Darf auch seine eigene Justiz ausüben,
Und der Friedländer tuts besonders lieben.
ERSTER KÜRASSIER zum andern.
Ists auch gewiß? Wer bracht es aus?
ZWEITER KÜRASSIER.
Ich habs aus des Obersts eigenem Munde.
ERSTER KÜRASSIER.
Was Teufel! Wir sind nicht ihre Hunde.
ERSTER JÄGER.
Was haben die da? sind voller Gift.
ZWEITER JÄGER.
Ists was, ihr Herrn, das uns mitbetrifft?
ERSTER KÜRASSIER.
Es hat sich keiner drüber zu freuen.
Soldaten treten herzu.
Sie wollen uns in die Niederland leihen;
Kürassiere, Jäger, reitende Schützen,
Sollen achttausend Mann aufsitzen.
MARKETENDERIN.
Was? was? da sollen wir wieder wandern?
Bin erst seit gestern zurück aus Flandern.
ZWEITER KÜRASSIER zu den Dragonern.
Ihr Buttlerischen sollt auch mitreiten.
ERSTER KÜRASSIER.
Und absonderlich wir Wallonen.
MARKETENDERIN.
Ei, das sind ja die allerbesten Schwadronen!
ERSTER KÜRASSIER.
Den aus Mailand sollen wir hinbegleiten.
ERSTER JÄGER.
Den Infanten! Das ist ja kurios!
ZWEITER JÄGER.
Den Pfaffen! Da geht der Teufel los.
ERSTER KÜRASSIER.
Wir sollen von dem Friedländer lassen,
Der den Soldaten so nobel hält,
Mit dem Spanier ziehen zu Feld,
Dem Knauser, den wir von Herzen hassen?
Nein, das geht nicht! Wir laufen fort.
TROMPETER.
Was zum Henker! sollen wir dort?
Dem Kaiser verkauften wir unser Blut
Und nicht dem hispanischen roten Hut.
ZWEITER JÄGER.
Auf des Friedländers Wort und Kredit allein
Haben wir Reitersdienst genommen;
Wärs nicht aus Lieb für den Wallenstein,
Der Ferdinand hätt uns nimmer bekommen.
ERSTER DRAGONER.
Tät uns der Friedländer nicht formieren?
Seine Fortuna soll uns führen.
WACHTMEISTER.
Laßt euch bedeuten, hört mich an.
Mit dem Gered da ists nicht getan.
Ich sehe weiter als ihr alle,
Dahinter steckt eine böse Falle.
ERSTER JÄGER.
Hört das Befehlbuch! Stille doch!
WACHTMEISTER.
Bäschen Gustel, füllt mir erst noch
Ein Gläschen Melnecker für den Magen,
Alsdann will ich euch meine Gedanken sagen.
MARKETENDERIN ihm einschenkend.
Hier, Herr Wachtmeister! Er macht mir Schrecken.
Es wird doch nichts Böses dahinterstecken!
WACHTMEISTER.
Seht, ihr Herrn, das ist all recht gut,
Daß jeder das Nächste bedenken tut;
Aber, pflegt der Feldherr zu sagen,
Man muß immer das Ganze überschlagen.
Wir nennen uns alle des Friedländers Truppen.