Wallenstein. Friedrich Schiller

Wallenstein - Friedrich Schiller


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      Und pflegt uns und kocht uns warme Suppen.

      Der Bauer muß den Gaul und den Stier

      Vorspannen an unsre Bagagewagen,

      Vergebens wird er sich drüber beklagen.

      Läßt sich ein Gefreiter mit sieben Mann

      In einem Dorfe von weitem spüren,

      Er ist die Obrigkeit drin und kann

      Nach Lust drin walten und kommandieren.

      Zum Henker! Sie mögen uns alle nicht,

      Und sähen des Teufels sein Angesicht

      Weit lieber als unsre gelben Kolletter.

      Warum schmeißen sie uns nicht aus dem Land? Potz Wetter!

      Sind uns an Anzahl doch überlegen,

      Führen den Knittel, wie wir den Degen.

      Warum dürfen wir ihrer lachen?

      Weil wir einen furchtbaren Haufen ausmachen!

      ERSTER JÄGER.

      Ja, ja, im Ganzen, da sitzt die Macht!

      Der Friedländer hat das wohl erfahren,

      Wie er dem Kaiser vor acht – neun Jahren

      Die große Armee zusammenbracht.

      Sie wollten erst nur von zwölftausend hören:

      Die, sagt' er, die kann ich nicht ernähren;

      Aber ich will sechzigtausend werben,

      Die, weiß ich, werden nicht Hungers sterben.

      Und so wurden wir Wallensteiner.

      WACHTMEISTER.

      Zum Exempel, da hack mir einer

      Von den fünf Fingern, die ich hab,

      Hier an der Rechten den kleinen ab.

      Habt ihr mir den Finger bloß genommen?

      Nein, beim Kuckuck! ich bin um die Hand gekommen!

      's ist nur ein Stumpf, und nichts mehr wert.

      Ja, und diese achttausend Pferd,

      Die man nach Flandern jetzt begehrt,

      Sind von der Armee nur der kleine Finger.

      Läßt man sie ziehn, ihr tröstet euch,

      Wir seien um ein Fünftel nur geringer?

      Prost Mahlzeit! da fällt das Ganze gleich.

      Die Furcht ist weg, der Respekt, die Scheu,

      Da schwillt dem Bauer der Kamm aufs neu,

      Da schreiben sie uns in der Wiener Kanzlei

      Den Quartier- und den Küchenzettel,

      Und es ist wieder der alte Bettel.

      Ja, und wie lang wirds stehen an,

      So nehmen sie uns auch noch den Feldhauptmann –

      Sie sind ihm am Hofe so nicht grün,

      Nun, da fällt eben alles hin!

      Wer hilft uns dann wohl zu unserm Geld?

      Sorgt, daß man uns die Kontrakte hält?

      Wer hat den Nachdruck und hat den Verstand,

      Den schnellen Witz und die feste Hand,

      Diese gestückelten Heeresmassen

      Zusammenzufügen und – zupassen?

      Zum Exempel – Dragoner – sprich:

      Aus welchem Vaterland schreibst du dich?

      ERSTER DRAGONER.

      Weit aus Hibernien her komm ich.

      WACHTMEISTER zu den beiden Kürassieren.

      Ihr, das weiß ich, seid ein Wallon,

      Ihr ein Welscher. Man hörts am Ton.

      ERSTER KÜRASSIER.

      Wer ich bin? ich habs nie können erfahren,

      Sie stahlen mich schon in jungen Jahren.

      WACHTMEISTER.

      Und du bist auch nicht aus der Näh?

      ERSTER ARKEBUSIER.

      Ich bin von Buchau am Feder-See.

      WACHTMEISTER.

      Und Ihr, Nachbar?

      ZWEITER ARKEBUSIER.

      Aus der Schwitz.

      WACHTMEISTER zum zweiten Jäger.

      Was für ein Landsmann bist du, Jäger?

      ZWEITER JÄGER.

      Hinter Wismar ist meiner Eltern Sitz.

      WACHTMEISTER auf den Trompeter zeigend.

      Und der da und ich, wir sind aus Eger.

      Nun! und wer merkt uns das nun an,

      Daß wir aus Süden und aus Norden

      Zusammengeschneit und – geblasen worden?

      Sehn wir nicht aus wie aus einem Span?

      Stehn wir nicht gegen den Feind geschlossen,

      Recht wie zusammengeleimt und – gegossen?

      Greifen wir nicht wie ein Mühlwerk flink

      Ineinander, auf Wort und Wink?

      Wer hat uns so zusammengeschmiedet,

      Daß ihr uns nimmer unterschiedet?

      Kein andrer sonst als der Wallenstein!

      ERSTER JÄGER.

      Das fiel mir mein Lebtag nimmer ein,

      Daß wir so gut zusammenpassen;

      Hab mich immer nur gehen lassen.

      ERSTER KÜRASSIER.

      Dem Wachtmeister muß ich Beifall geben.

      Dem Kriegsstand kämen sie gern ans Leben;

      Den Soldaten wollen sie niederhalten,

      Daß sie alleine können walten.

      's ist eine Verschwörung, ein Komplott.

      MARKETENDERIN.

      Eine Verschwörung? du lieber Gott!

      Da können die Herren ja nicht mehr zahlen.

      WACHTMEISTER.

      Freilich! Es wird alles bankerott.

      Viele von den Hauptleuten und Generalen

      Stellten aus ihren eignen Kassen

      Die Regimenter, wollten sich sehen lassen,

      Täten sich angreifen über Vermögen,

      Dachten, es bring ihnen großen Segen.

      Und die alle sind um ihr Geld,

      Wenn das Haupt, wenn der Herzog fällt.

      MARKETENDERIN.

      Ach! du mein Heiland! das bringt mir Fluch!

      Die halbe Armee steht in meinem Buch.

      Der Graf Isolani, der böse Zahler,

      Restiert mir allein noch zweihundert Taler.

      ERSTER KÜRASSIER.


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