Wallenstein. Friedrich Schiller
Und wär er so dick wie Absalons Zopf.
Der Josua war doch auch ein Soldat,
König David erschlug den Goliath,
Und wo steht denn geschrieben zu lesen,
Daß sie solche Fluchmäuler sind gewesen?
Muß man den Mund doch, ich sollte meinen,
Nicht weiter aufmachen zu einem Helf Gott!
Als zu einem Kreuz Sackerlot!
Aber wessen das Gefäß ist gefüllt,
Davon es sprudelt und überquillt.
Wieder ein Gebot ist: Du sollst nicht stehlen.
Ja, das befolgt ihr nach dem Wort,
Denn ihr tragt alles offen fort,
Vor euren Klauen und Geiersgriffen,
Vor euren Praktiken und bösen Kniffen
Ist das Geld nicht geborgen in der Truh,
Das Kalb nicht sicher in der Kuh,
Ihr nehmt das Ei und das Huhn dazu.
Was sagt der Prediger? Contenti estote,
Begnügt euch mit eurem Kommißbrote.
Aber wie soll man die Knechte loben,
Kömmt doch das Ärgernis von oben!
Wie die Glieder, so auch das Haupt!
Weiß doch niemand, an wen der glaubt!
ERSTER JÄGER.
Herr Pfaff! Uns Soldaten mag Er schimpfen,
Den Feldherrn soll Er uns nicht verunglimpfen.
KAPUZINER.
Ne custodias gregem meam!
Das ist so ein Ahab und Jerobeam,
Der die Völker von der wahren Lehren
Zu falschen Götzen tut verkehren.
TROMPETER UND REKRUT.
Laß Er uns das nicht zweimal hören!
KAPUZINER.
So ein Bramarbas und Eisenfresser,
Will einnehmen alle festen Schlösser.
Rühmte sich mit seinem gottlosen Mund,
Er müsse haben die Stadt Stralsund,
Und wär sie mit Ketten an den Himmel geschlossen.
Hat aber sein Pulver umsonst verschossen.
TROMPETER.
Stopft ihm keiner sein Lästermaul?
KAPUZINER.
So ein Teufelsbeschwörer und König Saul,
So ein Jehu und Holofern,
Verleugnet wie Petrus seinen Meister und Herrn,
Drum kann er den Hahn nicht hören krähn –
BEIDE JÄGER.
Pfaffe, jetzt ists um dich geschehn!
KAPUZINER.
So ein listiger Fuchs Herodes –
TROMPETER UND BEIDE JÄGER auf ihn eindringend.
Schweig stille! Du bist des Todes.
KROATEN legen sich drein.
Bleib da, Pfäfflein, fürcht dich nit,
Sag dein Sprüchel und teils uns mit.
KAPUZINER schreit lauter.
So ein hochmütiger Nebukadnezer,
So ein Sündenvater und muffiger Ketzer,
Läßt sich nennen den Wallenstein,
Ja freilich ist er uns allen ein Stein
Des Anstoßes und Ärgernisses,
Und so lang der Kaiser diesen Friedeland
Läßt walten, so wird nicht Fried im Land.
Er hat nach und nach bei den letzten Worten, die er mit erhobener Stimme spricht, seinen Rückzug genommen, indem die Kroaten die übrigen Soldaten von ihm abwehren.
Neunter Auftritt
Vorige ohne den Kapuziner.
ERSTER JÄGER zum Wachtmeister.
Sagt mir! Was meint' er mit dem Göckelhahn,
Den der Feldherr nicht krähen hören kann?
Es war wohl nur so gesagt ihm zum Schimpf und Hohne?
WACHTMEISTER.
Da will ich Euch dienen! Es ist nicht ganz ohne!
Der Feldherr ist wundersam geboren,
Besonders hat er gar kitzligte Ohren.
Kann die Katze nicht hören mauen,
Und wenn der Hahn kräht, so machts ihm Grauen.
ERSTER JÄGER.
Das hat er mit dem Löwen gemein.
WACHTMEISTER.
Muß alles mausstill um ihn sein.
Den Befehl haben alle Wachen,
Denn er denkt gar zu tiefe Sachen.
STIMMEN im Zelt. Auflauf.
Greift ihn, den Schelm! Schlagt zu! Schlagt zu.
DES BAUERN STIMME.
Hilfe! Barmherzigkeit!
ANDRE STIMMEN.
Friede! Ruh!
ERSTER JÄGER.
Hol mich der Teufel! Da setzts Hiebe.
ZWEITER JÄGER.
Da muß ich dabei sein!
Laufen ins Zelt.
MARKETENDERIN kommt heraus.
Schelmen und Diebe!
TROMPETER.
Frau Wirtin, was setzt Euch so in Eifer?
MARKETENDERIN.
Der Lump! der Spitzbub! der Straßenläufer!
Das muß mir in meinem Zelt passieren!
Es beschimpft mich bei allen Herrn Offizieren.
WACHTMEISTER.
Bäschen, was gibts denn?
MARKETENDERIN.
Was wirds geben?
Da erwischten sie einen Bauer eben,
Der falsche Würfel tät bei sich haben.
TROMPETER.
Sie bringen ihn hier mit seinem Knaben.
Zehnter Auftritt
Soldaten bringen den Bauer geschleppt.
ERSTER JÄGER.
Der muß baumeln!
SCHARFSCHÜTZEN UND DRAGONER.
Zum Profoß! zum Profoß!
WACHTMEISTER.
Das Mandat ist noch kürzlich