Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe). S. G. Felix

Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe) - S. G. Felix


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errichtet wird. Oder das Adler-Gebirge, wie es von den Bewohnern der Ahnenländer bezeichnet wird.«

      »Was bewirkt das Avionium?« Wrax wunderte sich einen Augenblick selbst darüber, dass er schon wieder nur Fragen stellte. Aber er begriff noch so wenig, dass er einfach immer wieder nachhaken musste. Zu seiner Überraschung war Koros jetzt anscheinend bereit, ihm alles zu erklären. Fast alles.

      »Das Avionium. Oh, es wird Fabelhaftes vollbringen.«

      »Was? Was wird es vollbringen? Erzählt es mir, Erster!«

      »Ich weiß noch nicht, ob Ihr für die Wahrheit bereit seid, mein treuer Berater.«

      »Ich bin es! Weiht mich in Eure Pläne ein, damit ich Euch besser verstehen und dienen kann!«

      Koros blieb kurz vor dem Eingangstor seines Palastes stehen und schaute Wrax nachdenklich an.

      »Es wird alles verändern. Ich werde mich verändern, Wrax. Und wenn alles so gelingt, wie ich es mir vorstelle, dann werde ich mit der Macht aus dem Portal nicht mehr der sein, den Ihr einmal kanntet.«

      Wrax wurde unwohl: »Was meint Ihr damit? Werdet Ihr mich verlassen?«

      »Fürchtet Euch nicht, mein treuer Freund. Ich werde Euch nicht verlassen. Ich werde immer da sein, zu jeder Zeit und an jedem Ort.« Ein wahnsinniges Leuchten in den Augen des Herrschers blendete Wrax.

      »Warum tut Ihr das?«

      »Weil es meine Bestimmung ist. Ich habe das Buch. Und ich habe das Tor gefunden. Es ist an mir, diese großartige Aufgabe zu übernehmen. Die Welt wird sich verändern, ich werde sie verändern. Ich muss es tun. Ich kann es Euch nicht jetzt genauer schildern. Ihr werdet es erleben, Wrax. Ihr werdet dabei sein. Die Macht, die sich im Portal verbirgt, gehört mir. Die Macht der Transzendenz. Alle werden es sehen. Alle.« Koros fühlte sich unglaublich stark, während er seinem Berater scheibchenweise mehr Informationen über sein Vorhaben gab. Nur konnte Koros Cusuar nicht wissen, dass er, sollte er erfolgreich sein, mit der Macht der Transzendenz noch etwas anderes entfesseln würde. Etwas, dem selbst der Transzendente nichts entgegenzusetzen haben würde.

      Trotz des Versuchs von Koros, Wrax zu beruhigen, bekam dieser sichtlich Angst und stellte dann die Frage, die er am allermeisten fürchtete: »Wird sich die Welt zum Guten verändern?«

      Koros antwortete nicht sofort und verunsicherte Wrax damit nur umso mehr. »Wenn Ihr an mich glaubt, dass die Welt sich zum Guten wenden wird, dann wird es auch so sein.«

      Wrax wollte fest an ihn glauben, doch in seinem Inneren tat er es nicht. Koros’ Antwort erschütterte ihn, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er war sich über sich selbst noch nicht im Klaren. Solange er nicht genau herausfinden konnte, was Koros mit der Macht in dem Portal anfangen wollte, konnte er nicht vom Guten in Koros überzeugt sein. Vielleicht sagte Koros ja die Wahrheit, aber was, wenn nicht?

      Er schob diesen Gedankenwirrwarr beiseite und konzentrierte sich zunächst weiterhin auf seine Arbeit.

      Arbeit. Ja genau! Nicht darüber nachdenken. So wie früher, dachte er, als er seinem Ersten ins Innere des Palastes folgte.

      Er hatte ohnehin keine andere Wahl. Er konnte nicht einfach aus dieser Sache aussteigen.

      Aussteigen? Du bist verrückt, wenn du so was auch nur denkst, dachte Wrax erschüttert.

      Er konnte jetzt nicht mehr zurück.

      Das würde ihm sein Erster niemals verzeihen. Das durfte Wrax nicht tun.

      Es wäre sein Tod.

      Der Herrscher und sein Berater warteten in der pompösen, aber eher schmucklosen Empfangshalle auf die Gorgens und ihren Gefangenen.

      »Ein Gorgen will mit Euch sprechen«, sprach ein anderer Diener, der wie ein Geist in die Halle geschwebt war.

      »Das ist wohl derjenige, der mir ein Geschenk überreichen möchte«, sagte Koros selbstzufrieden.

      Der Gorgen entpuppte sich zu Koros’ Missfallen als der schon bekannte Feuerwind.

      »Herr, ich freue mich, Euch hiermit das Tor offiziell überreichen zu können. Wir haben uns bemüht, es so schnell wie möglich hierher zu bringen, um Euch zufriedenzustellen. Ich hoffe sehr, wir haben unsere Arbeit nach Euren Vorstellungen erledigen können«, schleimte der Gorgen. Er konnte das Schleimen einfach nicht lassen.

      Er war in Wirklichkeit ziemlich nervös seit der letzten Drohung seines Auftraggebers und wollte nun endlich bezahlt werden und dann sofort verschwinden. Sobald der Angriff auf die Ahnenländer beginnen würde, wollte Feuerwind weit weg sein und sich mit seinem Lohn an ein ruhiges Plätzchen zurückziehen. Sollten doch die anderen Gorgens für Koros ihren Kopf hinhalten. Feuerwind würde es jedenfalls nicht tun. Noch wusste er nicht, dass dieser Plan nicht in Erfüllung gehen würde.

      »In der Tat. Ich hätte es so primitiven Kreaturen wie euch gar nicht mehr zugetraut, diese Aufgabe zu bewältigen. Ihr habt euch meinen Respekt erworben«, sagte Koros trocken.

      »Danke, Herr. Es war nicht leicht. Wir benötigten fast fünfzig Gorgens, um das Tor in die Lüfte zu heben und damit hierher zu fliegen.«

      »Ihr werdet, wie versprochen, angemessen entlohnt. Ich werde mich persönlich darum kümmern.«

      »Wir haben Euch noch jemanden mitgebracht, Herr.«

      »Wen?«, erkundigte sich Koros gespannt aber kontrolliert.

      »Es ist einer von diesen Abenteurern, die auch das Zeittor gesucht haben.«

      »Wo ist er?«

      Feuerwind drehte sich um und pfiff laut nach zwei anderen Gorgens. Diese stießen wie aus dem Nichts auf die Bühne und hielten eine Person zwischen ihren Armen. Der Mann, den sie mitgebracht hatten, konnte kaum ohne Stütze auf eigenen Beinen stehen.

      »Was habt ihr mit ihm gemacht?«, fragte Koros scharf.

      »Wir haben ihn für uns arbeiten lassen. Er war daran beteiligt, das Tor aus seinem Versteck zu tragen. Das war wohl ein wenig zu viel für ihn.«

      Koros’ Blick verfinsterte sich. »Was soll ich mit einem alten klapprigen Mann anfangen?«, zischte er wütend.

      Feuerwind war irritiert: »Aber Herr, ich dachte, Ihr würdet Euch freuen, dass ich denjenigen gefangen habe, der versucht hat, Eure Pläne zu durchkreuzen?«

      »Was weißt du schon von meinen Plänen?«, brüllte Koros.

      »Es tut mir leid, aber ich wollte Euch doch nur einen Gefallen erweisen. Ich hatte bestimmt nicht vor, Euch zu verärgern.«

      Koros versuchte seine lodernde Wut unter Kontrolle zu bringen.

      »Verschwinde«, presste er leise hervor.

      »Aber was ist mit meiner Bezahlung?«

      »Ich sagte: VERSCHWINDE! RAUS!«

      Feuerwind verstand nicht, warum Koros plötzlich so wütend geworden war. Der Zorn, den er aber in seinem Gesicht sehen konnte, veranlasste ihn dazu, den Kürzeren zu ziehen.

      »Also gut. Ich gehe. Aber ich werde wieder kommen. Meine Bezahlung steht noch immer aus. Ich habe zu viel durchmachen müssen, als dass ich auf eine Entlohnung verzichten könnte.«

      Verärgert wandte sich der Gorgen ab und verschwand gemeinsam mit seinen Artgenossen, indem sie sich in die Lüfte erhoben und durch das Eingangstor davonflogen.

      Der Gefangene, den sie zurückgelassen hatten, musterte aus trüben Augen den Herrscher und seinen engsten Berater.

      Koros machte Wrax mit einer kaum wahrnehmbaren Geste deutlich, er solle ihn und den Gefangenen allein lassen. Wrax zögerte einen Moment, weil er erfahren wollte, wer der Fremde war und was er in der Largonen-Festung zu suchen hatte, gehorchte aber dann und ging zurück zum Park.

      Dann wandte sich Koros an den Gefangenen: »Wie geht


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