Abenteuer in Alex. Yennifer Woods

Abenteuer in Alex - Yennifer Woods


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eine kleine Karte, die von all meinen Mitschülern und meinem Klassenlehrer unterschrieben war. Dann war es soweit. Wir umarmten uns alle ein letztes Mal. Ich machte mich auf den Heimweg. Meine allerbeste Freundin Sandra brachte mich bis nach Hause. Dort angekommen ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Wir umarmten uns einmal, zweimal, dreimal; und wir gaben uns ein Versprechen. Unsere Freundschaft sollte trotz der großen Entfernung bestehen bleiben. Ich versprach, ihr so schnell wie möglich zu schreiben. Dann drehte sie sich um und ging nach Hause. Mit zitternder Hand schloss ich die Haustür auf. In meinem tiefsten Inneren verspürte ich eine Erleichterung. Es war sonderbar, aber ich fühlte mich erleichtert die Hürde des Abschiedsnehmens gemeistert zu haben.

      Die letzte Nacht vor unserer Abreise verbrachten wir bei meiner Tante, da unsere Wohnung komplett ausgeräumt war. Ein Lkw hatte tags zuvor unserer ganzes Hab und Gut mitgenommen. Der letzte Morgen brach an und es sollte schon ganz früh losgehen. Unser Auto war fertig beladen. Freunde meiner Eltern und noch einige unserer Verwandten standen auf dem Hof bereit um uns zu verabschieden. Dann endlich fuhren wir los. Ich blickte mich nicht um. Ob ich jemals zurückkehren würde?

      Kapitel 2

      Die Fahrt war anstrengend, doch das kannten wir ja schon. Schließlich fuhren wir nicht das erste Mal mit dem Auto nach Griechenland. Nach drei Tagen waren wir endlich am Ziel. Ich weiß auch heute noch ganz genau was das erste war, das ich gesehen hatte, als wir die Einfahrt zu Omas Haus runterfuhren; das Gesicht meiner Lieblingscousine Evelyn. Sie erwartete mich schon sehnsüchtig. Wir hatten das gleiche Alter und fühlten uns wie Schwestern. Mit Evelyn konnte man Pferde stehlen. Mir war gleich viel wohler zumute. Die nächsten vier Wochen waren somit gerettet. Denn solange würde Evelyn mit ihrer Familie auch bei Oma Urlaub machen. Bei Oma und Opa war die Freude über das Wiedersehen und die Aussicht, dass wir für immer bleiben würden, natürlich riesengroß. Nach vielen Umarmungen und noch mehr Küssen (Küsschen links, Küsschen rechts ist in Griechenland Gang und Gebe) machten wir uns mit vereinten Kräften daran, unser Auto abzuladen. Oma hatte zum Glück zwei Häuser und so verteilten wir uns und unser Gepäck auf die verschiedenen Zimmer, die Oma für uns frei gehalten hatte. Der Lkw mit unseren Möbeln würde erst einige Tage später kommen, da er wegen der Zollkontrollen länger unterwegs war als ein Pkw. Aber was machte das schon. Wir hatten ja noch keine Wohnung, wo wir unsere Möbel unterstellen konnten. Meine Eltern waren nämlich nach dem Motto: „Es wird sich schon irgendetwas finden“ losgefahren. Heute muss ich eingestehen, dass es richtig mutig war, einfach so ins Blaue loszufahren.

      An diesem Tag erholten wir uns noch ein wenig von der Anreise. Für meine Eltern hieß es tags darauf losfahren uns sich auf Haussuche begeben. Für Ellen und mich begangen hingegen unsere langersehnten Ferien. Schwimmen fahren, mit den anderen Jugendlichen aus dem Dorf rumhängen und mit Evelyn über Jungs quatschen. Es waren schöne vier Wochen. Irgendwann während dieser Zeit hatten meine Eltern endlich Glück mit ihrer Haussuche. Sie hatten ein Haus mit einem großen Grundstück direkt am Meer gefunden. Sie waren ganz aufgeregt als sie abends wiederkamen. Beide schwärmten von dem erstklassigen Ausblick aufs Meer und dem riesengroßen, von Olivenbäumen durchzogenem Grundstück.

      »Es ist wunderschön, genau so wie wir es uns vorgestellt haben«, schwärmte Mami. Ihre Augen glänzten. Ich schaute sie zweifelnd an.

      »Habe ich denn dann wenigstens mein eigenes Zimmer«, fragte ich sie.

      »Aber natürlich, ihr bekommt jede euer eigenes großes Zimmer mit Blick aufs Meer«, erwiderte sie. >Na immerhin<, dachte ich und malte mir aus, wie ich mein erstes eigenes Zimmer einrichten würde.

      Einige Tage später fuhren wir alle gemeinsam los, um unser neues Heim zu begutachten. Evelyn und ihre Familie waren leider schon wieder daheim in Deutschland, aber ich hatte versprochen, ihr alles genau zu beschreiben und Fotos zu schicken. Oma und Opa waren natürlich auch mit von der Partie. Der Weg führte uns erst einmal Richtung Alexandroupolis. Sie war die größte Stadt in dem Präfekt. Auf einem Schild kurz vor der Stadt stand: „Willkommen in Alexandroupolis, der ersten Stadt Richtung Europa“. Den Namen verdankte die Stadt Alexander dem Großen. Ich fand diesen Namen wunderschön und Alexander der Große war einer meiner Lieblingshelden aus der griechischen Geschichte. Also nannte ich die Stadt nur noch „Alex“. Das war kurz und kompakt und man brach sich beim Aussprechen des Namens auch nicht die Zunge.

      Man hatte zwei Möglichkeiten um die Stadt zu durchqueren. Die eine Strecke führte durch das Zentrum und die andere über die Strandpromenade. Ich mochte die Fahrt über die Strandpromenade lieber, da man direkt am Meer entlang fuhr. Man hatte einen wunderbaren Ausblick. Also bat ich Papi, die Promenade entlang zufahren, was er gerne tat, da es dort keine Ampeln gab. Nachdem wir Alex hinter uns gelassen hatten führte uns unser Weg eine kurvige Küstenstraße entlang. Rings herum gab es fast nur noch Olivenbäume. Der Kontrast der silbrig- grün glänzenden Blätter der Bäume zum tiefblauen Meer war einfach umwerfend. Ab und zu sahen wir kleine Häuser inmitten der Bäume. Ich konnte es kaum noch erwarten unser Haus endlich zu sehen.

      Nach ungefähr einer Stunde Autofahrt waren wir am Ziel. »Da sind wir«, sagte Papi aufgeregt. Er sah uns viel versprechend an und wartete gespannt auf unsere Reaktionen. Neugierig schaute ich aus dem Fenster. Was ich dort sah verschlug mir die Sprache. Nie zuvor hatte ich so etwas Schönes gesehen. Inmitten der Olivenbäume lag es vor uns; ein wunderschönes altes Herrenhaus. Meine Hände tasteten aufgeregt nach dem Türgriff. Das musste ich mir aus der Nähe ansehen.

      Das Haus erstreckte sich über zwei Stockwerke und hatte eine L- Form. Wilder Efeu rankte an der Ostseite des Hauses und ein Rosenspalier mit roten Rosen umrahmte die große hölzerne Eingangstür. Durch die geschlossenen Fensterläden sah das Haus aus, als schliefe es. Die Einfahrt und der Weg bis zur Haustür waren mit großen alten Steinen gepflastert, zwischen denen das Unkraut wucherte. Mami war gerade dabei die Haustür aufzuschließen.

      »Nun kommt endlich oder wollt ihr es euch denn nicht ansehen«, rief sie uns zu. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und drängten hinein. Wir betraten einen großen Flur, der mehr an eine vornehme Empfangshalle als an einen Flur erinnerte. Auf der linken Seite ging es in die Küche. Sie war geräumig und rustikal eingerichtet. Eine richtige Wohnküche. Ich wusste, Mami hatte schon immer von so einer tollen Küche geträumt. Was mir sehr gut gefiel, war, dass man durch die Küche in den Garten gelangte und von dort aus auf eine riesige Sonnenterasse, welche direkt vor dem Wohnzimmer lag. Der Wohn- und Essbereich erstreckte sich zu unserer rechten Seite. Es war ein einziger Raum und er war einfach nur riesig. Es erinnerte mich mehr an eine Halle als an ein Wohnzimmer. Kein Vergleich zu unserer Wohnung in Deutschland. Beeindruckend war der große steinerne Kamin in einer Ecke des Zimmers. Aber am allerschönsten war der Ausblick, der sich vor uns auftat. Man konnte direkt aufs Meer hinaus sehen, da die ganze Südseite des Wohnzimmers mit einer Fensterfront versehen war. Es waren keine Fenster, sondern Schiebetüren wie sich herausstellte, als Papi anfing daran rumzuzerren, um sie zu öffnen.

      »Müssten dringend mal geschmiert werden«, murmelte er. Endlich gab die Schiebetür nach und wir traten hinaus auf die riesige Sonnenterasse. Von hieraus konnte man sehen, dass das Grundstück direkt bis an den Strand reichte. Ich war einfach nur überwältigt.

      »Wollt ihr nicht endlich eure Zimmer sehen«, rief Mami uns zu. Daran hatten wir schon fast gar nicht mehr gedacht, so beeindruckt waren wir von der schönen Aussicht. Also liefen wir wieder hinein und machten uns auf in den ersten Stock. Dort gab es vier Schlafzimmer und ein Badezimmer. Zwei der Zimmer hatten Meerblick. Mami und Papi überließen Ellen und mir breitwillig diese Zimmer und nahmen Vorlieb mit dem dritten, was auf die Einfahrt und die Olivenbäume schaute. Das vierte Zimmer wollten wir als Gästezimmer nutzen. Unsere Zimmer waren gleichgroß und auch sonst gab es keinen Unterschied, denn sonst wäre ein Streit zwischen Ellen und mir vorprogrammiert. Also entschieden wir uns jede für eins und sahen uns um. Die Räume waren hell und freundlich und besaßen jeweils einen eigenen Balkon. Ich war begeistert; ein eigener Balkon, ganz für mich allein. Das musste ein Traum sein.

      In der zweiten Etage gab es noch zwei kleinere Zimmer. Aus dem einen wollte Mami ihr Atelier machen und das andere sollte Papis Arbeitszimmer werden. Dieses Haus war einfach wie geschaffen für uns. Die Suche hatte sich gelohnt. Was


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