Abenteuer in Alex. Yennifer Woods
unser Haus auf einem Hang lag, war das Grundstück recht abschüssig. Nach einem ganzen Stück kam ich tatsächlich unten am Strand an. Ich traute meinen Augen kaum. Das war ja einfach unglaublich. Ein Strand ganz für uns allein. Es war einfach unbeschreiblich schön. Vor mir erstreckte sich eine kleine Bucht, die ringsherum von roten Felsen eingefasst war. Der Kontrast der roten Felsen zum weißen Strand und zum azurblauen Meer war einfach wunderschön. Das würde mir keiner meiner Freunde in Deutschland glauben. Schwimmen wäre jetzt göttlich, dachte ich und wollte zurück zum Haus um meinen Bikini zu holen. Aber vorher wollte ich noch den Rundgang beenden. Ich ging bis zu den Felsen auf meiner rechten Seite, Richtung Westen und dort angekommen sah ich auch den Zaun der unser Grundstück von dem des Nachbarn trennte. Ich beschloss erst einmal am Zaun entlang zu gehen. Nach circa zweihundert Metern traf ich auf einen kleinen alten Stall, der schon ziemlich baufällig war. Hatte die Vorbesitzerin etwa hier Tiere gehalten? Wohl nicht, denn der Stall sah wirklich schon sehr alt aus. >Das ist ja interessant, ob Mami und Papi wohl wussten, dass sich auf unserem Grundstück auch ein Stall befindet<, dachte ich und beschloss meine Entdeckungstour erst mal zu beenden und ihnen von dem Stall und dem tollen Strand zu erzählen. Kurz vor der Terrasse entdeckte ich jedoch noch etwas zwischen den Bäumen. Es war ein kleiner Springbrunnen, der von Unkraut und Gestrüpp überwuchert war. Mir wurde langsam klar, dass noch sehr viel Arbeit vor uns lag, um das Grundstück und das Haus wohnlich zu gestalten.
Als ich gerade die Treppen hinaufsteigen wollte, hörte ich Mami rufen: »Tina, wo steckst du? Das Essen wird kalt«. »Komme schon«, erwiderte ich.
»Na warst du am Strand«, wollte Papi wissen.
»Ja, und ich habe einen alten Stall und einen antiken Springbrunnen entdeckt«, erzählte ich.
»Nun ja, das hatte Frau Tsouka, die Vorbesitzerin uns auch erzählt. Aber er soll sehr baufällig sein. Vielleicht müssen wir ihn wegen Einsturzgefahr auch abreißen lassen. Denn mit einem Stall können wir nun wirklich nichts anfangen«, meinte Papi.
»Und was den Brunnen betrifft«, fügte Papi hinzu, »den säubern wir und versuchen ihn wieder in Gang zu bringen. Aber nun wird erst einmal gegessen«. Das ließ ich mit natürlich nicht zweimal sagen. Die Suvlaki schmeckten hervorragend. Nach dem Essen mussten wir uns weiter um unseren Umzug kümmern. Papi und Jianni hatten die Kleiderschränke in unseren Zimmern aufgestellt und Ellen und ich fingen an Kleiderkartons auszupacken. Mami wuselte weiter in der Küche herum und Papi war dabei, den großen Schlafzimmerschrank zusammenzubauen. Mir war nur noch heiß und plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich doch eigentlich schwimmen wollte. »Was haltet ihr von einer Abkühlung im Meer«, rief ich in den großen Flur. Papi steckte den Kopf durch die Schlafzimmertür: »Das ist eine Spitzenidee. Sag Mami Bescheid, ich weiß nämlich nicht, wo sie meine Badehose versteckt hat«. Ellen hatte ihren Bikini schon in der Hand und wollte sich umziehen.
»Das wir nicht früher auf die Idee gekommen sind. Schließlich wohnen wir jetzt direkt am Meer. Und der Umzugsstress läuft uns auch nicht davon«, murmelte Papi. Auch Mami war von meiner Idee begeistert und so liefen wir alle nach ein paar Minuten runter zum Strand. Jianni hatte keine Badehose dabei, wollte es sich aber mit einem Bierchen gemütlich machen, solange wir beim schwimmen waren. Die Sonne stand nicht mehr so hoch am Himmel, da es schon spät am Nachmittag war. Aber das Wasser war wunderbar warm und klar. Man konnte ein paar kleine Fischerboote beobachten, die auf See gefahren waren. Ich ließ mir von Papi erklären, dass im nächsten Dorf, das Makri hieß, ein kleiner Hafen lag. Von dort aus fuhren die Boote los.
Nachdem wir uns erfrischt hatten, ging es wieder zurück zum Haus. Beschwingt machten wir uns wieder an unsere Arbeit und ehe wir uns versahen war es auch schon dunkel. Jianni verabschiedete sich und versprach am nächsten Morgen wiederzukommen, denn es gab noch viel zutun. Wir bedankten uns und sahen ihm nach, wie er die lange Einfahrt hinauffuhr. »So, lasst uns schlafen gehen, es war ein langer Tag. Ihr seit doch sicher alle müde«, sagte Papi. Das waren wir auch. Ellen und ich wünschten Mami und Papi eine Gute Nacht im neuen Haus und dann stiegen wir die Treppen hinauf in unsere neuen Zimmer. Es war für uns das erste mal, dass wir in getrennten Zimmern schlafen würden.
»Tina, was hältst du davon, wenn wir die Türen auflassen«, fragte Ellen mich leise.
»Na klar«, antwortete ich, denn auch mir war es nicht geheuer. In einem so großen Haus hatten wir noch nie geschlafen. Alles war so ungewohnt. So still. Nicht so wie in der Stadt.
»Ach, und wenn du nicht schlafen kannst, komm einfach in mein Zimmer«, bot ich Ellen noch an.
»Gerne«, erwiderte sie.
Ich zog mich um und legte mich in mein Bett. Eine ganze Weile lauschte ich den ungewohnten Geräuschen. Man hörte hier keine Autos, sondern das Zirpen der Grillen und die Schreie der Käuzchen. Und den Wind, der die Olivenbäume sanft hin und her wiegte. In weiter Ferne erklang das Bellen eines Hundes. Irgendwann schlief ich ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich, als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Wie spät mochte es wohl sein. Zu dumm, ich wusste nicht, wo ich meine Uhr gelassen hatte. Komischerweise war meine Zimmertür geschlossen, obwohl ich sie doch vorsorglich aufgelassen hatte. Ich schlenderte ins Badezimmer. Das Schlafzimmer meiner Eltern, genau wie das von Ellen, war verlassen. Typisch, dachte ich. In meiner Familie galt ich als Langschläferin und da war auch was dran. Ich schlief morgens gerne etwas länger. Im Gegensatz zur übrigen Familie. Die waren alle Frühaufsteher.
Das Badezimmer hatte dringend eine Renovierung nötig. Die sanitären Anlagen waren alt und man konnte noch so viel scheuern, man bekam sie nicht mehr richtig sauber. Doch Papi sagte, dafür fehle momentan das Geld. Wir müssten für einige Zeit eben das Beste draus machen. Nachdem ich mich gewaschen hatte stieg ich die Treppen hinab und ging in die Küche. Mami war dabei Kaffee zu kochen.
»Guten Morgen mein Schatz. Möchtest du einen kalten Kakao oder lieber Orangensaft? «, fragte Mami mich.
»Guten Morgen Mami«, murmelte ich noch etwas verschlafen. »Saft wäre Klasse. Wo sind denn Papi und Ellen? « fragte ich. »Ach, die sind zum Bäcker gefahren, um Frühstück zu holen«, erwiderte Mami. Unsere Küche stand immer noch voller Umzugskartons.
»Was steht denn heute auf dem Programm? «, fragte ich Mami neugierig.
»Ich weiß momentan auch nicht wo mir der Kopf steht. Wichtig ist die Küche«.
»Mami, was würdest du davon halten, wenn wir erst einmal schön gemütlich draußen auf der Terrasse frühstücken«, schlug ich vor.
»Wie sollen wir das denn machen, wir haben doch noch keine Gartenmöbel«, meinte Mami.
»Pass auf, wir nehmen einen großen leeren Karton, den wir umdrehen, als Tisch. Und dann noch unsere Klappstühle hier aus der Küche. So müsste es eigentlich gehen«.
»Gute Idee«, staunte Mami bewundernd. Und so schleppte ich einen großen leeren Karton nach draußen und Mami kam mit den Stühlen hinterher. Als Papi und Ellen kamen saßen wir mit unseren Getränken bereits draußen.
»Frühstück auf der Sonnenterrasse, das ist ja prima«, freute sich auch Papi. Und so saßen wir alle beisammen und genossen unser erstes Frühstück auf der tollen Terrasse.
Nach dem Frühstück halfen Ellen und ich Mami in der Küche. Papi hatte die Türen der Einbauschränke abmontiert um sie zu lackieren. Und wir waren dabei sämtliche Küchenschränke von innen sauber zu scheuern. Mami hatte sich die oberen Schränke vorgenommen und wir krochen auf den Knien herum, um die unteren zu säubern. Mit dieser Aufgabe waren wir den halben Tag beschäftigt, denn die Küche war riesig.
Gegen Mittag bestellten wir uns Pizza und genossen die Pause. Die Küchenschränke waren soweit sauber, nur die lackierten Schranktüren mussten noch trocknen. Mami und Papi wollten später in die Stadt fahren, um sich noch Möbel anzuschauen, die uns fehlten. Ellen und ich hatten die Wahl; entweder mitfahren oder es uns gemütlich machen. Wir beschlossen natürlich zuhause zu bleiben. Schließlich musste man doch das schöne Wetter ausnutzen. Wir wollten viel lieber schwimmen gehen.
Nachdem Mami und Papi losgefahren waren, machten wir uns auf den Weg zum Strand. Lange blieben wir jedoch nicht, da es doch ziemlich